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A-3. C.i. exagitans / hystericus: Die Hysteriker-Fraktion

Dieser Artikel ist Teil 5 von 11 in der Serie "Schweinehunde" ...
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A-3. C.i. exagitans / hystericus: Die Hysteriker-Fraktion

‚Der Himmel wird uns auf den Kopf fallen!‘ / ‚Wer Angst hat, lebt länger.‘

Diese beiden Exemplare treten so häufig in Personalunion auf, dass die Beschreibung in einem gemeinsamen Kapitel erfolgen kann.

Das Bestreben dieser doppelköpfigen Schweinehundschlange ist es, deinem Auffassungs- und Denkvermögen schwere Schlagseite beizubringen und dir übertriebene Emotionen und Ängste einzuflüstern, und zwar bevorzugt mit Lappalien als Anlass. Exagitans kann kleine Handlungen oder Aussagen deiner Mitmenschen aufbauschen, und Hystericus sorgt für deine entsprechende Reaktion, sodass ebenjenen Mitmenschen Hören und Sehen vergeht.

Unter ihrem Regiment outest du dich mit schöner Regelmäßigkeit als Zicke, Scheißerl, Heulsuse oder als Angsthase mit apokalyptischen Visionen.
Du hörst dich in der Folge Sätze sagen, von denen du nie gedacht hättest, dass du sie mal sagen würdest. („Wenn du jetzt nochmal davon anfängst, schreie ich!“ – „Ich schaff das alles nicht mehr!“ – „Wir werden alle stäääärben!“)

So klein kann das schwarze Etwas in deinen Haaren gar nicht sein, dass Exagitans und Hystericus es in deiner Wahrnehmung nicht zur Vogelspinne aufblasen und dir ein ebenso langes wie spitzes Kreischen und viel hektisches Fuchteln entlocken können. Das ist vermutlich sehr schmeichelhaft für die winzige Spinne, für dich aber weniger.
Du befindest dich sozusagen in einem Geisteszustand, den man eigentlich nicht mehr als solchen bezeichnen kann. Die Fähigkeit, die Information oder Situation realistisch einzuschätzen, fehlt dir vorübergehend völlig.

Andererseits kann das Zusammenwirken dieser beiden Schweinehunde, je nach Oberhand, auch dazu führen, dass du vor Angst wie gelähmt bist, wenn Exagitans, der Angstbeißer, seine Spielchen treibt. Du weißt, du solltest etwas unternehmen, oder du willst es, aber dein Körper widersetzt sich deinen Anweisungen.

Er hat sich nämlich von deinen Urinstinkten abgeschaut, wie sie dich im Zaume halten: Sie sollen dich vor dem Tod bewahren, vermeiden, dass du verhungerst, erfrierst, eine Klippe hinunterstürzt oder von einem wilden Tier gefressen wirst. Mit Angst bringen sie dich dazu, vernünftig zu bleiben. Und so macht der Angstbeißer es auch mit dir, allerdings ist er der Hüter der Miniatur-Anlässe. Er übertreibt es aber natürlich maßlos und hält sich dabei für wahnsinnig wichtig, ja lebenserhaltend.

Er erzählt dir, dass du sterben könntest, wenn du auch nur irgendwie in Aktion trittst, wenn du dich bemerkbar machst, dich beschwerst, vor dieser Menschenmenge sprichst, auf diese Bühne gehst und singst, diesen einen wahnsinnig interessanten Menschen einfach ansprichst, oder wenn du alleine ausgehst oder auf Urlaub fährst.
Und andere Menschen mit eigenem Angstbeißer-Schweinehund werden dir diese Sicht bestätigen, deine Angst bekräftigen, die Gefahr attestieren, gerne auch schriftlich, wenn du darauf bestehst: Ja, das Leben ist in der Tat wahnsinnig gefährlich! Denn: Der Himmel könnte dir auf den Kopf fallen! Aber ich hab Neuigkeiten für dich und deinen Parasiten: Du könntest auch sterben, wenn du im Bett liegenbleibst. Ein hoher Prozentsatz der Menschen stirbt nämlich im Bett (92, für jene, die’s gerne genau mögen).

