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ICH WEISS ES WIEDER!

Hurra! Es hat auch nur zehn Tage gedauert! Is doch gar nicht soo schlimm. =} Eigentlich nur neun, denn es fiel mir gestern schon ein. Oder vorgestern gar?

So gut wie jeder Mensch schiebt seine Sonnenbrille ab und zu auf den Kopf. Schiebt man sie auf Kopfhaare, die nur etwas länger sind als das durchschnittliche Nasenhaar, saugen die Nasenhalterlis diese Haare in sich ein und geben sie partout nicht mehr her! Der nächste akute Sonneneinfall führt dann zu akutem Haarausfall – und zu schmerzhaftem noch dazu! Das muss nicht sein! Es nervt und ist auch nicht hilfreich bei der Verhinderung der Geheimratseckenbildung. Und die sind bei mir genetisch bedingt sowieso schon sehr stark ausgeprägt, den kümmerlichen Rest, der dort noch wächst, würd ich gern behalten, wenn’s leicht geht. Ich will also Sonnenbrillen mit Nasenhalterungen, in denen sich die Haare nicht verfangen können!

Gibt’s schon, sagt mein Mann. Nicht auf einer von meinen Sonnenbrillen, sag ich.

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Gnadenlos

schlägt der Vergesser-Schweinehund in mir zu, seit ich das zweiteilige Kapitel über ihn veröffentlicht habe.

Ich stehe in der Küche rum und habe eine sensationelle Geschäftsidee, in Bezug auf irgendeinen Gebrauchsgegenstand, der so unfassbar inkompatibel mit dem menschlichen Körper ist, wie er nur sein kann, ohne dass mir das jemals zuvor aufgefallen wäre, obwohl es doch so offensichtlich ist! Ich sinniere darüber, dass die Angelegenheit so ähnlich liegt wie die Sache mit den kratzenden Schildchen in der Kleidung, aber noch viel krasser, und denke, zumindest könnte man doch darüber schreiben, wenn man schon nicht eine entsprechende Fabrik bauen lässt und sich mit der verbesserten Form einen goldenen Arsch verdient. All das weiß ich jetzt noch, und ich weiß auch, an welcher Stelle in der Küche ich genau gestanden bin, als ich diese Gedanken dachte. Aber fünf Minuten später kann ich mich trotz redlicher Anstrengung und sofort eingeleiteter liegender Meditation nicht mehr daran erinnern, worum es sich gehandelt haben könnte. Auch fünf Tage später hat mein Hirn auf die Suchanfrage noch keine Ergebnisse geliefert. Und ich fürchte mittlerweile, die werden auch nicht mehr kommen.

Ich sitze auf dem Klo, da fällt mir ein, was ich meinem Mann unbedingt noch erzählen will. Zwei Minuten später stürze ich mit weit aufgerissenen Augen auf ihn zu, ein „Du…!“ ausrufend – und bleibe danach stumm, weil ich nicht mehr weiß, was ich ihm erzählen wollte.

Ich bin andauernd damit beschäftigt, irgendwelche Sachen zu suchen; die AAA-Akkus Marke „blaue Schirft auf weißem Grund“, an deren Namen ich im Moment nicht rankomme, von denen ich aber sicher bin, dass ich sie gekauft habe, und meine zwei spanischen Harry-Potter-Bücher, mit denen ich mich während meiner Verkühlung gern befasst hätte, hab ich bis jetzt nicht wiedergefunden. Aber egal – neue spanische Wörter hätte ich mir sowieso nicht gemerkt.

Ich lege mir Gegenstände mitten in den Weg, und lasse sie dann trotzdem liegen, sodass ich sogar mitunter auf halber Autostrecke nochmal umkehren muss. Ich stelle mir schon für jeden Scheiß eine Handy-Erinnerung – mit Text: ja, Textart: aufschlussreich; Tonsignal: ja, Erinnerungsmodus: laut und nervtötend – weil ich sonst vergesse, Freunde vom Bahnhof abzuholen, die Pflanzen zu gießen oder zu einer Bilanzbesprechung zu fahren.

Dennoch, oder gerade deshalb, habe ich das ständige Gefühl, mit einem Vakuumhirn unterwegs zu sein, das jederzeit implodieren könnte. Man könnte diesen Zustand für unbeschwert halten, aber besonders wohl fühl ich mich damit nicht. Drum ist auch hier nicht viel los, weil ich die meisten blogbaren Erkenntnisse, Ereignisse oder Wuchteln nicht behalten kann. Und drum ist die Wuchtel des Monats auch noch aus dem Vormonat. Ich erinnere mich durchaus, hin und wieder gelacht zu haben, aber nicht worüber.

