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Schäden am Wiener Gemüt

Man ist ja als gelernter Österreicher einiges gewöhnt. Unfreundlichkeit und Grantigkeit im Einzelhandel und in der Gastronomie zum Beispiel. Richtung Westen wird’s freundlicher. Richtung Osten eigentlich auch wieder. Unsere sehr geliebte Stadt Wien und deren Dunstkreis. Außen hui, innen pfui, könnte man lästern – nicht bei allen Gelegenheiten, aber doch bei sehr vielen. Wir sind der Pfuhl, das Zentrum, das Auge des Sturms der gelebten Unfreundlichkeit, Pampigkeit und Patzigkeit.

Wenn man als solchermaßen gelernter Österreicher – oder sagen wir es präziser: als Wien-Dunstkreisler – mal ins Ausland fährt, zum Beispiel über die deutsche Grenze und noch ein Stück weiter, dann merkt man erst, welchen Gemütsschaden dieses Gewöhntsein tatsächlich anrichtet. Da betritt man nichtsahnend eine Bäckerei, sagen wir, an drei aufeinanderfolgenden Tagen, frühmorgens. “Morgen”, sagt man da artig, obwohl man sich als heimatlicher Grüßgott-Trottel schon gar keine Antwort mehr erwartet.

“Schönen guten Morgen!” flötet es einem da jäh entgegen, dass es einen fast aus den Schuhen haut, und “Was hätten Sie denn gerne?” Sprachlose Verdutzung macht sich in einem breit, und so deutet man offenen Mundes auf das eine oder andere fein aussehende Brötchen oder Törtchen, wobei man womöglich etwas zurückgeblieben wirkt. Österreicher halt. “Ja, sehr gerne! Was darf es sonst noch für Sie sein?” An dieser Stelle wird man zum ersten Mal richtig misstrauisch. Ist da irgendwo eine Kamera versteckt? Will die Verkäuferin mich verarschen? Aber mein Kontrollblick tritt sogleich den Gegenbeweis an – ein offenes, freundliches Gesicht schaut zurück, abwartend, aber geduldig.

Ich behaupte also, das wäre alles, obwohl ich noch gerne noch ein paar so freundliche Worte gehabt hätte. Doch ich muss nicht darauf verzichten: Der Eurobetrag wird mir nicht entgegengebellt, sondern von einem “wären das dann bitte” aufs Puscheligste abgemildert. Weil ich so brav bezahle, ernte ich ein “Dankeschön, hier ist Ihr Rest!”. Auch wünscht man mir noch einen schönen Tag und sich selbst, mich bald wiederzusehen. Ich verlasse die Bäckerei wie vom Donner gerührt. Selbst mein Hund, der draußen wartet, erkennt mich kaum wieder.

Am nächsten Morgen wieder Flötenklänge! “Guten Morgen! Was hätten Sie denn heute gerne?” Man deutet also an, dass man mich schon kennt, von gestern! Hier kommt der Gemütsschaden voll zum Ausbruch – mein Verdächtigungszentrum schlägt Alarm. Da stimmt doch was nicht! Die muss doch irgendetwas von mir wollen! Ha, das will sie auch – Geld, für das Brot. Mehr nicht. Auch auf Nachfrage nicht. Und wieder lasse ich die freundlichen Wünsche für einen schönen Tag auf meine Seele prasseln wie Monsun auf ausgedörrtes Land. Aber so richtig genießen und einfach nur genießen kann ich es nicht. Es ist mir einfach zu suspekt. Das, liebe Freunde, ist der Schaden, den man als Wien-Dunstkreisler nimmt, einfach durch das Hier-Sein und -Leben.

Am Sonntagmorgen sind die deutschen Verkäufer etwas im Stress und einen Tick weniger freundlich. (Zum Vergleich: Bei uns sind die Verkäufer sonntagmorgens größtenteils eines: im Bett.) Aber etwas anderes beeindruckt mich: die Fortbewegungsart der Spezies! Der dritte Kollege in der Bäckerei, der gerade noch Brot aus dem Ofen holte, kommt vom anderen Ende der Verkaufstheke herbei, um den beiden Kolleginnen beim Bedienen der Kunden beizustehen. Er geht nicht. Er schlurft auch nicht. Er rollt nicht, wie manch ösitanische Feinkostverkäuferin. Er rennt! Jawohl, ich lüge nicht, und ich habe es mit eigenen Augen gesehen!

