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Schönes neues Wohnen

Letzten Dienstag sind wir umgezogen, von unserem chaotischen, schrankfreien PICRC-Zimmer in ein schönes, neues Apartment in Ngermid Hamlet. (So heißen hier die Stadtteile: Hamlet. Klingt seltsam, ist aber so.) Das ist ein Dorf nahe an der Stadt Koror. Richtung Norden und dann rechts runter, vorbei am Hotel Green Bay, etwa drei Meilen vom Institut entfernt. Das Green Bay hätte Aussicht aufs Meer gehabt – wir haben jetzt keine. Dafür haben wirs schön kühl im Erdgeschoss.

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Lost Places Palau

Die erwähnten Kanonen sind hier in Palau nicht das einzige Überbleibsel aus dem zweiten Weltkrieg. Palau war Schauplatz von Kämpfen zwischen Japan und den USA, und daher gibt es eine ganze Menge davon, vor allem natürlich Schiffs- und Flugzeugwracks unter Wasser, aber auch Flugzeugfriedhöfe an Land, stillgelegte Phosphatminen und dazugehörige Transportbänder, alte Stromwerke und allerlei verfallene Gebäude, vor allem auf den südlich von hier gelegenen Inseln Peleliu und Angaur. Für den Urban-Exploring-Freak also ein Paradies in mehrfacher Hinsicht, da muss ich natürlich auch noch hin!

Zwei weitere Inseln zu entdecken ist aber keine Sache von einem halben Tag, dafür möchte ich ein paar Tage zur Verfügung haben, und das erfordert ein bisschen Planung.

Aber auch hier in Koror und auf den verbundenen Inseln haben wir schon einige sogenannte Lost Places entdeckt und fotografiert, zum Beispiel ein Gebäude des Nachrichtendienstes in Airai und ein Stromwerk etwas außerhalb der Stadt auf Koror, beide sind japanischen Ursprungs.

(Und falls hier wieder keine Fotos erscheinen – dann geb ich auf. Sechs sollten es sein.)

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Ein fast ganz normaler Montag

Heute musste ich den ganzen Tag mit meiner Kollegin Randa auf einem einsamen Strand sitzen und auf Touristen warten, die wir mit einem Fragebogen quälen können. Ein einziges Boot kam, da waren sechs Leute drauf, fünf davon konnten wir befragen, zwei davon waren Polizisten aus Wien. Was für ein anstrengender Arbeitstag! Und diese Kälte! Und dieses Schnorcheln in den freien Minuten!

Ernsthaft – ich wollte dort sowieso unbedingt nochmal hin, am Ranger Day waren wir hier vorbeigekommen. Die Bucht heißt Ngchus (mit stummem ch! echt!), und als heute die Forschertruppe auf den Inseln verteilt wurde, um die Umfragen zu machen, war ich Feuer und Flamme, um in dieser Bucht bleiben zu dürfen. Sie ist mein Lieblingsort bisher: Riesige Fischschwärme, Stachelmakrelen (Bluefin Trevallies), die diese Fischschwärme durch die Bucht jagen, dass es nur so spritzt, und ein Flugzeugwrack, das man schnorchelnd begutachten kann. Es war herrlich!

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Rangers Day

Vergangene Woche waren wir einen ganzen Tag mit den Rangers unterwegs. Das sind hierzulande die Fritzen, die zu Wasser unterwegs sind, nicht um neue Welten zu erforschen, sondern um die bekannten Welten vor Unbill zu schützen. Sie fischen Unrat aus dem Wasser, sehen nach dem Rechten und kontrollieren die allgegenwärtigen Bewilligungen, die “Permits”. Man kann als Tourist hier ein Monat lang bleiben – verlängerbar auf maximal drei Monate – aber vier Monate gibts für Touris nicht, außer sie sind aus den USA. Anderenfalls braucht man ein Employment-Permit, also einen Aufenthaltstitel aus Arbeitsgründen. Mit diesem Permit kann man auch diverse Vergünstigungen in Anspruch nehmen, die “Locals”, also die Hiesigen Nicht-Touristen, genießen Vor- und Nachteile. Locals zahlen weniger für Tauchtouren, dafür werden sie unter Umständen im letzten Moment von der Liste genommen, wenn sich genügend Vollzahler-Touris finden. So erzählt man sich zumindest.

Für bestimmte Tauch- und Schnorchelplätze braucht man eine eigene/zusätzliche Bewilligung, zB für den Jellyfish-Lake, den See, in dem sich tausende ungefährliche Quallen tummeln, ein beliebtes Schnorchler-Ausflugsziel. Außerdem gibt es eigene Permits für gewisse Tauchplätze. Und das ist alles nur in Koror State, auf den anderen, südlicheren Inseln gibts eventuell eigene Regelungen, von denen ich noch nichts weiß.

