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Und ewig ruft die Amsel

Eigentlich will ich ja seit Wochen einen Text aus meiner Schublade endlich mal fertigstellen.
Stattdessen hab ich mich mit den wirklich wichtigen Dingen befasst: Die Amseln singen wieder!

Ein Musikerinnen-Hirn wie meins hört da sehr genau hin. Schon immer. Es kann gar nicht anders!
Daher auch dieser alte Artikel. Und dieser. Darin gibts allerlei Hörbeispiele. Und man erfährt im ersten verlinkten Artikel auch, warum Amseln eigentlich Wale sind, nur schneller.

Aus meiner Hörspektive ist das in diesem Frühling so: Wäre ich ein Amselmädchen, dann würde ich mich interessieren für den Amslerich, der hier vor meinem Fenster täglich singt. Denn er ist echt gut im Nachahmen. Und er übt so brav, das ringt mir Respekt ab.

Daher bin ich hingeflattert und hab zugehört, und dabei ist mir etwas aufgefallen.
Dann hab ich ihn aufgenommen.
Und dann alles zusammengeschnitten.
Weil ich nicht anders konnte :)

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      Etosha+Bb-Amseln - Addams Family.mp3
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An jedem verdammten Tag

Die Bedeutung, die ein Mensch für dich hat, zeigst du diesem Menschen am besten auch – so oft wie nur möglich, und ganz real, in der echten Wirklichkeit.

Nicht mit einem „ich hätte“. Nicht mit leeren Worten, sondern mit vollen Taten.
Mit Sorge und Zuwendung, mit Bereitschaft zu Entgegenkommen, und auch zu Einsicht und Besserung.

Nicht wie beim Unterschied zwischen Einkaufszettel und Kassenbon: Theoretisch, ja, da bedeutet er mir so viel, dieser Mensch.
Aber mein Verhalten fällt dann doch ganz anders aus.

Während du die Aufmerksamkeit, die Zeit, die Geduld und die Priorität nimmst, die dieser Mensch dir gibt, hast du nämlich sonst nichts, womit du diese Kostbarkeiten zurückgeben würdest. Du spürst diese Bedeutung vielleicht, irgendwo in dir, aber dieser Mensch, der dir doch so viel bedeutet – der spürt davon nicht das Geringste.
Aus leeren Worten entsteht Leere im Herzen. Des anderen.

Und das Ende vom Lied?
Klingt womöglich wie „Always on my mind“, das vielleicht gschissenste „Liebeslied“ aller Zeiten:

Vielleicht hab ich dich nicht so gut behandelt, wie ich sollte.
Vielleicht hab ich dich nicht festgehalten in all den einsamen Stunden.
Vielleicht hab ich dir nie gesagt, wie glücklich ich bin, dass du mein bist.
Für die kleinen Dinge, die ich hätte tun und sagen sollen, hab ich mir einfach nie die Zeit genommen.
Aber ich hatte dich eh immer im Hinterkopf.

Wer hat davon irgendwas?

Wenn ich dir das Gefühl gegeben habe, du kämst an zweiter Stelle, dann tuts mir leid, ich war so blind.
Aber ich hatte dich immer im Hinterkopf.

Soll ein leichter Schlag auf ebendiesen nicht das Denkvermögen steigern?

Saaaag mir, dass deine süße Liebe nicht gestorben ist…

Doch, das ist sie, die süße Liebe!
Verreckt am Warten und Hoffen, am Bitten und Zurückgewiesenwerden.
Gemeuchelt von Ignoranz und Kälte, von arroganter Geringschätzung und distanziertem Stolz.
Gedemütigt von verletzenden Argumenten bei der Rechtfertigung verletzenden Verhaltens.
Erstickt von ausgebliebenen Entschuldigungen und strafendem Schweigen.

Daran zugrunde gegangen, dass es immer irgendwas gab, das gerade wichtiger war als sie.

Liebe ist ein Geschenk, das irgendwann versiegt, wenn man es nur geizig für sich behält.

Und obwohl es schon immer so war, dass das Leben nicht endlos ist, gilt noch mehr in dieser Zeit:
Es könnte an jedem verdammten Tag vorbei sein. Schon morgen.
Mit dir.
Oder mit dem bedeutungsvollen Menschen.

