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Wer ist der Werber?

„Auch nur ein Mensch.“

Soll das eigentlich so eine Art Entschuldigung sein für all die miesen Spots und halblustigen Versuche, die Kaufkraft zum Leben zu erwecken, die uns jeden Tag präsentiert werden? Und für diesen Versuch auch gleich? Oder welchen Zweck hat diese ORF-Kampagne sonst?
Eine ‚Würdigung der Kreativen‘ dieses Landes ist das ja wohl eher nicht. Schwer danebengegriffen, wie ich finde. Ein Glück, dass ich kein Kreativer bin.

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Woher nehmen?

Warum gibt es eigentlich laktosefreie Milch nur noch in der fettreduzierten 1,5%-Variante? Glauben die womöglich, der Griff zum laktosefreien Produkt würde der schlanken Linie wegen stattfinden? Und die Zielgruppe ‚Laktosefrei‘ wäre deckungsgleich mit der Zielgruppe ‚Das fettfreie Produkt macht mich verblüffenderweise auch nicht schlanker, aber dafür schmeckts fader‘?

Warum gibt es eigentlich beim Dänischen Bettenlager Sitzpolsteraufbewahrungsboxen für die Terrasse, die nicht wasserdicht sind? Eventuell regnet’s in Dänemark so gut wie nie? Hm, irgendwas stimmt daran nicht. Ah! Wo’s nie regnet, braucht man auch keine Sitzpolsteraufbewahrungsbox. Naja, vielleicht doch – damit die Katze sich nicht draufsetzt. (Muu-haha!) Katzendicht wird sie ja wohl sein, die Box. Allerdings neigen Katzen sehr zu Trotzreaktionen, und dann kommt das Tier vielleicht auf die rachesüße Idee, die ihrem Zugriff respektive Zuschlaf entzogenen Polster anzupinkeln. Dann wiederum wäre eine wasserdichte Box…

Warum gibt es eigentlich Bettwäsche nicht ausschließlich im Doppelpack zu kaufen? Gerade hier wäre doch eine klare Vorgabe durch den Gesetzgeber vonnöten – zugunsten des in fester Partnerschaft lebenden Volkskörpers, der sich meuchlings in eine heimdekormäßig untragbare Situation manövriert, wenn er im Laufe der Jahre unbekümmert lauter Einzelstücke erwirbt.

Warum gibt es eigentlich Sonnenbrillen-Nasenhalter nur in der Version ‚rupft dir gnadenlos sämtliche Vorderkopfhaare aus, wenn du die Brille nach dem Hochschieben über den Kopf, nichts Böses ahnend, abnehmen willst‘? Da sollte die Sonnenbrillennasenhalterindustrie wirklich mal drüber brainstormen, workshoppen und maßnahmenkatalogisieren!
Und warum eigentlich ahnt man auch noch vor dem tausendsten Mal Haarelassen noch nichts Böses?

Warum gibt es eigentlich Milka Luflée (die Milchschokolade mit den Blubberblasen, die ich am liebsten in gefrorenem Zustand mochte, begleitet übrigens von krachkalter, laktosefreier Vollfettmilch) bei uns nicht mehr zu kaufen? Ich sehe mich eines Grundnahrungsmittels beraubt! (Anfrage bei Milka soeben erledigt. EDIT: Das Ergebnis findet sich hier.)
Aber dafür findet man bei der Netzsuche andere lustige Schokoladen!

Warum gibt es eigentlich Ménagensets für Salz/Pfeffer/Zahnstocher, oder für Salz/Pfeffer/Essig/Öl, oder aber für Milch/Zucker, nicht aber für Salz/Pfeffer/Zucker/Zahnstocher? Wie gut, dass ich handwerklich begabt bin! Und wieder ein Designerstück mehr in unserem trauten Heim!
Aber haben alle anderen Haushaltsführer (Haushaltsführer? ‚Wollt ihrrrr den totaaalen Haushalttt?‘) wirklich drei verschiedene Ménagen daheim? „Kino? Nö, sorry, keine Zeit, ich muss Ménagen hin- und hertragen!“

Warum gibt es eigentlich keine Fliegenfallen, die wirklich Fliegen fangen? Kaum eine Fliege verirrt sich je auf die ultimativ grausigen Leimstreifenfallen, außer man erschlägt sie und klebt sie eigenhändig drauf; und den nur unwesentlich ansehnlicheren Blumendekor-Leimfallen und den Fenstergiftblumenaufklebern fallen auch nie mehr als jeweils zwokommavier Fliegen zum Opfer – auch wenn man prinzipiell wesentlich mehr Zweiflügler zur Verfügung hätte. (Die einzig effiziente Fliegenfalle hier bin ich. *klatsch* Und mein Hund. *schnapp* Eigentlich sollte die Insektenbekämpfungsunternehmerschaft uns was zahlen.)