Meine Mutter übrigens war auch ganz begeistert vom Vergesser-Kapitel und fand, dass ihre beste Freundin das unbedingt auch lesen müsste. Ob ich es ihr wohl ausdrucken kann. Ich frage, ob die Freundin denn keinen Internetanschluss hat, da meint sie, „Naja, ich hab sie danach schonmal gefragt – aber ich habs vergessen.“

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Im falschen Film

Ich finde die Welt jeden Tag ein bisschen schräger. Ich finde es irgendwie schräg, dass man beim Friseur zweieinhalb Stunden damit zubringen kann, das Gestrüpp auf seinem Kopf bearbeiten zu lassen, das man auch Haare nennt – ich würdige wohl die Menschen, die damit ihr Geld verdienen, aber einem Büschel Keratinfäden so viel Aufmerksamkeit zu schenken, ist definitiv sonderbar. Ich finde es schräg, dass man aus gekauften Sonnenblumensamen nie und nimmer auch nur einen einzigen Sonnenblumenkeimling rauskriegt, man aber nur über ein paar gefüllten Blumentöpfen eine geraume Zeit lang einen Meisenknödel hängen lassen muss, um ein paar Monate später gleich zwei Sonnenblumen wachsen zu sehen. Es ist unfassbar, dass ich zuweilen, wie etwa gestern, keine 200 Meter weit mit dem Auto fahren kann, ohne dass sich mir drei (3) lebensmüde Autofahrer, Radfahrer oder Fußgänger in den Weg werfen.

Ich finde es schräg, dass irgendein unbekannter Sack uns mehrmals in der Woche die Außenspiegel an unseren vorm Haus geparkten Autos zuklappt, ohne dass dafür irgendein ersichtlicher Grund vorläge. (Dagegen allerdings habe ich schon eine wie ich hoffe effektive Therapie ersonnen. Mehr dazu vielleicht demnächst.) Schräg ist auch, dass zu Beginn des Sommers schlagartig sämtliche Wochenenden mit privat-sozialen Happenings dermaßen zugepflastert sind, dass ich auf Fragen nach dem nächsten möglichen Termin für ein Treffen am Wochenende ‚Anfang September‘ sagen muss.

Ich finde es schräg, dass ein Nachbarssohn, der die Gegend mit Techno Lautstärke 180 tyrannisiert und mit diesem Verhalten sogar schon seinen kleinen Bruder infiziert hat, außer mich niemanden zu stören scheint, obwohl gegen diese Übergriffe gegen den persönlichen Frieden nichtmal Oropax helfen, weil man das Gewummer noch über die Fußsohlen wahrnehmen kann, wogegen sich gewisse Leute über mollig geratene Mitmenschen echauffieren können, die die ungeschriebene Kleiderordnung nicht einhalten („keine kurzen Röcke oder allzu enge Kleidung in Größen>36“), als wäre ihnen körperliches Leid zugefügt worden, obwohl ein simples Abwenden des Blickes sie von ihrem definitiv freiwilligen Martyrium befreien könnte, wenn sie denn tatsächlich glauben, dass sie einen derartigen Anblick nicht überleben. Oder sie könnten einfach mal selbst über ihren Schatten springen und all das anziehen, was sie schon immer tragen wollten, und sich nicht um die Pölsterchen scheren, die dabei vielleicht hier und dort zum Vorschein kommen, dann wären sie sicherlich auch nicht mehr ganz so empfindlich. (Meine Therapieempfehlung: CSD.)

