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Und ewig ruft die Amsel

Eigentlich will ich ja seit Wochen einen Text aus meiner Schublade endlich mal fertigstellen.
Stattdessen hab ich mich mit den wirklich wichtigen Dingen befasst: Die Amseln singen wieder!

Ein Musikerinnen-Hirn wie meins hört da sehr genau hin. Schon immer. Es kann gar nicht anders!
Daher auch dieser alte Artikel. Und dieser. Darin gibts allerlei Hörbeispiele. Und man erfährt im ersten verlinkten Artikel auch, warum Amseln eigentlich Wale sind, nur schneller.

Aus meiner Hörspektive ist das in diesem Frühling so: Wäre ich ein Amselmädchen, dann würde ich mich interessieren für den Amslerich, der hier vor meinem Fenster täglich singt. Denn er ist echt gut im Nachahmen. Und er übt so brav, das ringt mir Respekt ab.

Daher bin ich hingeflattert und hab zugehört, und dabei ist mir etwas aufgefallen.
Dann hab ich ihn aufgenommen.
Und dann alles zusammengeschnitten.
Weil ich nicht anders konnte :)

(Falls nachfolgend kein Player eingeblendet werden sollte mit einem kleinen Pfeilchen als klickbare “Play”-Taste, bitte in einem Kommentar melden!)

      Etosha+Bb-Amseln - Addams Family.mp3
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Konflikt ja aber

Noch eine Forderung nach einem Schulfach für wichtige Fähigkeiten – ich weiß schon, die braucht niemand. Aber hey: Wir lernen nicht, wie man Konflikte löst!

Wir lernen nicht, wie man Konflikte löst. Weder innere noch äußere. Wir schaffen es oft nicht einmal im Kleinen, den Frieden und die Gemeinschaft zu behüten:
Uns um unsere eigenen Gefühle zu kümmern, sodass wir sie nicht unbesehen an anderen auslassen.
Uns für unsere zwischenmenschlichen Beziehungen zuständig zu fühlen und dort den Raum frei zu halten von Altlasten, Unausgesprochenem, Leid und Ressentiment.
Authentisch zu kommunizieren, unsere Grenzen an der richtigen Stelle zu setzen und diese umgekehrt auch zu respektieren.
Wir schaffen es nicht, einander so anzunehmen, wie wir sind, und trotzdem besser werden zu wollen.

Wir können nicht unter einem Dach leben, ohne dass der Respekt voreinander verloren geht.
Und als Frau in diesem Land dürfen sich manche noch nichtmal von jemandem trennen, ohne dafür ermordet zu werden.

Und dann sehen wir uns einem weltpolitischen Konflikt gegenüber und wundern uns, warum bloß kein Frieden auf der Welt herrschen kann?

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Sinnlose Gewalt ist sinnlos

Es ist verständlich, dass wir es im Kopf nicht aushalten, wenn Menschen anderen Menschen Gewalt antun. Dass wir Tatsachen abwehren. Überhaupt ist Akzeptanz eine der schwierigsten Übungen im menschlichen Geist. Aber…

Wenn wir nach Gründen suchen, den Gründen für Gewalt, dann sollten wir das tun, um die Welt zu begreifen und unsere Sicht auf sie gegebenenfalls der Realität anzupassen. Und nicht umgekehrt. Man hüte sich vor Abkürzungen mit egoistischen Straßennamen: Die Suche nach Gründen sollte nicht dazu dienen, dass wir uns selbst in falscher Sicherheit wiegen und dabei unsere Sicht nicht verändern müssen.

Gewalt ist nicht relativ

Wir kennen das: Relativierungen sind bei Gewalttaten allzu schnell zur Stelle:
“Ja, aber wenn sie vergewaltigt wurde, wird sie wohl zu freizügig gekleidet gewesen sein, oder sie war in der falschen Gegend mit den falschen Leuten unterwegs. Wäre sie daheimgeblieben, ja dann…”
Oder: “Ja, aber zum Streit gehören natürlich immer zwei! Wenn sie vom Ex ermordet wurde, wird sie auch was beigetragen haben, tjahaa!”
Sowas sagen Leute dann, transportieren damit ein “selber schuld” und kommen sich dabei sehr abgeklärt und objektiv vor.

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Gesundheitsvorherrschaft: Aspekte (2): Kinder

Dieser Artikel ist Teil 3 von 3 in der Serie "Gesundheitsvorherrschaft" ...

Hier ein weiterer Aspekt der Vorherrschaft der Gesunden, der selbsterklärten “Starken” und ihrer latenten Feindlichkeit gegenüber den angeblich Schwächeren: Kinder sind verletzbar.