Und was tust du dann? Einen Song schreiben?

Die Bedeutung, die ein Mensch für dich hat, zeigst du diesem Menschen am besten auch – so oft wie nur möglich, und ganz real, in der echten Wirklichkeit.
An jedem verdammten Tag.

[kommentare ausgeschaltet]

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Hope I die before I get old

Spätsommer 1989, Konzert im Schlosspark, und ich war sofort verknallt. Der Sänger, der Mod mit den langen dunklen Haaren und den Mandelaugen, Chelsea Boots an den Füßen, schlank und groß. Und diese Stimme! Nine-two-seven-eight-zero, she said to call her at home, I’ve tried that number a hundred times, but nobody answered the phone.

Liebe auf den ersten Blick. Immer in Parka oder Harrington-Jacke, die mit dem Schottenmuster innen, schwarze, enge Hosen. Den Spitznamen von einem Kicker ausm ehemaligen Jugoslawien, der angeblich genauso aussah. In der Taverne am Abend, vor und nach den Proben. Vespa, Antn, „Bahnhof Zoo“ für dich mehr Reiz als Schreck. Im Tonstudio für einen Bewerbungssong zum Songcontest.

Musik, das war unser gemeinsames Ding. Von jenseits meiner Linie hast du sie mir nähergebracht – oder reingedrückt, haha. Kratziger, unmelodischer, rauher und härter als meine Gewohnheiten, moddiger R&B, Beat und Punk, Soul, Reggae, Hard Rock und Metal.
Allen voran natürlich The Who – Quadrophenia, Tommy, und auch alle anderen Platten.
The Jam und Paul Weller – In a momentary lapse of my condition…
The Clash, Curtis Mayfield, Isaac Hayes, Gil Scott Heron – The revolution will not make you look five pounds thinner!
Peter Tosh und Alpha Blondy – Only the strong survive they say, weak heart dies in misery.
Purple und Whitesnake, Maiden, Judas Priest, Black Sabbath.
Ich denk jedes Mal an dich, wenn ich einen der Songs von damals höre.

Viel Gelächter und viel Unsinn, Schall und Rauch, viel gemeinsames Musikmachen, zu zweit und mit anderen, „Brainless“, später „Tea for two“. Oder einfach Gitarre und zwei Stimmen. His latest flame und Guitar Man und noch viel mehr von Elvis, sommerliches Schrummen allerlei alter Schnulzen in der Sitzgrube. Später auch Karaoke beim Rührig – der Travelin‘ man, ewig dein Song. Bei Almost Paradise bist du seither ungeschlagen, keiner sonst ~dasingt diese Höhe. Und die zweiten Stimmen kann sowieso niemand. Up where we belong und natürlich Islands in the stream, unser Paradesong.

Mittwochs war gnadenlos Fußball angesetzt, mit deinem Onkel. Schauen, nicht spielen. Nicht so richtig mein Abend, bevor der verkündet: „I geh mi jetza ham brausn“. Darüber lachen wir jedesmal.

Ein neues, großes, schwarzes Bett unsere Wohnlandschaft, ganze Tage, oft nur unterbrochen von der Oma, die zum Blumengießen reinschlurft, in den Converse, die du ihr geschenkt hast, weil die so bequem ausschauen.
Du mit einem Stofftier-Entchen im Arm, breit grinsend. Mit Kartoffelchips in der Hand, und du lachst und spuckst: „Die ganze Pappm muass voi sein!“ Dein „Gsundheit, Maus!“ nach meinem Niesen hab ich heute noch im Ohr. Es ist und bleibt an Zärtlichkeit wohl unerreicht.

Deine Zähne, ein ewiges Gfrett, so viel Angst vorm Zahnarzt, schon als Kind, „beim Stiedl hat er scho gread“, das Gasthaus auf dem Weg zum Zahnarzt, keine 20m vom Elternhaus, deine Mutter erzählt das oft und gern. Jahre später dann alle Zähne neu in Narkose, armselig warst du, als wir dich abgeholt haben, noch halb weggetreten, mit deinem geschwollenem Mund und den aufgerissenen Mundwinkeln, so haben wir dich zum Auto geschleift.