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Kleiner Vorgeschmack

Ich bin hier derzeit mehr im Stress als mir lieb ist. Irgendwie hab ich an jeder Ecke irgendwelche Projekte, die auf mich warten, und bin den ganzen Tag gut beschäftigt. Dazu kommt, dass das WLAN untertags, wenn alle arbeiten, überhaupt nicht zu gebrauchen ist, da dauert schon das Aufrufen der Google-Startseite zwei Minuten. An Bloggen oder gar Fotoupload ist daher in mehrerlei Hinsicht an Wochentagen bei Helligkeit nicht zu denken.

Jetzt ist es fast sechs Uhr abends, und ich hab schon Hunger, außerdem will ich noch einen Tisch und zwei Stühle kaufen, damit wir in unserem neuen Domizil auch draußen sitzen können. Nur – ihr ahnt es bereits – gestaltet sich das nicht ganz so einfach, denn die Auswahl ist begrenzt: Bei Ace am T-Dock, das ist so der palauische Hornbach, gibt es genau einen Gartentisch, und der ist quadratisch und zu groß, kostet dafür aber auch nur 80 Dollar. Also müssen noch andere Adressen abgegrast werden.

Ums kurz zu machen: Ich muss es kurz machen. Ich möchte am Wochenende ein bisschen was schreiben und ein paar Fotos bearbeiten (da ist so ein doofer Punkt auf 300 Fotos, Schmutz am Sensor, das kann ich!) Vielleicht kann ich dann am Sonntag eine Hochladung wagen.

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Ngasech [na:ssé]

[Aus der Aufholjagd-Serie • Geschriebenes, bisher nicht Verbloggtes]

Wie ich hier schonmal kurz erwähnte, waren wir am Samstag von unserer Kollegin Shirley zur traditionell palauanischen Ngasech ihrer Schwester eingeladen. Das ist eine First Childbirth Ceremony, also eine Erstmutterschafts-Feierlichkeit. Hochzeiten sind hier nicht wirklich üblich, aber diese Feier ist eine wichtige Sache im Leben einer jungen Frau und ihrer neuen Familie.

Nach überstandener Geburt wird die junge Mutter tagelang mit heißem Wasser, Ölen, Blättern und Kräutern behandelt. Auch eine Schwitzhütte dürfte im Spiel sein. Charlene vom Front Desk erzählte mir außerdem, dass man als dunkelhäutige Frau nach der Geburt dunkle Flecken in der Haut entwickeln kann, und dass die Behandlungen dagegen tatsächlich sehr gut helfen, wie sie auch insgesamt der strapazierten und überdehnten Haut guttun.

Als Abschluss dieser Behandlungstage wird dann eine Feier veranstaltet, zu der vor allem die weiblichen Anteile der Familie eingeladen werden. Ursprünglich war die Ngasech wohl überhaupt reine Frauensache, mittlerweile ist man dabei offenbar in stärkerem Ausmaß bekleidet als früher, und die Männer dürfen auch beiwohnen, sollen sich aber im Hintergrund halten.

Wir Ausländer freuen uns natürlich über diese Gelegenheit, die hiesigen Gepflogenheiten aus nächster Nähe zu beobachten. Man empfahl uns Frauen zuvor allerdings, uns zu diesem Anlass “unrevealing” zu kleiden, also die Reize verhüllend – was aber in diesem Fall weniger mit dem Ausschnitt zu tun hat als mit den Knien. Dazu erzähle ich später mal mehr. Jedenfalls hätte mich an diesem unglaublich heißen Tag mit blauem Himmel und Sonnenschein kaum etwas dazu gebracht, in der Mittagshitze, die hier ja schon frühmorgens beginnt, eine Hose in Dreiviertellänge und eine beärmelte Bluse zu tragen – außer dem Respekt vor Traditionen. Meine Aufgabe besteht hier vertrackterweise nicht nur darin, im Schatten zu sitzen und mir Luft zuzufächeln, denn Shirley hat uns gebeten, so viele Fotos wie möglich zu machen.

Zu Beginn der Feier ist die frischgebackene Mama noch nicht in Sicht, die Familie trudelt nach und nach im Garten ein, um das Haus herum sind Zelte aufgebaut, Stühle verteilt, alles wird hübsch mit Blumen und Palmwedeln dekoriert.

Wir ausländischen Gäste haben unsere eigene Ecke, unter einem Zelt, das zu Beginn noch etwas Schatten spendet. Die Band spielt bereits palauanische Weisen, die Musik und die Stimme der Sängerin erfährt eine Verstärkung, die für ein Stadtfest am Hauptplatz einer mittelgroßen Metropole durchaus reichen würde. Meine Aufgabe wird mir nicht nur durch die Anwesenheit dieser ohrenbetäubenden Musik erschwert, sondern auch durch die Abwesenheit von Oropax, die wir nach einiger Zeit durch zweckentfremdete Zigarettenfilter notdürftig zu ersetzen suchen.

Die weiblichen Gäste tanzen immer wieder um die Sängerin herum, wedeln mit Geldscheinen und stecken diese in den Ausschnitt der Sängerin, wenn der Song zu Ende ist.

