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Ask Dr. Etosha

Man frug mich wieder viele essentielle Fragen. Menschen in Not, verzweifelt nicht, denn Antwort naht!

  • sonnenfinsternis in neumondnächten

    *rofl* Naja. Naja! Neumond ist nicht ganz falsch. Darüber hinaus bitte nach erneutem Nachdenken nochmal vorbeikommen (oder nach entsprechender Therapie). Danke für Ihre Anfrage. Hier gehts raus.

  • wo ist das zwergfell?

    Das ist der Teil vom Zwerg, den man in Märchenbüchern nie sieht, weil die ja aus naheliegenden Gründen jugendfrei sein müssen.

  • wie zeigt man, dass man jemanden mag, ohne dass derjenige es merkt?

    Das ist leicht: Gar nicht!

  • elefanten überschuss

    Ja, das Problem hab ich auch manchmal. Kommt wahrscheinlich daher. Ich glaube aber, da hilft kein Jammern, und als einigermaßen erwachsener und selbstreflektierender Mensch muss man sich damit irgendwann abfinden und einfach versuchen, damit zurechtzukommen.

  • pfannen für craps

    Mag ja sein, dass es sowas gibt, und wenn’s nur für Resteauflauf ist; meine Pfanne ist aber keineswegs kein Müllabladeplatz. Der Ausgang ist hier.

  • oh du allwissendes internet, ZEIG MIR WAS!!!

    Ich wüsste zu gerne, in welchem geistigen Zustand man sein muss, um sowas in die Suchleiste einzutippen, noch dazu in dieser Schreibweise. Sucht Google schneller, wenn man Großbuchstaben und drei Rufzeichen verwendet? Nimmt er einen ernster als andere Sucher? Nein! Er schickt einen einfach zu mir. “Oh, ein Eierbär! Na schick ma’n zur Etosha, die wird scho irgendwas für eam ham.” Stimmt! Bittesehr!

  • cremeschnitten zum selber machen fertig mischung

    Folgendes. Das Wort Selbermachen impliziert das Vorhandensein gewisser Fähigkeiten. Hat man diese nicht, geht man zu jemandem, der sie hat, und kauft Dinge dort einfach fertig. Man nimmt nicht eine Fertigmischung, Deckel drunter, Fertigcreme rein, Deckel drauf, nur um dann seinen Gästen stolz den Satz “Hab ich selbst gemacht” entgegenzukrähen. So etwas ist unaufrichtig und kann auch richtig peinlich werden. Die Angewohnheit vieler passionierter Köche, sich sogleich nach dem Rezept zu erkundigen, kommt nicht nur aus purem Interesse am Nachkochen.

  • das finanzamt will mich ruinieren!

    Nein, das ist ein Irrtum. Das mag so wirken, aber die wenigsten Parasiten töten ihren Wirt. Wär ja auch ziemlich dämlich.

  • Die menschliche Sprache gleicht einem zersprungenen Kessel.

    Hat das was mit meiner derzeitigen Halsentzündung zu tun? *räusper*

  • nur so.

    Das gefällt mir. Endlich mal Zeit haben, ausspannen, die Suchmaschine einen guten Mann sein lassen. Dieser Suchanfrage quillt die Gelöstheit aus allen Bytes.

  • wie kann man bei photoshop mundwinkel hoch und runter ziehen?

    Ganz einfach: Im Menü ‘Muskulatur’ den Punkt ‘Gesicht’ anwählen (direkt unter ‘Haaransatz und Ohrenwackeln’). Dort die entsprechenden Positiv- oder Negativwerte bei Musculus orbicularis oris und Musculus zygomaticus einsetzen. Nicht vergessen, auch die Augenpartie entsprechend mitzubewegen, sonst wirkts unnatürlich; das geht natürlich auch automatisch per Anwahl der Checkbox ‘adjust eyes and forehead with mouth expression’. Beachte: Diese Checkbox setzt die Werte bei Musculus orbicularis oculi und Musculus occipito-frontalis auf ‘automatic’.