Sie mögen uns ja mitunter etwas zugeknöpft erscheinen, unsere deutschen Nachbarn, manchmal mag ihr Humor sich von unserem spürbar unterscheiden oder in Einzelfällen gar völlig absent wirken. Aber eines muss man ganz klar sagen: Im Einzelhandel fühlt man sich dort als Kunde wirklich so, wie man sich sprichwörtlich fühlen sollte. Wären die auch nur halb so freundlich, sie würden sich vom Durchschnittsbäcker in DurchschnittsWienUmgebung immer noch merklich abheben. Ich ernüchtere meine deutschen Leser nur ungern, aber bei dem, was mancher gern als “Wiener Schmäh” anpreist, handelt es sich meist nur um einen gewissen chronischen Grant, wie man ihn von Schmerzpatienten kennt. Echter Schmäh oder auch nur ein freundliches Gesicht ist hier im öffentlichen Leben des Einzelhandels nur noch höchst selten anzutreffen.

(Wie ich so gerne sage: Bei uns schauen sogar die Leute grantig drein, die im Thermalbad zu Wien im warmen Wasser sitzen müssen. Sind aber auch echt arme Schweine.)

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Dann schau doch einfach weg

Es mag eine Facebook-Angewohnheit sein, die Welt ständig in “Gefällt mir” und “Gefällt mir nicht” einteilen zu wollen, oder einfach eine schwarzweiße menschliche. Weit hat uns das nicht gebracht, was die Friedlichkeit betrifft. Ich sehe Menschen, die sich daran stoßen, dass andere den “falschen” Gott anbeten. Ganze Kriege gibts darüber. Oder daran, was irgendein Wildfremder auf der Straße anhat, welche Kleidung, welche Kopfbedeckung, welche Schuhe die Leute tragen, die sie nichtmal kennen. Ganze Blogeinträge gibts darüber. Ich sehe Menschen, die sich daran stoßen, dass einer vom Himmel springen will. Ganze Facebook-Einträge.

Es ist leicht zu vergessen, dass man sich auch dann von außen steuern lässt, wenn man sich auf eine “Dagegen!”-Position stellt, und dass man damit Energien nährt, die auf Opposition, auf Kampf, auf Krieg eingestellt sind. Energieverschwendung Marke “Pointless”, wenn ihr mich fragt. Ich sage nicht, dass das schlecht ist. Ich sage, es ist schade um die Kraft. Man muss sich nicht immer positionieren. Dann schau ich eben einfach weg. Ich hab in meinem Leben genügend andere Dinge, sodass ich mitunter selbst jene versäume, die mich interessiert hätten. Da ist es doch ein Leichtes, das zu versäumen, was mich nicht interessiert.

Handelt es sich um eine Sache, die es unbedingt zu verhindern gilt, weil tausende Menschenleben, Tierleben, Pflanzenleben davon abhängen, und in mir schreit alles “dagegen!”, dann muss ich mein Möglichstes tun, meine Einmannkraft, Einfraukraft zusammenraffen und dagegen angehen so gut ich eben kann, will mich vielleicht einer Organisation anschließen, um meine Einmannkraft zu vervielfachen. Ist es etwas, das in der Welt stattfindet und im Grunde unter “völlig einerlei” fällt, oder gar etwas, das womöglich bereits stattgefunden hat, dann spare ich mir meine Kraft für mich selbst und beschwöre keine widerstrebenden Kräfte in mir herauf, um in einen Krieg zu ziehen, der nur in mir selbst stattfindet.

Natürlich sind es unterschiedliche Dinge, die wir in die Schubladen “wichtig” und “egal” einsortieren – und das ist auch gut so. So ist für alles gesorgt. Doch es gibt auch immer einen Spiegel, der in solchen Anlässen verborgen liegt. Oberflächlich betrachtet ist es der äußere Anlass, der den Ärger hervorruft, doch innerlich gibt es ein Pendant, eine Empfindung, eine Einschränkung, die von der äußeren Sache ausgelöst wird. Dorthin lohnt es sich zu schauen. Das ist auch nicht immer angenehm, aber weitaus heilsamer.

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Gyrocopter

“Ich will etwas vom Leben spüren. An Blumen schnuppern. Frei sein. Herumschweben und die Welt von oben sehen.” So oder so ähnlich formulierte ich es wohl, als ich vor einiger Zeit nach meinen Zielen im Leben gefragt wurde. Es war ein seltsames Gespräch, und mein Hirn hat Teile davon in Schubladen abgelegt, die mal wieder mit Seife geschmiert werden müssten. Aber ich erinnere mich genau an den letzten Satz.

Von der Existenz des Gyrocopters erfuhr ich auf der Suche nach einem Geschenk für den 40er meines Bruders, und seither hatte ich so ein Jucken, ein Copter-Jucken. Natürlich wollte ich aus Höflichkeit warten, bis mein Bruder seinen Erlebnisgutschein einlöst, aber dann drohte der zweite Sommer seither zur Neige zu gehen, ohne dass ich den Gyrocopter bestiegen hätte. Und das durfte nicht sein! Also Rappel gekriegt, hurtig ein Mail geschickt an den Herrn mit dem Fluggerät, und schon rief er mich zurück und gab mir einen flotten Flugtermin.

