Wie kann man sich selbst und seine Fähigkeiten angemessen darstellen? Was tun? Was sagen?
“Bescheidenheit ist eine Zier…”
Man kann sich mit der Hoffnung begnügen, dass irgendwann jemand die Güte der Arbeit, die man leistet, schon bemerken wird. Ich spreche hier nicht von übertriebener Bescheidenheit, in der man auf Komplimente Antworten gibt wie “Ach, das war doch nichts…”, nicht von bewusster Zurückhaltung. Nur davon, für den Erfolg durchaus etwas tun zu wollen, aber nicht weiter auf die Eisfläche der Unwägbarkeiten hinauszustolzieren, als die vorsichtige Einschätzung der eigenen Leistungen einen trägt. Man könnte das als “strenges Niederstwertprinzip des Lebens” bezeichnen.
Früher oder später erhält man dann den Rat, sein Licht nicht unter den Scheffel zu stellen, nicht darauf zu warten, dass einem der Erfolg in den Schoß fällt. Das scheint ein guter Rat zu sein, denn man hofft ja tatsächlich zumeist vergebens und gilt zudem noch als naiv und als jemand, der “sich nicht verkaufen kann”. Selbst wenn man vielleicht tatsächlich eher jemand ist, der sich nicht verkaufen möchte, weil man das höchst peinlich findet.
“Einfach mal machen, der Erfolg kommt dann von allein!”, das ist ein schöner Rat. Wahr ist er nicht. Aber schön.
“…doch weiter kommt man ohne ihr.”
Lässt man dagegen seine Fähigkeiten ungeniert verlauten, stößt das wieder (zumindest) denjenigen auf, die sich auf der ehrenhaften Seite bewegen oder wähnen – dann ist man in deren Augen nur auf der Suche nach Anerkennung, eine Nervensäge, die ständig auf ihre Fähigkeiten pochen muss. Das versteht man, denn man ist von solchen Leuten ja selbst genervt.
Man darf sich auch – im Stillen – darüber wundern, welch bescheidene Qualität andere abliefern und dafür Honorare in gleicher Höhe beziehen wie man selbst (günstigstenfalls – meistens sind sie höher), man kann das dreist finden oder ungerecht – sagen darf man das aber nicht. Dann nämlich hat man ein Problem mit seinem Selbstwert. Man hüte sich insbesondere davor, Qualitätsunterschiede zu erkennen, die manch anderem nicht so augenfällig erscheinen. Denn nicht die eigene Erfahrung auf dem entsprechenden Gebiet zählt für die Einschätzung dieser Qualität, sondern allein der Massengeschmack und die Durchschnittsempfindung.
(So sorgt die Masse dafür, dass alles stets schön durchschnittlich bleibt. Offenbar ist es eher akzeptabel, dass ein kleiner Teil sich unterfordert fühlt und Qualitäten als mäßig empfindet, als dass womöglich der Durchschnitt überfordert sein könnte. Aber das nur nebenbei.)
“Ein weniglich ich lamentier.”
Manche Menschen haben im Laufe ihrer Erziehung eine gewisse Ethik erworben – oder sie sich vielmehr eingetreten, wenn man deren Fruchtlosigkeit und immanente Selbstbehinderung berücksichtigt. Manchmal wagen sie sich vielleicht ein Stück daraus hervor, aber im allgemeinen halten sie sich daran, weil sie sie “für richtig” halten – das Richtmaß des eigenen wohlkonditionierten Gewissens und nicht zuletzt die Maßregelungen anderer sorgen dafür.
Damit scheinen diese Menschen aber vor allem einem Zweck zu dienen: jenen das Feld zu überlassen, bei denen die diesbezüglichen Erziehungsmaßnahmen nicht gefruchtet haben, die sich nicht um Integritäten und Anständigkeiten scheren und nichts dabei finden, ihre Ellbogen massiv einzusetzen und sich auf dreifache Größe aufzuplustern. Manche bringen es vielleicht auch mit Rechtschaffenheit und Qualität zu Ansehen und Reichtum; der Regelfall dürfte das aber nicht sein.
Gibt es etwas dazwischen? Wo verläuft eurer Meinung nach der ehrenhafte und “spirituell annehmbare” Weg zum Erfolg?