Warum gibt es eigentlich keine Ohrstöpsel an Kopfhörern, die so richtig gut in herkömmliche Ohren reinpassen? Entweder sie drücken höllisch, oder sie fallen ständig raus. Und wenn das schon so sein muss, könnten die Dinger dann der Ehrlichkeit halber nicht wenigstens Unohrstöpsel heißen?

Warum gibt es eigentlich nicht die Möglichkeit, für den Windows-Desktophintergrund einfach einen Schriftzug einzugeben? Einen in frei wählbarer Schriftgröße, dessen inhaltliche Essenz das mit dem Tau der Jahre beschlagene Erinnerungsvermögen ein bisschen aufpoliert; sowas wie ‚Aber heute: Arbeiten nicht vergessen!‘ oder ‚Mit leerem Kopf nickt sich’s leichter‘ – oder auch etwas Verspielteres wie ‚Eintrag in die Anwesenheitsliste nicht vergessen!‘. Natürlich kann ich mir dafür ein jpg oder bmp stricken, jedoch was tu ich damit auf einer 2k-Workstation?
Aber einen Bildschirmschoner, der einen Schriftzug in der Gegend rumdreht, und das natürlich in 3D – den brauchten wir ganz dringend.

Warum gibt es eigentlich keine Vasen, die wahrhaft dazu imstande sind, handelsübliche Blumensträuße in sich zu beherbergen? Der Hals ist mitunter viel zu eng, sodass die Blumen erst gar nicht durchpassen und das rettende Nass nur von Weitem bestieläugen können. Hälse, die gerade weit genug sind, gibts bei Vasen prinzipiell nicht. Die nächste Kragenweite ist dann so groß, dass das Gestaude undekorativ in alle Richtungen wegbaumelt oder, wenn es sich versehentlich in einer Richtung zusammenrottet, mit seinem ungünstigen Schwerpunkt die Vase zu Fall bringt.

Warum gibt es eigentlich keinen Atlas jener Körperstellen, die zu jucken oder zu pieksen beginnen, wenn man sich an einer ganz anderen Körperstelle kratzt? Sehr hilfreich wäre ein solcher Atlas als Kfz-Edition, zum Nachschlagen der effektivsten Reflexpunkt-Ersatzkratzung jener verwunschenen Stelle am mittleren Rücken, die einen akurrat immer dann juckt, wenn sie unter fünf Schichten unbeweglich machender Winterkleidung verborgen liegt, durch die hindurchzukratzen selbst dann nicht möglich wäre, wenn die Arme nicht auf ein Michelinmännchen-Minimum verkürzt wären.

Warum gibt es eigentlich fürs Frühstück keine Morgenmuffins zu kaufen? Ich fände das sehr spaßig. Die Verpackung würde ich mit der Beschriftungsseite zu mir gekehrt auf den Tisch stellen und mich wiederholt an ihr erfreuen. Der Konsument ist ja wirklich dankbar und sehr leicht zufriedenzustellen, man muss nur wissen, womit!

Warum gibt es eigentlich keine Pareotücher, die breit genug sind, um sich die Enden zweimal um die Hüften zu schlingen, und zwar auch wenn man nicht die Taille einer handelsüblichen Barbiepuppe hat?

Und warum gibt es eigentlich immer noch keine molligen Barbiepuppen? Oder zumindest welche mit marilynschem Bauchansatz?

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Weia

…hab ich heut einen Kater! Ich hatte mein Lebtag lang auf Tequila noch keinen Kater. Die blaue Weber-Agave war mir bislang stets freundlich gesonnen, wenn ich sie, immer mit viel Mineralwasser als Geleit, zur gezielten Alkoholisierung benutzt hatte. Müdigkeit, ja. Mitunter einen Restspiegel um 7 Uhr früh, dass ich ernsthaft bezweifelte, ob man in solchem Zustand schon eine hochkomplexe Maschine bedienen dürfe, wie zB einen Pkw. Aber einen richtigen, geschlechtsreifen Kater mit Kopfschmerzen und einsturzgefährdeten Magenwänden? Never ever.

Das Tosherl machte nämlich gestern Musik mit dem ungemein talentierten Herrn G., und da begab es sich, dass das letzte Schluckerl Olmeca añejo aus der Flasche unversehens verdunstete. Also musste Nachschub her, der sich in Gestalt des Herradura antiguo reposado aufdrängte, ein Mitbringsel aus Mexiko von meiner Schwägerin. Mir war dabei natürlich bewusst, dass ich versprochen hatte, dieses Tröpfchen mit ebendieser Schwägerin zu verkosten, aber ich dachte, ein bisserl vorzukosten kann ja nicht schaden.