Das Wetter war perfekt an diesem Mittwoch, kein Wind, Sonnenschein, ein bisschen dunstig vielleicht, aber nicht dramatisch. Ich erwartete also einen ruhigen Flug, und das war auch gut so, denn bei Sturm hätte ich sowieso nicht einsteigen wollen in das Cabriogefährt (-geflögt?), das kaum größer ist als eine Wespe mit wespenstichbedingter Schwellung.

Nach dem durchaus sanften Start – das Ding startet mit “Anlauf” auf Rädern, wie ein Flugzeug – war ich daher von dem windigen Gebeutel durchaus überrascht, das mir in die Fresse wehte und mir die Haare unter dem etwas zu großen Helm hervorzerrte, um sie mir im Sekundentakt in die Augen zu flappen. Ich musste mich also erst ein wenig daran gewöhnen, dass es außer Naturwind eben auch Fahrtwind (Flögtwind?) gibt, der bei 120 km/h doch durchaus spürbar ist, und ich musste meine Haare zurück in den Helm stopfen.

Aus solchen und anderen Gründen geht so eine Etosha freilich nicht ohne Kamera an Bord eines solchen Gerätes, das mangels Scheiben und sonstiger Hindernisse für die Fotografie doch wie geschaffen ist. Auch Türen sind am Gyrocopter nicht vorhanden – die Seitenwand ist etwa auf Kniehöhe einfach zu Ende, was das Sicherheitsgefühl nicht gerade erhöht, vor allem in Kurven. Dafür erhöht es jedoch die Sicht, und zwar ordentlich. In der Kurve ist zwischen deinem Kopf und dem Boden nur noch Luft.

Das Kamera- und Objektivhandling im Fahrtwind war nicht ganz einfach, muss ich zugeben. Ich hatte die SLR mit drei Objektiven und die kleine GoPro Actioncam dabei. Letztere hätte ich eigentlich gerne fix montiert, mangels geeigneter Stelle musste ich darauf verzichten. Es zeigt sich an den Fotos allerdings, dass es mit einer einfachen Handschlaufe für die GoPro viel flexibler und schöner war. Der Objektivtausch und auch Kamerawechsel war nicht ganz easy, aber machbar.

Es war insgesamt also durchaus respekteinflößend, aber so wunderbar, dass ich es unbedingt wieder machen möchte. Spätestens im nächsten Frühling!

Falls jemand in der NÖ-Gegend Fotos von seinem Haus haben möchte, Mail genügt! :)

Ein Album der besten Fotos gibts drüben beim smallest fish – ich hoffe, ihr habt genausoviel Freude dran wie ich!

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Seltsame Viecher

Jeder, der ein Haustier hat, wird mir zustimmen, wenn ich sage, dass jedes seinen eigenen Pecker (Vogel, Klopfer, Boscha, Hieb) hat. Für gewisse Katzen gibt es kein größeres Vergnügen, als aus zwei Metern Höhe auf ein Plastiksackerl zu pinkeln. Manche Papageien beginnen zu fluchen, wenn sie jemanden mit Werkzeug herannahen sehen. Einige Hunde graben alles ein, was sie in die Lefzen kriegen. Und es gibt andere Hunde, die vor Fliegen Reißaus nehmen.

Letzteres wäre dann mein Hund. Mein Hund ist eine Sie. Cindy. Nicht, dass sie sich vor Fliegen fürchtet. Sie ist einfach unvorstellbar genervt, wenn diese Biester auf ihrem Fell rumkrabbeln, weil das offenbar heftig juckt. Dabei kann doch kein Hund in Ruhe seinem Tagewerk nachkommen. Wenn sie daher eine Fliege hört, und sie diese nicht sofort per Blitzbiss zu fassen kriegt, dann flüchtet sie in einen anderen Raum, und zwar im Trab. Manchmal ächzt sie sogar ergrimmt, bevor sie sich in Bewegung setzt.

Manche Hunde haben ja Talente, wie etwa Apportieren oder Hüten und ähnliche hundische Zuchteigenschaften. Die Hündin meiner Mutter kann eigentlich von Natur aus nur graben. Die vergräbt alles, Zigarettenstummel eingeschlossen. Einmal hat sie ihr gar das Handy im Garten eingebuddelt. Ein gedämpftes Klingeln weniger, und meine Mutter hätte es nie wieder gefunden.

