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Völlig fertig

Heute waren wir zu einer „Ngasech“ eingeladen, das ist eine Mutterschaftsfeier für eine Frau, die ihr erstes Kind geboren hat. Ich sollte dort nicht nur erscheinen, sondern auch fotografieren.
Einen ausführlichen Bericht dazu schreib ich später, morgen, irgendwann – ich sag nur eins: Es war outdoor, es war unfassbar heiß und noch unfassbarer laut. Die Boxen, aus denen die Live-Musik kam, waren strategisch unentrinnbar platziert. Wir maßen mit dem Eierfon 117 dB. Ich wusste nicht, ob mich erst der Hitzschlag oder der Gehörsturz ereilen wird.

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Neue Lage

Meine Füße sind meine Körperklima-Regulatoren. Wenn mir kalt ist, hilft es dem ganzen Körper, meine Füße zu wärmen. Wenn mir heiß ist, etwa nachts im Bett, strecke ich die Füße unter der Decke hervor; manchmal auch nur einen oder einen halben nackten Fuß, während der andere Fuß unter der Decke bleibt und oft sogar noch zur Hälfte in einem Socken steckt. Die Hüfte und das freiliegende Ohr hingegen müssen selbst bei größter Hitze zugedeckt sein.

Hier auf der Insel sind nicht nur die Sterne in einer anderen Position. Ich selbst verbringe einige Phasen jedes Tages auf dem Rücken mit den Füßen an der Wand, neuerdings in nassen Socken. Und das, obwohl es meinen Kopf und Hals furchtbar zum Pochen bringt. Seit der ersten Minute auf der Insel sind nämlich meine Füße geschwollen. Und das schon in der „guten“ Zyklusphase!

Meine Vorfreude auf eifrige prämenstruelle Wasserretention hält sich daher noch stärker in Grenzen als sonst. Ich fürchte, ich werde aussehen wie ein Barbapapa – nur mit deutlich weniger Gestaltungsspielraum.

Unser Auto versucht mir ja nach Kräften bei der Fußkühlung behilflich zu sein – in jeder Rechtskurve tropft mir eiskaltes Wasser aus der Klimaanlage auf den Gasfuß – was, wenn man sich nicht so absolut unter Kontrolle hätte, tatsächlich für eine sehr spontane Entwässerung sorgen würde.

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Alles noch dran

Der Taifun ist vorbei, wir leben noch. Ein paar Bäume sind umgefallen, ein Vordach ist davongeflogen, viele Palmwedel und -nüsse liegen herum, aber sonst sind hier im Institut nur kleinere Schäden entstanden. Viele Mitarbeiter sind aber heute nicht da, meine Kollegin Ines etwa sucht noch ihr Dach, und auch die Häuser einiger anderer Mitarbeiter hat es schwer getroffen. Es kommt nur darauf an, auf der richtigen Seite zu wohnen. Die heftigste Phase des Taifuns war in der Nacht auf Donnerstag, da gings ordentlich zur Sache; fotografieren war aber naturgemäß schwierig. *)

Ein Stromkabel hat’s auch zerfetzt, daher hatten wir auch ziemlich lange keinen Strom und damit auch kein WLAN. Der Generator für das Aquarium lief aber, und dank Security-Benson/Morton waren wir via Verlängerung daran angeschlossen, also hatten wir zumindest Licht und einen Ventilator.

Mein Original-Bio-Franzi-Digital-Reisewecker/Thermometer/Stoppuhr/Uhr ist leider draufgegangen, den hat der Regen voll erwischt.

*) Selbst wenn ich ein Foto davon hätte – das WLAN ist dermaßen lahm, dass ich es ohnehin nicht hochladen kann. Ich wollte zwei Bilder der Schäden hier dazupinnen, aber der Upload funktioniert leider nicht.

EDIT Stunden später: Die Foto-Uploads sind geglückt – mit viel Geduld, und, damit das WLAN auch reicht, mit Notebook hin- und hertragen wie man es mit einem Baby macht, das nicht einschlafen kann.

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Es war einmal ein Vormittag

Was ich heute vormittag eigentlich wollte: Sonne für Gartenarbeit nutzen, Wäsche aus dem Trockner holen, äußeren Eingangsbereich mittels Staubsauger von Laub und Ahornsamen befreien, mein Auto, vulgo „Dosenfriedhof“, innen staubsaugen. Daher war ich schon früh auf.