„I hoss Bauern“, wenn vor uns auf der Bundesstraße ein Traktor war. „I hoss Piefke“, wenn im TV irgendeiner was piefkonisch ausgesprochen hat, sowas wie „Ferd“ statt „Pferd“ oder „Colgaahte“ oder alles, was Österreicher halt sonst noch aufregen kann. Ernst gemeint bei dir immer nur höchstens zu 80%.

Viel größer warst du als ich, eine liebe Not, Zehenspitzen, Kniefälle, der Tanzkurs im Wirtshaus – beide zu dünn für Bauchkontakt beim Walzer, du zu groß, ich zu klein, unsere Schuhe einander im Weg. Der Beschluss: Entweder wir bleiben zusammen, oder wir tanzen – beides geht nicht. A echter Sänger tanzt net.

Oft bist du versumpert, beim Andi oder sonstwo, statt wie versprochen in 15 Minuten bei mir zu sein. Und warst danach gleich tagelang verschollen, wegen dem schlechten Gewissen. Du und dein Ausweichen und Vermeiden, und ich sah dich im Straßengraben liegen. Es gab noch keine Handys für eine SMS.
Nach einer sehr heftigen Nacht, damals irgendwann, hast du im Auto vorm Haus gesessen – mit einem Mopedhelm auf dem Kopf, selig schlummernd. Wurdest gefunden, geweckt, kopfschüttelnd zum Schlafen reingeschickt.

Die Todesanzeige, dachte ich spontan, als ich sie sah, die würd ich gern in unsere Vergangenheit schicken und sie dir zeigen. Die Daten. Hätte vielleicht deine Augen geöffnet und uns manche Diskussion zum Lebenswandel erspart. Unerwartet, plötzlich. Zu früh.

Schließlich Trennung, herzbrechend, es war Wahnsinn, es war furchtbar. Vielleicht hätte ich bleiben sollen. Aber zu zäh, zu viel Substanz, zu wenig Perspektive. Breaking up is hard to do.

Die Musik und die Freundschaft blieb uns aber. Auch die zu meiner Lieblings-Schwiegermutter, die einzige jemals, die einen ihrer Kuchen auf „Susykuchen“ umgetauft hat und ihn heute noch so nennt.

An deiner Seite später die fesche kleine Rothaarige mit den Martens. Der fesche Rothaarige an meiner. Meinen feschen roten Audi hast du allerdings beim Abbiegen geschrottet, du hast zum Glück nicht viel abgekriegt.

Dann dein oranger Opel, die Mittelkonsole irgendwann mal halb gefüllt mit Cola aus einem maroden McD-Becher, eine Musikkassette schwamm drin. Das war typisch du. Die Backstreet Boys in voller Lautstärke, es warad wengan Chor, so perfekt geschrieben und produziert, meintest du. Stimmen verteilt und mitgegrölt auf den gemeinsamen Fahrten zur Bandprobe. Sometimes I wish I could turn back time, impossible as it may seem.

Gemeinsam bei „Höhenflug“ zu zweit gesungen, bis zum Abbruch deiner Zelte. Sechs Uhr zehn. Ohne mich. Die Kobolde. Am Wendepunkt. Arbeiten an Chören, Texte schreiben und die lernen, die andere geschrieben haben. Viel blödeln. Ein erster Gig, ein zweiter. Bei einem kündigst du auf der Bühne Leben auf Rädern an, den Song von Pe Werner über die Rolli-Fahrer, leicht lallend mit den Worten: „Wir spielen jetzt einen Song fürääh unserääh… gefiederten Freunde!“, so peinlich, und wir brechen nieder vor Lachen.

Mit dir singen, wow. Mit dir singen war das beste. Einander in- und auswendig kennen, genau wissen, was als nächstes kommt, wo’s gleich hingeht, dich vorausahnen und meine zweite Stimme deinem Verlauf anpassen. Und umgekehrt. Das war der gemeinsame Tanz, den wir beherrscht haben. Gutes und schreckliches Zeug aufgenommen, irgendwo liegen Kassetten aus den 90ern. Viele Jahre Übung, die sich nie wie Übung anfühlen. Das reinste Vergnügen, ausnahmslos.

