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Schilderwald

Bei meiner gestrigen Reise in die alte Heimat (= einmal quer durch Wien und auf der anderen Seite wieder raus) stachen mir ein paar Beschilderungen ins Auge.

Zunächst wurde ich eines Friseursalons gewahr, der zur Abwechslung mal keinen besonders ausgefallenen Namen hatte, dafür stand unter dem Logo der ultimative Slogan:

Vertrauen Sie uns Ihr Haar, wir machen Sie zum Star.

Der liebe Herr G. kommentierte das gestern sehr kurz und treffend: ANNNNNNN!!!

Und nein, man kann das nicht einfach weglassen, bloß des Reimes wegen. Wie klingt denn das? Wie Balk, Fahrpl, Fas und Kapl! Nein, davon werde ich kein großer F. Man muss ja nicht jeden Unsinn gleich drucken lassen, der einem einfällt. Mich wundert ja, dass der geniale Einfall noch nicht in der Radiowerbung kommt – gesungen, mit Musik.

Vertrauen Sie uns an Ihr Haar, und wir machen Sie zum Star! Es geht ja auch anders! Und dann klappts auch mit dem Versmaß.


Des weiteren erblickte ich in der alten Heimat gleich an mehreren Stellen neue Werbeschilder der Firma Schöbel Erdbewegungen.

Das finde ich sehr charmant, denn ich meine, der Nachname des Inhabers harmoniert auf das Anmutigste mit seiner Branche und hat absolut das Zeug zur ugsigen Ver-verb-ung:

Hier lassen wir ein Loch ausschöbeln, die Erde muss dann weggeschöbelt werden, und zum Schluss können wir die Reste wieder drüberschöbeln!

Das ist ein zeitwörtlich gebrauchter Eigenname. Wunderschön, nicht?

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Die Blüten, die der Stil treibt

Menschen, die als Lehrer tätig sind – wie meine Schwiegereltern, die Deutsch, Englisch und Musik unterrichten – haben ziemlich oft Ferien. Sie fragen uns auch immer wieder, was wir in den Ferien machen werden, worauf wir zurückzufragen pflegen: ‘Was für Ferien?’ Trotzdem würde ich nicht tauschen wollen.

Um sich für die Strapazen zu entschädigen, die dem täglichen Kampf entspringen, gegen einen mitunter erheblichen Widerstand die Saat des Wissens und autonomen Denkens in den Köpfen der Jugendlichen zu pflanzen, können Lehrer in den Weihnachtsfeiertagen eine ganz private Lesung der schönsten Stilblüten veranstalten. So geschehen bei unserem weihnachtlichen Besuch bei den Schwiegereltern. Nach einigen wenigen Sätzen wusste ich: Ein Notizblock muss her!

Im Musikunterricht wurden verschiedene Werke durchgenommen, unter anderem Prokofjews ‘Die Liebe zu den drei Orangen’ und Bartóks Tanzpantomime ‘Der wunderbare Mandarin’.
Beim Musiktest trat die Erinnerung an den durchgenommenen Stoff bei einem Schüler nur noch diffus hervor und fand ihren Niederschlag in der Angabe eines Werkes mit dem klingenden Namen ‘Die drei Mandarinen’.

Aus einer Schularbeit zum Thema ‘Alkohol und Gesellschaft’:

  • Man trinkt aus Einsamkeit, wegen berufliche Probleme oder mit Eltern.
  • Bei Mädchen kommt das Komatrinken durch Liebeskummer vor.
  • Alkohol ist eine Ausweichmöglichkeit ihrer Gefühle.

Zu verschiedenen Themen:

  • Das Allgemeinwissen wird weitergebildet.
  • Ihre Freundinnen sind genauso aufgetorkelt wie sie.
  • Streber sind von den anderen nicht gewollt.
  • Sie hat eine leise Stimme. Trotzdem ist sie sehr schüchtern.

Zum Thema ‘Gefahren beim Internetsurfen’:

  • Man ist beim Download von Spiele meist in ein Monatsabo verwickelt.