Manche Verhaltensweisen sind einfach unbegreiflich, so sehr man sich auch um Durch-, Über- oder Einsicht bemüht. Was Katzen an Plastiksackerln so pinkelnswert finden, weiß wohl niemand so genau. Ich vermute, es hat etwas mit einer Geruchskomponente zu tun, die wir Menschen nicht wahrnehmen. Also setzt die Katze eins obendrauf, das dann sogar wir Riechnieten bemerken müssen.

Andere Gepflogenheiten sind ganz klar eine Folge von Konditionierung. Der erwähnte Papagei gehörte einer Freundin meiner Mutter. Deren Angetrauter war kolportierterweise verbal recht aufbrausend, wenn Reparaturen am Haus nicht gleich so funktionierten, wie er sich das erwartet hätte. Der Vogel durchschaute das Prinzip, und irgendwann begann er schon “So ein Scheiß!” zu krächzen, sobald jemand in seiner Sichtweite auch nur einen Schraubenzieher zückte.

Konditionierung ist eine mächtige Kraft und gar nicht die schlechteste Hilfe bei der Erziehung. Manchmal geht sie auch ein bisschen schief, wie bei meiner Frau Hund. Als wir noch in der Stadtwohnung wohnten, waren oft aus dem Stiegenhaus Geräusche zu hören. Man bewohnt den vierstöckigen Altbau ja seltener ganz alleine. Cindy bellte dann aus dem Wohnzimmer hervor, und ich sah überhaupt nicht ein, dass Frau Wachhund sich nicht bequemt, ihren haarigen Hintern zu erheben, um zur Überprüfung der Sachlage ins Vorzimmer zu schreiten. Daher sagte ich einige Male zu ihr: “Versteck dich gefälligst nicht da drin, geh schaun, was los ist!” Seither bellt sie, wenn ich “Geh schaun” sage.

Es gibt aber auch geglückte Konditionierungen. So läuft sie schnurstracks quer durchs Wohnzimmer auf ihren Platz, sobald mein Mann den Kühlschrank öffnet. Das klappt nicht immer, aber dafür, dass wir das lange nicht geübt haben, passiert es noch sehr oft. Und es ist besser, als Madame bettelnd danebensitzen zu haben.

smallest fish: Fun, Works & Edits &emdash; Orking Cindy

Ihre eigenen Mahlzeiten, wenn sie aus Frolic (vulgo “Ringerl”) besteht, bekommt sie am liebsten fliegend serviert. Nicht der Hund fliegt dabei, sondern die Ringerl, und zwar in die Wiese im Garten, seit wir auf dem Land wohnen. Da ist sie so scharf drauf, dass sie bellend vorausprescht, mit dem Hinterteil zwischen den Vorderbeinen, wenn ich die orangebraunen Dinger aus der Küche hole und sie hinunter Richtung Terrassentür trage. Doch der Verzehr selbst findet tunlichst nicht in der Wiese statt. Es wird jedes Ringerl einzeln hereingetragen und unter dem Tisch im Wintergarten verzehrt. Im Sommer kein Problem, im Winter total doof, denn da bleibt die Terrassentür natürlich nicht so lang offen, bis Frau Hund alle Frolic einzeln hereintransportiert und verspeist hat.

Noch schöner als unter dem Tisch frisst es sich nur oben im Wohnzimmer auf dem Perserteppich. Da ist alles so schön gedämpft. Man kann ein halbes Frolic fallenlassen, ohne gehört zu werden. Man kann auch ganze Ringerl darunter verstecken und sie dann mit viel Geschnauze, Geschiebe und Gepfote wieder ausgraben. Und man kann sich hinterher wunderbar die Schnauze daran abwischen oder sich einfach mal darauf wälzen. Daher lautet der Stammbaumname der hochwohlgeborenen Frau Hund auch “Cinderella Runter vom Teppich”.

Wenn man die Frau Hund ein bisschen hinhält, mit einem Leckerli oder einem Spielzeug in der Hand, lässt sie geistig nochmal alle Tricks Revue passieren, die sie je gelernt hat. Wenn ihr gar nichts anderes mehr einfällt, greift sie zum Äußersten – sie macht die Rolle seitwärts. Der tollste Trick, seit es Hunde gibt. Und er ist absolut zweckfrei. Etwas weniger sinnlos ist “Zeig mir den Bauch”, das kann sie, seit sie eine kleine Operation an einer Milchdrüse hatte und ich sie hinterher ein bisschen pflegte und cremte. Manchmal bellt sie, wenn ich beim Einparken dem Hintermann zu nahe komme. Schließlich sitzt sie hinten und hat den besseren Überblick. Vielleicht findet sie aber auch nur die seltsamen Lichtspiele an der Stoßstange des anderen Autos erschreckend.