Eine Frau aus DE in einem Online-Chat. Du warst verliebt. Ein letztes Höhenflug-Konzert in Angern, da war sie dann da und saß vor der Bühne, neben meinem zukünftigen Mann – und dann zack, Umzug nach DE, weg warst du. Wurdest selber zum Piefke. Sogar dein alter Dialekt bekam eine neue Piefke-Färbung mit der Zeit.

Ein paar Besuche, ein paar Mails. Die Samtstimme war schon bald verklungen. Zwei Kinder später hatten wir kaum noch Kontakt, nur deine Mutter hat mir noch berichtet, was es Neues gibt.

Du warst immer tendenziell patschert, aber lucky, irgendwie so ein Pechvogel-Typ mit Glück im Unglück. Diesmal nicht. Diesmal ist was schiefgegangen, luck’s end. Ich hoffe, du bist glücklich eingeschlafen.

Mir tuts leid um dich. Du hast mir lange gefehlt, die gemeinsame Musik hat mir gefehlt, deine Stimme, deine Art, dein Schmäh und dein Lachen. Man lebt wohl das, was man will, sonst hätte man es nicht so, oder würde strampeln, um was zu ändern. Die Lücke in mir hat schon dein Wegziehen hinterlassen, und die verändert sich für mich vielleicht nichtmal groß, jetzt, wo du tot bist. Aber zu wissen, sie wird nie wieder gefüllt werden, auch nicht kurz auf Besuch für ein, zwei Tage, auch nicht in einem Mail, das tut verdammt weh.

Ich hatte dich immer sehr lieb, und ich werd dich für immer liebhaben. Lach mit den Engeln – und sing viel mit ihnen, bitte! Ich bin sicher, das macht denen genauso viel Freude, wie es mir immer gemacht hat. Flieg frei, gefiederter Freund.

Unser letzter Song bei Höhenflug war immer der hier von Purple Schulz:

Immer nur leben, nur leben
Sich dem Augenblick ergeben
Jeder Tag so als ob’s der letzte wär
wie die Falken frei am Himmel
wie Delphine frei im Meer

Immer nur leben, nur leben
Keinen einzigen Tag vergeben
Alles genießen, jeden Atemzug
Und ganz genau zu wissen:
es ist noch lange nicht genug.

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BTBs* kleines Unglücksbrevier

(wird bei Gelegenheit zum Manifest ausgebaut)

* BTB = Blacktime Bird = meine Band, drei Menschen, die nicht nur miteinander Musik machen.
Angesetzte Bandproben entwickeln sich wahlweise zur Musik-, Sauf-, Lach- oder Gesprächstherapie.
Sehr häufig aber geht es zynisch zu. Manchmal schreibe ich mit.
Ähnlichkeiten mit lebenden, toten oder untoten Personen sind nicht beweisbar.

Man soll sich das Leben nicht allzu angenehm machen. Zuverlässig wiederkehrende Empfindungen von Unglück und Frustration geben einem ja überhaupt erst das Gefühl, so richtig am Leben zu sein. Um diese Empfindungen nicht am Wiederkehren zu hindern, muss man schon etwas strategische Planung investieren und jede Wahl mit Bedacht treffen. Glücklich und leicht wie eine Gänsedaune durch den Tag hüpfen, als gäb’s kein Morgen – das kann schließlich jeder.

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Ein neues Stichwort! Das ist leicht! (Oder ich mach’s mir leicht, haha!)

Normalerweise poste ich ja immer Fotos, bei deren Entstehung ich hinter der Kamera war. Von mir selbst gibts nicht viele Bilder aus der letzten Zeit. Ein umso schöneres hat mein lieber Freund und Bandkollege Ceh von mir bei der letzten Bandprobe gemacht. Mir gefällt, dass ich da so gelöst und happy aussehe. Mit neuem Hunzi ist das auch ganz einfach. Und mit der besten Band der Welt.

#Bild
Projekt *.txt
Was ist das?

