Fotos gibts!
wünsch ich euch allen! Ich hoffe, ihr seid ähnlich gut ins neue Jahr gestartet wie ich. Irgendwie bin ich froh, dass dieses Jahr endlich um ist. Keine Ahnung, warum. Nur so ein Gefühl. 2010 wird very special.
Die Feierlichkeit? Es war… sehr, sehr viel zu essen da. Chili con und sin carne, Tiramisu (das beste der Welt, von meiner Freundin N.!), Kuchen, Lachs. Es gab Musik, selbstgemachte. Viel Percussion! Es gab Tequila. Und Bio-Orangen. Es gab witzige, selbstgekritzelte Aufkleber in lachenden Gesichtern, es gab Feuerwerk und den Donauwalzer. Bleigießen natürlich! Und anschließendes Frühstück bis in den Nachmittag. Merci, es war sehr schön, meine Lieben!
Bei meinen kostbaren, edlen und einzigartigen Lesern bedanke ich mich für ein Jahr der netten Kommentare, des Mitgefühls, des guten Inputs, der Diskussionen und des Lachens. Ihr seid toll!
Und hier meine Feuerwerk-Fotoausbeute:
Ich bin ja schon da-ha! Hat etwas länger gedauert. Sorry – ich wurde aufgehalten. :)
Jetzt gibt es endlich auch die Bilder zum Text. Wer möchte, kann sie sich im voll kürrekten Zusammenhang ansehen, dazu bitte einfach auf die Links zu “Türkei 1” und “Türkei 2” klicken. Ich hab nämlich nun einige Bilder nachträglich an passender Stelle in die ersten beiden Türkei-Berichte hineingeschummelt. Also klicken und gucken! Alle Fotos, die dort nicht vorkommen, seht ihr dann weiter unten in diesem dritten Eintrag. Und es sind viel mehr Bilder als in meinem Facebook-Profil.
Sämtliche Türkeifotos in einem Stück gibt es auch in diesem Galeriealbum. Aber mit meinen launigen Kommentaren hier in diesen Einträgen ist’s schöner, glaub ich. (Ich hoffe nur inständig, die Galerie hört wieder auf mit dem lahmen Getue! Derzeit ist die Ladezeit zum Gääähnen.)
Links angeklickt und erste Fotos gesehen, ja? Dann lasset mich nun schließlich ausholen zu einem Potpourri der Zusammenhanglosigkeiten, zum optischen Restl-Essen quasi:
Auf der Fahrt muss man schnell sein beim Knipsen, dann erwischt man einige Ansichten im Vorbeifahren.
Den Ausblick aus dem Hotelzimmer bzw. vom Balkon aus mag ich sehr. Immer wieder sitze ich dort auf dem breiten, marmornen Balkonsims, angelehnt an die edelstahlglänzende Brüstung, mit meinen Kissen, Zusatzkissen und Badetüchern als Polsterung unter und hinter mir, und schaue in die Nacht, sehe den Menschen beim Kommen und Gehen zu, und atme die milde Meeresluft.
Wenn man an einem Ort weilt, an dem die Sonne abends im Meer zu versinken pflegt, hat man viele Gelegenheiten für kitschige Bilder. Opfer finden sich auch zur Genüge, frei oder unfrei in ihrem Willen, ob nun Fischer, letzter Sonnenstrahl, Animateur oder doch lieber Fischer.
Der Aufzug im Hotel ist so verspiegelt und verchromt, dass man gar nicht weiß, wo man zuerst hinschauen soll. Einige der wenigen Situationen, in denen ich mir die große Kamera und das “Weiwi”, unser Weitwinkelobjektiv, herbeiwünsche. In den meisten Fällen aber bin ich reuefrei und über Gewicht und Größe der “Guckidrucki” ungemein froh.
Gegenüber des Hotels liegt ein alter Friedhof. In seinem Zentrum trotzen verwitterte Grabsteine der Zeit, in den weiter außen liegenden Bereichen finden sich auch neuere Gräber. (Der ätzendgrüne Kobel im Hintergrund ist unser Hotel.)
Nachts ist der Friedhof mit grünem Licht beleuchtet, das wirkt seeehr spooky. Auf dem nächsten Foto kann man ganz links diese Beleuchtung erahnen. Das Knipsen vom Balkon macht auch bei Nacht und in die andere Richtung Spaß.
Überhaupt, so finde ich, hat die Welt bei Nacht ihren besonderen Reiz, auch in der Türkei.
Beim Bummeln durch Alanya und Mahmutlar sieht man so einiges, was man vielleicht nicht erwartet hätte. Blöd jetzt, dass ich meine Metro-Karte daheim gelassen habe. Aber Milch bekommt man auch anderswo.
Ansonsten muss man sich bei jähen Durstgefühlen eben anders zu helfen wissen. Entweder weiß man, wo das nächste Wasserloch ist, oder man weiß, wo der berühmte, endemische Hibiskusteebeutelbaum wächst.
(Durstiges Katzentier geknipst von Etosha-Papa.)
Ein paar Strandimpressionen dürfen natürlich auch nicht fehlen, wenn man den Knipser schon für teures Geld in den Süden schickt. Bittesehr:
Einer unserer Lieblingsstreuner, eine Streunerin eigentlich – ich nenne sie Pupica.
Wenn die Wolken sich vom Gebirge her anpirschen…
…hole man hurtig seine Wäsche vom Balkon, denn dann gibts bald “big rain”.
Wenn Papa sagt, “Stell dich mal da hin”, dann stellt man sich mal da hin. Ohne Motzen. Damit man später auch beweisen kann, dass man wirklich da war.
Und wenn Papa auf einem schönen Foto unter anderem ein unbekanntes Paar mitknipst, kann man das Bild später beschneiden, nachbearbeiten und so noch ein bisschen schöner machen – und sich dann gemeinsam daran freuen.
Am letzten Tag bekomme ich zum Abschied die volle Ladung Türkei frei Fenster geliefert – der Tag der Republik naht (Cumhuriyet Bayramı), und die Flagge, so beschließt man offenbar, muss vor meinem Balkon hängen. Beim Packen wirkt mein Zimmer dadurch zwar enorm rötlich-schummrig, aber mir gefällt das, und ich finde, es ist ein würdiger Abschluss dieses Urlaubs.
Es ist ein chronologisches Hin- und Hergespringe hier derzeit, ich hoffe, ihr kennt euch noch aus. Hier kommen nun nämlich nach einigen technischen Verzögerungen, wie versprochen, die Fotos von Grgur, der zweiten ehemaligen Gefängnisinsel in der Adria. Es ist der letzte Segeltag, nach ein paar durchwachsenen Tagen ist es strahlend sonnig und warm.
Während die anderen schon vorausstapfen zu den alten Gebäuden und deren Überresten, faszinieren mich die unzähligen Schmetterlinge und Eidechsen auf der Wiese davor.
Auf Grgur gibt es weit weniger Gebäude und Industriekomplexe als auf Goli, und die Natur ist in Sachen Zurückeroberung schon weiter vorgedrungen.
Hier ein altes Hauptgebäude; muss ein Aufsehergebäude gewesen sein, aufgrund der erhöhten Lage und der luxuriösen Ausstattung – im hinteren Bereich des Gebäudes findet sich ein Wohnzimmer mit einem großen Ofen.
Erklimmt man die Anhöhe hinter den Gebäuden, dann erreicht man den verschlossenen Eingang zu einer alten Zisterne. Sie hat etwa 20 Meter Durchmesser und wurde in den ansteigenden Hügel hineingebaut. Der Eingang liegt an der Basis. Ein Stück an der Zisterne vorbei, den Hügel hinauf – dort liegt ein riesiges, gepflastertes Wassersammelfeld…
…und die betonierte Leitung zur Zisterne (deren Umrisse sieht man am unteren Bild rechts, mit den Stufen auf das Zisternendach).
Alles wirkt verlassen und unwirklich, wie eine Szene aus dem Computerspiel Myst; auch auf Goli hatte ich schon diesen seltsamen Eindruck.
Am Dach der Zisterne befindet sich ein Einstieg, hinunter in das dunkle, feuchte Innenreich. Ich habe keine Angst, das Dach zu betreten, mein Bruder hat da etwas mehr Bedenken.
Aber es lohnt sich – das Echo ist bombastisch! Singt man hintereinander drei lange Töne in diesen Einstieg, so kann man hinterher noch drei volle Sekunden lang den ganzen Akkord hören. Mein Bruder lässt sich nun doch breitschlagen, wenigstens für zwei gesungene Töne der Tragfähigkeit des Daches zu vertrauen.
Ich beschwinge die Zisternenluft lange mit meiner Stimme, bevor wir die Anhöhe noch ein Stück weiterverfolgen, um Grgurs alte Gebäude von oben zu fotografieren.
Die Insel Grgur ist unsere letzte Station, bevor wir wieder in die Marina Punat zurückkehren müssen. Ein bisschen Wind gibt es, ich dränge darauf, zum Abschluss noch ein Stück zu segeln. Allzuviel Segelwetter hatten wir ja davor ohnehin nicht.
Der Wind weht uns um die Nase, und das Wasser ist so blau, blauer gehts gar nicht.
Schließlich legen wir die “Lady F.” in ihrer Heimatmarina an, schaffen unser Zeug von Bord und werfen noch einen letzten Blick zurück in das Abendrot.
Viel Wind war ja nicht gerade. Bis auf einmal, da war dann gleich zu viel Wind. Dazu komme ich dann aber später.
Es gibt aber tatsächlich auch Stunden mit adäquatem Segelwind, nur zum Beweis:
Indes versuchen die Wolken, sich unauffällig vom Festland aus heranzupirschen.
Wir gurken unter Motor zwischen dem Festland und Krk Richtung Norden, um unter der Krk-Brücke durchzufahren.
Wir passieren Rijeka mit Blick auf das Industriegebiet und bestaunen die dazugehörige Smog-Glocke, die über der Küste liegt. In Martinscica auf Cres hoffen wir auf Strom und Wasser, was zwar prinzipiell beides vorhanden wäre, aber dennoch unerreichbar – Wasserschlauch und Kabel sind zu kurz; dafür ist aber auch der Marinero nicht vorhanden, laut Auskunft der Kellnerin im (bayerischen!) Restaurant an der Mole: “Ist zu Chause, trinken, schlafen, waiß nicht.” Wenigstens liegen wir also gratis. Und gegen Verhungern und Verdursten ist unter der blau-weißen Plastikhülle des Restauranthofes auch vorgesorgt.
Dem Skipper ist am nächsten Tag schlecht von zu viel, öhm, Beefsteak, er verschläft unsere Fahrt durch die weggeklappte Autobrücke in Osor. Windstärke und Wellengang “absurd” wurden angekündigt.
Von der Pause zur Nahrungsaufnahme an der Südostseite von Cres nehme ich eine Brandblase als Souvenir an das Backrohr mit, in welchigem ich sensationelle Sugo-Brote mit Camembert fabriziere. Danach starten wir unsere Überfahrt Richtung Rab-Stadt, wohlverpackt in Regenkleidung. Der Wind frischt auf, die Wellen werden immer höher. Davon hab ich allerdings keine Fotos, da war ich mit dem Festklemmen meines Körpers an Deck beschäftigt und hatte keine Lust, den Niedergang hinunterzupurzeln, um mir blaue Flecken bzw. die Kamera zu holen. Wenn die Kamera wasserdicht wäre, dann vielleicht. So aber beschränke ich mich darauf, den Seegang, der zwar nicht absurd ist, aber doch heftiger als gewöhnt, ohne Fotoauge wahrzunehmen, dafür breitseits und mit vollem Körpereinsatz (Haut, Magen, Gleichgewichtsorgan). Wir sehen ständig die selbe kleine Insel, scheinbar von allen Seiten, die Fahrt scheint sehr lange zu dauern.
Irgendwann schaffen wir es aber doch nach Rab-Stadt, der Regen setzt ein und hat einige äußerst gemütliche Stunden zur Folge, die wir unter Deck verbringen. Am Abend lassen wir uns von einem werbetechnisch sehr talentierten Wirt per Auto in sein Restaurant “Adria” karren und speisen auf der Terrasse inmitten von Pinienwäldern. Die Palatschinken mit Eis und heißen Kirschen sind eine wahre Sensation.
Auch den nächsten Vormittag verregnet es uns, niemand hat bei dem Wetter Lust hinauszufahren. Die Gewitterwolken scheinen schier endlos, es regnet, blitzt und donnert. Zu Mittag jedoch taucht über der Altstadt ein unscheinbares Fleckchen blauen Himmels auf und drückt und schiebt sich hin und her, es plustert sich so wacker gegen die Regensuppe auf, bis tatsächlich nur noch blauer Himmel und weiße Wölkchen zu sehen sind.
Der Skipper geht “Tupperdosen suchen” (geocaching), Martin und ich begleiten ihn. Dabei durch- und überquert man den Hügelpark neben der Altstadt, der mit schönen Felsen aufwarten kann…
…und mit lange vergangenem Meeresgetier…
Man landet auf der Uferpromenade dahinter.
Die Sonne strahlt, wir schwitzen uns eins und finden die Gegend ausgesprochen unwirklich.
Über die Treppe am Ende der Promenade erreicht man die Höhen und kleinen Gässchen der Raber Altstadt. Dort lässt sich’s gut shoppen, wir erstehen ein paar Sonnenbrillen und durchwegs seltsame Kopfbedeckungen.
Am Abend noch ein paar Nightshots der Marina, mit salzwasserverschmiertem Objektiv, wie ich später feststellen muss – ist aber kein Beinbruch, alles halb so schlimm.
Weiter gehts am nächsten Morgen bei völliger Flaute, wir motoren wieder – gut, dass wir Fotografen die Schräglage auch fingieren können.
Ein letzter Blick zurück auf die schöne Stadt.
Und auf zu neuen Aussichten auf dem Weg nach Grgur – die Bilder von der zweiten Gefängnisinsel gibts dann im Teil 3.
So. Puh! Ich würde mehr fotografieren, wäre da nicht hinterher das elende Sichten, Vergleichen und Löschen und… aber das Gejammer kennt ihr ja schon. Viel Fotosichtung hab ich noch nicht geschafft, ich musste nämlich meine Wegwerfstimmung nutzen. Die, in der man am liebsten alles Klumpert wegschmeißen würde, das man daheim so hortet. Die Stimmung hat man (=ich) nämlich nicht alle Tage. Daher musste ich heute verschiedenes entsorgen, Après-Lotion aus dem Jahr 2004, zahnluckerte Kämme, einen Radiowecker, dessen penetrant hellgrüne Leuchtziffern mich schon seit Jahren beim Schlafen stören, sodass ich sein Display immer mit der Schlafmaske zudecke, die davon schon ganz staubig ist… und sowas alles eben.
Hier kommen nun aber die ersten Fotos vom Segeltörn. Besonders wortgewaltig fühle ich mich zur Zeit nicht, aber ich versuch halt mal, mir zu den Bildern ein paar Worte abzutrotzen.
Wir starten am Sonntag früh von der Marina Punat auf Krk. Erstes Ziel: Goli Otok, eine von zwei ehemaligen Gefängnisinseln – diese war die Insel für politische Gefangene männlichen Geschlechts. Die Inseln Goli Otok und Sveti Grgur, die Gefängnisinsel für die Frauen, wurden 1988 aufgegeben, die Güter wurden geplündert, die Gebäude dem Verfall preisgegeben. Für mein Fotoauge ist das genau die richtige Szenerie, wenn auch das emotional-geistige Auge dort eher unschöne Szenen visualisiert.
Von hier aus geht rechts nach oben eine schnurgerade Straße entlang, an der verfallene Fabriksgebäude liegen, Stromverteiler und Lagerhallen. Links hinter dem großen Gebäude am linken Bildrand findet man den Steinbruch. Das ehemalige Gefangenen- und Zwangsarbeitslager ist unglaublich weitläufig, wir schaffen in eineinhalb Stunden nichtmal die Hälfte des Areals.
Was für eine Funktion auch immer dieses Gebäude hatte, es sieht sehr seltsam aus. Es steht am Rande des Steinbruchs. Hinweise willkommen!
Allzu gut lebt sich’s dort auch heute nicht.
Das Betriebsgelände von etwa halber Höhe aus, nach unten fotografiert…
… und nach oben.
Eine der Hallen von innen. Was genau sie für eine Halle war, lässt sich nicht mehr sagen.
Es war schwer, mich für ein paar wenige Bilder zu entscheiden. Mehr Infos dazu und Bilder von Goli: Virtueller Rundgang auf der Insel, älter als meine Fotos und daher auch noch in etwas besserem Erhaltungszustand.
Goli-Forschung.
Goli-Dokumentation.
(Links: thx to EGM)
Ich sehe allerdings, dass der Steinbruch selbst auf goli-otok.com nicht vorkommt – zumindest hab ich ihn nicht gefunden. Oder hab ich’s überblättert? Ich kann noch Fotos nachliefern, wenn’s jemand sehen möchte.
Schade, dass wir uns nur so wenig Zeit genommen haben, es hätte noch viel mehr zu sehen gegeben. Aber die Erfahrung war deprimierend genug, also schippern wir in die nahegelegene Bucht ‘Sahara Beach’ und testen dort erstmals das Wasser. Es ist eiskalt, aber salzig, wie es sich gehört. Und wunderschön.
Die Nacht verbringen wir auf Rab in der Supetarska Draga beim Stiegenwirt. Wir zahlen keine Liegegebühren und verspeisen dafür ein feudales Mahl bei Ivan, dem Besitzer des Gasthauses am Hügel. Die Aussicht ist phantastisch!
Danach betrinken wir uns sinnlos – manche mehr, manche weniger – und schockieren wiedermal das kroatische Volk, indem wir Kruškovac mit Milch bestellen. Dabei schmeckt das sooo gut! Erst testen, dann motzen!
Es zeigte sich schon zu Beginn des Törns, dass unser Tiefenmesser recht phantasievolle Zahlen anzeigt, wir motoren also Richtung Šilo auf Krk, wo ein Techniker sich die Sache ansehen will. Auf dem Weg dorthin ankern wir in einer Bucht, deren Name ich vergessen habe; dort wird die Crew lukullischer Zeuge meiner sensationellen Kochkünste wird – es gibt Spaghetti und kreatives Salatdressing ohne Essig.
El Hase versucht sich auf der Fahrt als Galleonsfigur und als Steuermann.
Der Techniker kommt tatsächlich, kann aber keine Fehler in den Leitungen finden, der Defekt dürfte also das Gerät selbst betreffen. Zur Behebung muss das Boot aus dem Wasser – aber erst nach unserem Törn. Seichte Buchten sind daher für uns in weiterer Folge leider tabu.
Wir essen in Šilo zu Abend und freuen uns, dass wir noch schnell die Luken dichtgemacht und Regenjacken vom Boot geholt haben, denn der stundenlange Wolkenbruch, der unser Abendessen und die Stunden danach begleitet, ist sintflutartig. Die Befestigung der Sprayhood bei der Rückkehr zum Boot gerät aber zum kalten Vollbad.
Der nächste Morgen allerdings ist ein gar prächtiger. Alle Regenwolken sind über Nacht verschwunden, und der Ausblick ist bereits vom Niedergang aus atemberaubend.
Auch der kleine Strand nördlich der Mole liegt da, als würde er auf Postkartenfotografen warten.
Der Felsen erinnert mich an ein bis zum Hals im Treibsand der Schotterbucht versunkenes Schaf.
Und dann endlich geht die Sonne auf. Sie scheint die Wolken vor sich herzutreiben.
Nach dem Knipsen gehe ich Brot und Eier fürs Frühstück kaufen, im Supermarkt treffe ich Crewmitglied und senil bettflüchtigen Navigator K., und wir karren gemeinsam Essbares für 180 Kuna zur Kasse, immerhin 25 Euronen. Wir befragen einander gegenseitig, ob der andere Bordkassageld dabei hat. Nein, nur privates Geld, naja, macht nichts, das rechnen wir dann später ab. Er glaubt, ich bezahle, ich glaube, er bezahlt, und die Kassierin glaubt ihren Augen nicht, als wir mit verpacktem Einkauf durch die Tür marschieren wollen – ohne dass einer bezahlt hätte. Ihr herzliches Lachen begleitet uns nach dem Begleichen der Rechnung noch zur Tür hinaus.
schrob ich einem Freund heute, ist auch mein Leben – wenn’s auch fremde Höhepunkte sind. Ich war heute ganz Voyeurin und hab zwei Spinnen beim Bumsen gestört, soweit sie sich eben stören ließen.
Für Spinnenphobiker ist das nix, drum kommt hier der Schaa-nitt…
…im Kurpark Oberlaa. Die Teichhühner und die Stockenten haben Junge. Und weil die Tiere dort an die ständige menschliche Präsenz gewöhnt sind, kann man, wenn man sich vorsichtig bewegt, ganz nah an den Nachwuchs ran, ohne dass die Elterntiere nervös werden oder die Sprösslinge die Flucht ergreifen.
Die Teichhuhn-Jungvögel sind etwa fünf Wochen alt. Mit dem Fliegen klappts noch nicht so richtig, aber man kann ja schonmal üben, dabei so richtig bedrohlich auszusehen.
Watscheln funktioniert dafür schon ganz toll. Die Füße werden jetzt mit jedem Tag noch ein bisschen grüner.
Tauchen können sie schon seit dem fünften Lebenstag, schwimmen sogar schon seit dem Tag, an dem sie geschlüpft sind. Sie schwimmen unter ständigen Kontaktrufen, und wenn sie dabei allein auf weiter (Wasser-)Flur sind, wirkt das ganz furchtbar kläglich.
Gestern hab ich sie beobachtet, wie sie von einem Ufer und Elternteil zum anderen schwammen – zwei der Jungvögel strampelten auf Kommando fiepend von jedem Ufer los, in der Mitte trafen sie sich und schnäbelten kurz, und gleich darauf kamen sie beim anderen Elternteil an. Fliegender Wechsel im Sorgerecht. Naja, schwimmender Wechsel, um genau zu sein.
Man kümmert sich aber auch aufopfernd.
Der Nestbautrieb scheint keine Grenzen zu kennen. Vielleicht wirds aber auch ein Balzplatz? Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.
Die Stockenten-Jungen wirken irgendwie patenter und etwas weniger zerbrechlich. Beim Tauchen sind aber alle Jungvögel gleichauf.
Nach dem Tauchgang: Schön schütteln!
Die Flügelchen wollen natürlich ebenfalls entfeuchtet werden, auch wenn sie noch ganz klein sind.
Dann ein bisschen Gefiederpflege – dabei nicht vergessen, möglichst hübsch auszusehen!
Und zum Schluss ein Schläfchen in der Sonne. So einfach kann das Leben sein.
Gerade komme ich von meiner Schwester zurück, wo ich mir feuchten Auges das Hochzeitsvideo anschauen durfte. (Ihr erinnert euch, ich hab dort gesungen.)
Beim Meister des Videos, Walter Hornung, ist jetzt ein Demo-Trailer davon online, er erfordert einige Ladezeit und ist klein von Bildformat, lohnt sich aber trotzdem. Ich find den sehr schön und kitschig und trotzdem schön. In einer der Gruppenfoto-Einstellungen bin ich auch kurz zu sehen. Einige Schnappschüsse von der Hochzeit sind ebenfalls online.
Auch die Gesamtversion konnte sich sehen lassen – in der Länge genau richtig, geschmeidige Übergänge, sensibler Blick für charmante und witzige Szenen – Kompliment. Hat Spaß gemacht.
Ein weniglich plagt mich das Rheuma derzeit, darum gibts hier derzeit auch nicht gar so viel Neues.
Aber vorgestern war es wieder soweit: Oper im Römersteinbruch St. Margareten. Rigoletto, die Lieblingsoper meiner Mutter! Da mussten wir natürlich hin.
Die Oper spielte hinter dem überdurchschnittlich großen, stets mittig platzierten Kopf einer blonden Frau, die zwei Reihen vor mir saß. Sie neigte ihn mit einer beeindruckenden Zuverlässigkeit stets vor jenen Teil der Bühne, wo gerade Rigoletto der Welt sein Leid klagte oder Gilda zuckersüß ihre Verliebtheit kundtat, sodass dafür gesorgt war, dass ich in Bewegung blieb.
Natürlich mach ich nur Spaß, so schlimm war’s nicht, im Gegenteil: Genau wie im Vorjahr bei La Traviata, war unser Familienweiber-Opernausflug auch heuer wieder ein wundervolles Erlebnis.
Selbst wenn man nicht so sehr drauf steht, wenn Menschen unversehens in lauten Gesang ausbrechen, kann man sich dort durchaus hinwagen – das Opernpublikum ist von entspannter Natur, es gibt kaum Drängerei oder irgendwelche Rücksichtslosigkeiten, und die ganze Logistik (Einfahrt, Parken, Eingang, Ausfahrt, etc.) ist vom Veranstalter perfekt organisiert. Guten Wein gibts auch, außerdem phantastisches Ambiente unter freiem Himmel und ein grandioses Bühnenbild.
Was man dort allerdings mitbraucht: Ein Sitzpölsterchen, denn die Stühle sind aus Metall; Anti-Mücken-Spray für die Attacke der Kampfgelsen bei Einbruch der Dunkelheit; außerdem sind eine warme Jacke und eine Decke auch kein Fehler. Und das Gen des frühen Vogels braucht man, denn die verfügbaren Karten sind mit schöner Zuverlässigkeit bereits im März auf ein paar Reste zusammengeschrumpft. Dafür sind sie auch nicht so teuer wie beispielsweise welche für ein Musical.
Beim Einsetzen des Schlussapplauses gibt es immer ein paar Deppen, denen es wichtiger ist, schnell und von den Massen unbehindert zu ihrem Auto zu kommen, als noch die Leistung der Künstler zu würdigen, sodass sie aufhüpfen und wegrennen, als wären sie Mephisto persönlich begegnet, was bei Rigoletto unwahrscheinlich ist. Darüber schaden-freuen sich all jene, die sitzen bleiben – die Ignoranten verpassen nämlich, völlig zu Recht, ein wunderbares Feuerwerk, synchron zur Musik und sehr symmetrisch. Ein Ausbund an Harmonie!
Nächstes Jahr wird dort, unter Regie des Bühnenbildners und kreativen Kopfes Manfred Waba, die Zauberflöte aufgeführt. Pa–pa-pa!