Während ich noch beim Frühstück bin, klingelt es. Der Hund bellt so unbremsbar, dass ich an der Gegensprechanlage kaum was verstehe, also öffne ich dem Herrn mal das obere Tor. Als ich runterkomme vor meine Eingangstür, beginnt der Mensch gerade, mit Mutter L zu sprechen, die alte Frau mit dem Wohnrecht in unserem Haus, von der ich gerne behaupte, dass wir sie mit dem Haus mitgekauft haben. Er sucht den Wasserzähler. Ich nicke ihr zu, dass sie wieder reingehen kann. Gemeinsam finden der Wassermann und ich den Schacht oben, jenseits der Abfahrt, am Eingangstor, und er bewirft mich mit Zählernummern und -ständen. Beim Hinunterschauen lese ich „kobeeR“ auf meinem Schlafshirt. Er hat seines richtigrum an, es steht „EVN“ drauf.

Als wir wieder vom Zählerschacht hinunterkommen zu meinem Eingangsbereich, schwimmen hier gelbliche Flüssigkeiten auf den Fliesen rum, die da gerade eben noch nicht rumschwammen. Fragende Blicke tauschen den Besitzer, dann ist der Wassermann auch schon weg. Hat etwa Mutter L hier vorhin etwas verloren?

Egal, der Schlauch muss her. Ich befreie den Schlauchwagen von Blättern, ziehe den Schlauch aus und schlauche alles fort Richtung Abfluss; dabei achte ich darauf, dass das Laub und die Ahornsamen nicht feucht werden, sonst muss ich später kehren statt staubsaugen. Und nasses Laub von Fliesen kehren gehört bei mir nicht zu den Siegesanwärtern für die perfekte Beschäftigung im Leben.

Jetzt muss ich meine Socken wechseln. Crocs und Gartenschläuche sind zwar aus demselben Material, aber davon abgesehen haben sie nicht viel Kompatibilität. Zumindest dann nicht, wenn man Socken anhat.

Die Betreuerin der Frau L guckt aus der Tür und fragt nach Kohle. Äh, die Heizung geht doch, oder? Nein, Kohletabletten will sie, die Frau L hat nämlich Durchfall.
Ich versuche, mir nicht zu überlegen, was ich da gerade von den Fliesen geschlaucht habe, und lenke mich ab mit dem Suchen, Finden und Runterbringen von Carbo Medicinalis. Hernach muss ich die Betreuerin wortreich davon überzeugen, dass sie mir nicht für einen Streifen Kohle eine ganze Packung zurückkaufen muss.

Aber jetzt wechsle ich meine So-… Das Telefon klingelt. Es liegt noch oben im Wohnzimmer, bei meinem verlassenen Frühstück. Ich hechte hinauf, komme aber die berühmte Sekunde zu spät. Also Rückruf, falscher Abheber – der richtige telefoniert vermutlich gerade mit meiner Mobilbox – und Warteschleife, damit die Firma WWLA mich schließlich wissen lässt, dass die bestellten Thermostatköpfe da sind. Danke. Wiederhören.

Ich wechsle endlich meine Socken. Der Rest vom Frühstück ist mittlerweile nur noch kalt zu genießen. Es ist gerade noch Zeit, den Teller in den Geschirrspüler zu lassen und den Hund in den Garten zu räumen, und ich will mein T-Shirt umdrehen, da klingelt es schon wieder. Über die eher hoch angebrachte Kamera an der Gegensprechanlage hält mir eine eher kleine Frau ihre Nasenlöcher entgegen. „Wir besuchen Menschen, um über die Bibel zu sprechen und was sie uns geben kann!“ Gut, dass der Hund diesmal schon draußen im Garten bellt und nicht mehr neben mir, sodass ich vernehmbar antworten kann: „Wir können über Zeit sprechen und wer sie uns geben kann. Wenn ich mal Zeit hab.“

Ich will das alles sofort bloggen. Aber mein Browser reagiert auf keinerlei Adresseingabe. Überhaupt ist mein Windows insofern recht geistesabwesend, als es mich nichtmal einen Task-Manager starten lässt. Auch der Neustart zieht sich dahin wie heißer Klebepistolenkleber.

