So. Puh! Ich würde mehr fotografieren, wäre da nicht hinterher das elende Sichten, Vergleichen und Löschen und… aber das Gejammer kennt ihr ja schon. Viel Fotosichtung hab ich noch nicht geschafft, ich musste nämlich meine Wegwerfstimmung nutzen. Die, in der man am liebsten alles Klumpert wegschmeißen würde, das man daheim so hortet. Die Stimmung hat man (=ich) nämlich nicht alle Tage. Daher musste ich heute verschiedenes entsorgen, Après-Lotion aus dem Jahr 2004, zahnluckerte Kämme, einen Radiowecker, dessen penetrant hellgrüne Leuchtziffern mich schon seit Jahren beim Schlafen stören, sodass ich sein Display immer mit der Schlafmaske zudecke, die davon schon ganz staubig ist… und sowas alles eben.
Hier kommen nun aber die ersten Fotos vom Segeltörn. Besonders wortgewaltig fühle ich mich zur Zeit nicht, aber ich versuch halt mal, mir zu den Bildern ein paar Worte abzutrotzen.
Wir starten am Sonntag früh von der Marina Punat auf Krk. Erstes Ziel: Goli Otok, eine von zwei ehemaligen Gefängnisinseln – diese war die Insel für politische Gefangene männlichen Geschlechts. Die Inseln Goli Otok und Sveti Grgur, die Gefängnisinsel für die Frauen, wurden 1988 aufgegeben, die Güter wurden geplündert, die Gebäude dem Verfall preisgegeben. Für mein Fotoauge ist das genau die richtige Szenerie, wenn auch das emotional-geistige Auge dort eher unschöne Szenen visualisiert.
Von hier aus geht rechts nach oben eine schnurgerade Straße entlang, an der verfallene Fabriksgebäude liegen, Stromverteiler und Lagerhallen. Links hinter dem großen Gebäude am linken Bildrand findet man den Steinbruch. Das ehemalige Gefangenen- und Zwangsarbeitslager ist unglaublich weitläufig, wir schaffen in eineinhalb Stunden nichtmal die Hälfte des Areals.
Was für eine Funktion auch immer dieses Gebäude hatte, es sieht sehr seltsam aus. Es steht am Rande des Steinbruchs. Hinweise willkommen!
Allzu gut lebt sich’s dort auch heute nicht.
Das Betriebsgelände von etwa halber Höhe aus, nach unten fotografiert…
… und nach oben.
Eine der Hallen von innen. Was genau sie für eine Halle war, lässt sich nicht mehr sagen.
Es war schwer, mich für ein paar wenige Bilder zu entscheiden. Mehr Infos dazu und Bilder von Goli: Virtueller Rundgang auf der Insel, älter als meine Fotos und daher auch noch in etwas besserem Erhaltungszustand.
Goli-Forschung.
Goli-Dokumentation.
(Links: thx to EGM)
Ich sehe allerdings, dass der Steinbruch selbst auf goli-otok.com nicht vorkommt – zumindest hab ich ihn nicht gefunden. Oder hab ich’s überblättert? Ich kann noch Fotos nachliefern, wenn’s jemand sehen möchte.
Schade, dass wir uns nur so wenig Zeit genommen haben, es hätte noch viel mehr zu sehen gegeben. Aber die Erfahrung war deprimierend genug, also schippern wir in die nahegelegene Bucht ‘Sahara Beach’ und testen dort erstmals das Wasser. Es ist eiskalt, aber salzig, wie es sich gehört. Und wunderschön.
Die Nacht verbringen wir auf Rab in der Supetarska Draga beim Stiegenwirt. Wir zahlen keine Liegegebühren und verspeisen dafür ein feudales Mahl bei Ivan, dem Besitzer des Gasthauses am Hügel. Die Aussicht ist phantastisch!
Danach betrinken wir uns sinnlos – manche mehr, manche weniger – und schockieren wiedermal das kroatische Volk, indem wir Kruškovac mit Milch bestellen. Dabei schmeckt das sooo gut! Erst testen, dann motzen!
Es zeigte sich schon zu Beginn des Törns, dass unser Tiefenmesser recht phantasievolle Zahlen anzeigt, wir motoren also Richtung Šilo auf Krk, wo ein Techniker sich die Sache ansehen will. Auf dem Weg dorthin ankern wir in einer Bucht, deren Name ich vergessen habe; dort wird die Crew lukullischer Zeuge meiner sensationellen Kochkünste wird – es gibt Spaghetti und kreatives Salatdressing ohne Essig.
El Hase versucht sich auf der Fahrt als Galleonsfigur und als Steuermann.
Der Techniker kommt tatsächlich, kann aber keine Fehler in den Leitungen finden, der Defekt dürfte also das Gerät selbst betreffen. Zur Behebung muss das Boot aus dem Wasser – aber erst nach unserem Törn. Seichte Buchten sind daher für uns in weiterer Folge leider tabu.
Wir essen in Šilo zu Abend und freuen uns, dass wir noch schnell die Luken dichtgemacht und Regenjacken vom Boot geholt haben, denn der stundenlange Wolkenbruch, der unser Abendessen und die Stunden danach begleitet, ist sintflutartig. Die Befestigung der Sprayhood bei der Rückkehr zum Boot gerät aber zum kalten Vollbad.
Der nächste Morgen allerdings ist ein gar prächtiger. Alle Regenwolken sind über Nacht verschwunden, und der Ausblick ist bereits vom Niedergang aus atemberaubend.
Auch der kleine Strand nördlich der Mole liegt da, als würde er auf Postkartenfotografen warten.
Der Felsen erinnert mich an ein bis zum Hals im Treibsand der Schotterbucht versunkenes Schaf.
Und dann endlich geht die Sonne auf. Sie scheint die Wolken vor sich herzutreiben.
Nach dem Knipsen gehe ich Brot und Eier fürs Frühstück kaufen, im Supermarkt treffe ich Crewmitglied und senil bettflüchtigen Navigator K., und wir karren gemeinsam Essbares für 180 Kuna zur Kasse, immerhin 25 Euronen. Wir befragen einander gegenseitig, ob der andere Bordkassageld dabei hat. Nein, nur privates Geld, naja, macht nichts, das rechnen wir dann später ab. Er glaubt, ich bezahle, ich glaube, er bezahlt, und die Kassierin glaubt ihren Augen nicht, als wir mit verpacktem Einkauf durch die Tür marschieren wollen – ohne dass einer bezahlt hätte. Ihr herzliches Lachen begleitet uns nach dem Begleichen der Rechnung noch zur Tür hinaus.