Der Gipfel der Schräglage jedoch war in meiner Welt heute (Stand 9 Uhr, wer weiß, was noch alles kommt?) erreicht, als der DPD-Mann klingelte. Er stellt seinen Lkw in der Gasse vor unserem Tor ab, die bei uns nicht besonders breit ist, lädt drei schwere Pakete ab, und sofort beginnt hinter ihm einer zu hupen. Als sich kein Sekundenwunder am Horizont abzeichnet, springt der hupende Mensch aus seinem fetten schwarzen Auto und zuckt total aus, wie man hierzulande sagt. Er beginnt so laut zu schreien, dass die Nachbarn am Fenster und teilweise sogar vor ihren Haustüren erscheinen. „Foah jetz zuwe!!“ (Fahr an den Rand!) „Foah zuwe, faule Sau!“„I hob jo mei Zeit net gstohln!“ Der DPD-Fahrer sagt, es dauere nur noch eine Minute. Ich bestätige den Erhalt der Lieferung, trete einen Schritt vor das Gartentor und sehe dem Auszucker kopfschüttelnd beim Schreien und seiner Glatze beim rotblauen Farbenspiel zu. „Foah zuwe, foah jetz zuwe, du Oaschloch, i hob ka Zeit!“ Dann höre ich „Guat, dann foah hoit i!“ und erkenne fast gleichzeitig, dass der Lkw sich rückwärts auf mein geparktes Auto zubewegt, während sein Fahrer immer noch neben mir steht. Wir wechseln einen fassungslosen Blick. Mein naives Hirn glaubt als erstes, der Mann wäre wieder in sein Auto gestiegen und hätte dem Lkw von hinten einen Schubs gegeben. Dann erst sehe ich die Rückfahrscheinwerfer. Auf Drohgebärden des DPD-Fahrers hin kommt uns der Auszucker kurz darauf aus dem Führerhaus des Lkws entgegengeklettert, und die offenstehende Ladeklappe des Lkws nur knapp vor der Schnauze meines Autos zum Stillstand. Vorbeifahren kann der Spinner trotzdem nicht.

Man könnte argumentieren, dass Vorbeifahren für den Wahnsinnigen wahrscheinlich auch so möglich gewesen wäre, hätte er in den vergangenen Jahren ähnlich viel Energie in die Entwicklung eines Gefühls für die Breite seines Autos gesteckt wie in die Ausformung seiner cholerischen Ader. Ein Stück zurückschieben und die Parallelgasse nehmen: eine Minute Ersparnis bei der Zeit und 50 mmhg beim Blutdruck. So rechtzeitig wegfahren, dass einen drei Minuten Verzögerung nicht völlig aus der sicheren Bahn der psychischen Unauffälligkeit werfen: unbezahlbar. Man weiß ja nie, welche Art von Tragödien die Leute tatsächlich zu ihrem Verhalten bringt, aber ich kriege immer mehr das Gefühl, dass ich hier von gemeingefährlichen Psychopathen umgeben bin.

Die Gesamtdauer des ganzen Schauspiels betrug, großzügig geschätzt, drei Minuten. Mein Staunen aber hält noch stundenlang an.

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Zweifelhafte Methoden

Vor einigen Wochen erhalte ich untertags einen Anruf, mitten in einer Arbeit, die Konzentration erfordert. Ein männlicher Mensch ist am Telefon und will mit mir eine Umfrage machen. Dass ich den Anruf überhaupt annehme, ist dem Umstand zu verdanken, dass er nicht mit unterdrückter Nummernkennung anruft. Unbekannte Anrufer bleiben bei mir unbekannt, die dürfen mir maximal die Mobilbox vollsäuseln. Ich sage ihm, ich hätte für sowas im Moment keine Zeit. Später aber fällt mir wieder ein, dass ich eine Nummer von diesem Menschen habe, und rufe ihn zurück.

Ich frage ihn, wie er heißt, woher er meine Telefonnummer hat, und von welcher Firma sein Anruf beauftragt wurde. Zu letzterer Frage nuschelt er irgendeine Dreibuchstabenkombination. Ich notiere sie, hake nach und frage ihn nach dem genauen Firmenwortlaut, und nach der Rechtsform. Rechtsform? Na, ob das eine GesmbH sei oder eine AG oder wie. Er ist ein bisschen hilflos und gibt schließlich widerwillig zu, dass er das nicht wisse, es sei aber ‚eine große Firma‘, und gibt mir die Telefonnummer der Geschäftsführerin, die er kenne. Sie hieße Andrea.

Außerdem meint er, er mache viele solche Anrufe, und diese Fragen habe ihm bislang aber echt noch niemand gestellt, und dass er ja gar nichts dafürkönne und das alles ein bisschen unfair finde. Ich sage, dass ich es unfair finde, in meiner Arbeitszeit von Umfragern gestört zu werden, und komme mir ein bisschen wie im Kindergarten vor. „Solche Fragen können aber offensichtlich vorkommen, also sollten Sie darauf besser vorbereitet sein. Nichtmal Ihren Auftraggeber mit vollem Firmenwortlaut zu kennen, das macht nicht gerade einen seriösen Eindruck“, sage ich. Er verspricht, sich das zu merken. Irgendwie tut er mir ein bisschen leid.