Mittlerweile ist es 11:20. Ich habe alle Jalousien geschlossen und die Gegensprechanlage ausgeschaltet. Als nächstes versuche ich jetzt, den Wäschetrockner auszuräumen.

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Die Wärme fremder Federn

Gestern hab ich was Seltsames erlebt. Gut, der ganze Abend war von außen betrachtet seltsam, aber weil ich Karaoke gewöhnt bin – auch wenn der letzte Abend schon vor Jahren stattfand – hält sich meine innere Empfindung dieser Seltsamkeit in Grenzen.

Hernach jedoch, zu schon recht später Stunde, unterhalte ich mich mit der besten Freundin meiner Schwester, und sie sagt überaus nette, ja begeisterte Dinge über meine fotografischen Arbeiten, über mein Blog, über meine Stimme. Letztere war ja am gestrigen Abend eindeutig zuordenbar, da es beim Karaoke recht wahrscheinlich ist, dass die Stimme aus jenem Menschen kommt, der gerade in das Mikrofon singt. Hier sind also, abgesehen vielleicht von diversen Zwios und Trios, kaum Verwechslungen möglich, ihr Lob gilt wirklich mir.

Sie findet meine Stimme „genial“ und kann sich nicht erklären, warum ich „nicht mehr draus mache“. Die Musikbranche in diesem kleinen Land sei sowieso ein Witz und von Managern geschoben, die sich und ihre oft durchschnittlichen Künstler in den Vordergrund drängten, während ein paar richtige Profis im Hintergrund in Hinterzimmern Hinterkaraoke sängen oder so ähnlich. Dass mir wöchentliche Gigs, Singenmüssen und hohe Ambitionen zu Ruhm und Bekanntheit einfach nicht liegen, lässt sie nur ungern gelten.

Außerdem sei meine Website so toll und so kreativ, findet sie; also vielmehr mein Blog, korrigiert sie sich später. Sie verfolge das ja alles ständig!

Aber das mit den Fotos… Sie sagt, „Du machst doch so Fotocollagen, oder?“ Naja, eigentlich nicht, ich hab einmal jährlich einen Fotokalender, und eine Fotoseite im Web. Sie meint, ich kombiniere Motive so gekonnt, so kreativ, diese Ideenvielfalt, unglaublich. Ich weiß nicht, was sie meint. Doch, diese Kombination von Motiven, die noch nie gemeinsam auf einem Bild zu sehen waren! Und sie wisse, was für ein Können und für eine Technik hinter diesen Bildern steckt, ihr Mann mache ja selbst Video und Foto, und dennoch habe sie ihm sogar schon vorgeschlagen, sich von mir ein Bild machen zu lassen, mit dem sie ihr Schlafzimmer dekorieren können. In Groß! Sie erwähnt als Beispiel ihrer Beeindruckung mein Foto eines Raubvogels vor den verschwommenen Lichtern einer Stadt(?), und da beginnt es mir zu dämmern – die meint gar nicht mich! So ein Foto hab ich nicht gemacht. Das sage ich, aber das hält sie für falsche Bescheidenheit. „Doch, doch, deine Schwester hat’s mir ja gezeigt!“

Schließlich ergebe ich mich darin, mich mit den fremden Federn bauchpinseln zu lassen – was bleibt mir auch anderes übrig? Und ich denke, welchen Boost für das Selbstbewusstsein eine solche Lobansprache haben könnte, wenn tatsächlich ich und meine Arbeiten gemeint wären.

Der einzige Vogel mit funkelnden Lichtern, der mir einfällt (respektive: meiner Mutter einfiel), das ist jener im Video „Fading Memory“ meiner Herzensband BlacktimeBird zu dem wunderbaren Song meines Herzensgitarristen Ceh, den mein Herzensbassist Deh so wundervoll in Szene gesetzt hat. Kein Raubvogel, eine Krähe. Keine Großstadtlichter, sondern virtuelle. Aber hier drin versteckt er sich, im Refrain:

Ja, die Fotos in diesem Video sind alle von mir. Doch die Technik, die der Frau so imponierte, das Können, mit dem diese Fotos zu einem Reigen aus verblassenden Erinnerungen gemacht wurden, die zarten Bewegungen, die in den vormals regungslosen Bildern stattfinden – das alles wohnt in diesem Herzensbassisten. Die Zuordnung der Fotos zu den Textstellen habe ich damals vorgenommen; Videoschnitt, Ideen und Technik stammen von Deh Geh.