Es gibt ja Unterschiede bei Tequila. Da gibt es 100%-Agave-Sorten (zB Herradura) und welche mit weniger Agavezucker-Anteilen (zB Olmeca). Es gibt den weißen, „blanco“ oder auch „silver“ genannt, das ist quasi die juvenile Sorte. Noch in den Kinderschuhen, gleich nach der Destillation abgefüllt. (Wiewohl manche auch gelagert werden.) Der goldene, „oro“, ist genauso jung, aber gefärbt. (detto, siehe voriger Klammersatz)
Dann gibt es „añejo“, also den „alten“, der mindestens 12 Monate lang in Eichenfässern reift, bevor er abgefüllt wird – und so fühlte ich mich auch bisher nach durchtequilaten Nächten: Abgefüllt und alt, aber ok.

Der „reposado“ lagert mindestens zwei Monate lang in den Fässern. Der gestern genossene Herradura (was übrigens „Hufeisen“ heißt) lagerte vier Monate; das Wort „antiguo“ bezieht sich nicht auf die Lagerungsdauer, sondern auf die Neuauflage dieser speziellen Lagerung aus dem Jahr 1924.
Meiiine Fresse, „antiguo“ ist trotzdem treffend – danach fühlt man sich wirklich steinalt, der Magen ist nicht zur Zusammenarbeit willig, die Birne fühlt sich an wie von einem Hufeisen getroffen und passt durch keinen handelsüblichen Türrahmen, und die räumliche Orientierung lässt auch jetzt noch sehr zu wünschen übrig.

Zum Glück muss ich heute nicht arbeiten und dabei möglichst unverkatert wirken, also ohne den Einsatz grüner Farbe und verkrampfter Züge im Gesicht. Aber der Herr G., der muss; und wenn er sich auch nur halb so schwummrig fühlt wie ich, ist mein Mitgefühl schon grenzenlos.

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Ich warte

Da schießen sie Menschen in den Weltraum, die dann da oben leben; ich kann drei von mir getippte Sätze in Nullkommanix auf die andere Seite der Welt schicken; es gibt atmungsaktive aber wärmeisolierende Kleidung, haifischhautnachempfundene Nano-Oberflächen und sogar berolltreppte Aufgänge zum Fitnesscenter.

Wann entwickeln die für T-Shirts endlich Einnähschildchen, die nicht im Nacken kratzen?

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Autsch.

So werden meione Eniträge uin nächster Zeot aujschazuen. Hab mir miot dem bösen großen Messer ion den rechten Mkttelfinger gerapft. Auauauauauauuuuu. Jetzt hondert mich eion fetter Verband am gezoielten Tastentreffer. Miktleid und Blumenspenden erwünscht.

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Die hohe Kunst des Mahnens

oder: Wie man den Bürotag zweckfrei rumbringt

Sehr geehrte Frau G.,

wir teilen Ihnen mit, dass wir Ihre angemahnte Rechnung Nr. 4711 vom 3.4.08 heute mit 2% Skontoabzug überwiesen haben und ersuchen um Kenntnisnahme.

Mfg,
i.A. Frau C.

Sehr geehrte Frau C.,

wir teilen Ihnen mit, dass Ihre Ankündigung in unserem Büroteam spontane, unbändige Begeisterung ausgelöst hat, insbesondere die Mitteilung über den Skontoabzug nach Mahnung, und unsere Mitarbeiter in diesem Moment die Welle machen. Dem Eintreffen Ihrer Zahlung sehen wir mit zappeliger Vorfreude entgegen.

Wir ersuchen um Kenntnisnahme und entsprechende Rückmeldung.

Mfg,
i.A. Frau G.

Sehr geehrte Frau G.,

hiermit nehmen wir Ihr Entzücken betreffend die Ankündigung unserer Zahlung mit Freuden zur Kenntnis und geben unserer Überzeugung Ausdruck, dass es sich nur noch um wenige Tage handeln kann, bis Sie den Zahlungseingang mit eigenen Augen verbuchen können werden.

Wir ersuchen um Kenntnisnahme und Bestätigung des Zahlungseingangs.

Mfg,
i.A. Frau C.


Sehr geehrte Frau C.,

Ihre Zahlung ist mittlerweile tatsächlich eingetroffen, die Begeisterung ist weiterhin ungebrochen. Wir nehmen Ihr Wohlgefallen unseres Entzückens hiermit zur Kenntnis und ersuchen um Nachzahlung des unberechtigten Skontoabzuges.

Mfg.
i.A. Frau G.

So war es nicht, hätte es aber sein können.