Aber das alles ist eigentlich nicht gar so besonders seltsam. Es gibt zumindest noch viel eigenthymlichere Hunde. Meine Freundin A. hat einen Mischling, den sie vor acht Jahren aus dem Tierheim holte. Er war zuvor auf einem Supermarktparkplatz tagelang angebunden gewesen, aber noch ganz jung, als sie ihn zu sich nahm. Der Hund heißt Wookie, und der macht echt schräge Sachen. Er fängt Wasser, wenn man es ihm zuwirft. Also, beim Baden im Teich, wenn man ihn mit der Hand bespritzt, springt er hoch und fängt das Wasser mit der Schnauze, wie andere Hunde das im Winter mit Schneebällen tun.

smallest fish: Fun, Works & Edits &emdash; Wookie fliegt

Mit Wasser hat er’s überhaupt. Dieser Hund hat offenbar einen Biber unter seinen Vorfahren, wie immer das auch gehen mag, vielleicht fliegen die ja herum wie Pollen. Denn er baut Bäche um. Ernsthaft, der nimmt Steine aus dem Bach in die Schnauze, trägt sie woanders hin, schiebt sie mit den Pfoten herum, bis sie richtig liegen, bis der Haufen groß genug ist, bis das Wasser anders fließt – dieser Hund baut ganze Bachläufe um, wenn man nicht aufpasst.

Wenn eine Plastikflasche leer ist, steht er schon da und wartet darauf, dass er sie kriegt. Dann zerlegt er sie soweit er sie zerlegen kann, worauf er sie im Garten vergräbt.

Singen kann das Tier auch, Wahuuuuu!, das hab ich aber leider noch nie live erlebt. Dabei könnte das einen lukrativen Nebenerwerb ergeben, finde ich.
Zuletzt berichtete A. mir, dass Wookie seit neuestem Maulwürfe umsiedelt. Er gräbt einen im Garten aus, nimmt ihn in die Schnauze, drückt sich samt Maulwurf durch sein Loch im Zaun und trägt ihn möglichst weit auf das dahinterliegende Feld hinaus. Dort lässt er ihn dann laufen. Ich finde das allerliebst.

Und bei euch so? Begreift es als Stöckchen, ihr Blogger. Alle anderen dürfen sich in den Kommentaren austoben. Auf gehts!

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Madeira 2012 ~ Balcões

Da gab es diesen Tag in meinem Urlaub, an dem ich mobloggte, es sei so schön gewesen, dass ich vergaß, Handyfotos zu machen. So konnte ich vor Ort gar keine Fotos bloggen, ich beginne daher meinen Madeira-Reisebericht diesmal mittendrin und völlig planfrei.

Hab ich übrigens erzählt, dass ich einen Fotowettbewerb gewonnen habe? Nein?! Die Appartmentanlage Palheiro Village auf Madeira, wo ich letztes Jahr mit meiner Mama so überaus nobel logierte, veranstaltete einen Wettbewerb für Fotos, die aus der Anlage fotografiert wurden und einen Sonnenuntergang oder ein Kreuzfahrtschiff zeigen. Den Bewerb gewann ich kurzerhand – Siegerbild guckstu hiiier:
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*stolzbin*
So konnte ich in diesem Urlaub eine von zwei Wochen gratis das wunderbare Zwei-Schlafzimmer-Appartment Nr.24 bewohnen. In der ersten Woche war mein mir rechtmäßig Zugemuteter bei mir, in der zweiten Woche meine liebe Freundin N mit ihrem Mann.

Die Menschen, die mir im Urlaub begegnen – Angestellte bei der Autovermietung, am Flughafen, in der Appartmentanlage – frage ich gern nach ihrem Lieblingsort auf der Insel. Auf diese Weise finde ich so manches Juwel, das nicht im Reiseführer steht, oder das darin zumindest auf weniger schalmeiende Art angepriesen wird als die Top3-Ziele für Top3-Touris. Diesmal war es Emilia, die gute Seele des Palheiro Village, die mir erzählte, sie seien früher oft nach Ribeiro Frio gefahren und zu Balcões gewandert (auszusprechen ungefähr so: Balkoosch), ein leichter Wanderweg sei das, und eine prächtige Aussicht habe man da.