  • Furchenzunge

    ergoogelt das Landeskriminalamt Baden-Württemberg diesen Begriff. Womöglich liegen jetzt meine Zungenabdrücke dort auf.

(Tags: Suchanfragen)

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Wer ist der Werber?

“Auch nur ein Mensch.”

Soll das eigentlich so eine Art Entschuldigung sein für all die miesen Spots und halblustigen Versuche, die Kaufkraft zum Leben zu erwecken, die uns jeden Tag präsentiert werden? Und für diesen Versuch auch gleich? Oder welchen Zweck hat diese ORF-Kampagne sonst?
Eine ‘Würdigung der Kreativen’ dieses Landes ist das ja wohl eher nicht. Schwer danebengegriffen, wie ich finde. Ein Glück, dass ich kein Kreativer bin.

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Wie soll’s denn heißen?

Wieso hat unser Sonnensystem eigentlich keinen richtigen Namen? ‘Unser Sonnensystem.’ Das ist nicht nur profan, sondern auch sperrig. Und unsere Sonne, ‘Sol’ eben. Natürlich, wir sind nur ein kleiner Furz in einer riesigen Galaxie, die wiederum nur ein kleiner Furz in einer Galaxiengruppe ist, die ihrerseits den ebenso schnarchigen Namen ‘Lokale Gruppe’ trägt. Na komm. Der Name klingt, als hätte ihn ein Netzwerktechniker ersonnen.

Aber haben wir nur wegen unserer blähungsähnlichen Geringfügigkeit keinen Namen verdient? Wir Menschen sind noch viel kleinere Fürze, und wir haben alle einen. Und wenn es irgendwo andere Wesen gibt, die in die Sterne schauen und dabei unsere Sonne sehen – wie nennen die sie?

Bei anderen Galaxien und Sternen hat man sich ja auch (mal mehr, mal weniger) Mühe gegeben mit der Namensfindung. Manche heißen Edelstein (Gemma), Vogel (Albireo) oder Kornähre (Spica). Aber zugegeben, viele der ursprünglich teils arabischen Sternnamen wie Deneb, Ruchbah, Sirrah oder Sadir versprechen ja eine Exotik, die sie bei näherer Betrachtung nicht halten können, weil sie dann doch einfach nur Schwanz heißen, Knie, Nabel oder Brust.

Und lange nicht alle Sterne tragen diese wenigstens scheinbar prächtigen Namen, die meisten sind nur griechisch durchalphabetiert. ‘Eta Herculi’ klingt jetzt auch nicht so toll, wenn man vom angeberischen Funkeln des lateinischen Genitivs mal absieht.

Da sieht man wieder, wie wenig die Frauen mitzureden hatten in der Geschichte der Wissenschaft. Sie hätten unsere Sonne oder unser Sonnensystem längst auf einen wohlklingenden Namen getauft, sowas wie Schnurzel vielleicht oder auch, wenn an Chantalismus leidend, etwas Entsprechenderes wie Morgania oder Chayene-Floralie.

Ich übernehme daher diese große Aufgabe und taufe unser Sonnensystem hiermit auf den Namen Sunnhild.
(Gilt bis zu meinem Widerruf oder meiner Steinigung. Sollte rein zufällig beides an einem Tag stattfinden, stellt das keinen Grund zur Veranlassung dar.)

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Das Gesicht zur Stimme

Nanü, worum gehts denn hier? Bitte zum ersten Eintrag in dieser Serie!

Schön langsam findet eines zum anderen, generell ein sehr schöner Mechanismus des Lebens, wie ich finde.
Im konkreten Fall finde ich das Gesicht zur Stimme, und zwar mitten in Lilys Sidebar. Und bin völlig aus dem Häuschen! Sehe sofort das Buchcover vor mir! ;)
Aber fürs erste bleiben wir mal auf dem Boden, und präsentieren hier stolz, mit Lilys freundlicher Genehmigung:

Der Caniporcus internus, erhascht in einem jener raren Momente,
in denen der Schleier zu unseren parasitären Gefilden dünn wird,
und er kurzzeitig sichtbar ist. (Falschfarbendarstellung)

Lasst euch bloß nicht von seinem unschuldigen Aussehen täuschen! Ihr wisst ja, wenn jemand ein Wässerchen, die Sicht oder das Lebensgefühl trüben kann, dann er!