Wenn du den Angstbeißer erstmal durchschaut hast und beschlossen hast, dich von seiner Panikmache nicht mehr anstecken und paralysieren zu lassen, gewinnst du alles. Du gewinnst Energie, Freunde, Freude, Leben. Natürlich riskierst du dabei auch einiges: verletzt zu werden, körperlich oder seelisch; dich bis auf die Knochen zu blamieren; dich einem Konflikt zu stellen, anstatt womöglich noch zu versuchen, die Wogen zu glätten; oder Ängste heraufzubeschwören, die du dir dann auch ansehen musst, durch die du hindurchgehen musst, um auf der anderen Seite, jener mit der Freiheit, anzukommen, denn – auch hier bin ich ganz aufrichtig – es gibt keinen Weg um sie herum.

Aber seien wir uns ehrlich: gestorben ist an alledem noch niemand. Wenn du die Welt anschubst, dann schubst sie zurück. Manchmal zärtlich, manchmal mit weniger Feingefühl. Aber immer wird dadurch etwas in Bewegung kommen, das zuvor unter der uneingeschränkten Herrschaft des Angstbeißers in sturem Stillstand verharrte. Denn wie oft sprechen wir manches nicht aus, obwohl es oft sogar positiv und herzlich wäre, aus Angst, als Schmeichler oder als Phrasendrescher zu gelten, wenn wir wahrhaftig empfundene Anerkennung aussprechen? Wie oft fressen wir Ärger in uns hinein – aus Angst vor dem scheinbar sicher folgenden Konflikt?

Geh raus in diese Welt! Sei endlich so herzlich, wie du tatsächlich bist, sprich deine Wahrheit aus und kümmere dich nicht um das Urteil der anderen, das du ohnehin nicht vorhersehen kannst. Sag genau das, was du sagen möchtest, ohne dich zurückzuhalten! Such die Dinge, die dir Freude machen, und mach sie, anstatt sie nur zu denken oder zu wünschen.

Der Angstbeißer wird sich bald trotzig in seiner Achselhöhle verkriechen, wo er es sich gerne bequem macht, und du bist endlich frei von seiner Angst, und frei, zu leben wie es dir gefällt.


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Lebenszeichen

Entgegen anderslautenden Vermutungen bin ich ob der hamburgischen Ereignisse (spirituelle Gruppe, Energiearbeit) weder traumatisiert, sodass ich (mich) ‚ent-traumatisieren‘ müsste, noch habe ich mir ‚die Suppe durch Esoterik versalzen lassen‘. Da sind einfach so viele Erlebnisse, so viele Eindrücke und vor allem so viele Empfindungen zu verarbeiten und einzusortieren. Und ganz im Gegensatz zu bisherigen Gewohnheiten hatte ich diesmal das Gefühl, darüber schon jetzt zu schreiben würde nur diesen sonderbaren Zwischenzustand einfrieren, dieses Noch-nicht-angekommen-Sein und die in mir noch nicht vollendete Verarbeitung, und es könnte die Veränderungen untergehen lassen, die im Kielwasser all dieser Erfahrungen immer noch dahergleiten, anstatt sie zuzulassen und willkommenzuheißen.

Daher ist es hier im Moment so still. Ich hab auch die Fotos noch nicht bearbeitet oder aussortiert. Vielleicht kommt das alles noch, wenn’s wieder kühler wird. Derzeit genieße ich alle letzten Schnipsel des Sommers, die ich erhaschen kann, denn kalt und grausig ist es danach lange genug.

Aber es gibt mich noch – und es geht mir besser denn je.

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Aufruf

Treibe mich am Wochenende völlig überraschend in Hamburg rum, und fahre anschließend (voraussichtlich am Montag nachmittag) auf verschlungenen Wegen zurück in die Heimat. Auf diesen Wegen gibts bisher eine fixe Station, und zwar am Montag oder Dienstag: Fürth.
Wer noch heimgesucht oder getroffen werden möchte, der bemaile oder besmse mich!

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Mein Mann sagt

Die Nachrichten laufen. Zuerst kommen die Schlagzeilen, erst später die genaueren Berichte. Eine der Schlagzeilen lautet ‚Grausige Funde in England‘. Erst später erfahren wir, dass im Keller unter einem Kinderheim Knochen gefunden wurden. Da meint der Angetraute:

Ach sooo. Dachte schon, ‚grausige Funde in England‘? Oh, da hat jemand einen Mittagstisch aufgedeckt!