Meine Lieben, die nächste Bloggergeneration wächst unaufhaltsam voran! Wir müssen uns auf einiges gefasst machen!

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Aufgeschnappt

Das Lesen der Zeitschrift ‘AutoTouring’ des ÖAMTC empfiehlt sich!

Ein paar Wochen lang gilt noch generell ‘Licht am Tag ‘ – obwohl es viele schon jetzt nicht mehr wahr haben wollen. Aber auch nach dem 1. Jänner 2008 ist die Verwendung der Scheinwerfer unter gewissen Bedingungen nicht nur nützlich, sondern auch vorgeschrieben, – etwa bei Dunkelheit.

Informationen von großer Wichtigkeit könnten einem sonst entgehen!

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Vertrauensbildung

Auf dem Rückflug von Valencia:

Meine Damen und Herren, wie versprochen melde ich mich nun aus dem Cockpit mit ein paar Informationen. Mein Name ist Thomas Sowieso, ich bin Ihr Flugkapitän auf diesem Flug nach Wien. Die Flugzeit wird ab jetzt noch etwa drei Stunden betragen. Wir fliegen derzeit mit einer Geschwindigkeit von 730 km/h in einer Höhe von 11300 Metern. Die Außentemperatur beträgt… Oh! Hehe. Jetzt hab ich den falschen Knopf gedrückt!

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Das Un-Buch des Monats

Ich habe zwei Bücher bestellt zum Thema ‘Sternbilder und die ihnen zugrundeliegenden Sagen’, weil in den vorhandenen Astronomiebüchern auf diese Geschichten gar nicht oder nur sehr peripher eingegangen wird. Geschichten jedoch merkt mein Hirn sich sehr gerne und halbwegs gut, und von diesen Geschichten ist es nicht weit zur Wiedererkennung eines Sternbildes am Himmel, das sich zum Beispiel in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem mir bereits bekannten Sternbild findet.

Heute ist bereits das zweite Buch angekommen, ‘Die großen Sternbilder’ von Ian Ridpath, und mein Überfliegen der ersten Seiten war von erleichtertem Aufatmen begleitet. Das erste Buch nämlich, ‘Sternsagen’ von Wolfgang Schadewaldt, hatte ich nicht sehr lange in der Hand. Der Mann drückt sich derart geschwollen aus, dass man die Sätze nicht mehr entwirren mag.

Zum stillen Lesen für sich allein geht das Buch ja gerade noch, zum Vorlesen jedoch ist das angestrengte Geschwurbel völlig ungeeignet. Ob der Autor jemals daran gedacht hat, dass man Geschichten aus so einem Buch eventuell auch vorlesen wollen könnte?

Der gutwillige Vorlesende jedoch, in diesem Fall ich, verliert in den furchtbar langen Schachtelsätzen alsbald den Faden – und damit die richtige Betonung. Das gespannte Glitzern in den Augen des Zuhörers bleibt völlig aus, stattdessen sehe ich mich mit einem verwirrten ‘Hä!?’ konfrontiert. Aber mich noch einmal durchquälen durch den Satz, das möchte ich dann doch nicht. Also übersetze ich dem Zuhörer den Sinn des Satzes, soweit ich ihn selbst überhaupt erfasst habe, in brauchbare und verständliche Sprache.
Ein Buch mit reinen Stichworten zu Sternsagen wäre dafür jedoch genauso gut geeignet – wenn nicht sogar besser.

Im Umschlagtext aber steht zu lesen: ‘In der prägnanten und klaren Sprache Schadewaldts…’
Wem fallen zu solchen Satzungetümen ausgerechnet die Adjektive prägnant und klar ein? Also nein, wirklich nicht, kann ich nicht bestätigen. Schadewaldt mag ja ein angesehener Übersetzer gewesen sein, ein begnadeter Geschichtenerzähler war er aber meiner bescheidenen Meinung nach nicht.

Beispiel gefällig?

