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Hiram Bullock

Einem spontanen Bauchgefühl folgend pilgerte ich gestern in den Wiener Reigen, um einen Freund bei seinem selbstverordneten Geburtstagsausflug zu begleiten und daselbst dem Gig von Hiram Bullock & Band beizuwohnen.

Hiram wurde heuer 52 und kann eine beeindruckende Liste an musikalischer Mitwirkung vorweisen: Von Paul Simon über James Brown, Sting und Miles Davis bis zu den Blues Brothers und Billy Joel. Und er war, stets barfüßig, Mitglied in der Band der David Letterman Show. Den Jazz hat er genauso im kleinen Finger wie Latin, Blues und Funk, seine Solokarriere mit eigenem Songwriting und eigener Produktion hat ihn aber offenbar nicht von weiteren bona-fide-Arbeiten abgehalten.
Sein geringer Bekanntheitsgrad ist definitiv kein negatives Qualitätsmerkmal, sorgte aber angenehmerweise für intime Clubatmosphäre.

Hiram Bullock (g), Chris Codish (k), Frank Gravis (b) und Jeremy Gaddie (d) bilden eine humorvolle, entspannte und vor allem unfassbar virtuose Truppe, die mit ihren Instrumenten geradezu verwachsen scheint und nebenher ihre Refrains in jazziger Schräglage singt. Vierstimmig.

Das sensationelle Spektakel lässt zwar den Hobbymusiker, der das unerschütterliche Selbstüberschätzungs-Gen nicht sein eigen nennt, zumindest vorübergehend an eine künftige musikalische Abstinenz denken, schafft aber trotzdem verdammt gute Laune.

Die Burschen machen zu viert einen Groove und Druck, dass dir der Mund offenbleibt und Tanzbeine wie Trommelhände beständig zucken – der Wiener tät sagen: ‚Bumm! Des foaht!‘. Und sie nehmen sich selbst dabei herrlich wenig ernst – Hirams Texte über seine großen Leidenschaften, zum Beispiel jene fürs Essen, sind eine Kategorie für sich und erklären auch das Wohlstandswamperl, das er vor sich herschiebt – gerne auch mal kabellos solierend quer durchs Publikum.

All das zelebriert die Band recht unbeeindruckt davon, dass ein kleiner, aber hartnäckig lahmer Anteil des Publikums sich nicht mal für die Zugabe von seinen Stühlen erheben mag.

Nach zweistündiger Performance kümmerten sich Hiram und seine Band, bodenständig und unprätentiös, selbst um den Abbau ihrer Instrumente und signierten einige CD-Booklets, um sich dann zum volksnahen Nachtmahle ins Reigencafé zu begeben.

Danke, lieber Clemens, für den Anstoß! Diesen tollen Abend hätte ich um nichts in der Welt verpassen wollen!

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Gespräche unter Freundinnen

Einer, der das Bedürfnis seiner Frau nach beständiger Anerkennung und Wertschätzung nicht begreift – und dass man einen Vogel im Käfig eben hochwertiger ernähren muss – entgegnet auf eine Verunsicherung seiner Frau oder auf die Bitte nach Bestätigung seiner Liebe mitunter etwas wie ‚Das weißt du doch!‘.
So einer glaubt womöglich tatsächlich, es handle sich bei Komplimenten oder verbalen Zuneigungsbezeugungen um reinen Informationsaustausch.

Aber ihr wisst doch genau, wie man den Vogel fängt. Genau auf die selbe Weise behält man ihn auch.

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Wochenend-Quiz

Sportstudio – Quiz 2008

Gewinnen Sie zwei Flüge zu den Olympischen Spielen in Peking 2008 inklusive einem Taschengeld von 1000 Euro pro Tag! Die Teilnahme ist denkbar einfach – das Foto öffnen und die folgenden Fragen richtig beantworten:

1. Welche der abgelichteten Personen zeigt leichte Anzeichen von Müdigkeit?

2. Welche beiden Personen sind Zwillinge?

3. Wie viele Frauen befinden sich auf dem Foto?

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Und dein Tag?

