Mein Freund Manuel berichtet mir von einem kärntnerischen Unikum in der weiten Welt der Worte, einem dermaßen schönen, genialen und praktischen Wort, dass man es glatt erfinden müsste, gäbe es das Wort noch nicht. Es hat nichts am Hut mit der sonst in der Sprache so weitverbreiteten Herrschaft der deskriptiven Präzision.
Es bezeichnet ein Gefäß, das immer genau die richtige Größe für den beabsichtigten Zweck hat:
Das *§#* Osach! *#§*.
Will man einen Flohzirkus unterbringen, nimmt man dafür ein Osach. Ebenso verlangt man danach, wenn man eine Kuh melken oder Beton anrühren will.
Demnach gibt es natürlich so ein Osach auch nie in Kombination mit Adjektiven wie klein oder groß, schmal oder breit, denn das wäre völlig paradox und ein tautologischer Faux-pas ersten Ranges.
Die Bitte nach einem Osach bindet die Mitmenschen so auf einzigartige Weise in die aktuellen Tätigkeiten ein und animiert zum Mitdenken und zur Empathie!
Angesichts der von mir schon oft beobachteten Kontraste in den Arbeitsweisen von Männern und Frauen, wenn es darum geht, gemeinsam an einer Sache zu werkeln – insbesondere an handwerklich-bastlerischen Vorhaben – behaupte ich, das Wort ist bestimmt von einer Frau erfunden worden!
Natürlich auch nur als kommunikative Draufgabe, denn Worte der Erklärung sind gar nicht unbedingt nötig in weiblichen Allianzen, in denen Frauen einander in die Hände arbeiten – weil die eine sowieso bei jedem Schritt weiß, was die andere gerade tut und braucht. Da werden fremde Haarsträhnen, die noch angewachsen sind und folglich wohl noch gebraucht werden, frühzeitig von Innendispersion befreit, Umzugskartons zum Zwecke des Verschließens an den Kartonstößen zugehalten, oder Scheren gereicht, vorgeschnittene Klebebänder, Schraubenzieher, Zangen.
Vor allem aber werden helfende Hände und Finger unaufgefordert zur Verfügung gestellt, und zwar an der perfekten Stelle zum richtigen Zeitpunkt – als wäre der Wunsch nach einem dritten Arm endlich in Erfüllung gegangen, und zwar ohne die auffällige optische Komponente, die in Kauf zu nehmen man damit wohl gezwungen wäre.
Diese ungefragte Hilfe wird vom solcherart unterstützten Part auch nicht als Skepsis gegenüber seiner Leistungsfähigkeit wahrgenommen, oder als Zweifel daran, dass er es auch alleine schaffen kann.
Erstaunlicherweise muss sich nämlich die zur Allianz fähige Frau von genau jenen Naturen, die auf solche vermeintlich unterschwellig transportierten Signale empfindlich sind, bisweilen etwas wie ‘Geh weg, lass mich das machen’ sagen lassen, oft begleitet von einem durch kulturelle Evolution weitgehend unbeeinflusst gebliebenen, archaischen Rempeln in Richtung Ausgang.
Die oben beschriebene präzise Beschreibungswucht der Worte ist nur dann unverzichtbar, wenn diese bestimmte Sorte Mann vom autokraten Zentrum des Geschehens aus (zB: einer Leiter) seinen kurzerhand zu Hilfsarbeitern degradierten Mitstreitern knappe Kommandos entgegenbellen will. Osach, Eumel, Pnöppel oder sonstige unscharfe Bezeichnungen, die Anlass zu Diskussionen bieten, eignen sich dabei nachweislich nicht.
:-)
Die Kontraste in den Arbeitsweisen von Männern und Frauen zeigen sich auch – und das ist mein „insbesondere“ – beim Versuch, gemeinsam zu kochen. Ich genieße es, mit meiner liebsten Freundin gemeinsam zu kochen. Mit einem Mann – sei er mir aktuell auch noch so lieb und bei aller Begeisterung für seine Lust auf Kochen – kann ich die offenbar naturgegebenen Kommunikationsprobleme nur mit begleitendem autogenen Training bewältigen.
Vom Osach hab ich bisher noch nicht gehört, aber ich hab ein paar Sachen und Wünsche, die nur auf diesen Namen gewartet haben.
Pnöppel kannte ich auch nicht. Aber ich kenn die Snöppel. Die befinden sich auf Brillen, und zwar sind das diese … diese … na, diese Snöppel eben zum Nasenrückenschonen. Oder so.
Schöne Tage!