Von nun an wird sein Konterfei alle Caniporcus-Einträge zieren. Vielen Dank an Lily!


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Statusbericht

Ich bin sprachlos. Ziemlich sprachlos zumindest. Flüstern macht noch die wenigste Mühe, das liegt aber wohl auch an der Müdigkeit. Noch nie hatte ich einen so entzündeten Hals, dass ich vor Halsschmerzen nicht schlafen konnte. Aber es gibt ja für alles ein erstes Mal.

Bis auf das Scheiß-Rheuma war und bin ich ja ein stets gesundes Menschlein. Verkühlungen – extrem selten. Kinderkrankheiten – null. Nur die sonderbarsten Erscheinungen suchen meinen Körper heim. Derzeit ein Muskelzucken unter dem linken Rippenbogen, das sich anfühlt, als suche sich ein Alien seinen Weg in die Freiheit. Ist mir aber wesentlich lieber als das horizontale Muskelzucken am linken Auge, das mich zuletzt über vier Wochen lang plagte. Unterm Rippenbogen gibts nämlich keine Optik, die sich mit jedem Gezucke mitverschieben würde.

Unmotiviert war ich in letzter Zeit, irgendwas Schriftliches von mir zu geben. Virtuelle Post von mir ist rar geworden. Ein Motivationsschub käme da gerade recht, aber woher nehmen…? Da plötzlich liegt ein Päckchen in meinem Briefkasten. Leserpost! Ein schönes Buch, ein lieber Brief. Danke, Susanne! Und bitte keine Hemmungen beim Kommentieren!

Beim Nachbarn wird ein Holzriegelzubau zusammengenagelt, und der Hund meint immer wieder, es muss gebellt werden, es klopft doch! Und die Bleche, die sie heute montieren, klingen beim Hochhieven wie die Beckenschläge in einem Trommelwirbel.

Warnung für AIP-Mitarbeiter: Die Gyrospfanne, das neue Tiefkühlmenü in der Firma, schmeckt wirklich gut, aber es ist verdammt viel Zwiebel drin und ein vermaledeites rotes Sößchen. Auf den langen Etappen bis zum naheliegenden, aber doch weit entfernten Ausweg aus der körperlichen Gefangenschaft entwickeln die beiden mit vereinten Kräften solch unfassbare Luftmengen, dass man wünscht, man könnte – zum eigenen Wohl und auch zu jenem des Lebenspartners – seinen Körper draußen auf der Terrasse abstellen, bevor man schlafengeht.

Es fand mich die Lily im weiten Netz, und so fand ich sie. Sehr schön ist sowas, denn es ist ja soo schwer, heutzutage gute Blogs zu finden. ;D Zur Zeit fräst sie sich durch mein Archiv. So viel Zeit hatte ich für ihre Wortsammlung noch nicht, aber sie schreibt sehr schöne Kurzgeschichten.

Apropos Empfehlungen: Einen grandiosen Reisebericht über Nanjing gibts beim Ceh. Dass ich über seine Geschichten und seine Bildkommentare so gut und laut lachen kann, tröstet mich (ein wenig) über seine Abwesenheit hinweg.
Auch andere Freunde vermisse ich, die zwar nach wie vor im Lande sind, die ich aber trotzdem so gut wie nie zu Gesicht bekomme. Arbeit ist eine echt dämliche Erfindung und gehört eigentlich verboten.

Scheiße. Hier heult die Sirene seit gut 2 Minuten. Was ist passiert?
EDIT: … Uff, Sirenenprobe. Aaaaah! Können die das nicht umfassender ankündigen? Hat mich schon letztes Jahr in Angst und Schrecken versetzt.

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Photo-Update

Der Faulheit auf den Leib gerückt, damit nicht wieder zu viel Zeit vergeht zwischen zwei bebilderten Einträgen! Hier sind die sensationellen neuen Bilder vom Tiergarten Schönbrunn, diesmal auch mit zwei kleinen Zusammenstellungen.