Ich knipse, aber kollapsfreies Tanzen könnte ich mir bei der Hitze nicht vorstellen. Es wäre aber auch an dieser Stelle noch gar nicht angebracht – wir Ausländer sollen uns zurückhalten bis zum Ende der Zeremonie. Es ist so heiß, dass Adam, der Mann unserer Kollegin Danika, sich ein Plastiksackerl mit Eiswürfeln unter seinen Hut steckt. Und der sitzt nur, während ich die Deko und die Gäste fotografiere.

Als die Musik eine Pause macht, versammeln sich im Haus die Clan-Ältesten zum Rate. Dann bekommen wir eine Bentobox mit einem reichlichen Mahl. Es geht recht ausgelassen zu, doch unser Trüppchen begegnet der Feierlichkeit mit dem nötigen Ernst.

Auch an anderen Stellen wogt die Stimmung ihrem Höhepunkt zu.

Schließlich kommt der Moment, auf den alle warten: Die frischgebackene Mama erscheint in der Tür und tritt gesalbt, geölt und das Haar mit Blumen geschmückt aus dem Haus. Zum Beweis ihrer Behandlungen hält sie ein Blatt eines öligen Baumes mit der rechten Hand hoch, die linke Hand berührt den rechten Ellbogen. In dieser Position wandelt sie langsam auf Matten dahin, die ihr vor die Füße gelegt werden, bis in die Mitte des Gartens, wo sie traditionell der Familie des Kindsvaters präsentiert wird.

       

An dieser Stelle verharrt sie in exakt dieser Körperhaltung. Das Meckern über die Hitze vergeht uns, denn diese Stelle ist in der prallen Sonne, und die Frau darf sich noch nichtmal an der Backe kratzen, während über die nächsten eineinhalb Stunden die anderen Frauen zur Musik um sie herumtanzen, ihre Beine mit den bereitgestellten Ölen und Wässerchen und Palmwedeln benetzen, ihr Geld zustecken, johlen, lachen, singen und sich fotografieren lassen – alles mit vollem Körpereinsatz.

Eine schier endlose Anzahl an Songs folgt, die von verschiedenen Sängern vorgetragen werden, immer wieder erscheinen andere Frauen zum Tanz, es werden nicht mehr nur Geldscheine geschwungen, sondern auch diverse reife Früchte von den Geschenktischen – eine Fülle an selbigen übrigens, der ich in Palau so noch nicht begegnet bin.

Nach all diesen Tänzen erscheint endlich der Vater mit dem Baby, das genauso frischgebacken ist wie die Mutter selbst, und dann geht’s an die Gruppenfotos, die nochmal eine halbe Ewigkeit verschlingen, während mein Mitgefühl ganz der Frau gilt, die da in der Sonne brutzelt. Am Ende darf sie sich endlich setzen, dann geht sie schließlich auf ihren Matten ins Haus zurück.

Wie man auf den Fotos sehen kann, halten sich selbst die einheimischen Frauen nicht allesamt an das Kleidungsgebot, ich bin aber trotzdem froh, nicht respektlos gewesen zu sein. Was für ein Erlebnis, so einer Feier beiwohnen zu dürfen! Falls noch eine Frau während unserer Zeit hier zufällig ihr erstes Kind gebären sollte, hoffe ich allerdings auf einen Tag ohne akute Hitzschlaggefahr.

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Völlig fertig

Heute waren wir zu einer “Ngasech” eingeladen, das ist eine Mutterschaftsfeier für eine Frau, die ihr erstes Kind geboren hat. Ich sollte dort nicht nur erscheinen, sondern auch fotografieren.
Einen ausführlichen Bericht dazu schreib ich später, morgen, irgendwann – ich sag nur eins: Es war outdoor, es war unfassbar heiß und noch unfassbarer laut. Die Boxen, aus denen die Live-Musik kam, waren strategisch unentrinnbar platziert. Wir maßen mit dem Eierfon 117 dB. Ich wusste nicht, ob mich erst der Hitzschlag oder der Gehörsturz ereilen wird.

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Etosha designt Aquarium

Das Korallen-Becken des Palau Aquariums hat beim Taifun einen Riss abgekriegt und ist am tags darauf an der Rückseite gebrochen. Die Korallen und Muscheln wurden gerettet und in mehreren kleinen Becken zwischengelagert. In diesen Becken kann man mit der Unterwasserknipse super fotografieren, weil man ganz nahe dran ist am Objekt. Bei dieser Gelegenheit konnte ich endlich ein paar der wunderschönen Muscheln standesgemäß ablichten. Was für eine Herrlichkeit der Natur!

In dem großen, gebrochenen Tank steht jetzt ein kleinerer. Asap, der Aquariumsbetreuer-Chefe (ja, der heißt wirklich so!), hatte mir vorher beim Knipsen zugesehen, bevor er die Steine entnahm, die er übersiedeln wollte, dabei unterhielten wir uns, ich knipste ihn bei der Arbeit, und dann durfte beim Übersiedeln der Steine und Korallen, aber vor allem der Muscheln mithelfen! Gelenkig muss man dafür sein, denn es ist viel Herumkletterei auf kleinstem Raum angesagt. Aber es war echt super!

Fotos wie immer nach dem “Weiterlesen”-Link!

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