Kinder können sich nicht wehren

In einer Begegnung zwischen zwei gleichberechtigten Menschen müssen 50% des Infektionsschutzes von jedem Beteiligten kommen. Niemand kann sich da ebenso gut ausschließlich “selber schützen”.
Doch Kinder können das am allerwenigsten. Sie sind völlig davon abhängig, was ihre Eltern, Großeltern und ihre Lehrer und Lehrerinnen denken und für richtig und wahr halten. Sie sind durch die Schulpflicht gezwungen, sich täglich mit vielen anderen Menschen in geschlossenen Räumen aufzuhalten. Und sie sind noch viel stärker dem familiären Druck und dem Gruppendruck ausgesetzt, als man das als Erwachsener ist, sofern man eine gewisse mentale Unabhängigkeit erreicht hat.

Der Staat müsste demnach besonderes Augenmerk auf den Schutz von Kindern legen.
Es macht mich fassungslos, dass das Gegenteil der Fall ist:
Die Absonderungspflicht für Infizierte aufzuheben, wie dies in Österreich ab 1. August 2022 vom Gesundheitsministerium verordnet wurde… Und jetzt der Plan, die Unterrichtenden, “wenn sie sich gesund fühlen” *, auch infiziert zum Unterricht zuzulassen (wenn diese das “für sich(!) verantworten können und wollen”, mit Maske natürlich) – Kinder mit einem Virus zu durchseuchen, der die Gefäße schädigen kann, die Organe, das Gehirn und Nervensystem und das Immunsystem, der für Folgeerkrankungen sorgt, und das alles mit noch unbekannten Folgen für die Zukunft der Menschheit – das ist das Unvorsichtigste und Verantwortungsloseste, was man diesem Land seit 1945 verordnet hat.

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Gesundheitsvorherrschaft: Aspekte (1)

Dieser Artikel ist Teil 2 von 3 in der Serie "Gesundheitsvorherrschaft" ...

Hier erscheinen nun in losen Abständen weitere Gedanken zu meinem vorigen Blogeintrag, der Übersetzung des Essays von Dr. Maarten Steenhagen. Viele Aspekte der Krankenfeindlichkeit kommen im Essay nicht oder nicht explizit vor. Diese möchte ich hier nach und nach thematisieren.

Nach rechts geschwemmt?

In der Einleitung schrieb ich: “Wir sehen uns seit Pandemiebeginn zunehmend mit rechtsextremen Anschauungen konfrontiert.”
Gemeint: Mit den neoliberalen, neofeudalen bis rechtsrechten Vorstellungen von Stark und Schwach, von Hochwertig und Minderwertig, von Leistung und “Leistung”. Die, die uns weismachen wollen, Solidarität wäre, wenn die einen auf die anderen draufsteigen. Davon sind wir ja schon weitaus länger unterwandert als nur in den letzten Jahren.
(siehe auch mein Rant aus dem Mai 2020 und frühere Beleuchtungen des Leistungsgedankens)

Nicht nur rechte Trolle auf sozialen Medien konfrontieren uns damit, wenn sie uns ihren gefühlten Anspruch auf Rücksichtslosigkeit und Entsolidarisierung als “Freiheit” verkaufen wollen. Nicht nur aus der False Balance in zu vielen anderen Medien schwappt es uns die neue Kaltschnäuzigkeit frostig in unsere mentalen Systeme.

Sondern auch und immer wieder von Seiten unserer Regierung, die ihre Berater und Beraterinnen nie auf ihre Gesinnung abklopft, weil wertebefreiter Machterhalt sich gesinnungsmäßig gar nicht festlegen muss. Stattdessen scheint sie jede “gesundheitspolitische” Empfehlung gerne anzunehmen, die opportun ist, um ihre Wirtschaftsklientel zufriedenzustellen. Genausowenig überraschend ist dabei, dass die kapitalismusfreundlichsten Konzepte gleichzeitig mitunter die menschenfeindlichsten sind.

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Die Vorherrschaft der Gesunden

Dieser Artikel ist Teil 1 von 3 in der Serie "Gesundheitsvorherrschaft" ...

Seit Beginn der Pandemie sehen wir uns zunehmend mit rechtsextremen Anschauungen konfrontiert. Ein Essay bringt eine klare Einordnung krankenfeindlicher Tendenzen: Gesundheitsvorherrschaft ist eine faschistoide Ideologie.

