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Dialektische Mischung

Heute beim Frühstück: Ich erzähle meinem mir rechtmäßig Zugetrauten in der mir eigenen Dialektvariante eine lustige Begebenheit, bei der – unter anderem – etwas zu Boden gefallen ist. Er lauscht und grinst – ich denke schon, er hat die die Situationskomik verstanden – aber dann fragt er lächelnd: „Wo isses hingefallen?“ Ich überlege und wiederhole dann, etwas beschämt, meine Formulierung: „Auf d’rErd!?“

Es gibt Ausdrücke, die benutzt man, ohne nachzudenken. Frühkindliche Prägung, Lernen durch Nachahmung. ‚Bähmakelnde‘ Verwandte, wohin man schaut, also.. nicht so massiv in meiner Kindheit, aber in der meiner Eltern. Wir, meine Geschwister und ich, sind quasi die dritte Generation.

Meine Eltern sagen beide im Dialekt für ‚am Morgen‘ nicht ‚in da Fruah‘, wie das der Wiener allgemein vielleicht täte, sondern sie sagen ‚in da Friii‘. Die Steigerung für das oben erwähnte ‚auf d’rErd‘, insbesondere wenn man etwas absichtlich und mit eventuell einem gewissen Schwung dorthin wirft, lautet ‚um d’rErd‘. Wenn uns das Essen geschmeckt hatte, wurde von meiner Mutter geantwortet: ‚Na, bin iii fro.‘ (mit sehr kurzem, offenem o, dafür umso längerem i.) Meine liebe Mama ist auch nur selten irgendwo gewesen – sie is ‚gwest‘.
Und meine Großmutter mütterlicherseits war die Oberheldin im selbstsicheren Einbau der Altwienerischen R-Füllsel, wie man sie auch bei Pirron & Knapp hört. Sie vermeldete Uhrzeiten wie ‚hoiwarochte‘ und ‚hoiwarööfe‘, und ließ Grüße an Papa bestellen ‚… und an die Mamaraa‘.

Papa benutzt auch bemerkenswerte Ausdrücke. Soeben einen Apfel in die Hälfte gebrochen habend, fragt er an: ‚Wüsd die Hoibscheid?‘ Außerdem hat er ein wundervolles Repertoire an Flüchen parat, ich erinnere mich an das anerkennende ‚Na scheiß miau-miau-miau‘, das befreiende ‚Hurerei und Bigamie‘, und die Aufforderung an ein widerspenstiges, zu bearbeitendes Ding (etwa Schrauben oä), das sich nicht auf Anhieb greifen lässt, in Form von ‚Na geh scho hea do, du Sau!‘.
Mama ist da um einiges zurückhaltender, wie beispielsweise mit dem halb scherzhaften, sehr charmanten ‚Kruzi Wuzi!‘.

Wenn man jemanden erblickt, den man schon lange nicht gesehen hat, dann sagt man: ‚Do schau her! A Neicha!‘ – das kannte mein Göttergatte bis gestern abend nicht, obwohl wir mittlerweile einige gemeinsame Jährchen auf dem Buckel haben.

Liebe Geschwister, wenn Euch noch was einfällt, immer her damit. Ich eröffne die Sammlung des sonst vielleicht für immer verlorenen ‚Original Familiendialektes‘.

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Unglaublich

Eben bei Ripleys unglaubliche Welt:

John Shaw hat ein ungewöhnliches Hobby: Er lässt ein Maiskorn in seinem Nasenloch verschwinden, drückt es mittels Muskelkraft und Luft durch den Tränenkanal nach oben und lässt es im Auge wieder auftauchen. Exklusiv für Ripleys unglaubliche Welt jedoch (danke!) führt er das Kunststück mit zwei Maiskörnern durch beide Nasenlöcher vor, und prompt tauchen beide Körner in den Augen wieder auf. Grau-en-voll! Da gewinnt der Ausdruck ‚Gerstenkorn‘ gleich eine ganz neue Bedeutung.

Viel besser gefiel mir da der Mann, der sich Echsen im ganzen Haus hält, diese auch zu Fotosessions auf eigens konstruierten Rattanmöbeln einlädt und sie auf Ausflüge auf dem Fahrrad oder im Auto mitnimmt. Sehr charmant.

Oder der, der sein ganzes Haus per Insekten und anderen krabbelnden und kriechenden Tierchen ’sauber hält‘: Spinnen und Geckos vor dem Haus (Das wär was für meine liebe Freundin N.), Frösche zur Indoor-Insektenbekämpfung. Und Nacktschnecken, die in seiner Dusche für perfekt saubere Fliesenfugen sorgen. Methodisch gar nicht schlecht. Ich mutmaße aber, dass man die leider alle einsammeln muss, bevor man duscht.

Darüber hinaus haben wir gelernt, dass es weltweit etwa 3000 Menschen gibt, die Stacheldraht sammeln. Vielen Dank, RTL II.