Quid pro quo – dafür beantworte ich dann auch seine Fragen. Es geht um die Zufriedenheit in Sachen Versicherungen und Versicherungsbetreuung. Nach fünf Fragen ist alles erledigt, und er fragt, „Und, war das jetzt so schlimm?“

Ich rufe die Geschäftsführerin aber aus Zeitgründen nicht an, und nach einer kurzen, erfolglosen Internetrecherche bezüglich der Dreibuchstabenkombination und ein paar Tagen werfe ich den Zettel weg.

Ein paar Wochen später erhalte ich schon wieder einen Anruf während einer konzentrierten Arbeit. Ich bin offenbar stets hochkonzentriert. Eine Dame erklärt mir, ich hätte da ja vor einigen Wochen bei einer Umfrage mitgemacht, und die Ergebnisse diesr Umfrage seien so bedenklich für die Versicherungsgesellschaften, dass diese sich zu einer konzertierten Aktion entschlossen hätten, im Rahmen derer sie den Versicherungskunden auf Antrag gewisse Verwaltungsgebühren auf die Prämien erlassen würden. Zu diesem Behufe seien im Rahmen von Outsourcing einige Mitarbeiter unterwegs, um diese Verträge zu besehen und den Gebührennachlass zu beantragen.

Ich höre mir das alles an und frage sie, warum die Versicherungsgesellschaften, wenn sie mir einen Rabatt gewähren wollen, dies nicht einfach tun und mir stattdessen irgendeinen aus der Outsource schicken, einen Ausgequollenen quasi. Mit verschwörerischem Unterton erklärt sie in etwa, dass die sich’s natürlich auch einfacher und billiger machen wollen, indem sie diese Nachlässe nur jenen Kunden gewähren, die an der Umfrage teilgenommen haben und sich von Beratern diese Rabatte hereinholen lassen. Die Information, dass ich in der Umfrage meine volle Zufriedenheit mit meinen Betreuern zum Ausdruck gebracht habe, und dass meine Polizzen bereits vom Vermögensberater optimiert sind, lässt sie an sich abperlen. Wann ich denn für einen solchen Termin Zeit hätte. Vielleicht lasse sich ja trotzdem noch ‚etwas machen‘.

Sonderbare Art, zu Maklerterminen zu kommen, denke ich, aber ich habe Feuer gefangen, und dieses Spiel will ich jetzt zu Ende spielen. Ich notiere ihre Telefonnummer und jene des Betreuers, der mich zu einem vereinbarten Termin besuchen kommen soll. Und dieser Termin war heute vormittag.

Zuvor erkundige ich mich natürlich, ob ich denn mit der Vermutung richtig liege, dass dieser Versicherungen-Verwaltungsgebühren-Blabla dem Land der Märchen entspringt. Unser Versicherungsbetreuer weiß davon nichts, und der Vermögensberater ist der Ansicht, da wollte einfach jemand über die Beauftragung eines Callcenters zu Neukunden-Terminen kommen. Kalte Akquise sei verboten, man dürfe nicht einfach irgendeine Privatperson zum Zwecke der Terminvereinbarung anrufen; eine Umfrage sei aber als Erstkontakt legitim und ein späterer Anruf in diesem Zusammenhang dann erlaubt.
Unser Vermögensberater hatte Termine bei uns. Er kennt mich schon und weiß, dass Unbequemsein mir Spaß bereitet. Daher äußert er schon im Vorhinein sein Mitgefühl mit dem Makler, freut sich aber auch mit mir auf meinen unterhaltsamen Vormittagstermin, und auf meinen späteren Bericht.

Der Versicherungsmakler, der hier aufkreuzt, ahnt nichts Böses. Er sagt, „Worum es geht, wissen Sie.“ Ich sage, „Erklären Sie mal!“ Er sagt seinen Standardsatz auf, der natürlich nichts mit Nachlässen von Verwaltungsgebühren zu tun hat, sondern ein ganz normaler Versicherungsagenten-Einstiegssatz ist. „Unverbindliches, kostenloses Polizzenservice, ich schaue alles durch, mache Ihnen Vorschläge, und Sie entscheiden dann, was Sie tun.“