Liebe beste Freundin meiner Schwester, bitte hinterlass mir doch einen Kommentar, wenn du das hier liest und tatsächlich dieses Blog bzw diese Fotoseite meintest. Die Wärme fremder Federn fühlt sich für mich nämlich unangenehm trügerisch an.

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Der Hunde-Flap

Kinder, so ein Haus ist was Schönes, macht aber viel Arbeit. Abgesehen von der großen Fläche, die es sauberzuhalten gilt, ist man ständig kreativ gefordert, wenn es darum geht, die idealste Lösung für Klein- und Kleinstbaustellen zu finden und Probleme zeit-, kosten- und nervenschonend zu lösen.

Ein solches Problemkind ist unser Wintergarten (ihr ahntet es schon). Er ist nicht wirklich Outdoorbereich, aber für einen Indoorbereich ist er zu sehr Schmutzmagnet, zu warm oder zu kalt, irgendwas ist immer. Gleichzeitig liebe ich diesen Wintergarten und halte mich hier am allerliebsten auf. Es ist freundlich und man sieht was von der Welt – Vögel, einen Ahornbaum, den Garten, meine Blumen direkt vor der Fensterreihe. Außerdem rauchen wir nur hier und im übrigen Haus nicht. Ich arbeite daheim, und bilanzieren ohne dabei zu rauchen ist mir bisher nicht gelungen.

Nun ist es aber auch so, dass für Insekten das Konzept „Innenraum“ keine rechte Bedeutung hat. Sie orientieren sich an Gott-weiß-was, vielleicht am Sonnenstand, und sobald die Terrassentür offensteht – und das tut sie im Sommer natürlich ständig – kommen sie hereingeschwirrt, machen hier drin je nach Art entweder einen Wahnsinnskrach, wenn sie immer wieder gegen die Jalousien an der Decke prallen auf der Suche nach dem Ausgang – und der muss ja oben sein, wo die Sonne ist, nicht wahr? – , oder sie tun mir leid, weil sie zB zufällig gerade ein schöner Schmetterling sind.

Eines ist aber allen gemeinsam: Die Türöffnung, durch die sie hereingekommen sind, finden sie nie mehr wieder. Dann kann man die Etosha beobachten, wie sie mit einem Schmetterlingsnetz bewaffnet durch den Wintergarten hopst, auf Stühle klettert, die Treppe rauf und runter hechtet, streck!, hepp!, schwupp!, wachl!, alles nur, um das doofe/arme/schöne Insekt einzufangen und wieder hinauszubefördern. Das gelingt manchmal. Mit der Übung wird man besser. Viel häufiger ist es jedoch, dass das Insekt versucht, noch ein wenig weiter Richtung Sonne zu kommen, indem es in den schmalen Spalt zwischen Holzträger und Jalousien klettert – und dann ist es zu spät für jedes Insekt, egal ob doof, arm oder schön, denn von dort gibt es kaum ein Entrinnen und keine Rettung, dort verenden sie dann.

Nun ist das unangenehm für das Insekt, aber – und das sage ich nur ungern, weils so herzlos klingt – auch für die schnöde optische Harmonie. Denn die Jalousien sind weiß, und dahinter lagern haufen- oder besser gesagt häufchenweise schwarze Etwasse in ungaußscher Unnormalverteilung, mit oder ohne Riesenflügel – verendete Schicksalspünktchen in einer weißen Jalousienlandschaft. Das wiederum wirft das nächste Problem auf: Diese Jalousien sind sehr weit oben. Man kann sie nicht einfach aushängen, um dahinter staubzusaugen. Man kann sie prinzipiell schon aushängen, aber dann segeln tausende Insektenleichen zu Boden/Tisch/Schrank/Stuhl. Dasselbe geschieht übrigens, wenn auch in geringerem Ausmaß, wenn alle Fenster offen sind und der Wind beschließt, eine spontane Böe hereinzupusten.