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Erkenntnisse

Wenn man einen größeren Vogel brät, beispielsweise eine Ente, insbesondere wenn man das Vieh in einem bereits gerupften und gebundenen Zustand gekauft hat, empfiehlt es sich, die Innereien, die sich dann für gewöhnlich in einem Plastiksack im Inneren des Federviehs befinden, vor dem Braten zu entfernen.
Diese Regel gilt auch dann, wenn die Drute eingefroren war und ihr Inneres vor dem Braten aufgrund des undefinierten Aggregatszwischenzustandes noch nicht begutachtet werden kann.
Es ist gut, wenn man daran nicht nur meistens denkt, sondern jedesmal.


Als Köder in einer Mäusefalle ist ein schönes, saftiges Stück Schokobanane zum Zwecke des Anlockens von äußerster Wirksamkeit, was sich logisch daraus ergibt, dass dieselben auch nachts auf dem Herd stehend offensichtlich als probater Mitternachtssnack empfunden werden.

Mäuse, die sich von Schokobananen ernähren, werden ziemlich fett.


„Beim Geburtstagsessen zum 35er ist man schon froh, wenn man einen Polster im Kreuz zum Anlehnen bekommen hat.“

(thx to N.)


Wenn man dank intensiver Medikation seit langer Zeit wieder einmal mit befreiter Nase einschläft und dabei plötzlich ganz eindeutig ein Männerparfum wahrnimmt, obwohl der eigene Ehemann im Ausland weilt (und natürlich auch kein Hausfreund anwesend ist), dann muss das nicht zwangsläufig bedeuten, dass sich ein Einbrecher im Haus befindet. Auch Überlegungen über den tieferen Sinn starker Parfumierung seitens eines Diebes vor seiner Umsetzung eines räuberischen Plans sind eher sinnlos.
Man wende sich bezüglich der Herkunft des Duftes zunächst dem nebenliegenden Kopfkissen zu.

(‚Erste Gedanken vor dem Hinzuziehen der Ratio‘)
(siehe auch hier)

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Und nun zum Wetterbericht

Lanzendorf: +7,5 Grad, Sonnenschein, starker Schneefall. Vielleicht sollte jemand Herrn Petrus auf seinen Vorzeichenfehler hinweisen? Könnte ich eigentlich hiermit tun. Was hatn der für eine Mailaddi? petrus@heavensgate.org? Ich hoffe ja doch, das Himmelstor ist eine non-Profit-Organisation!

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Fragen über Fragen

Ganze Wissenschaftsdisziplinen zerbrechen sich den Kopf darüber, wie man wohl Raum und Zeit unter einen Hut bringt. (An dieser Stelle nochmals ein dickes Danke an Herrn Notausgang für das Buch von meiner Wunschliste!)
Dabei ist das mit Raum und Zeit ganz einfach: Man eröffne eine Schneiderei und bringe ein Schild an, auf dem die Dimensionen sich zu einem großen Ganzen verbinden:
Preise wie selten wo!
Elegant, oder?
(gesehen in Gerasdorf bei Wien)


Wenn einer ständig laut furzt, kann man ihn dann wohlgemut als Dampfplauderer bezeichnen?


Wenn auf Österreichs Straßen ein Jahr lang der Versuch ‚Licht am Tag‘ gestartet wird, verpflichtend für alle Autofahrer, und dabei festgestellt wird, dass die Nachteile überwiegen, und daher das Gesetz letztlich wieder abgeschafft wird, und zwei Monate später beschließt die EU, alle Neufahrzeuge EU-weit mit Tagfahrlichtern auszurüsten – darf ich dann getrost davon ausgehen, dass hier Geld verschwendet wird, und dass die Fritzen dort in Brüssel nix miteinander reden?


Wenn ich jemanden sehe, der mir bekannt vorkommt, und ich schaue hin, und er schaut zurück – komme ich dem dann auch bekannt vor? Selbst wenn es ein Unbekannter ist – wenn dieser Mensch jemandem, den ich kenne, irgendwie ähnlich sieht, ist dann die Wahrscheinlichkeit höher als der Zufallsfaktor, dass derjenige auch jemanden kennt, der so ähnlich aussieht wie ich?
Die Charaktereigenschaften eines Menschen spiegeln sich doch angeblich in den Gesichtszügen wider – ist dann nicht anzunehmen, dass meine Vorliebe für gewisse Eigenschaften sich in den gesammelten Gesichtszügen meines Freundeskreises zeigt? Dann müsste es umgekehrt doch auch Überschneidungen mit den Freundeskreis-Gesichtszügen des Unbekannten geben, weil er mir bekannt vorkommt!

Man sieht doch manchen Leuten auch schon von weitem an, dass sie einem sicher unsympathisch wären, wenn man gezwungen wäre, sie kennenzulernen.

Und kennt noch jemand außer mir das Phänomen ‚unsympathische Finger‘, und dass die Fingerspitzen mit den Nägeln irgendwie ‚Gesichtszüge‘ darstellen?