Absurde Feiern

Ich hab mich manchmal wochenlang auf eine bestimmte Party gefreut. Dann überstiegen die Erwartungen am Ende meist das Geschehen selbst. Gehe ich dagegen ohne Erwartungen auf eine Party, weil ich nämlich gar nicht sicher war, ob ich überhaupt dabei sein würde, dann kann sich die gute Laune ungehindert ausbreiten.

So geschehen in dem einzigen Lokal, das ich als mein Stammlokal bezeichnen würde; nicht weil ich da so oft wäre, aber immer noch öfter als in allen anderen Hütten. Verdammt schade, dass es zum Jahresende seine Pforten schließen wird. Die gemütlich-speckige Atmosphäre wird mir sehr fehlen.

Zur Feier zweier Geburtstage spielte da am Samstag Abend jene Band auf, die sich mit meiner Band bei den Besetzungen für Gitarre und Schlagzeug überschneidet: Pi.

Und Pi war so gut drauf, produzierte einen so tollen Sound, dass es eine wahre Freude war! Die Leistungen des Mister Gitarrista waren zum Niederknien, diesbezügliche Komplimente wollte der Erlauchte aber nicht gelten lassen und verteilte das Lob gleichmäßig über die ganze Band, womit er auch wieder recht hatte. Schon rein musikalisch also ein ungemein erquickender Abend!

Vergleiche der intimsten Körperteile bezüglich ihrer Größe sind übrigens nicht gemeint, wenn der Mann an der Tontechnik einem Musiker Nachrichten auf gestischer Basis übermittelt, auch wenn es manchmal so aussehen mag, oder gar später vom Knöpfchendreher selbst behauptet wird.

Natürlich haben wir aber auch abseits der Musik wieder viel gelernt.
Dass man beispielsweise auch in betrunkenem Zustand auf einem dreibeinigen Hocker stehen kann, um als Kleinwüchsiger der Umwelt auf Augenhöhe zu begegnen, und das längere Zeit und unfallfrei. Dass manche Männer gar nicht so wild sind, wie sie ob ihrer höhlenmenschlichen Frisur aussehen, selbst wenn sie ein Zöpfchen aus ihrem Rauschebart geflochten haben.

Auch sollte man, wenn man erst später kommt, nicht unbedingt den dadurch entstandenen Rückstand in puncto Tequila innerhalb einer halben Stunde aufzuholen versuchen. Wer den gesamten Abend sortenrein und unfallfrei verbracht hat, sollte aber auch am Ende kein Stamperl Absurd mehr trinken. Der Magen dankt in beiden Fällen.
Gespräche im Freien vor dem Lokal im T-Shirt sind auch Mitte November ohne Gänsehaut möglich.
Der Lockruf für ein Kamel könnte ‘Höckerhöckerhöcker!’ lauten.

Ein Barkeeper, der um drei Uhr früh eine halbe Tafel Milka Vollmilchschokolade hinter der Bar hervorzaubert und damit Blicke voll Verlangen aus plötzlich riesengroßen Frauenaugen auslöst, darf sich mit Fug und Recht als Frauenflüsterer bezeichnen – insbesondere, wenn er es in dermaßen charmanter weil trockener Manier tut.
Dieses Attribut ebenfalls für sich zu erringen, wenn er dieser Szene als Zuschauer beiwohnt, mag für einen weiteren Mann sehr verlockend sein. Doch wenn auch die Genialität dieser süßen Strategie plötzlich so klar auf der Hand liegt, und die anwesenden Frauen betrunken sindein leichtes Damenspitzerl haben, so ist ihm gleichwohl ein etwas subtileres Vorgehen anzuraten, als in Demonstration seines spontanen Lerneffekts dem rechtmäßigen Besitzer kurzerhand die Schokolade zu entreißen und sie seinerseits den anwesenden Frauen anzubieten. Aber die Tränen unseres Lachens sind ihm dafür sicher.

Wer sich am Ende des Abends, wenn es um die Heimfahrt geht, in bierseligem Zustand charmant-unverfroren selbst zur Mitfahrt in einem Auto einlädt und anschließend noch das Mitnehmen eines weiteren Heiteren verfügt, der davor erst in den Tiefen des Lokals aufzuspüren ist, dies begründet mit ‘Das ist nur fair!’, und anschließend eine Wegbeschreibung mit ‘Die Straßenverfolgung führt nach rechts’ formuliert, wird mit lautem Gelächter im weiblichen Rückbank-Duett nicht unter zehn Minuten bestraft.

(Tags: Absurd, Pitheband, Pi-theband)

4 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. hubbie sagt:

    ein Spitzerl – wie suess! Solltest mal dem Winder empfehlen…

  2. Iwi sagt:

    oh, hubbie hat schon…
    ich wollte des Damenspitzerls erheiternde Wirkung auf mich hier nochmals betonen.
    Scheint angenehm zu sein dort, auch das mir geliebte Bierdümpferl hat seinerzeit die Pforten geschlossen und mich einige Zeit traurig gestimmt. Die einzige Kneipe, die ich als meine Stammkneipe bezeichnet hätte. Aber lang ists her und überwunden hab ichs.

  3. martin sagt:

    naja stammlokal… um der langjährigen besuche willen ja, aber üblicherweise nur zu genau 2 gelegenheiten im jahr. ich kenn da lokale wo du deutlich öfter bist – wenn das das kriterium für stamm ist: zb heidenreich, tiroler stubn,…

  4. Etosha sagt:

    hubbie, wenn ich mich nicht täusch, gibt es schon irgendwo in den Winder-Kommentaren eine Abhandlung über diverse Räusche unterschiedlichen Ausmaßes.

    Ja, iwi, das Damenspitzerl dürfte eine beliebte Angelegenheit sein. ;)
    Ist zwar eher nix für sensible Gemüter, aber die Hütte ist echt gemütlich.

    Martin, bevor ich so brav verheiratet war, hab ich mich auch noch öfter dort rumgetrieben. :)
    Ich sagte ja, auch wenn ich dort nicht so oft bin – das Kriterium ist für mich, dass ich wie ein Stammgast behandelt werde; zB auf Partys nicht jedes Getränk gleich bezahlen müssen, mit dem Personal mehr Worte wechseln als für Bestellungen nötig, auch mal mithelfen, nicht von hinter der Bar verscheucht werden. Das trifft aufs Abs alles zu.
    In den Tiroler Stubn schaffen sie’s ja nichtmal, mir einen Apfelsaft in einem vernünftigen Verhältnis mit Leitungswasser zu mischen. ;) Und Heidenreich ist übrigens schon lange nicht mehr aktuell.

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