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Gewaltbereit

Das Laboratory for Automation Psychology and Decision Processes an der University of Maryland hat es sich zur Aufgabe gemacht, die kognitiven Prozesse an der Schnittstelle Mensch-Computer zu erforschen. In einer großen Umfrage zum Thema „Gewaltanwendung gegenüber Computern“ erhob es die Art und Häufigkeit von verbaler und körperlicher Gewalt gegen unsere blechernen Freunde. Der Fragebogen dazu ist immer noch online. Die zusätzlichen Kommentare der Befragten sind ausgesprochen kurzweilig. Ich hab sie mir für Euch durchgelesen, hier eine Auswahl der besten Wuchteln:

  • Shaking a working harddiskdrive with an operating and open oracleDB until headcrash makes a very nice smile, that lasts about 3 days.
  • I only intentionally scratch and bend AOL CD ROM’s. No other CD’s. Thank you AOL for providing damageable products.
  • You forgot to mention in this survey, though, the most evil of all computer hardware: Printers. Printers are the most loathesome digital creatures in recent history. Jamming, uneven images, ugly color, inexpicable fits of sundry uselessness. Many printers in the last decade have earned my wrath and not one of these incompetent contraptions survived once they crossed me.
  • – Flying CPU: Struck mid-size tower with car going 25mph, propelling it 15-20 feet forward: Note this causes damage to car but troublesome DVD drive finally ejected jammed disc upon contact with pavement.
    Afterlife: yes, but HDD reported errors, and case wasn’t attractive. Sold on eBay (with new case and HDD), 1.6 GHz CPU & blue case – beware of this description if you find it on eBay.
    – Rainy-day CRT: Buy long extension cables, place monitor outside during downpour with power on & connected to computer. Funny images appear on screen but doesn’t last long. Internal fuse?
    Afterlife: not sure, too afraid to plug it in, but may eventally work if the water ever dries up.
    – Hot bubblejet: Made ink really bubble by placing printer on campfire while printing documents from laptop. Suggestion: Buy Epson because of high heat-resistance.
    Afterlife: worked for 20 minutes while cooking, then warning popped up on screen saying ink was too low to print. Ink replaced – no success.
    – Mouseskates: 2 ball-mice, 1 placed under each foot. Really economical form of transportation. Tie cords around ankles to prevent mice from flying away.
    Afterlife: yes – assuming cords are still in place; and user is relatively light
  • I’ve broken a bunch of keyboards by throwing them across the room. I’m not very nice to my PS2 either. Then again, my PC and PS2 aren’t very nice to me either.
  • stiking a paperclip into the CPU fan (loads of fun)
  • Probably the most vicious I’ve been to a computer was in disposing of an old, rickety machine that had been nothing but trouble while helping clean out a friend’s apartment. I hauled the computer out into the parking lot and repeatedly swung it into the pavement, then finally tossed it over the ~20′ wall to the street below. I noticed that the processor (a 486) had shattered in the parking lot, and saved a chunk of it. It was really rather pretty, what with the traces and all. In addition, I found it quite useful when I had to deal with other recalcitrant computers; I would hold it up and say „See, I could do this to you! Now work! …“
  • I once took apart a 3.5″ disk, coated the magnetic media with glue and powdered matchhead material, and glued a matchbox striker-strip to the inside of the plastic case. Then I reassembled the disk, glued it back together, and stuck it in the A: drive. Fire in the hole! Whee!
  • It’s good enough to let the frustation steam out when poisoning computer verbally with hard-medical-terminology, or on latin. That makes you feel a real Human, and pushes out the importance of thet rusty heap of iron.
  • I put CD’s that did not burn properly, i.e. „coasters“, into the microwave oven for 10 seconds. The light show is very gratifying.

Ich selbst halte es mit der Gewalt gegen meinen Rechner so, dass ich möglichst die Maus haue, das ist der billigste Teil.
Ich gebe aber zu, dass ich bei elektrischen und elektronischen Geräten sexistisch bin, ich bezeichne sie nämlich prinzipiell als ‚er‘, wenn ich davon in der dritten Person spreche, auch der Waschmaschine und der Mikrowelle. Und ich beschimpfe sie mit der ganzen Vielfalt der mir zur Verfügung stehenden Kraftausdrücke, und die ist in der Tat recht ansehnlich.