Der langen Einleitung kurzer Sinn: Eine Fliegengittertür musste her. Das wiederum ist, und ich mach’s diesmal kurz, versprochen, ein Problem, weil unsere Terrassentür nach außen aufgeht, und zwar deshalb, weil nach innen nicht genug Platz ist für eine normale, in Angeln hängende und hereinschwingende Tür – also auch nicht für eine Insektenschutztür. Daher gebar ich die Idee, eine Insektenschutzrollo anzuschaffen, sowas gibts nämlich auch für Türen. Wir begannen bei der Erwägung der Variante mit einer ungemein dreisten Preisgestaltung, landeten dann jedoch aufgrund eines wie vom Himmel geschickten Angebots bei der billigsten Variante, der von Hofer.

Die Montage war schon ziemlich viel Aufwand (oder „a Tschooch“, wie man hierzulande sagt), mussten doch erst rundherum die Holzleisten angepasst werden, die unseren Türrahmen bilden, sodass der Rahmen der Rollotür überhaupt vernünftig angeschraubt werden konnte. Mein Mann nahm sich dieser Anpassungen liebevoll an und stellte einen ganz neuen Türrahmen her, damit der Insektenschutz auch ordentlich im Rahmen bleibt.

Was ich aber nicht bedacht hatte und sich uns in unfreiwillig komischer Manier ziemlich schnell nach Montage der Rollo demonstrierte, ist folgendes: Frau Hund ist es gewöhnt, ein- und ausgehen zu können, wenn ihr frische Luft um die Schnauze weht, die Terrassentür also offensteht. Die Fliegengitterrollo ist relativ unauffällig, aus dem richtigen Winkel betrachtet sogar geradezu unsichtbar. Was dann kam, könnt ihr euch jetzt sicher denken und mit eurer Phantasiebegabung bestimmt auch bildlich ausmalen. Eine recht verstörte Frau Hund war das Resultat. Sie traute sich danach eine gewisse Zeit lang selbst durch die unvernetzte Türöffnung nicht mehr nach draußen oder drinnen.

Auch unsere Gäste mussten sich erst an die Rollo gewöhnen, Kollisionen blieben bei ihnen ebenfalls nicht aus, und ich selbst bin auch schon zweidreimal unsanft daran erinnert worden, dass sich hier jetzt ein unsichtbares Hindernis befindet, das da vorher nicht war.

Die nächste kreative Idee war also dringend nötig. Wir brauchten einen „Hunde-Flap“ – also eine Stelle in der Rollo, an der der Hund ein- und ausgehen kann. Nein, es wäre keine Option gewesen, dem Hund bei Bedarf die Rollo zu öffnen. Erstens ist die Bedienung nicht ganz so intuitiv und leichtgängig, wie man sich das wünschen möchte (siehe oben unter Preisgestaltung), und zwotens ist das bei einem Hund, dem man Frolic in der Wiese verstreuen muss, damit er seinen Spaß am Fressen hat, und der hernach jedes dieser Ringerl einzeln aus dem Garten hereinholt, um es ebenso einzeln drinnen zu verspeisen, nicht wirklich eine Option. Ich sitze ja auch mal ganz gern länger als 25 Sekunden am Stück.

Weil ich bei der Konstruktion viel Versuch und Irrtum hinter mir lassen musste, um zu einem praktikablen Ergebnis zu kommen, blogge ich die Lösung hier. Denn ich habe natürlich vorher gegoogelt, nach „Hundedurchgang in Fliegengitterrollo / Insektenschutzgitterrollo“, nach „Hundetür Insektenschutz“, nach „Katzentür“, nach allem möglichen, was mir einfiel, aber leider gab es nur die ordinären Tiertüren für Insektenschutztüren. Was mich zu diesem Eintrag treibt, ist also der schiere Servicegedanke! Ich bitte das wohlwollend zu berücksichtigen, während ihr beobachtet, wie ich durch diesen Eintrag stolpere.

Mutmaßlich funktioniert der Flap nur für kleinere Hunde. Mein Hund hat eine Schulterhöhe von 40 cm, der Flap ist 42x35cm (HxB). Für größere Hunde müsste man wohl eine allzu große Öffnung in die Rollo machen, wodurch die Spannung sicherlich wesentlich stärker leiden würde.

