Weia

…hab ich heut einen Kater! Ich hatte mein Lebtag lang auf Tequila noch keinen Kater. Die blaue Weber-Agave war mir bislang stets freundlich gesonnen, wenn ich sie, immer mit viel Mineralwasser als Geleit, zur gezielten Alkoholisierung benutzt hatte. Müdigkeit, ja. Mitunter einen Restspiegel um 7 Uhr früh, dass ich ernsthaft bezweifelte, ob man in solchem Zustand schon eine hochkomplexe Maschine bedienen dürfe, wie zB einen Pkw. Aber einen richtigen, geschlechtsreifen Kater mit Kopfschmerzen und einsturzgefährdeten Magenwänden? Never ever.

Das Tosherl machte nämlich gestern Musik mit dem ungemein talentierten Herrn G., und da begab es sich, dass das letzte Schluckerl Olmeca añejo aus der Flasche unversehens verdunstete. Also musste Nachschub her, der sich in Gestalt des Herradura antiguo reposado aufdrängte, ein Mitbringsel aus Mexiko von meiner Schwägerin. Mir war dabei natürlich bewusst, dass ich versprochen hatte, dieses Tröpfchen mit ebendieser Schwägerin zu verkosten, aber ich dachte, ein bisserl vorzukosten kann ja nicht schaden.

Es gibt ja Unterschiede bei Tequila. Da gibt es 100%-Agave-Sorten (zB Herradura) und welche mit weniger Agavezucker-Anteilen (zB Olmeca). Es gibt den weißen, “blanco” oder auch “silver” genannt, das ist quasi die juvenile Sorte. Noch in den Kinderschuhen, gleich nach der Destillation abgefüllt. (Wiewohl manche auch gelagert werden.) Der goldene, “oro”, ist genauso jung, aber gefärbt. (detto, siehe voriger Klammersatz)
Dann gibt es “añejo”, also den “alten”, der mindestens 12 Monate lang in Eichenfässern reift, bevor er abgefüllt wird – und so fühlte ich mich auch bisher nach durchtequilaten Nächten: Abgefüllt und alt, aber ok.

Der “reposado” lagert mindestens zwei Monate lang in den Fässern. Der gestern genossene Herradura (was übrigens “Hufeisen” heißt) lagerte vier Monate; das Wort “antiguo” bezieht sich nicht auf die Lagerungsdauer, sondern auf die Neuauflage dieser speziellen Lagerung aus dem Jahr 1924.
Meiiine Fresse, “antiguo” ist trotzdem treffend – danach fühlt man sich wirklich steinalt, der Magen ist nicht zur Zusammenarbeit willig, die Birne fühlt sich an wie von einem Hufeisen getroffen und passt durch keinen handelsüblichen Türrahmen, und die räumliche Orientierung lässt auch jetzt noch sehr zu wünschen übrig.

Zum Glück muss ich heute nicht arbeiten und dabei möglichst unverkatert wirken, also ohne den Einsatz grüner Farbe und verkrampfter Züge im Gesicht. Aber der Herr G., der muss; und wenn er sich auch nur halb so schwummrig fühlt wie ich, ist mein Mitgefühl schon grenzenlos.

6 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. G. Schwätz sagt:

    och, du arme :(. aber andererseits: es ward ein gar gelungener abend – sowohl musikalisch als auch alkoholisch wurde einiges weitergebracht :). ich hingegen begab nach erfrischenden (fast) vier stunden schlaf heute zur direktorin und hab das meeting sogar recht gut hingebogen. aber jetzt bin ich müde :(. und hab noch ein meeting :((. und will eigentlich gar nicht :(((.

    aaaaber: work hard, party hard, wie es so schön blöd heißt – und diese welche spontane party war in der tat sämtliche unerfreuliche nachwirkungen wert. man dankt für alles :)).

  2. Etosha sagt:

    Gern geschah’s! ;) Die Ohrwurmfabrikation macht echt Spaß! Jetzt noch im 10er-Packl zusammenstellen und ab damit ins Regal!

  3. hubbie sagt:

    que resaca! borracha, tu!

    Also ein paar kühle Budweiser im Schweizerhaus beinhalten zwar etwas Östrogen (schlecht?), dafür bleibt dir dieses Untier erspart.

  4. Etosha sagt:

    Du immer mit deinem Bier! ;) Damit stellt sich mein Schwanken der Magenwände noch viel früher ein.

  5. hubbie sagt:

    hast du etwa linienbewusst auf die “Untalog” verzichtet? A bissl a Fettn lässt den Alk nicht so schnell in die Zotten…

  6. Etosha sagt:

    Aber ganz im Gegentum! Wir speisten feudal vor dem Spontanbesäufnis. Meine Gäste hungern nicht! :)

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