Aber vorab, damit ihr nicht denkt, meine Datenträger quöllen nur so über vor grandiosen Aufnahmen:

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Nun, da der Beweis erbracht ist, dass auch ich fotografiere nach dem Motto: Die Menge macht’s! – jetzt zu den sehenswerteren Anteilen des Harddisk-Overflows:

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In Schönbrunn wird sehr viel getan, um den Tieren Auslauf und halbwegs natürliche Bedingungen zu ermöglichen. Trotzdem werd ich im Zoo das Gefühl nie ganz los los, dass die Tiere in ihren beschränkten Gehegen unglücklich sind. Da ist es doch schön, dass sie wenigstens jemanden zum Anlehnen haben.

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Pelikane verbringen offenbar 90% des Tages damit, sich zu putzen. Den Rest der Zeit aber spielen sie, und zwar mit allem, was sich gerade so anbietet – sei es eine Kastanie, die man immer wieder aus dem Wasser holen kann, um sie hochwerfen und wieder aus der Luft zu fangen, sei es ein alter Joghurtbecher, der im Wasser vorbeischwimmt.

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Mehr davon gibts wie immer im Auffanglager für Fotosprösslinge. Sie sind noch unerfahren im Onlinedasein und ein bisschen schüchtern, also seid gut zu ihnen!

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PICT3056 PICT3057c PICT3082 PICT3086 PICT3102c
PICT3119 PICT3135ccpse PICT3154e PICT3174e PICT3175e
PICT3198cpse PICT3202e PICT3219cpse PICT3246e PICT3265e
PICT3278e PICT3300e PICT9659e PICT9672ce PICT9744e
PICT9817e PICT9880e

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Dir werd ich’s geben!

Ich hab letztens auch über das Geben nachgedacht, und dabei fiel mir ein, wie häufig so manche Beziehung darunter leidet, dass so einiges, was der eine mit Freude und Leichtigkeit geben würde, der andere gar nicht annehmen will – und umgekehrt.
“Aber ich tue doch so viel für dich!”, heißt es dann, und die vorprogrammierte Antwort lautet, “Darum hat dich aber gar niemand gebeten!” Und nur in den kommunikationswilligsten Beziehungen wird dieser Satz eventuell fortgesetzt mit “Warum machst du nicht stattdessen mal…?”

Plötzlich fand ich es sehr seltsam, dass wir mitunter so verdrossen auf die Vorlieben des anderen reagieren. Dieses Seltsamfinden ereilte mich, während ich gerade meinen Hund kraulte. Der Hund an sich lässt sich ja sehr gerne kraulen, wie man weiß, aber sich an den Pfoten berühren lassen, das mag mein Hund zetbeh nicht. Muss man auch erstmal rausfinden, aber ich weiß das, und darum tu ich’s nicht – wenn doch, zieht er die Pfote einfach weg.

Einem Hund bedeutet es nichts, zum Frühstück einen Kaffee hingestellt zu bekommen, er lässt sich nicht zur Begrüßung die Pratze schütteln oder vor dem Schlafengehen schön zudecken, und er mag auch nicht fest umarmt oder mitten auf die Schnauze geknutscht werden. Mir würde das alles auch niemals einfallen – und das nicht wegen hygienischer Vorbehalte, sondern weil mir bewusst ist: Dass ich selbst all das als umhegend, freundlich und liebevoll empfinde, macht es noch lange zu keiner Liebesbezeugung auf Hunde-Art, die ein Hund auch als solche verstehen und würdigen könnte. Darum schenk ich’s mir! Wäre ja auch eine Verschwendung von Zeit und Energie, es doch tun zu wollen.

Ich kose meinen Hund also so, dass er versteht, dass er liebgehabt wird – und das ist ganz einfach.
(Viele Menschen finden ja, dass Katzen noch viel toller (weil so viel schlauer und unabhängiger) sind, bewundern das wortreich und stellen sich darauf ein – aber auch von denen tun sich etliche schwer damit, ihrem Partner seine Bedürfnisse zuzubilligen.)

