So, ihr ein, zwei Hartnäckigen, die ihr hier immer wieder reinschaut und die Hoffnung nicht aufgebt, dass da irgendwann doch noch mehr Madeira kommen wird, eure Geduld wird nun belohnt. Nachdem mich – zusätzlich zu dieser meiner Phantasie – mathilda gerade via Skype mit virtuellen Pom-Poms bewedelt hat, hält mich nichts mehr von einer flammend motivierten Fortsetzung der Fotoshow ab!
Wir erinnern uns dunkel, dass den weiblichen Reisenden am Abend der letzten Folge dann doch noch ein wunderhübsch prasselndes Feuerchen gelingt. Daraufhin verwandelt sich die klamme Hütte übergangslos in eine indianische Schwitzhütte, und die beiden Heldinnen und Meisterinnen des Feuers machen einen Abendspaziergang.
Obwohl an der Nordküste angeblich immer schlechtes Wetter herrscht, werden wir mit einer prächtigen Blue Hour gesegnet.
Drei Schritte von der Veranda weg, und der Weg teilt sich. So, Etosha, nun musst du dich entscheiden: Kandidat A, der aufgrund der Dauerfeuchte zuverlässig rutschigen Untergrund bietet und dabei auch noch leicht bergab läuft, dafür jedoch am Zitronenbaum vorbeiführt, dessen Blüten so herrlich duften; oder Kandidat B, der Endliche, dessen Verlauf dich geradewegs auf die Terrasse der Nachbarin führt (welche ebendort offenbar tagein tagaus im Morgenmantel herumzufläzen pflegt und angesichts eines ungebetenen Gastes mit verblüffend ratlosen Blicken um sich wirft), dafür aber einen kleinen Ausblick aufs Meer bietet.
Links ein Blick über die Quinta Richtung Meer, rechts unser Häuschen im Abendkleid.
Danach spielen wir Billard in der ebenso hübschen wie ständig gähnend leeren Selbstbedienungs-Bibliothek und -Bar der Quinta und trinken dazu Wodka-Lemon. Wir stellen dabei fest, dass Menschen, die beim Billard ganz entschieden auf die Einhaltung der Regeln pochen, den großen Vorteil haben, am Himmelstor beteuern zu können, dass sie sich auf der Erde ganz bestimmt nicht zu stark amüsiert haben. Im Laufe des Spiels schleicht sich die Gewohnheit ein, miteinander in ungarischem Akzent zu sprechen, und wir lachen uns dabei Richtung Bauchkrampf, bis schließlich die liebe K. zur Piri mutiert, und ich zu Andi, was für den Rest des Urlaubs nicht mehr loszuwerden ist.
Hierhin würde nun sehr vortrefflich ein Satz passen, der ebenso eloquent wie witzig in den nächsten Tag überleitet. Er beginnt in Machico. Naja, eigentlich beginnt er beim Frühstück mit viel zu dickem Speck unterm Spiegelei, und beim gemeinsamen Faktor-40-Auftrag vor dem Spiegel, sonst wirstu kriegän Braand von Sonnä, Piri!
Machico ist ein hübsches kleines Küstenstädtchen im Osten Madeiras, wo man noch beschaulichen Tätigkeiten nachgeht, zum Beispiel dem Fischen…
…oder auch dem Fischen.
Fast obligat ist schon, dass ich ein Beweisfoto veröffentliche, das zeigt, wie falsch jene Leute ticken, die fest der Überzeugung anhängen, es würden mit höchster Zuverlässigkeit stets scharfe, gute Bilder aus meiner Kamera kommen.
Nach dem Strandspaziergang widmen wir uns dem kleinen Garten vor dem schmutziggelben Forte de nostra Senhora do Amparo, das heute die Touristeninformation beherbergt (die Fotos davon haben irgendwie alle den gleichen Gähnfaktor, drum erspar ich euch die hier).
Genauer gesagt, widmet Piri sich breit lachend der Schaukel, die dort auf der Wiese steht, und ich mich dem Pflanzenreich.
Links vom Forte liegt die schöne Rua do Mercado, gesäumt von mächtigen Bäumen, in deren Schatten alte Männer einander alte Geschichten erzählen; der Boden besteht aus dem hübschen Schotterpflaster, auf dem beim Lustwandeln die Fußreflexzonenmassage inkludiert ist.
Auch verlassene und verfallene Häuser bekommt man immer wieder zu sehen, zu meiner Freude, ich mag Ruinen! Und natürlich die obligaten Bodenmuster aus Basalt und Kalkstein.
Auch das Rathaus in Machico ist prächtig, die Computer-Arbeitstische mitsamt den emsigen Angestellten wirken etwas fehl am Platz, es riecht nach staubigen Teppichen und irgendwie nach offiziellen Anlässen und Hochzeit.
Das Schaufenster des kleinen Blumenladens in einer Seitengasse wird von lebender Osterdeko aufgepeppt.
Hatte ich übrigens erwähnt, dass die Bäume wirklich mächtig sind?
Nach einem feudalen Mahl mit Espada vom Grill (Genaueres dazu vielleicht in einer weiteren Folge) begeben wir uns nach Agua da Pena. In diesem Dörflein waren die touristischen Pläne hochfliegend, jetzt sind das nur noch die Flugzeuge, die vom dort erbauten Flughafen Santa Catarina aus abheben.
Man kann aber vom Berg aus wunderbar auf die Landebahn und das Flechtwerk der Schnellstraßen runterschauen, sofern man es übers Herz bringt, das Tschihuu bei schreienden 8000 Touren ebendiesen hochzutreten.
Unterhalb der Landebahn, wo man den Ansatz der Säulenkonstruktion sieht, ist nicht etwa der Berg schon zu Ende, wie man aufgrund des obigen Fotos vermuten könnte. Der Fels fällt an dieser Stelle steil in mehreren Stufen Richtung Meer ab, und wo hierzulande ein bedrohlicher Schilderwald “restricted area” krähen würde (und “Ätsch! Airport! Nur für Privilegierte!”), stellt man auf Madeira welche auf, die Richtung Parque Desportivo (Sportplatz) leiten, und nach einem kurzen Stück steiler Straße…
…findet man sich in einer grandiosen Säulenhalle wieder, in der das Tschihuu noch winziger wirkt, als es ohnehin schon ist. Und man selbst natürlich auch.
Eine ganze Reihe verschiedener Sportplätze trennt die Säulenhalle vom dahinter liegenden Felsstrand.
Wer die drei schwarzen Pixel findet, die die Größenvergleichs-Piri auf dem folgenden Foto wiedergeben, gewinnt den Titel ‘Holzauge des Monats’.
Ist noch jemand waaahach? Das war erst Tag 3! Soll ich noch mehr Material herankarren?