Kronos aber, der sich so an dem eigenen Vater auf furchtbarste Art vergangen hatte, wurde später zur Strafe für seine Tat wieder von dem eigenen Sohn Zeus gestürzt, der dadurch, dass er den Frevler beseitigte, die Gerechtigkeit in der Welt für alle Zeiten wiederhergestellt und zusammen mit seinen Söhnen, nachdem er noch furchtbare Kämpfe mit den Unholden der Tiefe, den Titanen und Giganten, bestanden hatte, jenes Lichtreich der olympischen Götter begründet hat, in welchem die großen Helden der Griechen heraufkommen und, wiewohl mit Leid und Schmerzen, ihre herrlichen Taten vollbringen sollten.

Das ist ein einziger Satz! Kann man das nicht einfacher sagen? Doch, man kann. Aber man muss auch wollen! So manchen mag es stolz und glücklich machen, wenn er einen Schachtelsatz von solcher Brillanz gebildet hat, dass zwischen dem Partizip und dem Hilfszeitwort zwanzig (20!) Wörter eingeschoben sind. Juchuuu, neuer Rekord!

Schön ist das nicht. Gut verständlich erst recht nicht. Also kann es sich eigentlich nur noch um eine Art der sportlichen Betätigung handeln. Ich aber bin kein Sport-Leser. Ich fühle auch nicht die fragwürdige Erregung des intellektuell Überlegenen in mir aufsteigen, wenn ich wieder einen Satz verstanden habe.
Wer etwas zu sagen hat, der sage es so deutlich, wie es eben geht. Komplizierte Dinge sind freilich oft nicht in einfachen Sätzen auszudrücken, philosophische Betrachtungen etwa oder verwirrende Sachverhalte. Aber nicht die adäquat komplizierte, sondern die möglichst einfache Formulierung macht für mich den großen Philosophen aus, und verwirrende Sachverhalte haben oft sogar eine spürbare Freude daran, systematisch entfaltet und hernach einfach ausgedrückt zu werden.

(Sternbild Bärin / großer Wagen)
Und zu ihm gehört in seiner Nähe das hoch von unten aufsteigende Sternbild des Bootes, in dem man wohl einen Mann erkennen mochte, der, wenn er zum Wagen gehört, den nach urtümlicher Weise Ochsen zogen, Bootes, der Ochsentreiber, war, wenn zur Bärin, der Arkturos, der Bärenwächter.

Abgesehen von allem, was mit der bloßen Konstruktion des Satzes zu tun hat, frage ich mich, was wohl ein ‘hoch von unten aufsteigendes’ Sternbild sein mag. Wenn etwas aufsteigt, dann tut es dies gemeinhin dermaßen zuverlässig von unten, dass die gesonderte Erwähnung jener Herkunft reichlich unnötig wird. Wenn es denn wirklich später hoch aufsteigt, das Sternbild, dann soll es mir auch recht sein. Ich persönlich würde aber schon aus Gründen der Nachvollziehbarkeit, ganz altmodisch autoritär, meinen Sternbildern nicht erlauben, ‘hoch von unten’ aufzusteigen. Alles, was recht ist.

Wie von selbst stellte die große Konstellation der sieben Sterne in der Nähe des Himmelspols sich entweder als Wagen mit Wagenkorb und Deichsel oder, von der andern Seite her gesehen, auch als ein großes, schwerfälliges Raubtier, den Bären oder, wie die Griechen meinten, eine Bärin, dar.

Es tut nicht weh, das Wörtchen ‘dar’ nach vorne zu ziehen, damit der Leser nicht wie von einer Hundemeute gehetzt durch den Satz stürzen muss, nur um endlich an dessen Ende den ersehnten Verbzusatz zu finden, auf den er schon seit der ‘Deichsel’ gewartet hat.

In dem Bergland der Peloponnes Arkadien verehrte man diese Göttin als die ‘Schönste’, Kalliste, und von ihr zweigte, wie das oft zu beobachten ist, die Sage ein Menschenmädchen, ‘die Schönste’, Kallisto, ab und gab ihr zum Vater den Lykaon, der ein so wilder Mensch gewesen ist, dass Zeus ihn in einen Wolf verwandelte.