Sowas ist nicht leicht zu beschreiben, daher stelle ich einige Fotos ein und hänge meinen Versuch einer Beschreibung untendran.

Hundeflap geschlossen

Hundeflap offen

Hundeflap - Es funktioniert!

Das geht so:

Am besten funktioniert es, wenn man die Rollo aushängt und die Federspannung aufhebt – Vorsicht, dabei kann man sich sehr wehtun, wenn die Feder plötzlich nachgibt und einem die dazu nötige Kurbel um die Ohren bzw. Finger fliegt. Ein freundlicher Hinweis von meinem blauen Zeigefinger.

Dann kann man die Rollo ohne Gegenzug herausziehen, am besten auf einem großen Tisch, und halbwegs gut damit hantieren. (Und sogar in eine Nähmaschine einlegen, siehe weiter unten.)

Ich hab es so gemacht, dass ich den Hundeflap ganz außen an der Rollo hergestellt habe, also an dem Ende, an dem man sie herauszieht und dann gegenüber der Rollokassette in die Verankerung hängt – am „losen Ende“ quasi. Unten in der Horizontalen läuft das Netz normalerweise in einer Führungsschiene, wo es zwar nicht fix befestigt ist, aber sich doch tunlichst aufhalten sollte. Ich habe also ein L in dieses Ende der Rollo geschnitten – drei Zentimeter vom linken Rahmen und(!) drei vom unteren entfernt. Es bleibt also von unten weg auf einer geringen Höhe des Netzes (Höhe der Führungsschiene plus zwei Zentimeter) die gesamte Breite des Netzes samt Spannung erhalten, wenn ihr versteht.

Höhe 42 cm, Breite 35 cm. Natürlich muss man den Hund ausmessen, so gut es geht, denn diese beiden Schnitte bleiben die einzigen. Es ergibt sich daraus ein dreieckiger Flap, und der Hund checkt recht schnell, dass er dort mit dem Kopf anstupsen kann und seinen Körper hinterherschieben. Selbst ein zuvor verstörter Hund checkt das, wenn man dem Lernwillen mit einem Stück Wurst auf die Sprünge hilft.

Der untere, horizontale Teil, der jetzt auf einer Breite von 35 cm nur noch drei Zentimeter hoch ist, muss vor dem Ausfransen geschützt werden, wenn der Hund bald ständig seine Krallen drüberzieht, daher habe ich ihn mit einem Stück Velours verstärkt – einfach ein Stück möglichst dünnen Stoff ausschneiden und mit Holzleim ankleben. (Nähen funktioniert auch, siehe weiter unten.) Innen und außen zu verstärken ist aber eventuell schon zu dick – man bedenke, dass sich an dieser untersten Kante dann all der waagrechte Verstärkungsstoff addiert und mit in die Kassette eingezogen werden muss!

Genauso habe ich den vertikalen Schlitz verstärkt, nur mit einem etwas schmäleren Stück Velours, das ich dafür vorher in der Mitte gebügelt und dann über die Schnittkante gestülpt habe (ebenfalls geklebt. Die Dicke spielt hier nicht so viel Rolle, weil hier nicht der ganze Stoff auf einer Höhe liegt und eingezogen werden muss.) Das obere Ende des Schlitzes hab ich zusätzlich mit zwei dreieckigen Stoffstücken innen und außen verstärkt.

Weil der Schlitz sich dann beim Herausziehen der Rollo so aufspreizte und ich dabei kein gutes Gefühl hatte, hab ich nach wiederum einigem trial and error (Versuche mit Spangen, Klammern, Ösen, Häkchen zur temporären Verschließung des Flaps vor dem Schließen und Öffnen der Rollo) kurzerhand einen Reißverschluss eingenäht. Oben und unten ließ ich ein Stück vom Reißverschluss unvernäht, sodass die Enden „abstehen“, wie am Reißverschluss eines Zelteingangs, damit man ihn von innen auch anfassen und beim Öffnen und Schließen den jeweiligen Gegenzug ausüben kann.
Meine vorher nur angeklebten Stoffverstärkungen nähte ich bei der Gelegenheit auch gleich fest.

