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Vom inneren Kind

Der einjährige Burzltag von Winders Wörterbuch zur Gegenwart wird gefeiert, und auch ich gratuliere sehr herzlich. Ich hab immer Riesenspaß an der Kolumne und den darauf folgenden Posts.
Im Burzltags-Beitrag wundert sich Christoph Winder über das Verwenden des Wortes ‘Burzltag’, insbesondere darüber, dass es wider Winders Erwarten auch jenseits der 10jährigen seine Ausbreitung hat.
Darauf sag ich ganz infantil: ‘Na und?’ und befinde, es sollte ein jeder so oft wie möglich kindisch sein, denn das ist gesund und beruhigt die Nerven. Gestern kriege ich ein Mail von meiner lieben Freundin B., in dem die Verabschiedungsformel lautete: *jeah… jupti-dupti-du*. So macht man das!

Das Freuen an sich ist ja überhaupt sehr selten geworden. Wann freut sich schon einer so richtig schön? So, dass man sich ohne nachzudenken einfach mitfreuen kann? Selten, aber umso schöner sind die Gelegenheiten, zu denen sich ein Mensch so freut, dass ich mich mitfreue, diese Freude wiederum weiter- oder zurückgebe, und eine wahre Freudenkaskade daraus entsteht. Dabei muss es nichtmal um große Dinge gehen – es müssen nur die richtigen Leute zusammentreffen: solche, die noch das Gefühl haben, dass sie ein Recht auf lautstarkes Freuen haben!

Es spricht überhaupt einiges dafür, das innere Kind raushängen zu lassen und sich nicht so viel um die Vorgaben der Welt da draußen zu scheren; in erster Linie das Gefühl der persönlichen Freiheit, das sich daraus entwickelt. Und an den dummen Gesichtern, die ein Großteil der Menschheit macht, wenn ich mich daneben benehme, kann ich persönlich mich auch sehr gut freuen. Ich glaube, dass ich als ihr Leben revuepassierenlassende 80jährige mit einem “Hätte ich doch nicht…!” wesentlich besser umgehen können werde als mit einem “Hätte ich doch…!”. Vorausgesetzt, ich kann mich dann noch erinnern. :))

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Der Raub des Jahrhunderts

75 Millionen Pfund in brandneuen 100- und 500-Pfundscheinen haben ein paar finstere Kerle in London erbeutet, indem sie einen Geldtransporter in ihren Besitz brachten. Der Fahrer wurde verhaftet, der Rest der Gang konnte mit dem Geld flüchten. Allerdings dürfte ebendieser Rest der Gang nicht begeistert gewesen sein, als sie ihre Beute bei Lichte besahen: Es war nur Monopoly-Geld. Und Monopoly-Spiele. Es sollte nämlich ein Werbespot gedreht werden, in dem es Geld vom Himmel regnet. Der ‘Tip aus der Szene’ dürfte eher schlecht recherchiert gewesen sein. Die Polizei ist trotzdem finster entschlossen, die Bande zu kriegen. (Der Standard berichtete.)

Das wirft die Frage auf, warum transportiert man Monopoly-Geld in einem echten Geldtransporter? Würde ein solcher Transport nicht in einem normalen Lkw wesentlich weniger Aufmerksamkeit auf sich ziehen? Vielleicht sollte nur getestet werden, wie schnell die Informationen über einen ‘hochwertigen’ Geldtransport durchsickern, und über welche Kanäle?
Wie auch immer, in diesem Fall ist ja so ziemlich alles in die Hose gegangen. :)

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Zweifelhafte Methode

Heute ruft mich meine Chefin die Frau vom Chef an und berichtet mir, ein Deutscher namens M., dessen Name sich so anhört wie eine abgekürzte bayrische Stadt, hätte in der Firma angerufen und nach mir verlangt. (Ich bin nur zwei Tage die Woche im Büro, den Rest der Zeit arbeite ich daheim.) Er sagte, es wäre privat, er hätte sein Handy verloren, daher meine Privatnummer nicht mehr, und deshalb würde er in der Firma anrufen. Sie gab ihm natürlich nicht meine Nummer (danke!), sondern verlangte seine. Sie gibt sie mir durch.
Als ich da anrufe, ist M. nicht zu sprechen, weil gerade nicht im Raum, aber sein Kollege W. gibt mir Auskunft: ‘Ich weiß aber, worum es geht. Wir sind Personalvermittler, und Kollege M. ist derzeit auf der Suche nach einer Leiterin der Bilanzbuchhaltung für eine Verlagshaus-AG mit Stammsitz in Wien .’ Und ob ich interessiert sei.
Ich erkläre ihm, ein Wechsel käme für mich derzeit nicht in Frage, und ich wäre ohnehin bis oben mit Arbeit eingedeckt, damit ist das Gespräch beendet.

Das mit der Handylüge fällt mir erst später wieder ein, als ich nochmal mit der Frau vom Chef telefoniere.
Ich vermute, den Anruf hab ich meiner Mitgliedschaft auf openBC zu verdanken. In meinem dortigen Profil ist das Stichwort ‘Bilanzbuchhaltung’ zu finden, ebenso der Name meiner derzeitigen Firma.
Die haben durchaus eine gewisse Chuzpe, in meiner Firma anzurufen, um mich von da abzuwerben.