Ich erzähle ihm daraufhin, wie dieser Termin zustandegekommen ist, vom Fritze ohne Firmenwortlaut-Ahnung und der Tante mit den konspirativen Verwaltungsgebühren. Ich tue in klaren Worten meinen Unmut darüber kund und meinen Unwillen, mich derart verscheißern zu lassen. Der Makler notiert sich alles und will mit dem nachgehen. Dass dies nicht dem vereinbarten Gesprächsleitfaden für das Callcenter entspreche, sei selbstverständlich. Ich lasse ihn wissen, dass er mir persönlich sympathisch ist, dass ich aber nur jemandem Einsicht in meine vertraulichen Versicherungsunterlagen gewähre, zu dem eine Vertrauensgrundlage besteht, welche ich nach einer solchen Anbahnungsmethode nicht sehe. Ebensowenig sehe ich auch eine Grundlage, auf der ich darauf vertrauen könnte, dass diese Anbahnung nicht dem ursprünglichen Auftrag an das Callcenter entsprochen haben soll. Und dass er daher bei mir „en Aufdraht’n“ habe, also zu deutsch: keine Chance.

Es tut ihm leid, dem Makler, dass wir nicht ins Geschäft kommen, denn endlich wäre da mal jemand, der ein bisschen einen „Gegenpart“ böte, und er wolle auch nur ungern lockerlassen, denn „Sie wären sicherlich ganz interessant zu bearbeiten gewesen“. Wir lachen beide über diese missglückte Formulierung. Quid pro quo: Er lässt mich lesen, was die terminvereinbarende Dame über mich vermerkt hat: „Ist freundlich, aber etwas anstrengend: hinterfragt alles 100x.“ Ich lasse der Dame meine besten Grüße ausrichten, und dass ich persönlich es wesentlich anstrengender finde, mich am Telefon schamlos belügen zu lassen, als 100 schwere Fragen zu beantworten.

Etwas ähnlich Unseriöses ist mir seit langem nicht untergekommen. Nicht, dass ich überrascht gewesen wäre, einfach einen ordinären Versicherungsmaklertermin vereinbart zu haben. Ich wollte einfach jemanden persönlich hierhaben, dem ich auseinandersetzen kann, wie es auf Menschen wirken kann, wenn man ihnen am Telefon so unverschämt etwas vorlügt. Wenn ich davon auf die Art schließen darf, wie diese Maklerfirma ihre Geschäfte zu machen pflegt, kann ich auf eine Kooperation gut verzichten. Das schafft nicht den Hauch einer Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Und das wollte ich gesagt haben – persönlich, laut, und ohne, dass jemand einfach auflegt.

Das überaus Sonderbare an dieser Geschichte ist nun nicht die zweifelhafte Art und Weise, wie dieser Termin zustandekam oder die dummdreisten Methoden zum Anlandziehen von Terminen. Vielmehr ist es die Tatsache, die den Aussagen des Umfragemenschen und jenen des Maklers zu entnehmen waren: Dass ich die einzige unter hunderten, vielleicht sogar tausenden angerufenen Menschen bin, die nachfragt, wer spricht, die sich sowohl gemerkt hat, was am Telefon be- bzw. versprochen wurde, als auch den Vergleich zu dem anstellt, was dann beim Termin tatsächlich stattfindet – und die daraus auch noch ihre Schlüsse zieht.

Selbst wenn Kaltakquise erlaubt wäre und der Makler am Telefon ehrlich, würde er keinen Termin bekommen, sagt unser Vermögensberater. Weil die Leute belogen werden wollen? Nein, behaupte ich, weil sie es voraussetzen – vielleicht aufgrund von Erfahrungen, die den meinen ähneln – und daher einfach nein sagen.
Kein Wunder. Sowas kostet Zeit und Nerven. Aber ich bin jetzt um eine Erfahrung reicher – und der Herr Versicherungsmakler bestimmt auch.

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Trübe Aussichten

Mit Restverkühlung an tristen Regentagen langweilige Arbeit erledigen. *gähn-gähn* Ich plädiere für sofortige Einstellung des Regens, schon weil meine Blumen draußen bereits mehr als ausreichend unter Wasser stehen. Und weil ich in den letzten Tagen von drei Hundespaziergängen, gestartet während kurzer Regenfrei-Phasen, dreimal völlig gebadet zurückgekommen bin – vom Hund ganz zu schweigen. Man könnte es in gewisser Weise also durchaus als stabile Wetterphase bezeichnen.
Aber wenigstens haben wir keinen überschwemmten Keller.

Is bei euch irgendwas Erzählenswertes los?