Ganz zu Beginn, bei meinem ersten Versuch, hatte ich den Flap zu weit in der Mitte des Gitters angebracht, etwa auf zwei Dritteln der ausgezogenen Breite. Das brachte Zugprobleme mit sich, aber vor allem war das Problem, dass die vertikalen verstärkten Teile nicht mehr in die Rollokassette eingezogen wurden – es war da drin schlicht zu wenig Platz, die Stoffstücke leisteten zu viel Widerstand. Also war die Rollo zu zwei Dritteln eingezogen, doch der Rest hing draußen so rum. Selbst wenn dann kein Zug mehr auf diesem Rest des Netzes ist, man kann es nicht einfach zur Seite schieben, weil es sich aus den Führungsschienen verabschiedet und verheddert.
Dann entdeckte ich aber: Wenn ich aber die Rollo so weit ausziehe, wie es bei uns nötig ist, damit ich sie auf der anderen Seite einhängen kann, ist in der Kassette noch unnötiges Netzmaterial übrig. Diesen Überschuss ermittelte ich durch Ausmessen vor und nach dem Aushängen der Rollo und entfernte diese Breite des Netzes auf der „losen“ Seite. Dazu muss man natürlich in das Innerste der Rollo eindringen, also die Leistenkonstruktion, in der das Netz festgeklemmt ist, aus der Führungsschiene holen, sie öffnen, und sie an der neuen Stelle wieder anbringen. Ist zu schaffen, aber zu empfehlen ist, den Flap gleich fast ganz außen an der „losen“ Seite anzubringen. Wenn diese fünf Zentimeter nicht eingezogen werden, die der Reißverschluss dann Platz braucht, ist das echt kein Drama.

Eine U-förmige Öffnung kam übrigens nicht in Frage, weil ein solcher Netz-Rest sich einfach von unten oder von der Seite her einrollt, wenn man es durch zwei senkrechte Schnitte von seiner Umgebung trennt – und ich wollte natürlich, dass der Insektenschutz weitgehend erhalten bleibt. Die Spalten im Insektenschutzgitter bei meiner Variante sind sehr schmal.

Falls jemand sowas wirklich nachmachen möchte – ich weiß, dass es schwer ist, sich das aufgrund einer Beschreibung vorzustellen. Ihr könnt euch aber bei Unklarheiten gern bei mir melden.

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Two for the Gartenschirm

Es folgt eine chronologische Darstellung von Begebenheiten, die wegen allerlei Kopfschüttelns ein massives Peitschenschlagsyndrom auslösen können – schon wieder inspiriert von Frau Serotonic. Ich hoffe, du verzeihst, dass ich deine Form klaue und mein eigenes Küchlein backe.

Ende März:
Ich bestelle überaus frühzeitig einen Schirm, den man an die Wand stellen kann (halbrund), samt dazupassendem Schirmständer (halbrund), um den Eingang unseres Wintergartens von außen ein bisschen zu beschatten und so die Temperatur darin an den erhofften Sommernachmittagen eventuell von 39,3 auf 36,8 Grad zu senken.

Mitte April:
Der Schirmständer trudelt per Post ein. Der Paketbote trägt ihn fröhlich in einer Hand. Für einen Briefbeschwerer wäre er ziemlich schwer. Für einen Schirmständer, der in dieser flachen und windigen Gegend einen Schirm festhalten soll – wenn auch nur einen halben – ist er ziemlich leicht. Dafür ist er schwarz, und recht hübsch.

Anfang Mai:
Ich erhalte einen Brief per Schneckenpost, in dem mir das Versandhaus mitteilt, die Nachfrage nach den Schirmen sei unerwartet groß und das Kontingent unerwartet klein (oder so ähnlich). Ich möchte doch noch bis Anfang Juni „ein wenig Geduld“ aufbringen.

Mitte Mai:
Der Schirmständer ist schon ziemlich dreckig vom wochenlangen, unbeschirmten Draußenstehen.

Ende Mai:
Die Zahlung für den Schirmständer wäre jetzt fällig. Die Sonne glüht ungebremst durch meine Wintergartentür. Der Schirmständer ist schön warm.

