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Es ist vollbracht!

Völlig überraschend war mein Auto viel früher fertig als vereinbart! Ich bin total begeistert, ich hab mir damit einen Traum erfüllt.
(Und natürlich hat der polnische Lackierer ihn mir erfüllt – der zu schüchtern war, mich beim Abholen kennenzulernen.
Wahrscheinlich wollte er nicht abgeknutscht werden.)

Wollt ihr’s sehen, wollt ihr’s sehen?

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Madeira 3

So, ihr ein, zwei Hartnäckigen, die ihr hier immer wieder reinschaut und die Hoffnung nicht aufgebt, dass da irgendwann doch noch mehr Madeira kommen wird, eure Geduld wird nun belohnt. Nachdem mich – zusätzlich zu dieser meiner Phantasie – mathilda gerade via Skype mit virtuellen Pom-Poms bewedelt hat, hält mich nichts mehr von einer flammend motivierten Fortsetzung der Fotoshow ab!

Wir erinnern uns dunkel, dass den weiblichen Reisenden am Abend der letzten Folge dann doch noch ein wunderhübsch prasselndes Feuerchen gelingt. Daraufhin verwandelt sich die klamme Hütte übergangslos in eine indianische Schwitzhütte, und die beiden Heldinnen und Meisterinnen des Feuers machen einen Abendspaziergang.

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Obwohl an der Nordküste angeblich immer schlechtes Wetter herrscht, werden wir mit einer prächtigen Blue Hour gesegnet.

Drei Schritte von der Veranda weg, und der Weg teilt sich. So, Etosha, nun musst du dich entscheiden: Kandidat A, der aufgrund der Dauerfeuchte zuverlässig rutschigen Untergrund bietet und dabei auch noch leicht bergab läuft, dafür jedoch am Zitronenbaum vorbeiführt, dessen Blüten so herrlich duften; oder Kandidat B, der Endliche, dessen Verlauf dich geradewegs auf die Terrasse der Nachbarin führt (welche ebendort offenbar tagein tagaus im Morgenmantel herumzufläzen pflegt und angesichts eines ungebetenen Gastes mit verblüffend ratlosen Blicken um sich wirft), dafür aber einen kleinen Ausblick aufs Meer bietet.

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Links ein Blick über die Quinta Richtung Meer, rechts unser Häuschen im Abendkleid.

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Danach spielen wir Billard in der ebenso hübschen wie ständig gähnend leeren Selbstbedienungs-Bibliothek und -Bar der Quinta und trinken dazu Wodka-Lemon. Wir stellen dabei fest, dass Menschen, die beim Billard ganz entschieden auf die Einhaltung der Regeln pochen, den großen Vorteil haben, am Himmelstor beteuern zu können, dass sie sich auf der Erde ganz bestimmt nicht zu stark amüsiert haben. Im Laufe des Spiels schleicht sich die Gewohnheit ein, miteinander in ungarischem Akzent zu sprechen, und wir lachen uns dabei Richtung Bauchkrampf, bis schließlich die liebe K. zur Piri mutiert, und ich zu Andi, was für den Rest des Urlaubs nicht mehr loszuwerden ist.

Hierhin würde nun sehr vortrefflich ein Satz passen, der ebenso eloquent wie witzig in den nächsten Tag überleitet. Er beginnt in Machico. Naja, eigentlich beginnt er beim Frühstück mit viel zu dickem Speck unterm Spiegelei, und beim gemeinsamen Faktor-40-Auftrag vor dem Spiegel, sonst wirstu kriegän Braand von Sonnä, Piri!

Machico ist ein hübsches kleines Küstenstädtchen im Osten Madeiras, wo man noch beschaulichen Tätigkeiten nachgeht, zum Beispiel dem Fischen…

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…oder auch dem Fischen.

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Fast obligat ist schon, dass ich ein Beweisfoto veröffentliche, das zeigt, wie falsch jene Leute ticken, die fest der Überzeugung anhängen, es würden mit höchster Zuverlässigkeit stets scharfe, gute Bilder aus meiner Kamera kommen.