Es fällt uns leicht, uns auf einen Hund auf diese Art einzustellen, weil wir wissen, dass er ein Hund ist – und daher nicht so ticken muss wie wir selbst. Warum soll es so viel schwieriger sein, im Partner oder Mitmensch ein eigenständiges Wesen zu sehen, das auch seine eigenen Vorlieben haben darf? Wieso halten wir all das, was wir selbst leicht zu geben imstande sind, oder was wir selbst gerne hätten, automatisch für das Richtige für unser Gegenüber, und wieso können wir uns, so von Mensch zu Mensch, nur bedingt auf Abweichendes einlassen? Warum negieren wir die Wirklichkeit so vorsätzlich?

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Photo-Update

Es ist wieder kühler, man kann wieder die Maus klicken, ohne einen Hitzschlag zu kriegen. Das heißt: Ein paar neue Bilder gibts! Einige wenige aus Hamburg…

Yeah! Hafen Hamburg Ein Riesensaal Die drei Weisen In die Röhre schauen Ausblick auf Hamburg

… und ein paar aus St. Margarethen von La Traviata. Mama hat im Sommer zum Familienweibsen-Opernabend eingeladen. Am Schluss gabs ein kurzes, aber durchaus spektakuläres Feuerwerk.

St.Margarethen - La Traviata St.Margarethen - La Traviata St.Margarethen - La Traviata

Die weiteren Neuzugänge gibts wie immer dorten.

Demnächst komm ich dann wieder mal mit Viechereien aus Schönbrunn rüber – u.a. Fotos von Fu Long und den Löwenbabys. Und mit ein paar Hoppalas.

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A-3. C.i. exagitans / hystericus: Die Hysteriker-Fraktion

Dieser Artikel ist Teil 5 von 11 in der Serie "Schweinehunde" ...
Nanü, worum gehts denn hier? Bitte zum ersten Eintrag in dieser Serie!

A-3. C.i. exagitans / hystericus: Die Hysteriker-Fraktion

‘Der Himmel wird uns auf den Kopf fallen!’ / ‘Wer Angst hat, lebt länger.’

Diese beiden Exemplare treten so häufig in Personalunion auf, dass die Beschreibung in einem gemeinsamen Kapitel erfolgen kann.

Das Bestreben dieser doppelköpfigen Schweinehundschlange ist es, deinem Auffassungs- und Denkvermögen schwere Schlagseite beizubringen und dir übertriebene Emotionen und Ängste einzuflüstern, und zwar bevorzugt mit Lappalien als Anlass. Exagitans kann kleine Handlungen oder Aussagen deiner Mitmenschen aufbauschen, und Hystericus sorgt für deine entsprechende Reaktion, sodass ebenjenen Mitmenschen Hören und Sehen vergeht.

Unter ihrem Regiment outest du dich mit schöner Regelmäßigkeit als Zicke, Scheißerl, Heulsuse oder als Angsthase mit apokalyptischen Visionen.
Du hörst dich in der Folge Sätze sagen, von denen du nie gedacht hättest, dass du sie mal sagen würdest. (“Wenn du jetzt nochmal davon anfängst, schreie ich!” – “Ich schaff das alles nicht mehr!” – “Wir werden alle stäääärben!”)

So klein kann das schwarze Etwas in deinen Haaren gar nicht sein, dass Exagitans und Hystericus es in deiner Wahrnehmung nicht zur Vogelspinne aufblasen und dir ein ebenso langes wie spitzes Kreischen und viel hektisches Fuchteln entlocken können. Das ist vermutlich sehr schmeichelhaft für die winzige Spinne, für dich aber weniger.
Du befindest dich sozusagen in einem Geisteszustand, den man eigentlich nicht mehr als solchen bezeichnen kann. Die Fähigkeit, die Information oder Situation realistisch einzuschätzen, fehlt dir vorübergehend völlig.