Zu meiner Verteidigung kann ich aber anführen, dass elektronische Geräte in meiner Anwesenheit seltsame Dinge tun, zuweilen sogar welche, die sie eigentlich gar nicht können. Das können mein Mann und die EDV-Techniker in meinem Büro bestätigen; früher hielten die Geräte sich in Anwesenheit eines Dritten noch merklich zurück, diese Zeiten sind aber lange vorbei.

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Die Köpfe ab?

Beunruhigend ist, dass die Anzahl der in der Welt inhaftierten Blogger drastisch zunimmt, weil jemandem deren Meinung nicht gefällt. Natürlich ist es gut, wenn auf der Verbreitung zweifelhaften Contents (rassistisches Gedankengut, Kinderp0rnos) jemand die Hand drauf hat. Aber die freie Meinungsäußerung zu Korruption und Menschenrechten fällt nicht unter zweifelhaften Content.

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Steuerfrei!

In letzter Zeit scheint es recht beliebt zu sein, dem Endverbraucher mehrwertsteuerfreie Einkäufe zu versprechen. Große Baumärkte kündigen Aktionen an – „Sparen Sie 20% MWSt!“ – und auch kleinere Geschäfte lassen sich den Nepp mit den 20% nicht entgehen, wie es so mancher Schaufensteraufschrift zu entnehmen ist. Aber wieso den Nepp? Ist doch keiner, oder? Richtig, genau genommen sind es gleich zwei.

Dann flötet Ottilie Normalverbraucher ihrem Gatten zu, „Ottilein, mein Schlumperli, dieses Wochenende sind MWSt-frei-Tage bei Unti! Da können wir zwei Hübschen dem Finanzminister ein Schnippchen schlagen und bekommen noch 20% Rabatt dazu!„, und das ist dann gleich doppelt unzutreffend.

Erstmal: Würden große Firmen an gewissen Tagen einfach keine Umsatzsteuer (=Mehrwertsteuer) verrechnen und diese Tatsache dann auch noch auf ihre gewohnt plakative Weise der Welt kundtun, würde der Finanzminister aber Augen bzw. Ohren machen! Schließlich ist die Umsatzsteuer eine seiner größten Einnahmequellen, und sie ist daher nicht ganz grundlos für alle entgeltlichen Lieferungen und Leistungen durch Unternehmer im Inland zu entrichten. Der § 1 UStG bleibt dabei von irgendwelchen fadenscheinigen Werbeaktionen völlig unbeeindruckt, und der Fiskus verlangt ungerührt die Umsatzsteuer vom Unternehmer. Diese Umsatzsteuer ist daher freilich auch im Zeitraum dieser Aktionen in den – vorgeblich umsatzsteuerfreien – Rechnungsbeträgen immer noch enthalten. Das lässt sich ganz leicht anhand des Kassenzettels überprüfen.

Ganz ohne Umsatzsteuer im Inland einkaufen, das geht einfach nicht, schon gar nicht für den Endverbraucher. Außer – wie soll ich sagen – er bekommt gar keinen Kassenzettel ausgestellt, und das sehr bewusst und einvernehmlich. Solche Vereinbarungen wirken sich für gewöhnlich auch dezimierend auf die Preisgestaltung aus.

Was ist es also, das in solchen Aktionen nachgelassen wird? Nicht die Mehrwertsteuer, soviel ist klar. Vielmehr handelt es sich um einen ganz ordinären, sofort gewährten Rabatt.

Zwotens sind die 20% natürlich nicht wirklich wahr, sondern nur scheinbar. Bekäme Ottilie auf einen Betrag von 120 Alpendollars den (vermeintlich ganz klar versprochenen) Nachlass von 20%, so betrüge dieser Rabatt 24 A$, und sie bezahlte 96. Erlässt man ihr hingegen großzügig die enthaltenen „20% MWSt“, so sind das nur 20 A$, und somit 16,67% vom ursprünglichen Normalpreis 120. Sie bezahlt 100, also 4 mehr als beim 20%-Rabatt. Und freut sich.