Dieser Satz kommt mir vor wie ein Foto, das gleichzeitig alles und nichts zeigt, nur um sich nicht festlegen zu müssen, und zu dem unser Freund Miro sagen würde: ‘Jaaa, äh, und das Motiv ist…?’

Wichtige Dinge kann man durchaus in Hauptsätzen erzählen. Wie interessant können Geschichten schon sein, die in Nebensätzen abgestellt werden? Schlussendlich lässt sich auch mit der exzessiven Verwendung dieser Nebensätze nicht vertuschen, dass der Autor sich verzettelt und immer wieder abschweift, dass er drei Geschichten in einer erzählen möchte, nur weil sie ihm vielleicht zwischendurch gerade einfallen.

Nähme man alle ‘zumal’ und ‘wohl’ aus diesem Buch, wäre es wohl nur noch halb so dick, zumal sie sehr häufig vorkommen.

Es ist wahr: Die prägnante und klare Sprache zeichnet den guten Geschichtenerzähler aus. Das Ende einer Geschichte und der Beginn der nächsten sind eindeutig erkennbar. Gewandt und geschmeidig spannt der begnadete Erzähler seinen Bogen, und wenn er dies nicht ohne Umschweife tut, dann immer zugunsten der Spannung und Plastizität. Für den Zuhörer oder Leser bleibt das zielstrebige Hinsteuern auf den Höhepunkt und auf das Ende der Geschichte zuverlässig im Hintergrund spürbar, sodass er sich vergnügt und vor allem vertrauensvoll in die Obhut des Erzählers begibt.

Sieht sich der Vorlesende dagegen mitten im Satz seines Vertrauens beraubt und daher gezwungen, in einem allerletzten, akuten Zornesschub das Buch mittels einer Schleuderbewegung in die nächstbeste Zimmerecke zu befördern, dass es nur so flattert, dann hat’s nicht so ganz geklappt mit dem Überspringen des erzählerischen Funkens.

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Aufklärungsarbeit

Dr. House. Ein stark übergewichtiges Mädchen hatte einen Herzinfarkt. Jetzt hat sie Nekrosen am ganzen Körper und ist in morphinösem Dämmerzustand, damit sie die Schmerzen nicht so sehr mitkriegt. Es fällt die Frage ‘Wie geht’s ihr?’
Die Antwort lässt mich wieder mal sofort von der Couch hochfahren: ‘Den Umständen entsprechend gut.’

Also langsam zum Mitdenken: Die Umstände sind dermaßen hervorragend, dass es ihr an nichts mangelt? Es entspricht aber nicht den Umständen, dass es ihr gut geht. Und es geht ihr auch nicht gut. Mit kaum einem anderen Satz schafft man eine solche Doppel-Sinnwidrigkeit, die gleichzeitig auch noch so unelegant ist.

Würde es den gegebenen Umständen entsprechen, dass sie sich sauwohl in ihrer Haut fühlt, dann würde wohl kaum jemand danach fragen. Man stelle sich vor, ein anderes Mädchen (eines mit etwas mehr Glück) hätte gerade im Lotto gewonnen. Und jetzt kommt ein empathiebegabter Mensch, der einen Dritten mit sorgenfaltiger Stirn und gedämpfter Stimme fragt: ‘Und… wie geht’s ihr?’
Dann, und nur dann, ist diese Antwort legitim.

Will man aber ausdrücken, dass es ihr ‘ganz gut geht, wenn man berücksichtigt, was sie durchgemacht hat’, was im Prinzip immer der Fall ist, dann sage man das doch. Dann gehts ihr ‘erstaunlich gut, wenn man die Umstände bedenkt’ oder ‘den Umständen zum Trotze gut’. Entsprechend ist nicht gleich bedenkend.
Entspricht jedoch ihr Zustand tatsächlich ganz genau den miesen Umständen, dann geht es ihr eben ‘den Umständen entsprechend’. Punkt.