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Heute im SSV Pampa

In einem Sportschützenverein (bumm-bumm, nicht bogenspann-pfeilflieg) mitten in der niederösterreichischen Pampa. Unterhaltung am Nebentisch: ‘Beim Kleinkaliber-Bewerb hab i hochhaus gwonnen!’
Am Tisch gegenüber: ‘In Kopfwehpulvern ist Koffein drin. Weiß aber keiner. Ist aber in allen Kopfwehpulvern drin. Nämlich reines Koffein. Haha. Sonst wirkatns nämlich gar net. Hahaha. Da trinken die Leut keinen Kaffee, aber nehmen drei Kopfwehpulver und wundern si dann. Hahaha.’
Und vor dem Ausgang: ‘Jo, heut habi mei rotes Kapperl auf. Wenni mei schwarzes aufhab, bini inkognito. Damit hamma scho viel Spaß ghabt. Hahahaha.’

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Mondfinsternis

Ein relativ seltenes Ereignis steht uns in der nächsten Woche ins Haus, also zieht uns vielmehr außer Haus (mich zumindest ganz bestimmt, außer eine dicke Wolkendecke vermiest es mir): Eine totale Halbschattenfinsternis des Mondes in der Nacht vom 14. auf den 15. März. Der Eintritt des Mondes in den Halbschatten beginnt um 21:21, das Maximum wird um 23:47 erreicht sein, und zu Ende ist das Spektakel um 0:13. Nachdem die Magnitude der Finsternis über 1 liegt, sollte auch ein dunklerer Bereich am verfinsterten Mond auf die Nähe des Kernschattens schließen lassen.
Auch auf eine partielle Sonnenfinsternis dürfen wir uns freuen; am 29. März wird sie in unseren Breiten gegen Mittag zu sehen sein.

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Dialektische Mischung

Heute beim Frühstück: Ich erzähle meinem mir rechtmäßig Zugetrauten in der mir eigenen Dialektvariante eine lustige Begebenheit, bei der – unter anderem – etwas zu Boden gefallen ist. Er lauscht und grinst – ich denke schon, er hat die die Situationskomik verstanden – aber dann fragt er lächelnd: “Wo isses hingefallen?” Ich überlege und wiederhole dann, etwas beschämt, meine Formulierung: “Auf d’rErd!?”

Es gibt Ausdrücke, die benutzt man, ohne nachzudenken. Frühkindliche Prägung, Lernen durch Nachahmung. ‘Bähmakelnde’ Verwandte, wohin man schaut, also.. nicht so massiv in meiner Kindheit, aber in der meiner Eltern. Wir, meine Geschwister und ich, sind quasi die dritte Generation.

Meine Eltern sagen beide im Dialekt für ‘am Morgen’ nicht ‘in da Fruah’, wie das der Wiener allgemein vielleicht täte, sondern sie sagen ‘in da Friii’. Die Steigerung für das oben erwähnte ‘auf d’rErd’, insbesondere wenn man etwas absichtlich und mit eventuell einem gewissen Schwung dorthin wirft, lautet ‘um d’rErd’. Wenn uns das Essen geschmeckt hatte, wurde von meiner Mutter geantwortet: ‘Na, bin iii fro.’ (mit sehr kurzem, offenem o, dafür umso längerem i.) Meine liebe Mama ist auch nur selten irgendwo gewesen – sie is ‘gwest’.
Und meine Großmutter mütterlicherseits war die Oberheldin im selbstsicheren Einbau der Altwienerischen R-Füllsel, wie man sie auch bei Pirron & Knapp hört. Sie vermeldete Uhrzeiten wie ‘hoiwarochte’ und ‘hoiwarööfe’, und ließ Grüße an Papa bestellen ‘… und an die Mamaraa’.

Papa benutzt auch bemerkenswerte Ausdrücke. Soeben einen Apfel in die Hälfte gebrochen habend, fragt er an: ‘Wüsd die Hoibscheid?’ Außerdem hat er ein wundervolles Repertoire an Flüchen parat, ich erinnere mich an das anerkennende ‘Na scheiß miau-miau-miau’, das befreiende ‘Hurerei und Bigamie’, und die Aufforderung an ein widerspenstiges, zu bearbeitendes Ding (etwa Schrauben oä), das sich nicht auf Anhieb greifen lässt, in Form von ‘Na geh scho hea do, du Sau!’.
Mama ist da um einiges zurückhaltender, wie beispielsweise mit dem halb scherzhaften, sehr charmanten ‘Kruzi Wuzi!’.

Wenn man jemanden erblickt, den man schon lange nicht gesehen hat, dann sagt man: ‘Do schau her! A Neicha!’ – das kannte mein Göttergatte bis gestern abend nicht, obwohl wir mittlerweile einige gemeinsame Jährchen auf dem Buckel haben.

Liebe Geschwister, wenn Euch noch was einfällt, immer her damit. Ich eröffne die Sammlung des sonst vielleicht für immer verlorenen ‘Original Familiendialektes’.