Meine Schwägerin ist schuld. Sie hat sich so ein Ding gekauft. Und mir davon vorgeschwärmt. Für Musiker ist das natürlich eine tolle Sache: Audio-Aufnahmen in wav- oder mp3-Format in einstellbarer Qualität direkt auf SD-Karte. Tolle Aufnahmequalität, kleines Format – das Ding ist kaum größer als eine Zigarettenpackung. Und ich fürchte, ich hab auch meinen Bruder schon angesteckt, letztens, als wir uns trafen. Für Bandproben oder Sessions ist dieses Gerät genau das Richtige. Und freilich als Spielzeug für die kleine Tosha.
Natürlich kann man das Ding auch einfach dazu benutzen, mal eine andere Facette der Welt aufzuzeichnen. Die Frage “Wie sieht’s bei dir eigentlich aus?” wird in der Zeit der digitalen Fotografie deutlich häufiger beantwortet als die Frage “Wie hört sich’s bei dir an?”
Ich hab ja ein ausgesprochenes Faible für Amseln und ihre Gesänge, und das nicht nur der Schönheit wegen, sie bringen mich auch oft zum Lachen. Schon als Kind prägte sich mir das Lied ein, das die Amsel in unserem Garten sang. Es klang vom Ablauf her so ähnlich wie das hier:
Jede Amsel singt ein wenig anders, sie sind ziemlich kreativ, singen also nicht immer den gleichen Song. Trotzdem erkennt man sie wieder, wenn man sie oft genug gehört hat.
Will man die Gesänge allerdings aufzeichnen, wird einem recht deutlich bewusst, gegen welche Geräusch- respektive Lärmkulisse diese Federviecher täglich ankämpfen müssen.
Hier bei uns daheim ist es in erster Linie der Fluglärm, der den Amseln das Leben schwermacht. Dabei singt ‘unsere’ Amsel aber bevorzugt zu genau den Spitzen-Startzeiten – gegen sieben Uhr früh und sieben Uhr abends. Vielleicht ist das ja auch Absicht, und sie denkt, die Säcke übersing ich noch einbeinig und mit Halsschmerzen.
Die beiden nachfolgenden Sequenzen fand ich lustig, man hört mich nach der ersten ganz verhalten kichern.
Kaum hab ich begonnen, mich auf die Aufzeichnung von Amselgesang zu konzentrieren, werde ich morgens sogar von Amselgesang sofort hellwach! Ha! Da singt sie, und noch kein Flugzeug zu hören, also nix wie raus! Um 5:25 morgens muss es doch möglich sein, den Piepmatz auf mp3 zu bannen! Zuerst gelingt das auch, sieht man von dem Zug ab, der zu Beginn durchs Bild fährt, äh, durchs Ton. Aber dann muss die Amsel gegen die Trappel- und Knurrgeräusche bestehen, die Frau Hund macht, wenn sie wieder mal versucht, den Igel aus dem Garten zu verjagen, gegen ihr anschließendes enttäuschtes Schnauben und das Rascheln unseres Bambusvorhangs.
Gegen Gebell vom Nachbarhund. (Hier mischt sich auch ein anderer Vogel ein, der seine Rufe mit einem scheußlichen Geräusch beendet, das irgendwie elektrisch klingt, weswegen ich ihn auch “Elektrovogel” getauft hab. Wer mir sagen kann, welches Federhirn da so scheußlich gräuspelt und zischelt, gewinnt den Titel Pfannenvogelkundler des Jahres.)
Edit: Das Federhirn heißt Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros). Vogelstimmen nach Namen gibts auf vogelstimmen.de. Der Titel geht an… mich selbst. Hurra!
In Wien, gleich um die Ecke vom Büro, gibts eine Amsel, die unermüdlich gegen den starken Verkehrslärm der Triesterstraße ansingt; die Aufnahmen hab ich schon bei etwas ruhigeren Phasen des Verkehrs gemacht. Sie ist auch absolut gesehen deutlich lauter als die Amseln hier am Land.
Sich gegen ein Motorrad durchzusetzen ist allerdings so gut wie unmöglich. Ab und zu gibt diese Amsel eine Art Sirenengeheul von sich, so ähnlich, wie bei uns die Polizeisirenen klingen. Ganz am Schluss hört man hier einen Ansatz davon. Oft sirent sie auch vier-, fünfmal hintereinander, das hab ich aber leider nie erwischt. Verscheucht die Motorräder aber auch nicht.
Hier die Sirene für Ungeduldige:
Es klappt so gut wie nie mit einer halbwegs störungsfreien Amsel, sogar morgens rauscht’s ein bissel. Das ist aber hauptsächlich der Wind.
Aber Amselgesänge mag ich. Was mich dafür unfassbar nervt, ist das elende Gefiepe des Grünfinken, der seit neuestem täglich auf der Tanne des Nachbarn sitzt und von dort sein dämliches Kichern verbreitet. Ich komm mir echt ausgelacht vor.
Noch schlimmer aber ist sein ständiges zwii-zwii-zwii-zwii. Klingt, als würde jemand versuchen, ein Auto zu starten, bei dem die Batterie zwar ok, aber der Starter im Arsch ist.
Und weil wir am Land leben und die Menschen so öko sind und sich lieber Schwimmteiche bauen anstatt einen anständigen, ordentlich gechlorten Pool, werden wir hier mittlerweile von zwei Seiten mit Froschgequake beschallt. Zum Glück nicht vom direkten Nachbarn, sonst wär ich wahrscheinlich schon ausgezogen. Romantisch? Mitnichten.
Sogar Stereo! Man muss staunen über die Qualität. Ähm … bitte mehr Frösche.
Der kann sogar 4ch-Surround aufzeichnen! Mhm! :)
Mehr Frösche kommen per Emil! Am liebsten würd ich dir ja alle schicken, die hier so rumhüpfen, aber ich hab heut noch was zu tun. ;)
seltsam, dort wo ich die mp3s vermute sehe ich nur rosa balken ohne link odgl…?
Hm. Cache leeren+reload? Flash-Update machen? Mein Test ergibt, dass sowohl IE als auch Firefox die Playbalken richtig anzeigen.
bin gestern auf eine kröte gestiegen. der hat ähnliche geräusche von sich gegeben – ist dann aber unverletzt davon gehüpft.
das aber nur am rande. sehr kreative idee ^^.
Der Kröte wurde ja auch nur am Rande getroffen. ;)
(Merci!)
*grmpf* da is zuerst frosch gestanden! außerdem war’s ja vielleicht ein herr kröter ]:B
Krötinnen und Kröter – das erinnert mich doch irgendwie an einen anderen Diskurs auf dieser Seite…
hihi, mkh, stimmt. -> Ceh, guckstu dorten. Dort passert der Herr Kröter echt gut hin. Du könntest dir für dort auch gleich einen Kröten-Lockruf einfallen lassen.
Reminder für mich selbst: Das Federvieh, das wir liebevoll “Elektrovogel” nennen, dessen Gesang mit melodischen Tönen beginnt und dann mit kratzenden, gepressten Lauten ausklingt, als hätte er in eine Steckdose gegriffen, heißt Hausrotschwanz (Phoenicurus ochruros). Vogelstimmen nach Namen gibts auf vogelstimmen.de.