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Asiatische Zeichen anzeigen in Windows XP/Firefox/IE

Mein Hals nahm schon Sumoringer-Ausmaße an, weil ich es einfach nicht fertigbrachte, in Cehs Blog die chinesischen Zeichen angezeigt zu bekommen, weder in Firefox noch in IE! Tipps im Stile von „Da brauchst doch nur…“ fruchteten nicht wirklich. Anscheinend war im Betriebssystem alles richtig eingestellt, und diverse Versuche in den Zeichencodierungs-Optionen von Firefox brachten immer nur noch mehr fehlende Zeichen, niemals aber weniger.

Da googelt man natürlich und liest immer wieder das, was man eh schon wusste, dass nämlich in der Systemsteuerung in den Regions- und Sprachoptionen unter „Sprachen“ ein Häkchen bei „Dateien für ostasiatische Sprachen“ gesetzt sein muss. Jaaahaaa! Was aber, wenn das Häkchen dort die ganze Zeit schon gesetzt war, und die Anzeige trotzdem nicht funktioniert?

Überraschung: Dass dieses Häkchen gesetzt ist, bedeutet in Win XP offenbar nicht zwingend, dass die benötigte Schriftart zur Anzeige dieser Schriftzeichen auch tatsächlich installiert wurde. Man kann also entweder die Sprachunterstützung erst ausschalten und dann via XP-Installations-CD wiederholen, oder aber einfach nur die benötigte Schriftart nachinstallieren – insbesondere dann, wenn man keine Windows-CD hat und/oder die erweiterte Sprachunterstützung gar nicht braucht, weil man die depperten (tschuldigung) Zeichen sowieso einfach nur anzeigen will und nicht eingeben.

Eines der dafür geeigneten Font-Files heißt zB Arialuni.ttf. Diese Schriftart runterladen und installieren, dann klappts auch mit der Anzeige im Browser.
(Wie installiert man eine Schriftart?)

Will man nur die Zeichen anzeigen, dann reicht es, diese Schriftart installiert zu haben. Eine Aktivierung der Eingabesprache „Chinesisch“ in den Regions- und Sprachoptionen oder womöglich ein Einschalten der verwunschenen Eingabegebietsschemaleiste (was für ein Wort!) ist dazu definitiv nicht nötig.
(Verwunschen deshalb, weil das Ding sich immer wieder reindrängt, vordrängt und auf diverse Tastenkombinationen reagiert, selbst wenn man definitiv alle Shortcuts ausgeschaltet hat.)

Die Zeichencodierung im Browser kann man wieder zurückstellen auf „Automatisch bestimmen – Universell“.

Dank gebührt der Firefox-Wiki – die Desinformation im Microsoft-Supportcenter kann sich der Herr Gates getrost dort hinstecken, wo die Sonne niemals scheint.
(Microsoft weiß, dass die meisten Händler keine Setup-CDs mehr zu vorinstallierten Rechnern dazugeben. Es ist daher reichlich dreist, in sämtlichen Hilfedokumenten davon auszugehen, dass eine CD vorhanden ist, und dem ohnehin schon etwas krawutischen Hilfesuchenden wiederholt den Satz „Legen Sie dann die Windows-CD ein“ um die Ohren zu hauen, ohne alternative Lösungswege anzubieten.)

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Die Beschriftung der Welt

Heute war ich auf der Bank, im Foyer, zum Geldabheben. Dort stehen in einem Aufsteller einige Folder nebeneinander zur freien Entnahme, im gewohnten Folder-Radikal-Hochformat, deren Vorderseiten so aussehen:

LEBENSVER
SICHERUNGEN
UNFALLVER
SICHERUNGEN
KRANKENVER
SICHERUNGEN
PENSIONSVER
SICHERUNGEN

Überaus ansehnlich, nicht? Alle Macht dem Layout? Brrr. Pfui Spinne.

Außerdem hängt dort ein Werbeplakat Marke ‚der Bankangstellte mit der schönsten Handschrift kritzelt mit quietschendem Edding was auf A3‘. Es empfiehlt mir:

Legen Sie in „Krisenzeiten“ Ihr Geld sicher an!

Was mich wieder zurück zu den Deppensatzzeichen bringt. Anführungszeichen, die Worte oder Wortgruppen umklammern, verströmen immer ein bisschen den Duft des „Sogenannten“, des „Angeblichen“, eines ironischen „Ist-ja-gar-nicht-so-wie-behauptet“. Der Duft dieser Satzzeichen ist umso stärker zu wittern, je undurchschaubarer die Gründe für ihre Setzung sind. Hier sind es also angebliche Krisenzeiten. Warum sollten Krisenzeiten, die nur angeblich sind, die Macht haben, mich zu irgendeiner finanziellen Entscheidung zu drängen?