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Tierstudio Etosha

Immer wieder findet sich allerlei Getier bei mir ein, um sich von sämtlichen Seiten fotografieren zu lassen. Manche sind da echt hartnäckig.

Libelle
Sie warten im Auto auf mich und suchen sich dort schonmal einen Hintergrund aus, und ich muss dann extra nochmal reinlaufen, um die Kamera zu holen.

Schwebfliege
Manche tanzen wild am Frühstückstisch und beteiligen sich an unserem Frühstück, um meine Aufmerksamkeit zu erregen.

Schnecke, künstlerisch
Andere kriechen stundenlang die Terrasse auf und ab, trotzen der Trocknungskraft der Sonne und warten auf mein Erscheinen.

Und manche freuen sich, dass ich behutsam vermied, sie mit dem Gießwasser zu treffen, und lassen sich auf der sichersten Stelle beim Gießen nieder – meinem Bein.
Schlehenfedergeistchen Schlehenfedergeistchen

Und ich nehm mir die Zeit gerne. Ich bin da nicht so. Jeder sollte ein paar Fotos haben, auf denen er sich selbst wirklich gut gefällt! Und das spricht sich herum. MundSchnauzenpropaganda ist da offenbar die beste Werbung.

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Fünf Minuten TV

Wir haben da wirklich die ganze Spannweite an Vorteilen genutzt.

(Klingt mehr nach Paragliding-Kurs.)


Und das sind nur die bekannten Fälle, das Dunkelfeld ist hoch.

(Klingt mehr nach einem Kleinwüchsigen vor dem Laborschrank mit dem Mikroskop. *hangel*)


Und stößt sich eigentlich außer mir niemand daran, wie selbstgefällig und vorschnell die tollen Ermittler bei ‚Criminal Intent‘ Vermutungen anstellen und ihre Urteile fällen?

Die verstorbene Ehefrau hatte einen Wecker, den man auf eine zweite Zeitzone umschalten kann! Sicher hatte sie ein Verhältnis mit jemandem aus Europa, wahrscheinlich aus England! – Dieses Flittchen!

Ist ja ekelhaft.

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A-2. C.i. despiciens: Der Verächter

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A-2. C.i. despiciens: Der Verächter

‚Bricht der Ast, auf dem er sitzt, vergisst der Vogel, dass er fliegen kann.‘

C.i. despiciens verachtet seinen Wirt, also dich, und reibt dir das bei jeder sich bietenden Gelegenheit unter die Nase. Gnadenlos untergräbt er so nach und nach den Selbstwert ’seines‘ Menschen.

Von ihm werden Anflüge von Motivation oder Kreativität zuverlässig im Keim erstickt. Zum Erreichen seines Ziels sind ihm alle fiesen Mittel recht: Er impft dir gezielt Selbstzweifel und ein negatives Selbstbild ein. Übung und Training hält er für wertlos und überdies erniedrigend und peinlich, also entweder bist du beim ersten Versuch sofort Meister aller Klassen, oder du kannst dir den Versuch gleich schenken. Er kräht: „Du kannst das nicht, das wird nix, du brauchst gar nicht erst anzufangen!“ oder, ebenso gerne wie häufig als Folgeschweinehund nach C.i. cessans, dem Faulpelz: „Das schaffst du in dieser kurzen Zeit ohnehin nicht mehr“.

Hast du dich wider Erwarten erfolgreich über die scharfkantigen Hürden des Verächters hinweggesetzt und tatsächlich etwas geschaffen, lässt er sich spöttisch vernehmen: „Große Kunstwerke/Arbeiten sehen aber anders aus, du Verlierer! Du glaubst doch nicht im Ernst, dass das irgendjemand gut findet oder hören/sehen/kaufen will?“

Er findet auch, dass sich für dich ein richtiges, gutes Leben generell gar nicht lohnt, ebensowenig wie gute Behandlung im allgemeinen (das Eincremen nach dem Duschen findet er beispielsweise völlig unnötig, selbst wenn dir deine Haut schon in Schuppen hinterherweht) oder gutes, vollwertiges Essen (dir zwischen Tür und Angel schnell ein paar Erdnussflips reinzustopfen sollte doch wohl auch reichen).
Der Verächter ist der Inbegriff von Junkfood auf allen Ebenen des Seins.

