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Freunde

Ich habe einen Brief bekommen. Einen richtigen, echten Brief, in dem eine richtige, echte Handschrift acht Seiten füllt. Ich weiß gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal einen handgeschriebenen Brief bekommen habe. Was ich noch weiß ist, von wem ich ihn bekommen habe, doch das muss schon Jahre her sein. In einer Zeit, in der selbst im Rahmen der elektronischen Post nur noch jede zweiundzwanzigste E-Mail von einem richtigen Menschen direkt an einen anderen gerichtet ist, mit Anrede und persönlichem Inhalt, und der Rest aus automatisch generierten Inhalten für automatisch generierte Leser besteht, hat die Ankunft dieses Briefes mein Herz hüpfen lassen. Doch in den Minuten zwischen Briefkasten und Brieföffner hatte ich auch die Befürchtung, es könnte was ganz Schreckliches drinstehen, etwas, das man nicht einmal einer E-Mail anvertrauen wollen würde.

Es ist eine rechte Sauklaue, die sich mir darin in den Weg wirft, aber es ist eine kreative Sauklaue, meiner eigenen Handschrift gar nicht so unähnlich. Ich hatte jahrelanges Sauklauenentzifferungstraining in meiner Lehrzeit und danach, als ich beim Steuerberater händisch adaptierte Briefe und Vorjahresvorlagen in die EDV “einzuklopfen” hatte, wie man damals so schön sagte. Jeder Sachbearbeiter hatte seine eigene, und über die Jahre mutierte ich zur Meisterin aller Schriften und Glyphen. Nicht nur konnte ich über die Handschrift auch anhand ein, zwei kurzer Worte den Verfasser identifizieren, sondern auch alle kryptischen Einzelfälle lösen, ohne nachfragen zu müssen. Später wurde ich zum Ghostwriter; ein Kollege, der mittlerweile leider schon verstorben ist, wollte seine diktierten Briefe nur noch von mir tippen lassen, weil sie eleganter und punktgenauer formuliert in seiner Mappe landeten als er sie jemals diktiert hatte.

Es stand nur sehr wenig Schreckliches drin, in dem Brief, den ich bekommen habe. Mehr Persönliches, viel Zeitgeschichtliches, und ein paar der Eigentümlichkeiten, für die ich den Verfasser so mag, wie ich ihn eben mag. Ganze Bücher könnte ich lesen in diesem Stil, in dem er seine Worte abzufassen pflegt, und das weiß er auch. Die richtig guten Leute werden leider oft nicht verlegt.

Ich habe auch eine Ansichtskarte aus Las Vegas bekommen, etwas früher in diesem Jahr. Auch diese Ansichtskarte enthielt eine persönliche Anrede und richtige Handschrift. Ich verstand sie als eine Art Dank, der passiert, wenn man teilt, was man hat, weil jemand anderer auch gern hätte, was man hat. Ein Teilen, das keinen etwas kostet, aber beiden Beteiligten Freude bereitet. Was ich mit der Absenderin ebenfalls teile, ist die Liebe zum geschriebenen Wort und die Auftragsschreiberei. Als ich letztens ein akutes Problem in diesem Bereich zu lösen hatte, ließ sie sofort alles liegen und stehen, genehmigte sich noch einen Koffeinschub und war dann via Skype mit allerlei Vorschlägen für mich da. Für solcherlei Geschenke zeige ich mich gerne erkenntlich, und ich hatte noch in der gleichen Woche dazu die Gelegenheit, wenn auch nicht in gleichem Ausmaß. Zeit hat man nicht, Zeit nimmt man sich.

Ich fühle mich diesen Menschen verbunden, die mein Leben auf so wunderbare Weise bereichern. Es sind Menschen, die mir eine Freude machen wollen, die mir Geburtstagsgeschenke schicken, Bücher, die mich nach einem Spitalsaufenthalt trösten sollen, Briefe und Ansichtskarten und E-Mails, postalische CarePakete mit Schokolade, die hierzulande aus dem Sortiment genommen wurde, ja, Menschen, die mir sogar Internetbestellungen weiterschicken, die nur nach Deutschland versendet werden, und das, ohne dafür auch nur das Geringste zu verlangen, nicht mal eine Portovergütung. Ich fühle mich wirklich reich beschenkt und bin dafür ungemein dankbar.

In beiden Fällen, die ich oben erwähnt habe, Brief und Ansichtskarte, sind das Menschen, die ich nie persönlich getroffen habe. Mit manch anderem, dessen Geschenk im letzten Absatz vorkommt, hatte ich ebenfalls erstmals online das Vergnügen. Wenn Internet- oder SocialMedia-Verweigerer mir mit ihren undifferenzierten, oft nachgeplapperten Platitüden kommen, erwähne ich diese Menschen immer. Zugegeben, nicht jeder “Freund” ist wirklich ein Freund heutzutage. Ich reihe auch nicht alle Bekanntschaften, die ich im “richtigen” Leben habe, in diese besondere Kategorie von Menschen ein. Der exzessive Austausch von Oberflächlichkeiten findet auch offline statt, wie wir alle wissen. Für eine Freundschaft ist das nicht ausreichend.