In den Jahren der Pandemie war es für Menschen aus der Risikogruppe, Menschen mit chronischen Krankheiten oder mit Behinderung und für deren Angehörige schon schwierig genug, ihr Leben wenigstens auf Sparflamme fortzuführen.
Ob und in welchem Ausmaß “die Gesunden” (oder die, die sich dafür halten) Schutzmaßnahmen mittragen und für sich als zumutbar empfinden, wird jedoch wesentlich davon bestimmt, welche geistige Haltung sie gegenüber Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen einnehmen. Die allzu lauten Verharmloser und Leugnerinnen schreien uns ihre Anschauung dazu regelmäßig in die Ohren und in unsere Gedankenwelt.

Dr. Maarten Steenhagen vom philosophischen Institut an der Universität Uppsala hat im Mai bei Medium ein eindringliches Essay in englischer Sprache veröffentlicht. Angesichts der sukzessiven und aktuellen Entwicklungen im Laufe der Pandemie sind Steenhagens klare Worte in diesem Essay eine wichtige Einordnung, wie ich finde.

Im Einvernehmen mit dem Autor (und sehr zu seiner Freude :) habe ich sein Essay daher hier auf Deutsch übersetzt.
(Hier verlinke ich seinen Original-Twitter-Thread zum Essay.)

tl;dr

Die Vorherrschaft der Gesunden ist eine krankenfeindliche, rechtsextreme und faschistoide Anschauung, die den vergänglichen Gesundheitsstatus der Menschen in eine absolute Eigenschaft umdeutet und daraus Privilegien- und Machtansprüche der “Gesunden” ableitet. Sie richtet sich gegen alle, die diesem trügerischen Gesundheitsideal nicht entsprechen, und schürt und legitimiert damit Abwertung und Aggression gegen diese Menschen.
Wir müssen den Erscheinungen dieser Ideologie entschlossen entgegentreten – in uns selbst und in anderen.

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“Verabscheust du Faschismus?
Dann sei nicht krankenfeindlich!

(“Loathe fascism? Then don’t be a health supremacist”)

Die Vorherrschaft der Gesunden ist eine Ideologie. Vorherrschaftsdenken beginnt immer mit der gedachten Aufteilung der Welt in vermeintlich “hochwertige” und “minderwertige” Menschen. Gesundheitsvorherrschaft ist die Anschauung, dass jemand, der als gesund betrachtet wird, all denen übergeordnet wäre, deren Gesundheit in irgendeiner Weise eingeschränkt ist; jegliche Form von Krankheit oder mutmaßlicher gesundheitlicher Beeinträchtigung macht dich in dieser Anschauung aus Prinzip zu einem “minderwertigen” Menschen. Gesundheitsvorherrschaft ist der Glaube, den Gesunden würde das natürliche Privileg zustehen, gesellschaftlich die Vorherrschaft über die anderen auszuüben.

Dem Kern von Gesundheitsvorherrschaft und Krankenfeindlichkeit wohnt ein Trugbild inne: Dass es so etwas wie eine “natürlich-gesunde” Person gäbe, die niemals ernstlich krank oder behindert wäre und das auch nicht werden könnte. Ein Trugbild deshalb, weil das einfach nicht der Wahrheit entspricht. Die Gesundheit ist eine der unvorhersehbarsten Gegebenheiten an einem Menschen. Jede und jeden von uns trennt nur eine Infektion oder ein Unfall von einer Erkrankung oder Behinderung.

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Corona DreiNull – Gegen Zynismus als Ersatz für Argumente

Dieser Artikel ist Teil 19 von 18 in der Serie "Corona" ...

Die ausgiebigen Versuche einiger User, auf Social Media sarkastisch, zynisch, ironisch zu sein, und auch die Spottvideos der Tatort-Schauspielerriege* veranlassen mich, hier über Zynismus, Framing und geistige Reife nachzudenken.

*und des verantwortlich zeichnenden Regisseurs, der einfach mal ordentlich das Publikum beschimpfen wollte

Ironie oder Zynismus – die Art, in der man das Gegenteil von dem sagt, was man meint, und das mit einem entsprechend unsympathischen Tonfall und Gesichtsausdruck garniert – ist schon im persönlichen Gespräch schwierig: Kinder etwa verstehen Ironie bis zu einem gewissen Alter gar nicht und nehmen alles wörtlich, hören also das Gegenteil des eigentlich Gemeinten, nämlich: das Gesagte. Und allerlei neurodiverse Menschen hören nie damit auf, Aussagen wörtlich zu nehmen, und tun sich schon schwer mit einem übertragenen Sinn, ganz zu schweigen von einem gegenteiligen.