Genauso gehts mir, nämlich den Umständen entsprechend, wenn ich im Fernsehen Menschen sehe, die ganz offensichtlich die 18 Lenze lange überschritten haben, aber blubbern, ‘Ich tue xy, seit ich 18 bin’.
Wenn ein Führerschein-Neuling erzählt, ‘Mir fällt’s viel leichter, bei Verkehrskontrollen auch tatsächlich anzuhalten, seit ich 18 bin’, dann ist das einzusehen. Bei allen anderen muss es aber heißen ‘seit ich 18 war‘. Die Aussage ‘seit ich 18 bin’ von einem 50jährigen zu hören ist einfach nur peinlich.

Außerdem, apropos TV, will ich einen Nachspann. Ich bestehe auf mein Recht auf den Nachspann! Wer kommt beim ORF auf die Idee, einfach den Nachspann abzuschneiden und für wenige Sekunden einen schnöden Schlussbildschirm zu zeigen? Ist in den Fernsehgebühren der Nachspann nicht inkludiert oder wie? Ist auf diese Weise danach mehr Zeit für Werbung?
Ich finde das billig und dreist. Nach romantischem Gesäusel brauche ich die dreiminutige Atempause, in der zu lieblicher Filmmusik die schriftlichen Credits wie federleichte Ballons nach oben steigen. Was ich hingegen nicht brauche, ist eine gebrüllte Vorschau auf das Kettensägenmassaker.

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Birnenform

Wir Österreicher sind schon ein immens flexibles Völkchen.

In dieser Woche befasst sich ein Themenschwerpunkt im ORF mit dem Thema Ernährung. Und das aus gutem Grund: Immer mehr Österreicher leiden an Ess-Störungen wie Magersucht und Bulimie. Gleichzeitig werden die Österreicher immer dicker.

(Radio Wien Nachrichten 12.3.07)

Abgesehen von diesem sprachlichen Wurf ins Out ist es natürlich wichtig, sich vernünftig zu ernähren. Ich glaube nur, dass die Menschen das Negativpotential schlechter Ernährung unterschätzen und daher ihnen ohnehin bekannte Grundsätze aus Genussgründen einfach nicht umsetzen.
Es gibt freilich auch viele Naturdeppen, die völlig ahnungslos sind; aber auch immer wieder neue Erkenntnisse in der Ernährungsforschung, die bisherige Grundsätze über den Haufen werfen.

Ich muss es hier aber ganz deutlich sagen: Der Schlankheitswahn ist für mich völlig inakzeptabel. Mitsamt der dazugehörigen Mode und all den vermeintlichen Idealmenschen, deren überschminkte und über-photoshoppte Gesichter uns von Plakaten und Zeitschriften hungrig entgegenlächeln, kann der zum Teufel gehen.

Braucht man statt natürlicher Polsterung heute wirklich Silikon über dürrem Gerippe? Klapprige Kleiderständer sind sie, die ‘Supermodels’ von heute, und sie müssen wohl erst reihenweise, anstatt nur in Einzelfällen, erschöpft aus ihren Manolos kippen, bevor sich eine Änderung in den Köpfen abzeichnet.

Mit Schönheit hat all das jedenfalls rein gar nichts zu tun.
Ich finde es immer noch besser, ein paar Fettpölsterchen für eine vom Instinkt befürchtete nahrungsarme Zeit zu haben, als nicht mal eine winzige Energiereserve für eine eventuelle Drogenparty Grippe.

Wie das Umdenken, wenn es denn überhaupt jemals kommt, auf den Titelseiten heißen wird?
Die neue Natürlichkeit.

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iTüpferln

Elektrogeräte können wieder verwertet werden.

So zu lesen auf den Wiener Müllabfuhr-Fahrzeugen. Wisst ihr, ganz früher, da konnten sie Elektrogeräte nämlich verwerten. Dann ging das eine Zeitlang gar nicht. Jetzt aber wieder.