Kochen, jaahaja :) ‘Mit begleitendem Autogenem Training’ is jedenfalls sehr blumig metaphorisiert. *lach!*
Du hast Sachen und Wünsche, die auf ein Osach warten? Jetzt bin ich aber neugierig! :)
“…präzise Beschreibungswucht der Worte…” – Da bin ich so platt, dass mein Kommunikationsbedürfnis in ein (eine?) Osach stecken könnte. Aber dennoch ein Kommentar:
Latürnich erfordern Osachen (Osachi?) zwar ein großes Maß an Empathie und situationsanalytischer Beteiligung. Doch ist das wohl vor allem eine Frage des Einspielens! Stell dir vor, du würdest jeden Tag mit diversen Varietäten an Osachen konfrontiert wie andere vielleicht mit “das Dingsbumms” oder “das Teil”, dann würde doch das oder die oder der Osach allmählich derart lebendig werden, dass es oder er letztlich gar nicht an Präzision überbietbar sein könnte: Man lernt, und frau sicher auch, auf die feinsten Zwischentöne der Osachen zu achten! Und das ist der Punkt!
Beispielsweise ein oder eine Osach mit süßer, sanfter Stimme kann situationsbedingt heißen, dass man jetzt auch gerne ein Stückchen von dem gerade aus der Küche geholten Tellerchen mit Süßigkeit haben möchte. Oder ein oder eine Osach mit bellendem Unterton könnte unter gewissen Umständen fraglos bedeuten, dass es ratsam wäre, unter den soeben abgebrochenen Wasserhahn zeitnah ein kleines Eimerchen zu stellen.
Osachen sind im Grunde also immer situationsbedingt und schaffen eine ganz eigene, feine Sprache, auf die man zu hören lernen kann, frau auch, wenn manfrau sich nur erst auf diese intuitive, sozusagen feinstoffliche Seite der Aktivitätssprache einlässt!
Somit ist der Gebrauch von Osachen aller Art zutiefst männlich, denn: Wenn es überhaupt einen Unterschied zwischen männlicher und weiblicher Kommunikation liegt, dann liegt er zweifelsohne darin, dass der Mann multiple Bedeutungen sprachlich vereinfachend auf den Punkt bringt… So, und jetzt habe ich keine Zeit mehr und weiß auch nicht, wie ich mein Gesabbsel hier analytisch überzeugend zu Ende bringe. Ich hab´s jedenfalls versucht! Steck das angefangene und unvollständige Teil einfach in einen oder ein Osach, schüttle es kräftig durch und gieß es in den Garten, mal sehen was bis zum Frühjahr draus wächst! Ich muss jetzt nämlich wieder hier mit meinem Dingsbumms weiter machen…
Ähmja, ich gebe zu, das war schwach. Ein Entwurf, ein Manuskript, meine Unvollendete, ein rhetorischer Fehlgang mit Pferdefüßen, ein Sturz von den steilen Klippen des logischen Denkvermögens, ein kommunikatives Versehen, ein Osach voll Unsinn.
Männliche Kommunikation: sprachlich vereinfachend, auf den Punkt gebracht – aaahja, ich seh schon. Danke für die Demonstration. *ggg*
Ein Großteil meiner Sympathie genießt das Osach gegenüber dem Dingsbumms oder Teil, indem es ja in Kategorie vordefiniert ist (Gefäß), nur nicht in Größe.
Dingsbümmser können ja viel sein, inklusive Zeitgenossen, deren Namen man zu vergessen pflegt.
Und: Einspielen ist eine Frage des Wollens und der Bereitschaft. Natürlich kann manfrau Zwischentöne hören lernen. ;)
Die Unterscheidung des Osachs vom Dingsbumms leuchtet mir ein, in Ordnung. Aber mal im Ernst: Dieses ganze Männlein-Weiblein-Dingsbumms ist ja nicht wirklich maßgeblich; entscheidend ist doch immer der jeweilige Arbeits- und Umgangsstil, welchselbiger völlig individual- und seltenst geschlechtsabhängig ist, oder etwa nicht?!?
Na endlich reagiert mal jemand auf mein Gestichel! :))
‘Seltenst’ würd ich nicht gerade sagen, aber natürlich ist das eine individuelle Frage. Es gibt jedoch durchaus die Tendenz zum Alleingang-Dingsbumms beim männlichen Exemplar.