Schriftlich, auf Social Media, ohne Tonfall und nur mit ein paar Emojis bewaffnet, von denen der beliebteste ausgerechnet der Lachtränen-Smiley sein dürfte, sieht das dann etwa so aus:

  • “Endlich alles aufmachen! Diese ganze Pandemie ist doch Bullshit!”
  • “Endlich alles aufmachen! Die ganze Pandemie ist doch eh nur Bullshit! Und zusätzlich könnten wir noch … [perfide Idee zur Erhöhung der Infektionsgefahr; smiley]”

Dann wirkt dieser Zynismus entweder noch abgebrühter und aggressiver – was womöglich mit Gegenaggression beantwortet wird. Oder er steckt andere an und wird von ihnen in ungeahnte Höhen der menschenfeindlichen Ideen erhoben. Oder er wird gar nicht als Zynismus verstanden – dann wird der Verfasser, die Verfasserin einer Überzeugung zugeordnet, der sie gar nicht anhängen.

Die meisten Effekte sind nichtmal erwünscht.
Und dann ist man “total überrascht über den Shitstorm”.
Oder die Hirne aller Beteiligten sind unmenschlichen Ideen nähergerückt.
Oder man ist beleidigt, dass man “falsch verstanden” wurde.
Oder muss darauf hinweisen: “Das war Zynismus, zwinki zwonki!”

Und wer ist danach reicher an irgendwas?

So sehr einen dieser Zynismus äußerlich vom Objekt seines Spottes abgrenzen soll, es könnte dabei innerlich ein ganz anderer Mechanismus wirksam werden. Mit dieser Art, seine Anschauungen (nicht) zu kommunizieren, indem man die fremde zitiert, lässt man diese Überzeugungen allmählich das eigene Innere kapern. Man verschiebt sich und sein Denken damit selbst.
Denn das ist es, was Framing wirklich bedeutet: Dein Denken wird von außen begrenzt, in einen Rahmen eingekastelt und mit diesem Rahmen verschoben und weiterverbreitet.

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Gastbeitrag: Hausbauer

Da ich zur Zeit ohnehin nicht zum Schreiben komme, hier ein Gastbeitrag von meinem lieben Freund R., der sich schriftlich so seine Gedanken macht und sich über Feedback von Ähnlich-Empfindenden freuen würde. Oder wohl auch von Umgekehrt-Empfindenden. Falls ihr dazu also etwas empfindet, ab in die Kommentare damit!

Ich habe in den letzten Wochen gefühlt nicht die Bohne zustande gebracht.
Manchmal, da wäre ich gerne ein „Hausbauer“. So ein ganz Normaler, mit Familie und geregeltem Einkommen und Zeitungsabo und so. Dann könnte ich jeden Tag sehen, wie meine Häuser immer größer und letztlich irgendwann einmal fertig werden. Und wenn ich dann so mit meiner Familie am Sonntag nach dem Kirchgang (OK, übertrieben), also nach dem Wirtshausgang, den Schweinsbraten und die Knödel verdauend, durch die Straßen schlendere (aka spaziere), dann könnte ich an jeder Straßenecke irgendwann einmal sagen: „Das habe ich gebaut!“ Und „Das da auch!“.

Und irgendwann, wenn ich einmal nicht mehr bin und nur noch welke Blumen meinen von immer mehr Moos überwucherten Grabstein zieren, dann könnten meine Kinder sagen: „Das Haus hat mal der Papa gebaut, und jetzt reißen die das weg und bauen einen Hofer dahin“. Oder so.

Manchmal denke ich mir, wie viele Menschen es wohl gibt wie mich. Also Menschen, die ihr Leben lang Dinge bewegen, die niemals einer sieht, die keiner wahrnimmt und die alle als ganz „normal“ betrachten. Und zack, einmal nicht beim Über-die-Straße-Gehen aufgepasst, und man liegt mit dem Profilabdruck eines MA48-Fahrzeuges auf dem Asphalt. Also weggewischt, die ganze Sauerei. Und vergessen den Menschen. Denn der hatte ja keine Familie, keine Nachkommen, nichts. Man war nie – und dann ist das „nie“ auch noch weg von der Bildfläche. Wie Grashalme nach dem Rasenmähen. Weg, aus, Ende – danke für die Mitarbeit.

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Corona – 18 .. Impfung (4) Vektor-Impfstoffe

Dieser Artikel ist Teil 18 von 18 in der Serie "Corona" ...