Tatsächlich vorhandene Kompetenzen oder Verdienste würde der Verächter allerdings nichtmal bemerken, wenn sie ihm achtkantig um die Ohren flögen. Der Grund dafür ist einfach: Er hat gar keine Ohren oder Augen nach draußen! Er sitzt im sicheren Inneren und spritzt dir dort sein Gift.


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TEIL A: C.i. INHIBENS: Der große Vermeider — A-1. cessans: Der Faulpelz

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TEIL A: C.i. INHIBENS: Der große Vermeider

‚Sich regen? Bin dagegen!‘

C.i. INHIBENS ist die berüchtigtere der beiden Klassen der Schweinehunde. Die Wirkungsweise dieser Klasse ist der Stillstand. Höchstes Ziel ist es, zu vermeiden, dass der Wirt in irgendeiner Weise sinnvoll aktiv wird. Mannigfaltig sind die von diesen Schweinhunden verhinderten Tätigkeiten, eines haben sie jedoch gemeinsam: Sie wären sehr zum geistigen, seelischen oder körperlichen Wohl des Wirtes.

Folgende Unterarten von C.i. inhibens sind bis dato benannt:

A-1. C.i. cessans, Der Faulpelz

‚Was nicht ist, kann noch warten.‘

Diese Unterart ist die mit Abstand häufigste und bekannteste in der Meute der Schweinehunde – und die erfolgreichste. Sie ist immer dann gemeint, wenn in der undifferenzierten Umgangssprache vom ‚inneren Schweinehund‘ die Rede ist. Wenn du dich nicht vorsiehst, verpfuscht der Faulpelz dir dein ganzes Leben an einem einzigen Nachmittag.

C.i. cessans hat keinen Bock, keinen Löffel, keine Motivation für irgendwas Sinnvolles, er ist der Meister der Lustlosigkeit. Seine große Leidenschaft heißt lethargisches Couchlümmeln. Aber die Aussicht, dich von ohnehin unwichtigem Tun abzuhalten, findet er nicht sonderlich reizvoll, das wäre ja auch keine sportliche Herausforderung für einen so mächtigen Schweinehund. Nein, der Faulpelz tritt auf den Plan, sobald etwas Dringendes dir schon unangenehm nahe auf die Pelle rückt.

Je näher dir die drohende Katastrophe durch das von ihm verordnete Nichtstun rückt, und je größer sie zu werden droht, umso entzückter ist er, dann läuft er zu seiner Höchstform auf. Bei jedem Impuls deines Gewissens, der dich dann noch aktiv werden ließe, flüstert er es dir ein: sein gefürchtetes „Boaaaaah! Ich KANN nicht!“.

Besonders erregend findet er es, wenn dir Sanktionen von hierarchisch höherstehenden Instanzen drohen (Lehrer, Eltern, Boss, Finanzamt), oder wenn die verhinderte Handlung für deine weiteren Lebensjahrzehnte von immenser Wichtigkeit wäre – gewesen wäre, denn seine Erfolgsquote ist in der Meute unerreicht. Am liebsten ist ihm natürlich eine Kombination aus beidem. In einem solchem Milieu blüht er auf!

Natürlich ist er auch dafür zu haben, die wertvolle, verbleibende Zeit mit zweckfreiem Treiben zu verplempern, also fernzusehen, Comics zu lesen oder die Spielkonsole anzuwerfen. Er kümmert sich darum, dass dir solche Dinge nur dann so richtig verlockend und schier unwiderstehlich erscheinen, wenn gerade Lebenswichtiges ansteht.

Aber Zeitvertreib muss nicht unbedingt sein. Er ist auch zufrieden, wenn du nur dumpf vor dich hin starrst; ob aus dem Fenster oder an die gegenüberliegende Wand – ihm ist beides recht. Er platzt schier vor Wonne, wenn er am Tag der Deadline gemütlich rumlümmelnd zusehen darf, wie das große Chaos losbricht – und gleich der nächste Schweinehund aus der Klasse der Vermeider seinen großen Auftritt hat: C.i. despiciens, der Verächter.