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Der Mädchenjunge

Gestern abend, ich wollte eigentlich schon schlafengehen, kam bei Vox eine erschütternde BBC-Doku: Der Mädchenjunge. Sie erzählt die Geschichte eines Jungen, der als Mädchen aufwachsen musste.

Im Jahr 1965 kamen in Kanada die Zwillinge Bruce und Brian Reimer zur Welt. Bei der operativen Korrektur einer Vorhautverengung passierte bei Bruce ein Kunstfehler, durch den sein Penis verstümmelt wurde. Für den Sexualwissenschaftler John Money war der Fall ein gefundenes Fressen, denn er war der Überzeugung, dass die Geschlechter-Identität in erster Linie in der Erziehung entstehe, und nicht eine Frage der Gene sei. Er empfahl den Eltern doch tatsächlich, das Kind überhaupt gleich von seinen männlichen Geschlechtsmerkmalen zu befreien und es als Mädchen großzuziehen. Die Eltern waren ohnehin verzweifelt und willigten mangels besseren Wissens ein.

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Winter, Depression & PMS

Heute hab ich auf der Straße Menschen in Winterjacken gesehen, mit Pelzkrägen; Kinder mit Mützen mit zugebundenem Ohrenschutz, eines sogar mit Handschuhen! Im Auto allerdings war es brütend heiß, denn der Einfallswinkel der wenigen Sonnenstrahlen entspricht sehr wohl dem Datum.
Meine Tomaten gedeihen draußen nicht recht, weil es zu kalt ist; ganz traurig und fröstelnd sehen sie aus. Bei anderen Pflanzen, die ich in der angeblich warmen Jahreszeit nach draußen gestellt habe, kann man nicht mit Sicherheit sagen, ob es sich bei den weißen Flecken auf den Blättern um Sonnen- oder Frostschäden handelt.
Der Pool ist gereinigt und befüllt – aber das Wasser hat nur 12 Grad. Ich fordere ein, was man mir angedroht hat: Globale Erwärmung! Regionale würde aber eigentlich auch schon reichen. Sonst war die jahrelange Anwendung von FCKW-Haar- und Klosprays doch völlig umsonst!

Wenigstens das Wetter könnte sich von seiner sommerlichen Seite zeigen. Meine Hormone spielen nämlich ohnehin schon verrückt.
Ich habe nach längerem Leiden nunmehr beschlossen, meinem Körper in der zweiten Zyklushälfte ein paar künstliche Hormone zuzuführen, um ihm diverse (prä-)menstruelle Eskapaden auszutreiben, wie etwa Wortfindungsschwierigkeiten, übermäßiges Bedürfnis nach sozialem Rückzug, Depressionsphasen samt dazugehöriger Antriebslosigkeit, Panikattacken beim Einschlafen, migräneartige Auren und andere neurologische Sonderbarkeiten.

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Suchanfragen

Hier die ersten Highlights der Suchanfragen, unter denen man mich erstaunlicherweise im Netz finden kann:

Stellenbeschreibung für Sekräteriat
– Ernsthaft?

verpackung säcke sackerl ruck zuck verschluss
– Net zuu viele Suchworte, sonst streckt der Google die Patschen!

P0backen Bilder
– Ich wüsste nicht… Aber die Fotosection ist rechts, viel Glück!

waesche falten stapeln
– Nö, mach ich nicht, hab genug eigene zu erledigen.

was kostet magenspiegelung / was kostet ein allergietest
– Stimmt, das hab ich mich auch mal gefragt.

auge gerstenkorn kind währ
– Währ hat das Gärstenkorrrn?

nachdenkzeiten
– Ja, gibts bei mir. Immer so cirka einen Tag lang.

Hühnerbeinchen auf spanisch
– Piernas de pollo?

hat keine beine
– Aber natürlich haben die Hühner Beine!

entscheißen
– Verstopfung?

reflux oder knödel in der speiseröhre
– Schwer, so eine Ferndiagnose. Kommt sehr aufs gehabte Abendessen an.

fleisch miniatur
– Schon traurig, was die Diät aus Menschen macht.

(Tags: Suchanfragen)

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Bandprobe

In etwas veränderter Konstellation. Denn einer unserer Gitarristen hat es vorgezogen, das Weite – respektive unsere Nähe nicht mehr – zu suchen. Zuverlässiger Ersatz war zum Glück schnell gefunden und hat sich ebenso rasch in unsere Nummern eingewöhnt.

Ein Song entsteht an diesem Montagabend, den ich schon im Urlaub komplett im Kopf hatte: Erstmals höre ich jetzt von außen, was ich innen schon lange höre. Überwältigend! Schon das Intro ist ein Erlebnis, dann die Drums, very laid back, schließlich ein fetter Chorus. Gutes Gefühl ergießt sich wie ein breites Beinkleid abwärts und verdichtet sich in einen fundamentalen Schwerpunkt.