Nun noch ein etwas genauerer Blick auf eine Impfstoff-Methode, über die man nicht so viel weiß… noch! :)

VEKTOR-IMPFSTOFFE

Wie schon beim mRNA-Impfstoff erklärt, wird auch bei einem Vektor-Impfstoff die Bauanleitung für ein Spike-Protein des SARS-CoV-2-Virus in den Körper gebracht, das dann im Bereich der Einstichstelle das Immunsystem auf dessen Abwehr einschult.

Allerdings geschieht das auf eine etwas komplexere Weise als beim mRNA-Impfstoff, bei dem nur die mRNA für das Spike-Protein ein bisschen verpackt und in den Körper geschickt wird.

Fremde Viren als Taxi

In einem Vektor-Impfstoff benutzt man einen anderen Virus in modifizierter Form als Überträger, als Träger, als Fähre – und dafür steht das Wort “Vektor” in diesem Zusammenhang. Auch Stechmücken, Fledermäuse und Zecken können Vektoren sein – sie sind Träger von Erregern, an denen sie selbst nicht erkranken.
Seit einigen Jahrzehnten werden in der Forschung auch verschiedene modifizierte Viren für diesen Zweck benutzt. Und das nicht nur für Impfungen, sondern auch für andere Modulationen – etwa zur Bekämpfung von Tumorzellen oder auch zur Reparatur von Gendefekten.

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Corona – 17 .. Impfung (3) – Virus, Mutationen, mRNA-Impfstoff

Dieser Artikel ist Teil 17 von 18 in der Serie "Corona" ...

Nach dem mikrobiologischen Ausflug in das faszinierende, aber alltägliche Geschehen in unseren Zellen nun zurück zum Virus, zu Mutationen und zu den Impfstoffen.

Zurück zum Virus

Ich hab erzählt, was für potente kleine Kerlchen Proteine sind. Doch nicht alle Proteine sind freundliche Mitarbeiter des Körpers.

Ein Virus hat um seine Erbsubstanz herum eine Kapsel aus regelmäßig angeordneten Proteinen, das sogenannte Kapsid (VCP, viral coat protein). Außenrum hat es, je nach Typ, noch diverse Membranen und Hüllen aus Lipiden und Proteinen, und ganz außen eine Virushülle.
(Es gibt auch “nackte” Viren, die haben nur ein Kapsid, aber keine Hülle (Hep E, Noro, Sapo, Adeno).
(Und es gibt auch richtig nackte Viren, die nichtmal ein Kapsid haben, sondern ausschließlich aus einem geschlossenen Ring aus einzelsträngiger RNA bestehen (ssRNA), die heißen Viroide und befallen nur Pflanzen.
Und dann gibts auch noch… aus! :)
)

Viren als Mitbewohner

Gewisse Viren sind übrigens ein fester Bestandteil unseres Mikrobioms. Der Begriff bezeichnet die Gesamtheit der anwesenden Mikroorganismen im menschlichen Körper, die ein anderes Genom haben als der Mensch selbst. Diese Viren haben eine ähnliche Aufgabe im Mikrobiom wie die Raubtiere in der freien Wildbahn – sie halten die Bestände (hier: an Bakterien) in Schach und dezimieren sie wenn nötig.

Wir haben in Summe mehr Mikroben-Genome im Körper als menschliche, übrigens. Und die Diversität von Mensch zu Mensch ist immens! Die Mikrobiom-Forschung ist ein extrem interessantes Kapitel der Biologie, in dem sich unfassbar viel getan hat in den letzten Jahren.
Es lohnt sich sehr, da reinzuschnuppern! Dabei kann man erfahren, dass unsere Darmflora viel mehr kann als nur “verdauen”, woher Neugeborene ihr Darmflora-Starterpaket bekommen usw. Und es hat nicht nur rein biologische Implikationen: Mit einem neuen Mikrobiom vom Schüchti zum Draufgänger, auch das gibt es – die ganze Persönlichkeit verändert sich, wenn man eine sehr schüchterne, darmsterile Maus mit einem fremden Mikrobiom “impft”. Ein super Blog dazu gibts zB hier (auf Englisch).

Von Hülle zu Hülle

Virion heißt ein Virus außerhalb der Zellen, zB in der Blutbahn. Es ist anhand seines Mäntelchens, der Proteine in seiner Hülle, für die Zellen der Immunabwehr und deren Antikörper eindeutig identifizierbar – sofern sie davor schon einmal die Gelegenheit hatten, es als Eindringling zu erkennen und es sich für später einzuprägen.
Bis dahin allerdings kann das aktive Virion mit einem bestimmten Teil seiner Oberfläche ungehindert an unseren Zellen andocken und dort Einlass finden.

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