Es ist der 26. Juni, ein Tag in der zweiten Woche, ich bin allein in meinem roten, swiften Miethupferl unterwegs und habe in Funchal-Downtown ein paar Besorgungen gemacht. Per Navigon lasse ich mich durch die Stadt nach oben leiten. Ohne Navi würde ich mich bestimmt verfransen – so gut ich mich auch am Land zurechtfinde oder vom Village aus, so schlecht gehts mir bei der Orientierung in Funchal City. Auf diese Weise aber kann ich mir Teile der Stadt ansehen, die mir bisher verborgen geblieben sind, ohne mich auf die Strecke selbst konzentrieren zu müssen, und so passiere ich ganz normale Wohnviertel, kleine Kirchlein auf Anhöhen, Autowerkstätten, winzige Läden und große Bürohäuser, und traue mich erstmals mit dem Auto durch das malerische Bergdorf Monte zu fahren, vorbei an der Kirche, in der unser seliger Karl I. herzlos begraben ist (sein Herz liegt – oddly enough – in einer Schweizer Klosterkapelle. Ob seine arme Seele jemals Ruhe findet?)

(Technische Anmerkung zu den Bildern:
Zusammenfassung: Größer wirds nicht, also einfach nicht draufklicken.

Details für detailversessene Nerds: Das ist mein erster Eintrag unter Verwendung des NextGEN Gallery Plugins. Ich bin damit noch nicht vertraut, will mich aber lieber mit Schreiben befassen als noch länger mit “Hä? Hm? Klick, klick, ähm, nö, so, nö, doch nicht. Hä?” Man vergebe mir daher bitte allfällige Ungereimtheiten oder melde sie mir. Es wird zB automatisch ein Link auf die Bilder gelegt, doch ein Klick darauf bringt nichts als dasselbe Bild in selber Größe im Lightbox-Stil; der Blogeintrag selbst wandert nach Schließen dieses Fotofensters aber wieder auf Position 1, will sagen: Ein Klick bringt euch nix als Scrollarbeit. Also bleibenlassen. Falls sich das bald ändert, werde ich das ebensobald vermelden. Die anderen Funktionen des Plugins (Diashow, Thumbnails) muss ich erst kapieren, intuitiver wär netter. Aber ich mag meine Bilder ohnehin am liebsten so wie hier: im Erzählkontext.)

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Über die Berge fahre ich Richtung Norden auf der E.R. 103. Auf einigen Abschnitten dieser Strecke sieht man verbrannte Bäume mit schwarzer Rinde, gespenstisch weißen Ästen und toter Krone, stumme Zeugen der letzten Brände auf Madeira (jener vor 2012).

Emilia hatte auch erzählt, in Ribeiro Frio gäbe es eine sensationelle Fischzucht, aber als ich nach der Talfahrt in dem Dörflein ankomme und mein Auto geparkt habe, kreuzen nirgendwo irgendwelche sensationellen Fische meinen Weg. Da gibt es nur einzwei Cafés und einzwei Wanderwege. Ich entscheide mich also, erstmal beim Plan “Balcões” zu bleiben.

Ich wohne ja quasi im Auto, wenn ich diese Art Appartment&Auto-Urlaub mache, und es dauert immer ein paar Minuten, bis ich mich organisiert habe: Kamera, und wenn ja welche; Wasserflasche, meist sinnlos, da sehr oft noch fast voll, wenn ich zurückkomme, sorgt aber durch ihr Gewicht freundlicherweise für mehr Wasserverbrauch, außer bei Wanderungen, auf denen ich total durstig bin, da hab ich nämlich nie eine mit; Proviant ja/nein (siehe “Wasserflasche”); Reisehase, Telefon (kann Leben retten), Zigaretten und verschließbares Plastiksäckchen für Zigarettenstummel (Ja, ich bin der total artige Raucher!); das alles muss irgendwie an den Körper gebunden, geklettet und gedübelt werden.

Den Fotorucksack nehme ich nie mit, weil mir davon die Schultern wehtun, ich habe stattdessen ein Gilet aus Stoff mit vielen Taschen, wie es Fischer tragen, darin lässt sich das Gewicht gleichmäßiger und vor allem griffbereiter verteilen. Die Gefahr des Nasswerdens besteht an diesem zwar dunstigen, aber prächtig sonnigen Tag auch nicht, also bin ich damit gut bedient.

Endlich biege ich in den Wanderweg mit dem Schild “Balcõ s” ein, dessen e ein Raub des Abblätterns wurde. Der Weg führt vom Ende des Dörfleins an der Levada do Furado entlang.
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Levadas sind künstliche Regenwasserwege, die die Insel Madeira durchziehen, aber das wisst ihr ja sicher schon alle. An Levadas kann man gut wandern, weil Pfade an ihnen entlangführen, sie meist nur ein geringes Gefälle haben und so einen wundervoll bequemen Weg durch die sonst so zerklüftete Landschaft bieten.