Warum diese Aktionen so beliebt sind, ist demnach leicht erklärt: Mit diesem einfachen Rechentrick kann der Unternehmer sich ganze 20% auf die Fähnchen schreiben und Ottilie samt ihrem Göttergatten damit lockend vor der Nase rumwedeln, muss aber letztlich nur 16,67% Rabatt gewähren – und darf auch noch behaupten, die beiden hätten keine Mehrwertsteuer bezahlt. Alle freuen sich – und das klingt doch schließlich ganz wunderbar, nicht? Auch wenn nichts davon wahr ist.

Zulässige Werbestrategie oder arglistige Täuschung? Die Frage dabei ist, von welchem Wissensstand man für die Familie Normalverbraucher ausgehen darf. Für mich ist ja die beschriebene Sachlage völlig klar, ich weiß also, was mich erwartet: 16,67% Rabatt und ein Kassenzettel mit der üblichen MWSt.

Aber wie viele Kunden durchschauen das? Wenn ich davon ausgehe, wie gut die Menschen über ihre Arbeitnehmerveranlagungen und Steuererklärungen bescheidwissen – nicht viele.
Rechnen sie später nach und wundern sich, warum sie nun eigentlich doch nicht ganze 20% weniger bezahlt haben? Wenn sie auf ihrem Paragon einen ausgewiesenen Umsatzsteuerbetrag finden, beschweren sie sich dann?
Und wie wird diese Beschwerde vom Unternehmer gehandhabt und das Unbegreifliche begreiflich gemacht? „Na, Sie sind aber naiv!“ vielleicht oder „Das ist doch nur ein Werbegag!„?
Man weiß es nicht. Möchte jemand Feldforschung betreiben?

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Ich warte

Da schießen sie Menschen in den Weltraum, die dann da oben leben; ich kann drei von mir getippte Sätze in Nullkommanix auf die andere Seite der Welt schicken; es gibt atmungsaktive aber wärmeisolierende Kleidung, haifischhautnachempfundene Nano-Oberflächen und sogar berolltreppte Aufgänge zum Fitnesscenter.

Wann entwickeln die für T-Shirts endlich Einnähschildchen, die nicht im Nacken kratzen?

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Der erfolglose Hollywood-Imperativ

  • Es ist nichts. Geh wieder zurück ins Bett!
  • Sag mir doch, was los ist!
  • Wage es ja nicht!
  • Lassen Sie mich sofort los!
  • Taxi!
  • Warten Sie doch!
  • Lass uns von hier weggehen, irgendwohin, wo uns keiner kennt!
  • Kommen Sie mit erhobenen Händen raus!
  • Ich will eine Million Dollar und einen Hubschrauber!
  • Zuerst lassen Sie die Geiseln frei!
  • Nehmen Sie die Waffe runter!
  • Stehenbleiben! FBI!

Vielleicht sollten sie’s ja mal mit reversibler Psychologie versuchen: „FBI! Laufen Sie!“

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Von Fliegen und Fliesen

Wird wiedermal Zeit für einen Eintrag im Romanformat. Es war kaum Schreibenergie übrig in den letzten Wochen, solches Defizit macht mich immer ein bisschen unrund. Aber es war viel zu tun, vor allem privat – und auch Arbeit gab’s genug.

Der Vorteil am selbständigen Arbeiten zeigt sich im Sommer am deutlichsten: Wer wie ich, um die Kühle des Morgens zu nützen, schon um 6 Uhr aufsteht und alsbald fleißig zu arbeiten beginnt, kann um 13:15 bei prallem Sonnenschein und einer leichten Brise bereits schreibend unter dem Sonnenschirm auf der Terrasse sitzen, die – endlich! – vollbracht ist. Ja, es war letztens die Rede von Fliesenlegern, und ja, es war tatsächlich einer da!

Terrasse gefliest!

Auch der Eingangsbereich unten vor unserer Haustür, bislang in kaltem Beton gehalten, erstrahlt in neuer, eierschalenfarbener Schönheit!