Was wiegt’s, das hat’s.

Stand auf einer Versandhaus-Zusendung, gleich außen am Kuvert. Meiner Erinnerung nach, wenn sie mich nicht trügt (und warum sollte ausgerechnet meine Erinnerung mich betrügen wollen?), heißt die Redensart, wenn man sich die Apostrophe mal wegdenkt, ‘Was es wiegt, das hat es.’ Aber wahrscheinlich war ihnen “Was’s wiegt” dann doch zu unorthodoxgraphisch. Dann lieber falsch als hässlich?

Offenkartoffeln

gibt es in der Speisekarte des Restaurants, wo am Mittwoch unser Weibertreffen stattfand, und diverse Saucen als Draufgabe, wenn man mit den Augen runterscrollte, las sich das so: Schnittlauchsauce, Knoblauchsauce, Schinken-Rahmsauce, Vanillesauce – huh!? Ah, das waren Topfennudeln. Die Offenkartoffel ist, ganz im Gegensatz zur ‘Gschlossen-Kartoffel’, eine sehr aufgeschlossene Speise.
Dazu gabs Boudellenweine.

Das Gratis-Geschenk

ist eine gerne mit Vorliebe häufig oft verwendete Redewendungsfloskel in Versandhauskatalogen. Gibts denn auch existierende Gratisgeschenke, für die man finanziell zu bezahlen gezwungen ist zu müssen?

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Werbeplakate

Manchmal sind Werbeplakate richtig kreativ. Manchmal wenigstens optisch interessant. Häufig aber sind sie einfach nur ‘geh bitte heast’.

Derzeit fällt mir in der Wiener Plakatwelt zweierlei auf:

1. “Glauben Sie es erst, wenn es in der Kr0ne steht!”
Ja, sicher. Der Imperativ des Monats. Ich konnte mich ja schon immer für das Kleinformat begeistern, weil es so objektiv berichtet, und auch heikle Themen völlig unreißerisch und neutral behandelt. Das steigert natürlich auch die Glaubwürdigkeit immens. Ich werde mich also daran halten.

2. “Zurück-zur-Natur Gerichte von M@ggi – Ohne Zusatz von Geschmacksverstärkern und Konservierungsmittel”
Daraus schließe ich, es sind also keinerlei Geschmacksverstärker verwendet worden, aber nur ein bestimmtes Konservierungsmittel nicht. Alle anderen sind noch drin. Oder warum sonst ist da kein n an den Konservierungsmitteln hinten dran?

Ah, ich weiß: Weil ‘Mitteln’ unfein klingt, so grammatikalisch falsch, so Dialektsprech. Das n, welches, meine Herren, tatsächlich auch in der Schriftsprache zum Dativ Plural gehört, können wir grammatikkundige Konsumenten uns ja ganz leicht aus ein paar in der unmittelbaren Umgebung sicher auffindbaren Deppenapostrophen selber basteln.

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Na so etwas!

(Wieder einer meiner älteren Texte – nach und nach, wie versprochen!)

Mich ärgert ja der schon seit längerem übliche Ausdruck ‘mit dem gewissen Extra’. Der hat sich letztens sogar schon bei einem Radiomoderator eingeschlichen, als er das besondere Flair einer anstehenden Veranstaltung anpreisen wollte. ‘Warum ärgert dich das? Es entstehen doch jeden Tag neue Ausdrücke’, meinte da mein Mann, den so etwas nie ärgert, zu meinem unmittelbar auftauchenden säuerlichen Gesichtsausdruck.

Natürlich, mir wäre es nur recht, erfänden kreative Menschen täglich mehrere brandneue Redensarten und sprachlich anspruchsvolle Sinnsprüche – für Stammbuchkritzler oder gar zum auswendig Hersagen, vielleicht während der Feiertage. Auch gegen die eine oder andere Worterfindung ist ja prinzipiell nichts einzuwenden, mach ich selbst doch auch gerne. Weiterlesen