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Hier ist das diesmalige.

Nach dem Strandspaziergang widmen wir uns dem kleinen Garten vor dem schmutziggelben Forte de nostra Senhora do Amparo, das heute die Touristeninformation beherbergt (die Fotos davon haben irgendwie alle den gleichen Gähnfaktor, drum erspar ich euch die hier).

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Genauer gesagt, widmet Piri sich breit lachend der Schaukel, die dort auf der Wiese steht, und ich mich dem Pflanzenreich.

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Links vom Forte liegt die schöne Rua do Mercado, gesäumt von mächtigen Bäumen, in deren Schatten alte Männer einander alte Geschichten erzählen; der Boden besteht aus dem hübschen Schotterpflaster, auf dem beim Lustwandeln die Fußreflexzonenmassage inkludiert ist.

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Auch verlassene und verfallene Häuser bekommt man immer wieder zu sehen, zu meiner Freude, ich mag Ruinen! Und natürlich die obligaten Bodenmuster aus Basalt und Kalkstein.

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Auch das Rathaus in Machico ist prächtig, die Computer-Arbeitstische mitsamt den emsigen Angestellten wirken etwas fehl am Platz, es riecht nach staubigen Teppichen und irgendwie nach offiziellen Anlässen und Hochzeit.

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Das Schaufenster des kleinen Blumenladens in einer Seitengasse wird von lebender Osterdeko aufgepeppt.

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Hatte ich übrigens erwähnt, dass die Bäume wirklich mächtig sind?

Nach einem feudalen Mahl mit Espada vom Grill (Genaueres dazu vielleicht in einer weiteren Folge) begeben wir uns nach Agua da Pena. In diesem Dörflein waren die touristischen Pläne hochfliegend, jetzt sind das nur noch die Flugzeuge, die vom dort erbauten Flughafen Santa Catarina aus abheben.

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Man kann aber vom Berg aus wunderbar auf die Landebahn und das Flechtwerk der Schnellstraßen runterschauen, sofern man es übers Herz bringt, das Tschihuu bei schreienden 8000 Touren ebendiesen hochzutreten.

Unterhalb der Landebahn, wo man den Ansatz der Säulenkonstruktion sieht, ist nicht etwa der Berg schon zu Ende, wie man aufgrund des obigen Fotos vermuten könnte. Der Fels fällt an dieser Stelle steil in mehreren Stufen Richtung Meer ab, und wo hierzulande ein bedrohlicher Schilderwald “restricted area” krähen würde (und “Ätsch! Airport! Nur für Privilegierte!”), stellt man auf Madeira welche auf, die Richtung Parque Desportivo (Sportplatz) leiten, und nach einem kurzen Stück steiler Straße…

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…findet man sich in einer grandiosen Säulenhalle wieder, in der das Tschihuu noch winziger wirkt, als es ohnehin schon ist. Und man selbst natürlich auch.

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Eine ganze Reihe verschiedener Sportplätze trennt die Säulenhalle vom dahinter liegenden Felsstrand.
Wer die drei schwarzen Pixel findet, die die Größenvergleichs-Piri auf dem folgenden Foto wiedergeben, gewinnt den Titel ‘Holzauge des Monats’.

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Ist noch jemand waaahach? Das war erst Tag 3! Soll ich noch mehr Material herankarren?

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Madeira 2

Gibt es auf Atlantikinseln sibirische Winde?

Um das herauszufinden, lege man sich in ein madeirensisches Bett, dessen Matratze im Laufe des Tages ausreichend Gelegenheit hatte, sich mit klammer Feuchtigkeit vollzusaugen. Schon streicht dir ein zarter Gruß aus Sibirien über den Rücken. Eine zusätzliche Weste bringt keinen Erfolg. Schließlich platziere ich meine erstaunlicherweise noch warmen Handflächen unter meiner Nierengegend. Zwei eingeschlafene Arme später gebe ich verdrossen auf und beziehe die Wohnzimmercouch. Die ist wenigstens den ganzen Abend lang mit warmem Rauch beheizt worden.