6 Uhr Tagwache ist also gut, aber richtig kühl ist es natürlich auch nur etwa bis 9; die Terrassentür muss ich freilich schon vorher öffnen, und dann fällt erstmal das Fliegengeschwader hier ein. Ist ein starkes Fliegenjahr heuer. Nicht ganz so schlimm wie vor zwei Jahren, aber es ist ja auch erst Mai.

Nach getaner vormittäglicher Arbeit hatte sich heute einiges an Fliegenleichen angesammelt und an Hitze angestaut, sowohl im Wintergarten, als auch in mir – wobei: in mir nur die Hitze, keine sterblichen Hüllen von Fluginsekten, zum Glück – sodass ich mich kurzerhand gezwungen sah, bei 21° Wassertemperatur die Badesaison feierlich zu eröffnen.
Die Bikinigifur ist zwar durch eine leichte, von merkwürdigem Dauerhunger verursachte Schwerpunktverlagerung nach vorne etwas verunstaltet, aber da mich hier in unserem Garten niemand sieht, trage ich sowieso keinen. Bikini, nicht Schwerpunkt.

Den Fliegen ist aber auch das egal. Man kann ja viel Schlechtes über Fliegen sagen, aber Voyeure sind sie nicht. Glaube ich.

Unlängst frugen wir uns ja beim Caféplausch mit der Schwägerin, ob ein Chamäleon wohl ein probates Haustier abgäbe. Besonders, wenn man diese geflügelte Spezialflotte zu bekämpfen hat – und nicht nur diese hätte ich dem (optimalerweise genauso dauerhungrigen) Tier als Verköstigung anzubieten:

KA200805_Schädlinge
(An dieser Stelle einen lausigen Gruß an Frau Sero!)

Es kamen allerdings Zweifel an der Haustiereignung des Chamäleons auf, zunächst an der ausreichenden Kuscheligkeit, die ja ein nicht ganz unwesentlicher Faktor beim Haustier ist; insbesondere aber an der Stubenreinheit.
Das unkontrollierte Vollkötteln von Wohnräumen ist nicht nur unhygienisch, sondern leider auch ein optisches Problem. Letzterer Aspekt könnte jedoch wesentlich verbessert werden, falls sich praktischerweise auch des Chamäleons Hinterlassenschaften dem jeweiligen Untergrund farblich anpassten. Hat jemand damit Erfahrungen?

Falls es eine solche Chamäleon-Rasse gibt, wäre ich eventuell geneigt, gewisse Genexperimente mit diesem Erbmaterial und Nachbars Kater durchzuführen. Nicht nur ergäbe das ein Multischädlingsbekämpfungswesen, das beim Mäusefangen mit der Klebezunge sicher Aufsehen erregen und schöne Fotos abgeben würde; auch entränne der Kater seinem sicheren Tode. Jenem durch meine Hand nämlich, wenn er, wie bisher zu unserem Leidwesen üblich, mit seinen (von der Konsistenz her… hmnaja, äußerst schwer entfernbaren) Verdauungsprodukten unseren Eingangsbereich vor der Haustür notdürftig bedeckt. Auf Wiedersehen, eierschalenfarbene Schönheit – auf Wiedersehen, Kater!

Ja, schön sind sie, die neuen Fliesen! Aus der alten Ausgleichsmasse, die am Terrassenbeton mehr schlecht als recht haftete, bohrten sich bis vor kurzer Zeit spitze Steinchen in ebensolche Schreie ausstoßende, nackte Frauenfüße.
Das ist jetzt passé! Es ist der pure Luxus!

Bis auf ein paar fiese Rheuma-Erscheinungen ist das Leben also derzeit durchaus gut zu mir!

Gute Gefühle scheinen sich auch dort zu entwickeln, wo diese sehr nette Karte eines ebenso netten Bloggers auf den Flatterweg geschickt wurde – sehr zu meiner Freude!

Hereingeflattert.

Wale, Bären, Seehunde und -adler… eine tolle Handschrift, und bestimmt keine spitzen Steinchen unter baren Füßen!