Der Weg ist das Ziel, und man lernt hier recht schnell, sich nicht allzusehr auf das Weiterkommen zu kaprizieren. Man hat aber auch keinerlei Gelegenheit, Frust über das mangelnde Fortkommen zu entwickeln, weil man vollauf mit Sichnichtsattsehenkönnen beschäftigt ist. Dieses Im-Moment-Sein macht einen großen Teil der Erholsamkeit aus, die ein Urlaub auf Madeira mit sich bringt, und das trotz der Strapazen, mit denen gewisse Wanderungen verbunden sind.

Es wird einem dort also so manches Motiv in den Weg gestellt.

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Dekorative Balustraden mitten im Wald…

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Gerätschaften ohne anwesende PS…

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Malerische Felsdurchgänge…

…sowie allerlei Blumen und Düfte, moosbewachsene, herabgestürzte Felsen, die über der Levada liegengeblieben sind, Licht- und Schattenspiele, Vogelgezwitscher und das Lachen der Wanderer weiter vorne.

Der Weg zu Balcões führt schließlich von der Levada weg, und ohne die schattenspendenden Bäume wird es schnell sehr heiß.

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Bei der Ankunft am Aussichtspunkt bleibt mir der Atem weg.

Ich bin überrascht, dass ich mich offenbar so weit oben befinde, die Straße nach Ribeiro Frio ging doch so lange bergab, und der Levadaweg war völlig flach!

Nun zur Aussicht… – doch von Neuem werfen sich mir Motive in den Weg!

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Da gibt es nämlich die wunderschönen Madeira-Finken, die damit beschäftigt sind, sich am Boden an ein paar Körnern gütlich tun, mal dahin und mal dorthin zu flattern, schön zu sein und sich geduldig knipsen zu lassen.

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Der Aussichtspunkt erhebt sich im hinteren Bereich zu einem kleinen Felsberg mit Stufen, den ich natürlich erklimmen muss. Ich habe ein bisschen Höhenangst, aber Konfrontationstherapie ist da das beste. Und die Aussicht ist von da oben sicher noch besser!

Puh, ist das heiß hier. Erstmal hinsetzen.

Dann ein Foto von der Aus… Oh, da, ein Schmetterling!
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Jetzt aber wirklich! Umsehen! Hinunterschauen!

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Da geht’s ja ganz schön runter! Zwei junge Mädels, die mir dabei zusehen, wie ich El Reisehase knipse, finden: “Der Kleine ist ja ziemlich mutig!” Er ist zwar für solche Fotos immer fest verzurrt und mit einem Karabiner gesichert, aber seine Brust schwillt trotzdem angesichts dieser Huldigung seiner Tapferkeit. Hier also das zur Nachreichung versprochene Bild:
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Das Flusstal, in das wir hier blicken, liegt laut Karte etwa 300 Meter unter dem Aussichtspunkt. Der Aussichtspunkt selbst befindet sich immerhin auf 900 Meter Seehöhe.

Die Sonne glüht mir auf die Birne, und ich sehne mich bereits nach dem Schatten an der Levada. Erst später auf dem Rückweg stelle ich fest, dass hier auch ein Geocache zu holen gewesen wäre, aber mir ist einfach zu heiß.




Geocaching ist gut, um versteckte Orte zu entdecken, aber diesen Ort habe ich ja bereits gefunden. Also kehre ich nicht nochmal um.

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Meine Schläfen pochen, und ich schwitze unter meinem Gilet und dem darauf angekletteten Zeug, während der Laden an der Levada seine traditionellen Wollmützen und Wollsocken feilbietet.

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Dann doch lieber ein kühlendes Fußbad in der Levada, jaaaah!

Rechts im Bild: El Reisehases Baumelbeinchen. Mit dem kühlen Levadawasser kann man sich auch schön die Arme und den Nacken befeuchten und die Haare ein bisschen nassmachen, sehr erfrischend. Nur zum Trinken eignet es sich nicht so gut – ich habe gehört, es soll Leute geben, die da ihre Füße reinstecken!

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Quietschenden Schuhes geht es weiter, noch ein bisschen die Aussicht genießen, die sich da und dort bietet, wo die Baumvorhänge sich auftun.

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Nach der Rückkehr in den Ort Ribeiro Frio gehe ich den Wanderweg noch ein Stückchen in die andere Richtung, überquere den namensgebenden “kalten Fluss”, der sich in immer neuen Kaskaden in allerlei natürliche Becken ergießt, bevor er weiter unten im grünen Dickicht verschwindet.

Ein paar kleine Fische sehe ich in einem der Becken immerhin, und ich werde von einem Erpel angerüpelt, der offensichtlich mit seiner Holden dort lieber allein wäre. Er akzeptiert dann aber, dass ich mich in angemessener Entfernung auf seine Mauer setze, mir die Füße kühle und über das Wasser schaue.