Ach, wir wollen doch nur ein bisschen angeben, weil halt wir es sind, die schon mit 6 Monaten mit Bauklötzen gespielt haben…
;)) Du Stichlerin!
dings…..las ich bei Wolf Haas, ist irgendwie praegnanter, laesst aber die Gewalt des Sprachbildes vermissen. Osach – ich geb´s zu, ich hielt es beim Ueberlesen fuer eine lesthagenische Variante des Podex – sehe ich nunmehr als Bereicherung meiner rudimentaeren “Strankalan” und “lei-laafa-lossa” Karawankendialektkenntnisse
mkh, und der Beeindruckungsfaktor dabei liegt jetzt… wo genau? ;P
hubbie, wobei man die Strankhalan eher mit h schreiben müsste – man spricht sie ja auch so! ;)
Ich halt mich jetzt besser raus, weil es eigentlich gar nicht wirklich MEIN Stil ist, auf einer Baustelle zu bellen. – Das mit den Bauklötzen war da drauf bezogen, dass Jungs meistens von klein auf lernen, “gute Handwerker und Baumeister” sein zu müssen, die den Mädels da laut Erziehung irgendwie etwas voraushaben müssen sollen. Eine Einstellung, die natürlich völlig für den Osach ist.
Ach, das sind Peanut-Fähigkeiten, die man sich auch nach dem Erwerb sozialer Kompetenzen zusätzlich aneignen kann. *gnihihi*
Peanuts – ja, sind es! Aber es scheint mir kein Zufall zu sein, dass sich (statistisch) viele Frauen handwerklich-technisch weniger zutrauen als (statistisch) viele Männer dies tun (selbst wenn wir ahnungslos sind). Erziehung und Sozialisierung hinterlassen ihre Spuren!
Das ist aber sicherlich keine Legitimation dafür, als Mann den bellenden Leitwolf auf der Handwerkerleiter zu spielen. Es ist aber wohl eine mögliche Ursache für das häufig auftretende Rollenverhalten. Und andersrum gibts dieses konservative Rollenspiel ja ebenso: in manchen Bereichen fühlen sich eben (statistisch) viele Frauen als Chefinnen ihres Elements.
Klar. Aber wir wären ja traurige Gestalten, wenn wir aus unseren anerzogenen Klischees nicht ausbrechen könnten und ein Leben leben, wie es uns wirklich gefällt. Wären wir dazu unfähig, hätte sich niemals auch nur das Geringste verändert.
Problematisch ist, wenn diese anerzogenen Vorstellungen unreflektiert bleiben und der nächsten Generation vorgelebt werden.
‘Schatzi, wahrscheinlich ist die die Batterie leer. Ich? Nö, da musst du auf den Papa warten.’ *würg*
Am liebsten in der Kombination mit einem späteren ‘Ich weiß gar nicht, von wem er das hat!’.
Ich wage die seltsame These, dass die Stärkung der weiblichen Anteile im Mann und der männlichen Anteile in der Frau ohnehin weiter zunehmen wird…
Ich wage die seltsame Gegenbehauptung, dass wir ohnehin genug männliche Energie hatten und haben – und die weibliche zunehmen wird.
(‘Ich kann keine Batterie wechseln’ ist kein weiblicher Anteil – das ist Dummheit. ;)
‘Ich kann keine Batterie wechseln’ ist technophob.
Deine These hat auch was für sich.
‘Ich kann keine Batterie wechseln’ ist auch oft ein Ausdruck des Überlastungsgefühls und der Vorstellung, dem Papa solle ja auch ein bisschen Arbeit mit den Kindern bleiben, wenn er abends nach Hause kommt. Und da nehmen wir doch am besten etwas, das dem Klischee möglichst entspricht!
(Weh dem, der hier den sarkastischen Unterton überhört!)
‘Ich kann keine Batterie wechseln’ habe ich zum Glück noch von keiner “meiner Frauen” gehört! (Ich wäre bestimmt schnell weggelaufen, mal eben Zigaretten holen, nach Übersee oder so, obwohl ich eigentlich Nichtraucher bin.)
Die Überlastungserscheinungen und ihre Aufgaben- und Rollenverteilungen – schön und gut. Was mich betrifft, ich bin ebenso für´s Holzhacken zuständig wie für´s Kochen…
Ich pfeif mir da auch nix. Allerdings kann ich’s auch übertreiben – alles alleine machen zu wollen (schwere Sachen heben und so) ist auch schon wieder irgendwie pathologisch, oder?
Hm auf Englisch heißt das: device.
Das passt immer und überall und ist immer nur in der perfekten Größe vorhanden.
:-)
device=thingie=dings
Ja schon Dings, aber was ist ein Reintudings? Das ist genau so was wie ein Osach! Oder ein Transportdings, Verschickdings, Aufhebdings, ….
:-)
Oder auch ein -fips. ;) Klammerfips, Frankierfips, Lehrfips…