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Die Wärme fremder Federn

Gestern hab ich was Seltsames erlebt. Gut, der ganze Abend war von außen betrachtet seltsam, aber weil ich Karaoke gewöhnt bin – auch wenn der letzte Abend schon vor Jahren stattfand – hält sich meine innere Empfindung dieser Seltsamkeit in Grenzen.

Hernach jedoch, zu schon recht später Stunde, unterhalte ich mich mit der besten Freundin meiner Schwester, und sie sagt überaus nette, ja begeisterte Dinge über meine fotografischen Arbeiten, über mein Blog, über meine Stimme. Letztere war ja am gestrigen Abend eindeutig zuordenbar, da es beim Karaoke recht wahrscheinlich ist, dass die Stimme aus jenem Menschen kommt, der gerade in das Mikrofon singt. Hier sind also, abgesehen vielleicht von diversen Zwios und Trios, kaum Verwechslungen möglich, ihr Lob gilt wirklich mir.

Sie findet meine Stimme „genial“ und kann sich nicht erklären, warum ich „nicht mehr draus mache“. Die Musikbranche in diesem kleinen Land sei sowieso ein Witz und von Managern geschoben, die sich und ihre oft durchschnittlichen Künstler in den Vordergrund drängten, während ein paar richtige Profis im Hintergrund in Hinterzimmern Hinterkaraoke sängen oder so ähnlich. Dass mir wöchentliche Gigs, Singenmüssen und hohe Ambitionen zu Ruhm und Bekanntheit einfach nicht liegen, lässt sie nur ungern gelten.

Außerdem sei meine Website so toll und so kreativ, findet sie; also vielmehr mein Blog, korrigiert sie sich später. Sie verfolge das ja alles ständig!

Aber das mit den Fotos… Sie sagt, „Du machst doch so Fotocollagen, oder?“ Naja, eigentlich nicht, ich hab einmal jährlich einen Fotokalender, und eine Fotoseite im Web. Sie meint, ich kombiniere Motive so gekonnt, so kreativ, diese Ideenvielfalt, unglaublich. Ich weiß nicht, was sie meint. Doch, diese Kombination von Motiven, die noch nie gemeinsam auf einem Bild zu sehen waren! Und sie wisse, was für ein Können und für eine Technik hinter diesen Bildern steckt, ihr Mann mache ja selbst Video und Foto, und dennoch habe sie ihm sogar schon vorgeschlagen, sich von mir ein Bild machen zu lassen, mit dem sie ihr Schlafzimmer dekorieren können. In Groß! Sie erwähnt als Beispiel ihrer Beeindruckung mein Foto eines Raubvogels vor den verschwommenen Lichtern einer Stadt(?), und da beginnt es mir zu dämmern – die meint gar nicht mich! So ein Foto hab ich nicht gemacht. Das sage ich, aber das hält sie für falsche Bescheidenheit. „Doch, doch, deine Schwester hat’s mir ja gezeigt!“

Schließlich ergebe ich mich darin, mich mit den fremden Federn bauchpinseln zu lassen – was bleibt mir auch anderes übrig? Und ich denke, welchen Boost für das Selbstbewusstsein eine solche Lobansprache haben könnte, wenn tatsächlich ich und meine Arbeiten gemeint wären.

Der einzige Vogel mit funkelnden Lichtern, der mir einfällt (respektive: meiner Mutter einfiel), das ist jener im Video „Fading Memory“ meiner Herzensband BlacktimeBird zu dem wunderbaren Song meines Herzensgitarristen Ceh, den mein Herzensbassist Deh so wundervoll in Szene gesetzt hat. Kein Raubvogel, eine Krähe. Keine Großstadtlichter, sondern virtuelle. Aber hier drin versteckt er sich, im Refrain:

Ja, die Fotos in diesem Video sind alle von mir. Doch die Technik, die der Frau so imponierte, das Können, mit dem diese Fotos zu einem Reigen aus verblassenden Erinnerungen gemacht wurden, die zarten Bewegungen, die in den vormals regungslosen Bildern stattfinden – das alles wohnt in diesem Herzensbassisten. Die Zuordnung der Fotos zu den Textstellen habe ich damals vorgenommen; Videoschnitt, Ideen und Technik stammen von Deh Geh.