Sehr früh am nächsten Morgen ist es aber auch da schweinekalt. Ich ziehe mir ein paar Schichten an und gehe raus, stöbere das hoteleigene Holzlager auf, denn unser Holzkorb erfreut sich gähnender Leere. Im Holzlager siehts ähnlich aus, aber am feuchten Fliesenboden des Lagers liegen noch einige Holzscheite rum. Ich packe ein paar kleine ein, die auch sicher in unseren winzigen Ofen passen.
Wenn jemand “schdirdln auf da Gstettn” nach bundesdeutsch übersetzen könnte, wäre ich dankbar – denn das hab ich in meiner Kindheit gemeinsam mit Papa und Bruder oftmals und voller Freude betrieben. Und so werde ich auch dort im Halbdunkel des Holzlagers innerhalb kürzester Zeit weiterer Dinge habhaft – ein großer Blecheimer dort ist mit Holzresten und Rindenstücken gefüllt. Davon nehme ich einen Sack voll mit, außerdem einen leeren Eierkarton und weitere Kartonteile aus dem Papiermüll. Denn ich habe einen Plan für das perfekte Feuer am Abend. Warm soll es sein.

Aber fürs erste nix wie raus hier.

Wir fahren über die Boca Encumeada, von der aus man sowohl Richtung Norden als auch Richtung Süden bis zum Meer sehen kann, durch nebelverhangene Berge in die Paúl da Serra, eine sumpfige Hochebene, deren flache Landschaft und schnurgerade Straßen(!) sich von der restlichen Insel deutlich unterscheiden.

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Wären da nicht die Erikabüsche, man könnte glauben, man wäre durch ein Wurmfarnloch versehentlich irgendwo im Marchfeld gelandet. (Schau genau, auf diesem Foto ist auch das kleine rote Tschihuu versteckt.)

Danach latschen wir schnell mal zwei Kilometer auf einer Serpentinenstraße bergab Richtung Rabacal, in erster Linie, um die Levada do Risco zu erreichen, aber natürlich auch, um am nächsten Tag nicht womöglich ohne Muskelkater dazustehen.

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Levadas heißen die künstlichen Bewässerungsgräben auf Madeira, die in Zeiten der Sklaverei von eher unfreiwilligen Arbeitern angelegt wurden, und an deren Verläufen sich gut wandern lässt.

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Wir werden mit offenen Armen empfangen.

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Ein Wasserfall ist des Latschens Lohn.

Das schwarze Gestein in holder Eintracht mit dem hellen Himmel bildet prächtige Kontraste, bringt aber das Fotohirn regelmäßig zur Verzweiflung. Die Anzeige am Display der Alpha 300 ist unzureichend, die Histogramme sind zwar ausführlich, aber die zugehörige Anzeige des Bildes, auf dem unter- oder überbelichtete Bereiche gekennzeichnet werden, ist viel zu klein und am hellichten Tag kaum zu erkennen. Auch daher kam die schier unbewältigbare Menge an Fotos, die ich mitgebracht hab, nicht nur aus übersprudelnder Inspiration.

Zum Glück für unsere Beinchen bringt uns ein Bus die zwei Kilometer zurück nach oben zum Parkplatz.

Als nächstes landen wir an der Flussmündung der Ribeira da Janela, steigen durch die fensterförmige Öffnung im Fels…

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…und landen an einem prächtigen Strand.
Ich hab mich für die farbverzerrte Variante entschieden. Denn wie kraftvoll die Brandung dort ist, wie herrlich grün der Felsen leuchtet, wenn die Sonne durchkommt, wie herrlich einsam es da ist…

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…und wie wundersam die Pflanzenwelt, lässt sich weder mit Worten noch mit Bildern treffend beschreiben.

Auf dem Rückweg trinken wir Kaffee in der Bucht von Seixal in einem “männerdominierten Café” (O-Ton K.).

