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Gesundheitsvorherrschaft: Aspekte (2): Kinder

Dieser Artikel ist Teil 3 von 3 in der Serie "Gesundheitsvorherrschaft" ...

Hier ein weiterer Aspekt der Vorherrschaft der Gesunden, der selbsterklärten “Starken” und ihrer latenten Feindlichkeit gegenüber den angeblich Schwächeren: Kinder sind verletzbar.

Kinder können sich nicht wehren

In einer Begegnung zwischen zwei gleichberechtigten Menschen müssen 50% des Infektionsschutzes von jedem Beteiligten kommen. Niemand kann sich da ebenso gut ausschließlich “selber schützen”.
Doch Kinder können das am allerwenigsten. Sie sind völlig davon abhängig, was ihre Eltern, Großeltern und ihre Lehrer und Lehrerinnen denken und für richtig und wahr halten. Sie sind durch die Schulpflicht gezwungen, sich täglich mit vielen anderen Menschen in geschlossenen Räumen aufzuhalten. Und sie sind noch viel stärker dem familiären Druck und dem Gruppendruck ausgesetzt, als man das als Erwachsener ist, sofern man eine gewisse mentale Unabhängigkeit erreicht hat.

Der Staat müsste demnach besonderes Augenmerk auf den Schutz von Kindern legen.
Es macht mich fassungslos, dass das Gegenteil der Fall ist:
Die Absonderungspflicht für Infizierte aufzuheben, wie dies in Österreich ab 1. August 2022 vom Gesundheitsministerium verordnet wurde… Und jetzt der Plan, die Unterrichtenden, “wenn sie sich gesund fühlen” *, auch infiziert zum Unterricht zuzulassen (wenn diese das “für sich(!) verantworten können und wollen”, mit Maske natürlich) – Kinder mit einem Virus zu durchseuchen, der die Gefäße schädigen kann, die Organe, das Gehirn und Nervensystem und das Immunsystem, der für Folgeerkrankungen sorgt, und das alles mit noch unbekannten Folgen für die Zukunft der Menschheit – das ist das Unvorsichtigste und Verantwortungsloseste, was man diesem Land seit 1945 verordnet hat.

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Gesundheitsvorherrschaft: Aspekte (1)

Dieser Artikel ist Teil 2 von 3 in der Serie "Gesundheitsvorherrschaft" ...

Hier erscheinen nun in losen Abständen weitere Gedanken zu meinem vorigen Blogeintrag, der Übersetzung des Essays von Dr. Maarten Steenhagen. Viele Aspekte der Krankenfeindlichkeit kommen im Essay nicht oder nicht explizit vor. Diese möchte ich hier nach und nach thematisieren.

Nach rechts geschwemmt?

In der Einleitung schrieb ich: “Wir sehen uns seit Pandemiebeginn zunehmend mit rechtsextremen Anschauungen konfrontiert.”
Gemeint: Mit den neoliberalen, neofeudalen bis rechtsrechten Vorstellungen von Stark und Schwach, von Hochwertig und Minderwertig, von Leistung und “Leistung”. Die, die uns weismachen wollen, Solidarität wäre, wenn die einen auf die anderen draufsteigen. Davon sind wir ja schon weitaus länger unterwandert als nur in den letzten Jahren.
(siehe auch mein Rant aus dem Mai 2020 und frühere Beleuchtungen des Leistungsgedankens)

Nicht nur rechte Trolle auf sozialen Medien konfrontieren uns damit, wenn sie uns ihren gefühlten Anspruch auf Rücksichtslosigkeit und Entsolidarisierung als “Freiheit” verkaufen wollen. Nicht nur aus der False Balance in zu vielen anderen Medien schwappt es uns die neue Kaltschnäuzigkeit frostig in unsere mentalen Systeme.

Sondern auch und immer wieder von Seiten unserer Regierung, die ihre Berater und Beraterinnen nie auf ihre Gesinnung abklopft, weil wertebefreiter Machterhalt sich gesinnungsmäßig gar nicht festlegen muss. Stattdessen scheint sie jede “gesundheitspolitische” Empfehlung gerne anzunehmen, die opportun ist, um ihre Wirtschaftsklientel zufriedenzustellen. Genausowenig überraschend ist dabei, dass die kapitalismusfreundlichsten Konzepte gleichzeitig mitunter die menschenfeindlichsten sind.