Andererseits kann das Zusammenwirken dieser beiden Schweinehunde, je nach Oberhand, auch dazu führen, dass du vor Angst wie gelähmt bist, wenn Exagitans, der Angstbeißer, seine Spielchen treibt. Du weißt, du solltest etwas unternehmen, oder du willst es, aber dein Körper widersetzt sich deinen Anweisungen.

Er hat sich nämlich von deinen Urinstinkten abgeschaut, wie sie dich im Zaume halten: Sie sollen dich vor dem Tod bewahren, vermeiden, dass du verhungerst, erfrierst, eine Klippe hinunterstürzt oder von einem wilden Tier gefressen wirst. Mit Angst bringen sie dich dazu, vernünftig zu bleiben. Und so macht der Angstbeißer es auch mit dir, allerdings ist er der Hüter der Miniatur-Anlässe. Er übertreibt es aber natürlich maßlos und hält sich dabei für wahnsinnig wichtig, ja lebenserhaltend.

Er erzählt dir, dass du sterben könntest, wenn du auch nur irgendwie in Aktion trittst, wenn du dich bemerkbar machst, dich beschwerst, vor dieser Menschenmenge sprichst, auf diese Bühne gehst und singst, diesen einen wahnsinnig interessanten Menschen einfach ansprichst, oder wenn du alleine ausgehst oder auf Urlaub fährst.
Und andere Menschen mit eigenem Angstbeißer-Schweinehund werden dir diese Sicht bestätigen, deine Angst bekräftigen, die Gefahr attestieren, gerne auch schriftlich, wenn du darauf bestehst: Ja, das Leben ist in der Tat wahnsinnig gefährlich! Denn: Der Himmel könnte dir auf den Kopf fallen! Aber ich hab Neuigkeiten für dich und deinen Parasiten: Du könntest auch sterben, wenn du im Bett liegenbleibst. Ein hoher Prozentsatz der Menschen stirbt nämlich im Bett (92, für jene, die’s gerne genau mögen).

Wenn du den Angstbeißer erstmal durchschaut hast und beschlossen hast, dich von seiner Panikmache nicht mehr anstecken und paralysieren zu lassen, gewinnst du alles. Du gewinnst Energie, Freunde, Freude, Leben. Natürlich riskierst du dabei auch einiges: verletzt zu werden, körperlich oder seelisch; dich bis auf die Knochen zu blamieren; dich einem Konflikt zu stellen, anstatt womöglich noch zu versuchen, die Wogen zu glätten; oder Ängste heraufzubeschwören, die du dir dann auch ansehen musst, durch die du hindurchgehen musst, um auf der anderen Seite, jener mit der Freiheit, anzukommen, denn – auch hier bin ich ganz aufrichtig – es gibt keinen Weg um sie herum.

Aber seien wir uns ehrlich: gestorben ist an alledem noch niemand. Wenn du die Welt anschubst, dann schubst sie zurück. Manchmal zärtlich, manchmal mit weniger Feingefühl. Aber immer wird dadurch etwas in Bewegung kommen, das zuvor unter der uneingeschränkten Herrschaft des Angstbeißers in sturem Stillstand verharrte. Denn wie oft sprechen wir manches nicht aus, obwohl es oft sogar positiv und herzlich wäre, aus Angst, als Schmeichler oder als Phrasendrescher zu gelten, wenn wir wahrhaftig empfundene Anerkennung aussprechen? Wie oft fressen wir Ärger in uns hinein – aus Angst vor dem scheinbar sicher folgenden Konflikt?

Geh raus in diese Welt! Sei endlich so herzlich, wie du tatsächlich bist, sprich deine Wahrheit aus und kümmere dich nicht um das Urteil der anderen, das du ohnehin nicht vorhersehen kannst. Sag genau das, was du sagen möchtest, ohne dich zurückzuhalten! Such die Dinge, die dir Freude machen, und mach sie, anstatt sie nur zu denken oder zu wünschen.

Der Angstbeißer wird sich bald trotzig in seiner Achselhöhle verkriechen, wo er es sich gerne bequem macht, und du bist endlich frei von seiner Angst, und frei, zu leben wie es dir gefällt.