Liebe beste Freundin meiner Schwester, bitte hinterlass mir doch einen Kommentar, wenn du das hier liest und tatsächlich dieses Blog bzw diese Fotoseite meintest. Die Wärme fremder Federn fühlt sich für mich nämlich unangenehm trügerisch an.

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Das Amsel-Einerlei und der unerforschte Amselwal

Ich weiß ja nicht, ob es da draußen außer mir irgendjemanden gibt, der den Amseln so aufmerksam beim Singen zuhört wie ich. Vor ein paar Jahren hab ich das hier ja schon einmal zum Thema gemacht. Manchmal denke ich, was, wenn von den orangeschnabeligen Federhirnen allerorts Tag für Tag die Weltformel von den Bäumen gepfoffen würde, und keiner merkt’s?

Oft freue ich mich beim Lauschen über die Kreativität der Strophen, den spontanen Wechsel der Laute in einer festen Struktur der Strophe, über den oft plötzlich auftauchenden Shuffle-Groove, das Wiederholen einer besonders gelungenen Phrase – oder war sie besonders ungelungen und wird deshalb nochmal geübt?

Heuer allerdings fällt mir auf, dass es offenbar so etwas wie Frühjahrs-Hits gibt bei den Amselgesängen (immer schön mit Bindestrich, die Frühjahrs-Hits, gell?). Vielfalt und Kreativität schrumpfen, der Anteil an Einerlei steigt. Erinnert mich ein wenig an einen gewissen heimischen Radiosender. Tag für Tag hämmert der mit den immergleichen sogenannten Hits eine Scharte in den Äther des Massenbewusstseins, bis er auf blankes Metall trifft, dass die Funken nur so fliegen, was dazu führt, dass man schon bei den ersten Takten eines solchen Songs zappelig und lila wird auf seiner jeweils aktuellen Sitzgelegenheit.
Oder kurz gesagt: Songs totspielt.

Das Auftreten solcher Tothör-Erscheinungen bei den Amselgesängen betrübt mich zwar, ich stelle aber trotzdem ganz objektiv fest, dass heuer gewisse Phrasen erstmals beginnen, mir auf die Nerven zu gehen. Amselgesänge sind für mein Gehör zumeist in drei Abschnitte pro Strophe unterteilt, A, B, C. Manchmal auch nur A, B. Mitunter A, A. Manchmal nur A.

An nervigen Hits wäre zuallererst der Strophenabschnitt „Alarmanlage“ zu nennen (meistens als C, manchmal A). Ich nehme an, dass Amseln Alarmanlagen nachahmen. Natürlich könnte es auch sein, dass Alarmanlagen Amseln nachahmen, aber da Amselgesänge nicht sonderlich abschreckend auf Autodiebe wirken dürften, halte ich diese Theorie für weit weniger wahrscheinlich. Ich höre diesen Strophenteil pro Tag ohne Übertreibung derzeit sicher hundertmal. Es gibt ihn seitens der Amsel in einer schnellen und einer langsamen Variante. Hier die langsame. (Verzeiht bitte das Rauschen, das ist eine Handyaufnahme!)

      Etosha_Amsel-H20130302-Alarm.mp3


Weiters gibts da so eine Art Hund-komm-her-Pfeifen im Abschnitt C (-_-_-__), davon hab ich leider momentan keine Aufnahme parat, nervt aber mittlerweile auch ein bisschen.
Mir kommt vor, dass die Amseln im allerfrühsten Frühjahr am kreativsten sind. Da denken sie sich ganz eigene, neue Songs aus. Vielleicht nur die ganz Jungen, aber immerhin.

Hier ist ein Ströphchen, an das ich mich sehr lebhaft aus meiner Kindheit erinnern kann, in meinem Dachbodenzimmer bei offenem Fenster hab ich das recht oft gehört. Ich habe etwas Ähnliches im alten Eintrag veröffentlicht, dieses ist ein bisschen anders, aber irgendwie auch näher dran. Gab es sie also auch damals schon, die Frühjahrs-Hits?