Hier eine Betonung, da ein Timing, dort eine Bassline – ich nehme an Kleinigkeiten in der Instrumentierung wahr, dass die Jungs mich verstanden haben, und das beinah völlig ohne ein Vorspielen von meiner Seite. Auch wenn zwischendurch eine unflätige Bezeichnung für die von mir ersonnene Gitarrenmelodie von Paul’scher Seite an mein Ohr dringt – er hadert nur mit sich selbst; sie alle fühlen sich in den Song und damit auch ein bisschen in mich ein, und geben meine Vision in der Wirklichkeit wieder, für jedermann hörbar. Ich singe dazu.
Eine Geburt.

Mit einem Pfeifen im Ohr, aber einem breiten Lächeln im Gesicht gehe ich in dieser Nacht heim.

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Kleiderfrage

“Hm, diese Hochzeit am Wochenende… wird schwierig, für dieses unvorhersehbare Wetter die richtige Kleidung auszuwählen. Ich sollte genug anhaben, um nicht zu frieren, aber ich sollte auch was zum Ausziehen haben, falls es doch zu warm wird.”

“Ach, Frau, du hast doch mich mit! Und mich kannst du jederzeit ausziehen.”

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Liebesbeweis

Gefunden bei www.aphorismen.de:

Nach einem Besuch bei einer noch neuen Bekannten verweilte ich zum Abschied noch eine Weile in ihrem Garten. Dort stand ein so schöner Nadelbaum, wie ich selten einen gesehen habe. Ich sagte das meiner Gastgeberin, und sie erzählte:
“Vor einigen Jahren war unsere Ehe durch Langeweile und Vernachlässigung in ernsthafte Gefahr geraten. Damals hatte mein Mann diese junge Fichte gepflanzt, und wir hatten verabredet, dass, wenn der Baum starb, wir uns scheiden lassen; wenn er aber wuchs, wollten wir beieinander bleiben.

Und was meinen Sie?”, schloss sie. “Wir ertappten einander dabei, wie wir heimlich Wasser zu dem Baum schleppten.”

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Geheime Zeichen

Interessant, wie so manches unnütze Wissen schon jahre- oder jahrzehntelang vom eigenen Neuronenfeuer beleuchtet wird, während anderes im Dunkel des Nichtwissens versteckt blieb.

Im Zuge des Hype um die Verfilmung des Dan Brown Bestsellers ‘The Da Vinci Code’ höre ich in einer TV-Doku zum ersten Mal von Gaunerzinken. Nein, das ist keine unschmeichelhafte Bezeichnung für ein zu groß geratenes Riechorgan. Es handelt sich dabei um mehr oder weniger geheime Zeichen, die von Zigeunern, Hausierern, Bettlern oder eben ganz normalen Gaunern auf Gebäuden und Hauseingängen angebracht werden.

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No flavours

[Respektive ‘Seine Nerven’, nämlich die des Angetrauten, der das Gespräch geführt hat.]

Flughafen St. Maarten, vor unserem Rückflug. Wir wollen unsere letzten Dollars in flüssige Nahrung umsetzen.
Daraufhin entspinnt sich dieses Gespräch mit einer Barfrau; jene hat man sich bitte mit heftigem Akzent vorzustellen:

You serve Daiquiries?
Dai…!? No.
But your sign says ‘Daiquiries’!
Oh really? Yessss. Which flavour you want?
Strawberry?
Strawberry we don’t have.
So which flavours do you have?
We have no flavours. You go up to the restaurant, there more choice.

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SOS ORF

Der ORF braucht mehr Luft. Parteien- und Regierungseinfluss hat es immer gegeben, aber so dicht und unverfroren wie in den letzten Jahren war es noch nie. Kritischer Journalismus muss von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mühsam erkämpft werden. [www.sos-orf.at]

Eine Aktion zur Errettung des ORF aus den Krallen der politischen Einflussnahme, für unabhängigen Journalismus und ein niveauvolles Programm, wurde ins Leben gerufen und freut sich auf Unterstützung.

Ein Armutszeugnis, dass unser öffentlich-rechtlicher Sender ORF eine solche Aktion überhaupt nötig hat.
Und ein weiteres, dass Regierungsparteien ihre Machterhaltung nicht über sinnvolle Regierungsprogramme zu erreichen suchen, sondern offenbar lieber über die willkürliche Beschneidung der Berichterstattung, um einen Vorhang zu ziehen vor den nicht öffentlichkeitstauglichen Teil ihres Kasperltheaters.

Website der Aktion ansehen.

Oder lieber doch
direkt zum Unterstützungsformular?

[gefunden bei 3www]

Btw: Ich würde vom ORF einen Live-Bericht vom Life Ball erwarten, dem immerhin europaweit größten Charity-Event im Kampf gegen AIDS, und nicht eine behübschte, den homosexuellen Charakter der Veranstaltung verschämt umschiffende Zusammenfassung. Dafür könnte man von mir aus gerne die Liveübertragung des Opernballes streichen.