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Achterbahn

Der Radiosender, der seit neuerem spielt, was er will, erzählt mir heute früh, ein Karatelehrer hätte im Rahmen eines Wettbewerbes in Mexiko zehn Tage in einer Achterbahn zugebracht. Er hat mit dieser Leistung ein Cabrio und eine Reise zur WM nach Deutschland gewonnen. Vor seinem Sieg kickte er noch eine Studentin und einen Tätowierer aus dem Rennen.
Dann höre ich aber, die Achterbahn war nur zwölf Stunden pro Tag im Betrieb. Hört sich für mich nach einem großen Schwindel an. :)

Viel beeindruckender – und auch für die wissenschaftliche Welt wesentlich ergiebiger – waren die unfassbaren 49 Tage und Nächte in der Achterbahn, die der Amerikaner Richard Rodriguez im Jahr 2003 hingelegt hat. Zwei dieser Nächte verbrachte er verkabelt, um dem Schlaflabor der Mannheimer Universitätsklinik Messungen seiner Hirnströme und Schlafphasen zu ermöglichen, und auch die erste Nacht danach verbrachte er im Schlaflabor.
Ein paar Erkenntnisse daraus sind hier nachzulesen. (Links mit noch detaillierteren Angaben bitte an mich!)
Die Landkrankheit muss nach 49 Tagen Achterbahn unerträglich sein. Rodriguez meinte: „Ich komme mir außerhalb der Achterbahn jetzt vor wie auf einem Schiff in einem schweren Orkan“.
Glaube ich. Das waren sieben Wochen. Ich selbst konnte – nach sieben Tagen am Segelboot wieder an Land – nicht mal am WC aufrecht sitzen.

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Ganz schönes Kaliber!

Gestern bei CSI: Einer der Kriminallabor-Mitarbeiter findet ein recht großes Projektil und betrachtet es durch eine Lupe. Seine Kollegin kommt hinzu, besieht sich das Ding und meint dann mit gewohnt wissend-professionellem Ausdruck: ‚Oh! BFB!‘ Ich denk schon: ‚Hä? Was für ein künstliches Kaliber haben sie jetzt wieder extra fürs TV erfunden?‘, da sagt sie: ‚Besonders fetter Ballermann.‘

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Erste spontane Denkversuche

In Merlix‘ Herzdamengeschichten hat mich der Beitrag ‚Fast in letzter Sekunde‘ daran erinnert, mit welch seltsamen Gedanken das Gehirn oft spontan auf manche Situation reagiert. Hätte ich nur alles aufgeschrieben, was mir diesbezüglich schon an cerebralen erklärenden Erstversuchen durch den Kopf geschossen ist! Dafür hats leider selten, für ein paar gute Lacher allerdings immer gereicht.

Ein Beispiel von vor einigen Jahren fällt mir aber ein: Etosha fährt mit ihrem Auto, Etoshas Mama sitzt am Beifahrersitz. Aus familienorganisatorischen Gründen nämlich ist Etoshas Bruder mit Mamas Auto unterwegs. Auf der Hauptstraße in dem kleinen Nest, wo Etosha aufgewachsen ist und in dem Mama immer noch wohnt, kommt uns doch plötzlich Mamas Auto entgegen! Ich erkenne erst Marke und Farbe, dann mit einem gewohnheitsmäßigen Blick aufs Kennzeichen, dass es sich wirklich um Mamas Auto handelt. Und wie lautet logischerweise meines Gehirnes erste Reaktion? „Hey, da kommt die Mama!“ – der offensichtlichen Tatsache zum Trotze, dass sie doch neben mir am Beifahrersitz sitzt. Ich berichte lachend meiner Mutter, daraufhin meint sie: „Das is ja noch gar nix – ich hab gedacht: Hey, da komm ich!“

Um Frustrationen zu vermeiden, sollte man nicht den Fehler machen, seine geistigen Fähigkeiten generell an solch spontanen Hirnausgaben messen zu wollen, denn nicht die intelligenteste, sondern die naheliegendste Schlussfolgerung ist die erste, die das Hirn ausspuckt. Frei nach dem Motto ‚Richtig muass net sei, oba schnöö soits geh‘.

(‚Erste Gedanken vor dem Hinzuziehen der Ratio‘)
(siehe auch hier)

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Kommt mir polnisch vor

Mein rechtmäßig Zutraulicher weilt derzeit jobbedingt im polnischen Bydgosz (schreibt man das so?). Wer wie wir schon deutsche Worte manchmal seltsam findet, ist in Polen natürlich noch besser bedient. Folgende Mail erreichte mich heute früh:

hab heute früh im vorbeifahren ein schild gesehen auf dem stand „zajks“. fragt sich was das heißt, vielleicht ist es ja nur irgendein name oder ganz langweilig ein bindewort. möglicherweise ist es auch die polnische entsprechung zu „glumpat“/“unrat“.
oder auch die bezeichung für einen stripclub, obwohl dann müsst’s eher heissen: „zajks mia“ :))

Das Wichtigste an einer Beziehung ist, dass man sich gegenseitig zum Lachen bringen kann! ;)