Hohl wirkt die Musik auf mich, die an diesem Morgen aus dem Badezimmerradio zu mir ins Schlafzimmer dringt. Staksige Gerüste aus angedeuteten Akkordentwürfen überziehen morgensonnige Dreiminuten-Intervalle, zwischen ihren dünnen Streben aus Takt macht sich weiße Leere breit, ohne Schatten zu werfen. Unausgeschlafene Sänger setzen hier und da verwaschene Akzente in die lustlose Anordnung. Ein akustisches Malbuch, das man am Ende noch selbst mit Inhalten füllen muss.
So wirkt manch modernes Musikstück auf mich: inhaltsleer, gefühlsleer, unmotiviert. Eine Abwärtsspirale wird bis zum Ende ausgetestet: Wie weit kann ich mich zurückziehen, wie wenig aus meinem Inneren enthüllen, um noch als Künstler zu gelten, immer noch gespielt zu werden?
So wird die Leere im Radio mit inhaltslosem Bausch gefüllt. Wir lernen, uns in endlos aneinandergereihten Arbeitswochen unserer Emotionen immer effektiver zu entledigen, wir gieren nach Inhalten. Dann aber müssen wir stattdessen die uns vorgesetzten Verpackungsmittel konsumieren, die nur aus schaumigen Luftblasen bestehen – und bleiben unbefriedigt zurück. Die Musik will sich uns nicht mehr öffnen! Diese einzige paradiesische Bereicherung, die völlig überraschend bislang in dieser kalten, linkshirnlastigen Welt bestehen konnte, kann sie sich nicht mehr leisten preiszugeben, was da in den Tiefen des Künstlers schlummert? Lediglich die innere Leere wird noch bereitwillig offenbart.
Ist das der Spiegel unserer Zeit?
Hinschauen müssen wir, uns selbst im Spiegel erkennen, und uns wieder wandeln, weg von den verlorenen, gefühlslosen Mumien, die gehaltlose Berufe ausüben und inhaltsleere Musik hören. Endlich aufhören mit dem zynischen Versteckspiel, wieder offener werden, unsere Liebe und unsere Angst zeigen, verletzlicher und anlehnungsbedürftiger werden. Unsere wahre Herzlichkeit nach außen tragen – und echter sein.
Das sind die Inhalte, nach denen es mich verlangt.