11. Juni:
Ich frage telefonisch nach, ob mit der Lieferung des Schirms noch in diesem Sommer zu rechnen sei, und falls nicht, ob der Schirm denn wenigstens schneefest sei. Frau Versandhaus tippselt und stellt fest, dass die Lieferung verlorengegangen sein dürfte. Keine Nachfrage, kein Zweifel, keine Unterschriftenprobe. Aber sie lasse mir sofort noch einen Schirm „auf Vorzug“ schicken, das ginge ganz schnell und der sei dann auch schon Ende Juni bei mir. Entschuldigung? Heute bestellt, schon Ende Juni geliefert? Nicht, dass das Wetter sich gerade an Sommerlichkeit selbst überbieten würde, aber wenn „auf Vorzug“ 19 Tage dauert, wie lange dauert dann „für Normalsterbliche“? Leider, die Lieferung ginge ja direkt vom Lieferanten weg, und das dauere eben.
Gut, ich bezahle jetzt aber sicher keinen Schirmständer, der nicht mit seinem Angetrauten vereint sein kann. Aber ja, gerne würde sie mir das Zahlungsziel für den Schirmständer bis Ende Juli verlängern.

17. Juni: Im Wintergarten hat es 39,3 Grad.

18. Juni:
Vormittags. Ein Schirm wird geliefert! Ich bin begeistert! Noch dazu ist es windstill. Und sonnig! Ja, man kann ihn wirklich gut gegen die Wand stellen. Nein, die Kurbel ist nicht so angebracht, dass man sie einfach drehen könnte und damit den Schirm direkt dort, an der Wand, öffnen, weil sie, die Kurbel, dann an ebendieser Wand ansteht und sich nicht weiterdrehen lässt. Sie ist nämlich seitlich befestigt, nicht vorne. Man muss den Schirm also von der Wand wegkippen, um sie drehen zu können. Ups! Der Schirmständer verliert dann aber schnell das Gleichgewicht. Huiii, ich auch!

19. Juni:
Es ist nicht mehr ganz windstill. Aber immer noch sonnig. Der geöffnete Schirm flattert in einem unbeobachteten Moment samt Schirmständer jäh zur Seite, ergibt sich samt Ständer der Gravitation und landet im Blumentrog. Zwei Opfer sind zu beklagen, beides Kornblumen, sie waren noch so jung, noch gar nicht aufgeblüht.

20. Juni:
Es ist ordentlich windig. Ein Wetter, bei dem ich keinen meiner Schirme aufspanne, auch wenn die Sonne noch so runterknallt. Hat dieser Schirm aber auch gar nicht nötig, wenn der Wind an der richtigen Stelle ansetzt – und so fliegt er in abgespanntem Zustand samt seinem Witz von Schirmständer quer über die Terrasse und kuschelt sich von oben an den Gartentisch. Opfer gibt es diesmal keine. Fünf Zentimeter Abstand retten auch meinen rechten Arm.

21. Juni:
Ich erhalte einen Brief per Schneckenpost, in dem steht, dass das Zahlungsziel für den Schirm natürlich 15. Juli lautet, und nicht 30. Mai.

22. Juni:
Wir befinden, dass man den Schirm an der Wand befestigen könnte. Es wäre im Prinzip kein Problem, ihn direkt mit der Stange (des Schirmes oder des Ständers) an einem der Wintergartenbalken zu befestigen – nur, dass man ihn nicht mehr öffnen kann, wenn er dort fix montiert ist, weil die Kurbel… siehe oben.

23. Juni:
Der Schirm liegt gefaltet neben dem Wintergarten. Der Schirmständer ist dreckig. Aber schön warm.

28. Juni:
7 Uhr 50. Ein Schirm wird geliefert. Die Vorzugslieferung! Endlich! Ist also der erste Schirm doch nicht verlorengegangen. Sowas!

Danke, aber wir passen.

Zitat

Nachtgespräch

Mein Mann fragt mich gestern, ob Krokodile bei mir irgendeine Assoziation auslösen. Nach kurzer, meinerseits recht ratloser Pause berichtet er mir, ich habe im Schlaf gesprochen.

„Echt? Und was hab ich gesagt?“

„Halt mir doch dein Krokodil nicht so ins Gesicht, da kann ja kein Mensch schlafen!“