So ist aber auch nicht jeder, den man “nur übers Internet” kennt, zwangsläufig kein Freund.

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Ja, es regnet.

Na und? Das ist auch nur Wetter! Also hört endlich auf zu motzen. Wer wohlgelaunt sein will, den hält auch Regen nicht davon ab.
Zur Einstimmung hab ich für euch

      Lebensfreude zum Mitnehmen
(oder Anhören). Sind da nicht auch Regengeräusche zu hören?

(Es könnte schlimmer sein. Es könnte Asche regnen. Video! Sehenswert!)

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Mittwochsgewinner zum Freitagstexter

Es ist soweit! Wir küren den Mittwochsgewinner! Trommelwirbel! Frenetischer Applaus! Veranstalter laufen hektisch durch die Gegend. Ein Mitarbeiter aus der Maske purzelt über ein loses Kabel. Fiependes Feedback aus einem Mikrofon. Dann ein Klopfen. Die Tontechnik vermeldet zähneknirschend, man möge das Mikrofon mit Anklopfen verschonen, es habe in der Vergangenheit noch nie jemand aufgemacht.

Der schwere, rote Vorhang hebt sich.

Verehrte Gästfeste, wir haben diese Woche gelernt, es ist nicht einfach, das Thema Kacken elegant zu umschiffen. Schön ist es hingegen, wenn dieses kleine geistige Hüpferchen, das einen Witz witzig macht, noch vom Rezipienten selbst zurückgelegt werden muss – dann grinst der Mensch, mitunter lacht er sogar!

Zweite und dritte Plätze gibt es auch bei uns nicht, wir sind ja nicht bei Olympia. Alle haben’s gut gemacht, aber gewinnen kann eben nur einer. Grämet euch nicht, denn sehet, der nächste Freitagstexter kommt bestimmt!

Am besten geklappt hat das Hüpferchen für mich und Hubbie mit dem Satz “Schon als Welpe hatte Hasso den lokalen Scherenschnittverein verabscheut.” Spitzt eure Tippfinger, denn diesen Freitag gibts den gleichnamigen Texter drüben bei Herrn Totontli.

Bittesehr, hier der versprochene, gar nicht pixelige Pokal, wir hoffen, du freust dich:

 

Du solltest doch nicht sagen, dass wir nicht bei Olympia sind! Ich sagte dir doch, die Leute wissen das! – Schulligung, ist mir so rausgerutscht! Dafür hättest du dir den platten Wortwitz mit dem Umschiffen aber auch sparen können. – Jaja, schon gut. Nächstes Mal machen wir das mit Telepromptern. Und nein, Moderationskarten sind nicht mittlerweile salonfähig.
Tontechnik meldet: Mikrofon ist jetzt aus.

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Geburtstag

Der könnte öfter sein! Ich find den immer sehr nett!

Man merkt allerdings, dass man langsam alt wird. Zetbeh trudelte heute nacht um 0:01h keine SMS ein, weil alle wissen, dass ich da schon schlafe. Dafür bekam ich die erste SMS um 7:26h – senile Bettflucht, auch davon wissen also einige. Meine Schwester rechnet mir am Telefon vor, dass wir beide sehr bald schon 50 sein werden. Die 40 überspringen wir unbemerkt.

Pearl.de gratuliert mir auch und schenkt mir, wenn ich möchte, eine ultraflache Personenwaage im “edlen schwarzen Glasdesign”. Sie hat ein großes, bequem lesbares LCD-Display. Meine Augen sind aber zum Glück noch ganz gut – besonders auf weite Entfernungen, hihi.

Mein Mann ist mal wieder an meinem Geburtstag im Ausland, allerdings hat er mir seinemeine Geschenke strategisch im Haus versteckt und teilt mir nach und nach mit, wo ich sie finde. Sooo süß! Und gar keine Altersfrage!

Jetzt gehts erstmal zu meinem lieben Freund A. zur Massage/Lymphdrainage, auch keine Alters-, eher eine Rheuma-Erscheinung. Und ich freu mich auf einen Abend mit dreien meiner liebsten Freunde. Eislaufen beim Wiener Eistraum steht zur Diskussion. Hoffentlich breche ich mir nicht die Hüfte. :D

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Es fließt

In den Himmeln segeln breite Schwingen, eins mit der Strömung. “Es ist so leicht”, rufen sie mir zu, “komm doch, komm!” – “Hör doch nicht auf die”, grollt es mir aus dem tiefschwarzen Meer entgegen, “die tun immer so, als könnte das jeder, wenn er nur wollte”. – “Aber es ist nunmal eine Frage des Wollens”, krächzt da der Fliegende zurück und setzt dabei mühelos zu einer weiteren Schleife an. “Für die menschliche Seele heißt es einsteigen oder draußen bleiben, wollen oder abwinken – komm oder lass es bleiben. Aber beklage dich nicht über die Schwere und all die Unmöglichkeiten, zuerst befrage deinen Willen. Und nie wieder sollst du “nie” sagen, denn die Reise geht weiter, egal ob du dabei lachst oder weinst.” Das Grollen aus dem tiefschwarzen Meer verstummt. Die Schwerkraft lässt nach, der Wind zerrt an mir.

Und ich steige auf, in die Lüfte, sehe die Felder von oben und die alten Frauen, die darauf ihre Ernte zusammentragen. Es ist so leicht, denke ich. Und es breitet sich über meinen Körper aus, das Sehnen hat ein Ende, die Reise jedoch nicht, sie nimmt ihren Anfang, hier und jetzt. Keine Beschränkung mehr, es ist alles gut in der Welt. Alles gut.

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Uff

Heute alles aussortiert und abgelegt. Meine Rechnungen und Belege und Steuerbescheide von einem ganzen Jahr. Und die staubbedeckten “Noch-zu-erledigen”-Stapel alle erledigt. Meine 78 Notizblöcke aller Formate ausgelagert, damit meine Ablagekisten sich unter ihnen nicht immer so durchbiegen. UND ich habe ein BACKUP gemacht! HaHAA!

Das neue Jahr kann also kommen!

Achso, es ist ja schon da. Hümpf.

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Es sprösslingt…

…im Kurpark Oberlaa. Die Teichhühner und die Stockenten haben Junge. Und weil die Tiere dort an die ständige menschliche Präsenz gewöhnt sind, kann man, wenn man sich vorsichtig bewegt, ganz nah an den Nachwuchs ran, ohne dass die Elterntiere nervös werden oder die Sprösslinge die Flucht ergreifen.

Die Teichhuhn-Jungvögel sind etwa fünf Wochen alt. Mit dem Fliegen klappts noch nicht so richtig, aber man kann ja schonmal üben, dabei so richtig bedrohlich auszusehen.

Teichhuhn-Jungvogel

Watscheln funktioniert dafür schon ganz toll. Die Füße werden jetzt mit jedem Tag noch ein bisschen grüner.

Teichhuhn-Jungvogel

Tauchen können sie schon seit dem fünften Lebenstag, schwimmen sogar schon seit dem Tag, an dem sie geschlüpft sind. Sie schwimmen unter ständigen Kontaktrufen, und wenn sie dabei allein auf weiter (Wasser-)Flur sind, wirkt das ganz furchtbar kläglich.

Gestern hab ich sie beobachtet, wie sie von einem Ufer und Elternteil zum anderen schwammen – zwei der Jungvögel strampelten auf Kommando fiepend von jedem Ufer los, in der Mitte trafen sie sich und schnäbelten kurz, und gleich darauf kamen sie beim anderen Elternteil an. Fliegender Wechsel im Sorgerecht. Naja, schwimmender Wechsel, um genau zu sein.

Man kümmert sich aber auch aufopfernd.

Teichhuhn-Jungvogel mit Elternteil

Der Nestbautrieb scheint keine Grenzen zu kennen. Vielleicht wirds aber auch ein Balzplatz? Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.

Teichhuhn beim Nestbau

Die Stockenten-Jungen wirken irgendwie patenter und etwas weniger zerbrechlich. Beim Tauchen sind aber alle Jungvögel gleichauf.

Nach dem Tauchgang: Schön schütteln!

Stockenten-Jungvogel

Die Flügelchen wollen natürlich ebenfalls entfeuchtet werden, auch wenn sie noch ganz klein sind.

Stockenten-Jungvogel

Dann ein bisschen Gefiederpflege – dabei nicht vergessen, möglichst hübsch auszusehen!

Stockenten-Jungvogel

Und zum Schluss ein Schläfchen in der Sonne. So einfach kann das Leben sein.

Stockenten-Jungvogel

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Schwesters Hochzeit – Reprise

Gerade komme ich von meiner Schwester zurück, wo ich mir feuchten Auges das Hochzeitsvideo anschauen durfte. (Ihr erinnert euch, ich hab dort gesungen.)

Beim Meister des Videos, Walter Hornung, ist jetzt ein Demo-Trailer davon online, er erfordert einige Ladezeit und ist klein von Bildformat, lohnt sich aber trotzdem. Ich find den sehr schön und kitschig und trotzdem schön. In einer der Gruppenfoto-Einstellungen bin ich auch kurz zu sehen. Einige Schnappschüsse von der Hochzeit sind ebenfalls online.

Auch die Gesamtversion konnte sich sehen lassen – in der Länge genau richtig, geschmeidige Übergänge, sensibler Blick für charmante und witzige Szenen – Kompliment. Hat Spaß gemacht.

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Jedoch

Kaum holt man nach elf Jahren des Zornes mal zum Rundumschlag gegen die Schulmedizin aus, meldet sich auch schon ein Mediziner der alten Schule telefonisch bei mir, um den Gegenbeweis anzutreten. Ich möchte hier nicht über ungelegte Eier gackern, das hab ich im privaten Umfeld für mein Empfinden schon im Übermaß erledigt; deshalb hier vorerst nur soviel: Es gibt für meine gesundheitliche Situation wieder ein Licht am Ende des Tunnels. Und die Chancen stehen ziemlich gut, dass es sich bei jenem Licht diesmal nicht um einen herannahenden Zug handelt.