      Etosha_Amsel-5-3 -20110509.mp3


Was mich aber nach wie vor erfreut, ist das Kichern, das oft eine Strophe abschließt- als würde der Vogel über den eigenen Witz lachen, den er gerade gemacht hat. Oder über mich, wie ich da stehe mit meinem Recorder.

      Etosha_Amsel-H20130302-Kichern.mp3


Extrem interessant ist es, sich die Gesänge in gesenktem Tempo und Pitch anzuhören. Hier die obigen zwei Kicher-Phrasen nochmal in 0,19-fachem Tempo. Klingt tatsächlich wie Walgesänge. Das volle Ausmaß der Modulationen im zweiten Gelächter kann man im normalen Tempo mit dem schnöden Menschenohr gar nicht richtig auflösen.

      Etosha_Amsel-H20130302-Kichern-Slow.mp3


Hier auch nochmal der Alarm in der tieferen, langsameren Form:

      Etosha_Amsel-H20130302-Alarm-Slow.mp3


Uh-wiii-uh-wiii!

Diese Strophen…

      Etosha_Amsel-9-2_3 -20110512.mp3

      Etosha_Amsel-SMS-9-8 3sec -20110512.mp3


…finde ich auch in der Walgesang-Variante äußerst spannend:

      Etosha_Amsel-9-2_3 -20110512 SLOW.mp3

      Etosha_Amsel-9-8 -20110512 SLOW.mp3


Ich hab aber auch etwas weniger verrauschte Amseln, die ersten paar Aufnahmen oben stammen wie gesagt vom Handy, die Nachfolgenden aus dem Zoom-Recorder. Falls also jemand einen SMS- oder Klingelton möchte, bittesehr:
(Der Player zum Probehören, die Links unmittelbar danach für den Rechtsklick & Download)

Ringtones:

      Etosha_Amsel-RT-8-3 29sec -20110512.mp3

Etoshas Amsel-Ringtone 8-3 (mp3, 29 Sekunden, 435 KB)

      Etosha_Amsel-RT-10-1 27sec -20110518.mp3

Etoshas Amsel-Ringtone 10-1 (mp3, 27 Sekunden, 404 KB)

SMS:

      Etosha_Amsel-SMS-7-4 3sec -20110509.mp3

Etoshas Amsel-SMS 7-4 (mp3, 3 Sekunden, 45 KB)

      Etosha_Amsel-SMS-9-3 3sec -20110512.mp3

Etoshas Amsel-SMS 9-3 (mp3, 3 Sekunden, 44 KB)

      Etosha_Amsel-SMS-9-8 3sec -20110512.mp3

Etoshas Amsel-SMS 9-8 (mp3, 3 Sekunden, 43 KB)

Nutzungsbedingungen: Bei anerkennenden Bemerkungen aus dem Freundeskreis: stets freundlichste Belobhudelung meiner Person und meines Blogs samt Aufdrängung meiner URL. Oder Spende. :D Schickt einfach all euer Geld dorthin:


…—… Himmelherrgottfixnomoi, ist denn hier kein vertikaler Abstand reinzukriegen? …—…

Habe mich bei der Verlinkung der richtigen mp3s äußerst bemüht – falls trotzdem irgendwas nicht funkt oder nicht zusammenpasst, bitte melden!
[Player ausgetauscht. Funzt jetzt auch auf iOS-Geräten. Danke EGM! 1 broken Link korrigiert. Dank an Deh Geh!]
Bei mir in der Preview lässt sich jeder Player nur einmal abspielen – ich hoffe, dieser Bug wohnt nur bei mir! Vielleicht hab ich ja auch wiedermal nicht die allerbrandneueste Flash-Version, die Updates kommen ja mittlerweile alle zwei Stunden.

Falls einer von euch weiß, warum die Paypal-Buttons seit Jahr und Tag so viel Abstand nach oben generieren, bitte ich sehr herzlich um Erleuchtung!
[Ebenfalls erledigt. Danke EGM und Deh Geh. Zu doof aber auch! Simple Zeilenumbrüche in WordPress werden halt in Abstand umgewandelt. Isso. Auch Zeilenumbrüche innerhalb von form-Code. Hihi.]