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Dann will ich mir noch den Posto Florestal ansehen; so etwas findet sich auf der Insel häufiger, die jeweilige Parkaufsicht logiert da in einem Haus mit Garten. Irgendwie sieht der verlockend aus, da gibt es kunstvoll geschnittene Hecken und allerlei Steinbecken.

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Und was sehe ich da? Fische! Jede Menge Fische!

Wunderschöne, beeindruckend große Forellen in verschiedenen Becken, die über fließendes Wasser in kleinen Bächen und Rohren miteinander verbunden sind.

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Doch die meisten Fische finde ich in diesem Stufenbecken, in jedem sind die Fische etwas größer, oben sind unzählige Babyfische, unten sind die ganz großen.

Ich bin ja bei heißem Wetter nicht ganz bei Trost, weil mein Hirn da nur notstrommäßig funktioniert; das Ergebnis meiner Trost-losigkeit an diesem Tag: Die Autofenster waren die ganze Zeit über offen. Es fehlt aber nichts, nichtmal der iphone-Kopfhörer, der griffbereit auf dem Beifahrersitz liegt. Habe ich erwähnt, dass ich diese Insel liebe? Dazu gibt es noch eine andere Geschichte – ein andermal.

Abends treffe ich meine Freunde in der Stadt, und es gibt natürlich noch ein Menü!

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Heute: Thünfisch und Öbstsalat. Alles, was Pünktchen hat, kräääht!

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Außerdem der Speisekarteneintrag, der unser Favorit für den Rest des Urlaubs sein wird:
Lammel, das ist ein sehr junger Hammel – oder jemand, der sich lümmelhaft, aber irgendwie trotzdem liebenswert benimmt.


 

Davon gibts noch mehr:

 

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Aus der beliebten Reihe…

Im Zuge der telefonisch-verbalen Breittretung meiner Logokreation für das kleinste Fischerl gemeinsam mit meinem Bruderherz fielen ein paar recht interessante Worte, die er liebevoll zusammenfasste unter der Bezeichnung

“Adjektive, die man selten braucht”

Unser Beitrag zu dieser Kategorie aus diesen Gesprächen:

* flossig

* schnauzig

Wer findet mein F zu schnauzig und das H nicht flossig genug? Wer bietet mehr?

 

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Madeira 2012 – Zu Ende

Ach herrje! Als hätte jemand mit meinen zwei Wochen ein Zeit-Origami gefaltet! Falten Sie nun Punkt A an Punkt Z.

Der Koffer und alles Zeugs ist bereits ausgepackt, denn morgen gilt es eine Hochzeit zu fotografieren, und da müssen die Speicherkarten poliert und die Linsen geleert sein! Oder so. Hilfreich dabei ist, dass es hier drin um 00:23h eine ganz erwähnensunwerte Hitze hat, und es morgen auch nur höchstens 37 Grad kriegt. Das ist ja nichtmal richtiges Fieber.

Mir hats Spaß gemacht, das Reisebloggen, wenn’s auch nicht immer besonders viel war – ich weiß, normalerweise bin ich gesprächiger, vor allem schriftlich, aber das Tippen auf dem depperten Eierfon will mir auch nach (hier geistig eine Zeitspanne einsetzen, die lang genug scheint, um sich an eine Tastatur gewöhnen zu können… Wie lange hab ich das Ding eigentlich? Ein Jahr? Länger?) anyway… Ich kann auf dem Ding nicht tippen, weder hoch noch quer. Obwohl der richtige Buchstabe in Groß erscheint, steht dann oft der falsche da, und ich krieg dabei echt Aggressionen, so stark, dass ich die am liebsten auch noch mit Doppel-n schreiben würde. In der WordPress-App kommt noch erschwerend hinzu, dass die App irgendeine verborgene(?) Rechtschreibprüfung hat, wodurch Buchstabenkombinationen, die dem Dings doppelt erscheinen, gleich wieder weggelöscht werden (sowas wie Wanderer oder ähnliches, ich hab mir die Wörter nicht gemerkt, aber ich hab zugesehen, wie die App das eben Getippte wieder verschwinden ließ, zum Glück, muss ich sagen, ich zweifelte schon an meinem Verspür, Gestand oder an beidem).

Vielen Dank fürs Reinschauen, und wenn sich das Feedback hier auch traditionell(?) eher in Grenzen hält, danke an die Kommentatoren, die es gerade freute! Es ist natürlich viel netter, wenn man nicht völlig echofrei dahinbloggt. Mein Papa mailte mir im Urlaub zu dem Thema seinen Standardspruch: “Versteh i. Des is wia wannst zu an Derischen Guate Nocht sogst.”

Kurz gesagt, ich bin wieder da und ab Sonntag auch für diverse Kommunikation verfügbar.

Davon gibts noch mehr: