Ein Plädoyer für eine eierlegende Wollmilchsau sprachlicher Natur.
Was haben die folgenden Sätze gemeinsam?
- Ich reiche da nicht hin.
- Ich kriege euch nicht alle auf das Foto.
- Dieser Tisch passt nicht zwischen Bett und Tür.
- Du kannst nicht mehr rechtzeitig bremsen.
- Er wird es nicht rechtzeitig zum Treffen schaffen.
- Sie kann sich das von ihrem Gehalt nicht leisten.
- Wir haben nicht genug Geld dabei.
- Der Kaffee reicht nicht mehr für zwei Tassen.
Eine einzige österreichische Universalformulierung ist in der Lage, sie alle zu ersetzen:
- Des geht si net aus.
Sie passt einfach immer, egal, ob es sich um räumliche Belange dreht, um zeitliche, finanzielle, oder ob es Füllmengen und Vorräte betrifft. Sogar für noch allgemeinere Statements ist der Satz zu haben: ‚Der will Chef werden? Na des geht si net aus.‘
Er ist so vielseitig, dass es mir oft schwer fiel, meinem lieben Kölner Freund eine andere Formulierung anzubieten – so hat er sich ans ‚Ausgehen‘ gewöhnt.
Die Steigerungsstufe des Satzes lautet:
- Des geht si nie aus!
Ist vorzugsweise mit einem Anflügchen von Sarkasmus zu äußern, und unter angedeutetem Kopfschütteln, mit Betonung und Vokallänge auf ’nie‘.
Es gibt die Formulierung natürlich auch in positiver Form:
- Des geht si aus.
Diese ist jedoch seltener zu hören, da dem Österreicher an sich Pessimismus und Grant näher sind als wohlgesonnene Zukunftsschau.
Positiver Superlativ:
- Des geht si locker aus.
Dieser wiederum ist mit einer wegwerfenden, einem Winken ähnlichen Handbewegung zu begleiten, eventuell sogar mit einem „Ah!„, und wäre im österreichischen Ranking der berühmten letzten Worte, wenn es eines gäbe, bestimmt unter den ersten zehn.
Um jemandem zu beweisen, dass er sich nur ungeschickt angestellt hat bei seinem Versuch, den Tisch zwischen Bett und Tür einzupassen, sagt man nach dem eigenen, selbstverständlich erfolgreichen Umsetzungsversuch:
- Geht si eh aus!
Womit wir beim nächsten universellen Wort wären – doch das ist eine andere Geschichte.