Seltsame Blüten treibt das Anführungszeichenunwesen! (Ha! Was für ein ungemein gelungenes Wortspiel! Sofort in die Werbung damit!)

Wir sind ein „Nichtraucher“ Bier Lokal.

(Man beachte auch das elegante Weglassen jedes noch so sehnlich erwarteten Bindestrichs.)

oder

Alle Speisen werden „frisch“ zubereitet.

(Dazu fallen mir ausschließlich appetithemmende Interpretationen ein.)

An der Außenmauer eines Gebrauchtwagenhändlers auf der Triesterstraße steht seit Jahren in großen Lettern geschrieben:

KAUFEN SOFORT „IHR AUTO“
BARZAHLUNG

Die Anführungszeichen sind auch noch schräggestellt, obwohl der Rest der Schrift aus ganz geraden Blockbuchstaben besteht, sodass die Aufschrift sich schon in puncto Ästhetik einer auffälligen Gehaltlosigkeit erfreut. Anlässlich der spontanen Themenwahl „Die Beschriftung der Welt“ am Telefon mit meiner Freundin N. besprechen wir dieses unschöne Beispiel einer hirnlosen Beschriftung, wobei ich ihr nebenbei auch bekanntgebe, dass der laut Verpackung „dezente Vanilleduft“ unseres Klopapiers derzeit auf unangenehm aufdringliche Weise das gesamte Büroklo beduftet, und das noch nichtmal in einer erkennbaren Vanille-Duftnote.

Zum oben genannten Anführungszeichenkonstrukt argumentiere ich, würde man nur das Wort „IHR“ unter Anführungszeichen setzen, dann würde das unterstellen, dass das Auto womöglich gar nicht im Eigentum des willigen Verkäufers steht. Oder man schrübe nur „AUTO“, dann wäre anzunehmen, es handle sich um einen verbeulten, kaum mehr als solchen erkennbaren fahrbaren Untersatz. Aber „IHR AUTO“…?

N. konstatiert scharfsinnig: Klarer Fall, „IHR AUTO“ heißt dann natürlich gestohlene Rostschüssel.

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Gespart!

Hab heute wieder mal in die Flimmerkiste geschaut. Ich bin ein bekennender Serien-Junkie. Allerdings nehme ich sehr oft auf HDD-Recorder auf, was ich sehen möchte, und überspringe dann später die Werbeblocks. Heute jedoch hab ich mal bewusst hingeschaut und drei Werbeblocks lang aufgepasst. Ich wollte herausfinden, was es mich kostet, wenn ich alles kaufe, was in einem einzigen Werbeblock angepriesen wird. Daher überschlug ich mal, wie groß die Lücke ist, die so ein Werbeblock in die Brieftasche reißt.

Zwei der Blocks kamen bei vox, einer auf ORF 1. Langfristige Verträge werden nicht bewertet, Reminder (5- bis 10-sekündige Spot-Zusammenfassungen zur besseren Einprägung) zählen den Wert des ursprünglichen Spots mal zwei. Und ich kaufe natürlich immer nur ganze Produktserien, sofern sie feilgeboten werden.

Im ersten Block kaufe ich gleich dreimal den Sieger bei Stiftung Warentest, ich nehme Unmengen Vitamin C zu mir, habe Vorrat an essentiellen Fettsäuren für mindestens 60 Tage, und ich putze antiallergen, und zwar auf höchstem Niveau. Unvergleichliche Geschmackserlebnisse und besondere Genüsse ziehe ich mir ungeniert rein, unter anderem in Form von Marmelade und Schokolade mit Nüssen und siebenundachtzig weiteren besten Zutaten. Meine Finanzen sind gecheckt, und es ist für meine Zukunft gesorgt, dafür gehe ich allerdings in mindestens drei Fällen langfristige Verträge noch unbekannter Höhe ein. So eine kleine Unterschrift, was macht das schon? Wirkstoffe konzentriere ich an entzündlichen Stellen, mein Cholesterin senkt sich um insgesamt 103% (nur das böse natürlich), und auf Vorrat liegen nun Reinigungstabs und tiefenwirkende Mundspülung für meine Dritten, die ich mir leider nicht mehr leisten können werde. Ich habe meine Haare gefärbt, geschont und dabei noch 20 Minuten gespart, mich für einen guten Zweck engagiert und die Freude an Bewegung wiederhergestellt.
Und das alles um nur unglaubliche 150 Euro!