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Mir gefällt der grün bemooste, rundgewaschene Fels in der Bucht so gut.

Bei Sao Vicente versuche ich ein paar Langzeitbelichtungen der Brandung. Von einigem gewohnt undamenhaften Gefluche begleitet, denn durch den ND-1000-Filter kann weder Mensch noch Autofokus das geringste erkennen, weder ob der Horizont gerade, noch ob die Felsen scharf sind. Ersteres lässt sich leichter bewerkstelligen (Stativ-Ersatz Hotelmauer, vor der Filtermontage Kamera mit untergelegten Farnwedeln geraderichten), zweiteres ist schon etwas schwieriger, weil der Fokus sich nicht fixieren lässt – und es sich beim ND-Filter um einen Schraubfilter handelt. Eine verwunschene Kombination.

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Trotzdem gibt es eine kleine Belohnung für meine Geduld.

Am Abend, zurück in der Quinta, empfängt uns der warme Schein unserer indischen Hanflampe.
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Das ist aber auch das einzig Warme in der Hütte.

Sofort holen wir unsere Sportzeitung aus dem Toppits, die da drin zum Zwecke der Trockenhaltung gelagert war. Feuermachen mit Grillanzündern ist zwar unsportlich, ohne allerdings ist es unmöglich – auf Madeira. Da schon das Verheizen einer Sportzeitung offenkundig von unserer Unsportlichkeit zeugt, werden auch drei Grillanzünder an strategisch günstigen Stellen platziert. Darauf Stückchen von Fitzelchen von Eierkarton, darüber ein Haufen Kleinholz sowie ein schönes Pyramidchen aus dünnem Gehölz, und schließlich drei richtige Scheite. Es soll vermieden werden, dass die Tür geöffnet werden muss, bevor die Sache richtig heiß geworden ist. Ungeduldig darf man dabei natürlich nicht werden.

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Und siehe da – ein Feuerchen knistert im Ofen! Na geht doch!

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Erste spontane Denkversuche

In Merlix’ Herzdamengeschichten hat mich der Beitrag ‘Fast in letzter Sekunde’ daran erinnert, mit welch seltsamen Gedanken das Gehirn oft spontan auf manche Situation reagiert. Hätte ich nur alles aufgeschrieben, was mir diesbezüglich schon an cerebralen erklärenden Erstversuchen durch den Kopf geschossen ist! Dafür hats leider selten, für ein paar gute Lacher allerdings immer gereicht.

Ein Beispiel von vor einigen Jahren fällt mir aber ein: Etosha fährt mit ihrem Auto, Etoshas Mama sitzt am Beifahrersitz. Aus familienorganisatorischen Gründen nämlich ist Etoshas Bruder mit Mamas Auto unterwegs. Auf der Hauptstraße in dem kleinen Nest, wo Etosha aufgewachsen ist und in dem Mama immer noch wohnt, kommt uns doch plötzlich Mamas Auto entgegen! Ich erkenne erst Marke und Farbe, dann mit einem gewohnheitsmäßigen Blick aufs Kennzeichen, dass es sich wirklich um Mamas Auto handelt. Und wie lautet logischerweise meines Gehirnes erste Reaktion? “Hey, da kommt die Mama!” – der offensichtlichen Tatsache zum Trotze, dass sie doch neben mir am Beifahrersitz sitzt. Ich berichte lachend meiner Mutter, daraufhin meint sie: “Das is ja noch gar nix – ich hab gedacht: Hey, da komm ich!”

Um Frustrationen zu vermeiden, sollte man nicht den Fehler machen, seine geistigen Fähigkeiten generell an solch spontanen Hirnausgaben messen zu wollen, denn nicht die intelligenteste, sondern die naheliegendste Schlussfolgerung ist die erste, die das Hirn ausspuckt. Frei nach dem Motto ‘Richtig muass net sei, oba schnöö soits geh’.

(‘Erste Gedanken vor dem Hinzuziehen der Ratio’)
(siehe auch hier)