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Die Vorherrschaft der Gesunden

Dieser Artikel ist Teil 1 von 3 in der Serie "Gesundheitsvorherrschaft" ...

Seit Beginn der Pandemie sehen wir uns zunehmend mit rechtsextremen Anschauungen konfrontiert. Ein Essay bringt eine klare Einordnung krankenfeindlicher Tendenzen: Gesundheitsvorherrschaft ist eine faschistoide Ideologie.

In den Jahren der Pandemie war es für Menschen aus der Risikogruppe, Menschen mit chronischen Krankheiten oder mit Behinderung und für deren Angehörige schon schwierig genug, ihr Leben wenigstens auf Sparflamme fortzuführen.
Ob und in welchem Ausmaß “die Gesunden” (oder die, die sich dafür halten) Schutzmaßnahmen mittragen und für sich als zumutbar empfinden, wird jedoch wesentlich davon bestimmt, welche geistige Haltung sie gegenüber Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen einnehmen. Die allzu lauten Verharmloser und Leugnerinnen schreien uns ihre Anschauung dazu regelmäßig in die Ohren und in unsere Gedankenwelt.

Dr. Maarten Steenhagen vom philosophischen Institut an der Universität Uppsala hat im Mai bei Medium ein eindringliches Essay in englischer Sprache veröffentlicht. Angesichts der sukzessiven und aktuellen Entwicklungen im Laufe der Pandemie sind Steenhagens klare Worte in diesem Essay eine wichtige Einordnung, wie ich finde.

Im Einvernehmen mit dem Autor (und sehr zu seiner Freude :) habe ich sein Essay daher hier auf Deutsch übersetzt.
(Hier verlinke ich seinen Original-Twitter-Thread zum Essay.)

tl;dr

Die Vorherrschaft der Gesunden ist eine krankenfeindliche, rechtsextreme und faschistoide Anschauung, die den vergänglichen Gesundheitsstatus der Menschen in eine absolute Eigenschaft umdeutet und daraus Privilegien- und Machtansprüche der “Gesunden” ableitet. Sie richtet sich gegen alle, die diesem trügerischen Gesundheitsideal nicht entsprechen, und schürt und legitimiert damit Abwertung und Aggression gegen diese Menschen.
Wir müssen den Erscheinungen dieser Ideologie entschlossen entgegentreten – in uns selbst und in anderen.

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“Verabscheust du Faschismus?
Dann sei nicht krankenfeindlich!

(“Loathe fascism? Then don’t be a health supremacist”)

Die Vorherrschaft der Gesunden ist eine Ideologie. Vorherrschaftsdenken beginnt immer mit der gedachten Aufteilung der Welt in vermeintlich “hochwertige” und “minderwertige” Menschen. Gesundheitsvorherrschaft ist die Anschauung, dass jemand, der als gesund betrachtet wird, all denen übergeordnet wäre, deren Gesundheit in irgendeiner Weise eingeschränkt ist; jegliche Form von Krankheit oder mutmaßlicher gesundheitlicher Beeinträchtigung macht dich in dieser Anschauung aus Prinzip zu einem “minderwertigen” Menschen. Gesundheitsvorherrschaft ist der Glaube, den Gesunden würde das natürliche Privileg zustehen, gesellschaftlich die Vorherrschaft über die anderen auszuüben.

Dem Kern von Gesundheitsvorherrschaft und Krankenfeindlichkeit wohnt ein Trugbild inne: Dass es so etwas wie eine “natürlich-gesunde” Person gäbe, die niemals ernstlich krank oder behindert wäre und das auch nicht werden könnte. Ein Trugbild deshalb, weil das einfach nicht der Wahrheit entspricht. Die Gesundheit ist eine der unvorhersehbarsten Gegebenheiten an einem Menschen. Jede und jeden von uns trennt nur eine Infektion oder ein Unfall von einer Erkrankung oder Behinderung.

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