Im zweiten Block gönne ich mir besondere Dinge zu diversen Firmenjubiläen, und bestimmt nicht zu deren Nachteil, das besagt zumindest die Meinung, die ich mir auf Aufforderung getreulich gebildet habe. Ich genieße sicheren Schutz und abwechslungsreiche Geschmacksrichtungen, muss aber zu meiner Bestürzung auch Geranien, eine Gartenliege und einen Elektromäher mitnehmen. (Dabei hasse ich die Dinger. Ein echter Mäher hat Benzin in sich drin!) Dafür darf ich allerlei Technologien und Komplexe gezielt anwenden und mannigfaltige Effekte erzielen, meine Kurven sind wieder straff, elastisch und glatt, und ich verliere gar fünf Kilogramm – und das nicht nur durch zeitweiliges Abstellen der Einkaufstasche! Ich muss Würstchen mit ekligen Namen von ebenso ekligen Promi-Werbegesichtern erwerben, knochenstarke Kindernahrung zu mir nehmen (puh, das staubt!), Milchreismischungen selber basteln und hinterher noch locker-würziges aus knusprigem Kartoffelteig vertilgen. Anschließend freue ich mich über meine fettigen Fingertapper auf dem Touchscreen – für Individualisten! – habe außerdem meinen CO²-Ausstoß endlich auf unter 120g/km gesenkt, und bestelle in meinem Schwung noch schnell zwei E-Roller um je 1.660. Bei alledem schwebt über mir mein Kranz wie-schwereloser Haare.
Diesmal sind nur zwei langfristige Verträge dabei. Insgesamt ein grandioses Shoppingerlebnis. Dafür kostet mich der ganze Spaß aber auch schon satte 38.903,77 Euro.

Am teuersten erwischt es mich aber bei ORF im dritten Block.
Hier erreiche ich langfristige Ziele mit neuem Lifestyle, lerne etwas über Befruchtung unter Bonbons, die ich anschließend verzehre (Die Bonbons natürlich, aber genau genommen isst man die Befruchtung natürlich mit. Mir graust echt vor gar nix!), ich vernichte Schokolade wie eine Süchtige und komm mir dabei auch noch vor wie in den Alpen – nehme davon aber kein Gramm zu, schließlich habe ich auch ein Medikament zur Gewichtskontrolle in meinem Warenkorb. Gegen den Zuckerflash ist aber leider keines dabei. Studien legen mir stattdessen quicklebendige Bakterien für meinen Darm nahe, ich desinfiziere Wunden am laufenden Band, gewinne kein Auto, esse dafür aber noch mehr Schokoriegel. Weiters erwerbe ich ein sensationelles Studio-Album sowie Kapital- und Zinsgarantie, muss kreischenden Kindern das Gumminaschwerk abjagen und mir zum Muttertag gratulieren lassen, und das alles, während mir unter meinen drei neuen Kleidern für je 4,99 bereits der Schweiß auszubrechen beginnt, wovon ich mit meinen knallrot geschminkten und voller Allüren steckenden Lippen abzulenken versuche. Drei Kindershirts für je 2,99 hab ich auch in der Tasche – wem soll ich die bloß…? Schließlich erlöse ich noch die Kartoffeln, zu denen diese fiesen Menschen grob gewesen sind, senke im Vorbeigehen meine Energie- und Heizkosten und setze außerdem ein bis zwei Zeichen. Vier langfristige Verträge in schwer kalkulierbarer Höhe gehe ich ein.
Den in einem der Spots versprochenen Muttertagsrabatt von 30% ziehe ich mir frech von der Gesamtsumme ab. Die beläuft sich danach aber immer noch auf stolze 40.169,50.

Zur Verteidigung des Heimatsenders ist anzuführen, dass auf ORF die Sendungen nicht durch Werbespots unterbrochen werden. Nur jeweils zwischen den Sendungen gibt es einen Block – bei vox sind es während einer Serienepisode schon zwei.

Fazit: Shoppen ist anstrengend. Man muss sehr genau aufpassen, weil alles so schnell geht. Auf ORF1 wird man besonders schnell arm, dafür nicht so oft. Und ich bin jetzt um insgesamt 79.223,27 ärmer. Und ein paar Zerquetschte.