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Neues von der Band

Blacktime Bird – Fading Memory – unsere neueste Bandkreation. Der Song von Ceh, die Fotos von mir, das kreative Video von Deh. Also ich bin sowas von stolz.
Entstanden aus Cehs Weihnachtswunsch. Die Version mit diesem schönen Gesang wollten wir nicht im virtuellen Regal verstauben lassen, auch wenn sie rauscht und nicht so perfekt ist. Er hatte den Song mal ganz roh aufgenommen, der Rest war Band Zwonull – also dropboxen, draufsingen, draufbassen, zurückschicken. Ceh wünschte sich ein Video dazu. Und brave Mitbänder, die wir nun mal sind, haben wir uns sofort an die Arbeit gemacht und Weihnachten auf den 28.11. vorgezogen. Here goes. Merry Christmas!

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Der Hirsch ist tot

Mit dem Tod hat er sich vermutlich mehr beschäftigt als der durchschnittliche Mensch. Vielleicht gehört das aber auch zu Wien, wie er zu Wien gehörte und für mich auch weiterhin gehören wird. Mit einer Erkrankung wie seiner rückt das Thema auch nicht gerade ferner. Die Entscheidung darüber, wann es genug ist, selbst treffen zu können, ist vielleicht die einzige Freiheit, die einem in einer solchen Situation noch bleibt. Mich hat die Nachricht trotzdem sehr getroffen, dass Ludwig Hirsch sich heute in Wien in den Tod gestürzt hat.

Ein gefühlvoller und mutiger Liedermacher war er. Seine Platte „Dunkelgraue Lieder“ haben wir, mein Bruder und ich, in unserer Kindheit auf und ab gespielt, bis wir sie auswendig konnten, und danach noch weiter. Nun könnte man meinen, das sei aber etwas schwere Kost für Kinder, und damit mag man nicht ganz falsch liegen. Doch mich hat der Herr Hirsch als erstes Aufmerksamkeit gelehrt (Was singt der denn da eigentlich?), er lehrte Mitgefühl („Der Wolf“), Vorsicht („Der Herr Haslinger“) und die Gültigkeit von ambivalenten Gefühlen („Die Omama“), aber auch das Lachen über schräge Zeitgenossen und Begebenheiten („Liebeslied“) und grenzwertige Unanständigkeiten („Geh spuck den Schnuller aus“) – aber vor allem viel Gänsehaut (bei fast allen Stücken, vor allem „Der Dorftrottel“).

Meine Tränen kommen mit 100%iger Sicherheit bei drei seiner Songs, „I lieg am Ruckn“, „Der Wolf“ und „Komm, großer schwarzer Vogel“. Damit bildet er die einsame Spitze, vor Bobby Goldsboros „Honey“ und Esther Ofarims „Kinderspielen“, wenn meine Mutter es singt.

Erst vor Kurzem gab es eine Radiosendung mit ihm, da wurden Hirsch-Lieder gespielt und… ich hab auf den nächsten Senderknopf gedrückt, als „I lieg am Ruckn“ begann. Wie gesagt, nur in den seltensten Fällen halte ich ein ganzes Hirsch-Stück ohne Tränen durch; ich hör nur die Instrumentierung, und es beginnt schon zu fließen. Und da war mir gerade nicht nach Weinen.
Jetzt schon. Vielleicht sickert ane, a klane, zu dir durch, Ludwig Hirsch.

(Texte)
(Wiki)
(youtube)

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Blacktime Bird – erstes Video

Entschuldigt mein Fernbleiben, ich hatte zu tun! Dafür gibts hier und jetzt
das erste Video meiner Band mit einem meiner Songs!
Wenn ihr nur halb so viel Freude dran habt wie ich, ist die Sache perfekt!

Meine „face time“, wie man so sagt, ist etwas spärlich ausgefallen,
weil ich die meiste Zeit die Kamera selbst in der Hand hatte.

Wohlige Kommentare, über die sich die ganze Band freuen wird,
bitte (falls Neigung vorhanden) auch auf Facebook posten! Gracias!