Wind Kopfweh Kopfweh Kopfweh Kopfweh Wind Kopfweh Ziffern so winzig Kopfweh Wind Kopfweh Konzentrier dich Kopfweh Telefon Kopfweh Mail beantworten Kopfweh Wind Display so hell Kopfweh Wind Kopfweh Kopfweh Wind Hunger Wind Grant Wind Kopfweh Kopfweh Kopfweh Wind Kopfweh Licht so hell Kopfweh Kopfweh Kopfweh Schläfchen Kopfweh Telefon Wind Kopfweh Kopfweh Kopfweh ——-sleep mode———

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Mitternachtsimbiss

Unlängst, kurz vor dem Einschlafen, fühlt meine Nase sich plötzlich seltsam undurchlässig für Luft an, und in meinem Hals kratzt es. Also beschließe ich, nochmal aufzustehen und Spülflüssigkeit für eine einzuwerfende Vitamin-C-Tablette herbeizuholen, damit das Vitamin über Nacht seine bewährte Wirkung entfalten kann.
Wieder im Bett, der Angetraute schlummert offensichtlich schon selig, klemme ich in gewohnter Manier die Kapsel zwischen meine Vorderzähne, während ich den Flaschenverschluss aufschraube. Kurz darauf ersticke ich fast an diesem Maulvoll Tablettenwasser, weil aus der Dunkelheit plötzlich von rechts eine bekannte Stimme fragt:
‚Na? Noch Hunger?‘

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Gestern ist morgen

Musik kann in mir annähernd das vollbringen, was Geruch vermag: Situationen ins Leben zurückzurufen, als wären sie nie vergangen, mehr in Farbe und Form und Gefühl als in Gedanke, Gespräch oder gar Tatsache.
Gerade eben fiel mir Milvas Version von ‚Johnny Guitar‘ ein. Das Lied ließ den Herbst da draußen mitsamt seinem rauhen Wind und seinem Krähengeschrei mühelos und innerhalb eines Augenblickes verschwinden. Und während der sich stetig drehende Plattenspieler in meinem Kopf das Lied weiterspielt und Milvas tiefe Stimme vor minimalistischer Begleitung klagt, tauchen vor mir Gespinste aus meiner Kindheit auf, reine Sinneserfahrung, völlig frei von linkshirnigen Daten wie Jahreszahlen oder Ortsnamen.

Sommerurlaub im Süden. Duftendes gegrilltes Brot, das knusprig knirscht, während es mit dunkler, klebriger Hagebuttenmarmelade bestrichen wird. Das abendliche Zikadenkonzert richtet sich nicht nach dem Rhythmus der Musik. Es dringt in meine zufriedene Schwere, ansatzweise erkenne ich darin eine Art Unabhängigkeit. Kerzenschein beleuchtet einen Campingtisch, streift immer wieder einen Korken und das dunkel darin eingesogene Rotweinmosaik, flackert über weite, leichte Kleidung in tiefroten und orangefarbenen Tönen.

Meine Kinderhaut mit den Meersalzkrusten wird gestreichelt von warmer Abendluft, die nach Kiefernnadeln und Rosmarin duftet. Völlig unpassend, aber eng damit verwoben steigt von der Luftmatratze, auf der ich schlafe, jener intensive Gummigeruch auf, von dem ich bis heute nicht weiß, ob ich ihn auf perverse Weise angenehm oder aber ganz furchtbar finde.

Die Moll-Akkorde und vor allem Milvas Tonfall an der Stelle ‚und ich nannte ihn…‚ dringen warnend an meine Instinkte und lassen mich etwas erahnen, das mir zu diesem Zeitpunkt noch fremd ist, das noch keine eigenen Erinnerungen auslöst, und das für mich so wenig bedrohlich und wahr ist wie der Wolf im Märchen, wie eine Geschichte aus einer nicht so heilen, aber weit entfernten Welt. Ich kann spüren, dass das Leben wohl zuweilen etwas Schweres, Verzweifeltes haben muss, oder aber etwas verzweifelt Glückliches, das festzuhalten und später wieder hervorzuholen jedenfalls nur mit einem Lied gelingen kann.


Edit:
Schöne Idee von der Nachtschwester, ein Stöckchen draus zu machen: Welcher Song aus welcher Zeit ist untrennbar mit welchen Eurer Kindheitserinnerungen verbunden?
Sie hat schon mit kräftigem Arm in die Runde ausgeteilt, Merlix und Ole wären bei mir wohl auch dabeigewesen (letzterer allein schon wegen seiner musikalischen Affinität) – und wer möchte noch? Monsieur baumgarf vielleicht, mkh kann das sicher sehr schön (es ist ja auch kein ‚richtiges‘ Steckerl), dieJulia freilich, mein Bruder natürlich auch und vielleicht Frau percanta? (Alle Links auswendig! Ha! :)
Und wer sonst noch möchte, natürlich, bedient euch und hinterlasst einen Link (händisch bitte, Trackbacks sind off)!