Hier ein Screenshot (Satellitenbild; Facebook-Link!), den Martin aus der App “Living Earth” gemacht hat. Im Auge des Taifuns! (Hier nur Bild, ohne Facebook drumherum (hoffe ich))
Hier ein Screenshot (Satellitenbild; Facebook-Link!), den Martin aus der App “Living Earth” gemacht hat. Im Auge des Taifuns! (Hier nur Bild, ohne Facebook drumherum (hoffe ich))
Die meisten Fenster hier sind mit Folie verklebt, um die Sonne abzubremsen. Dafür gibt es keine Vorhänge. Von innen sind die Folien durchsichtig, sie geben dem Raum einen Farbstich, sodass selbst jene Kleidung violett aussieht, die bei mir nicht sowieso schon violett ist. Von außen sind die Folien blickdicht, doch von innen kann man durchschauen. Die ganze Umgebung, die Wolken, der Sonnenaufgang und -untergang erhalten dadurch einen Effekt, der in einer Foto-App wahrscheinlich “Uber-Drama” heißen würde.
Das Arbeitstempo hier ist mit unserem nicht zu vergleichen. Es geht betont gemütlich zu, man sozialisiert sich mal, schlendert vom klimatisierten Büro über brütend heiße Gänge in ein anderes klimatisiertes Büro, um jemanden etwas zu fragen, schlendert wieder zurück, weil man denjenigen nicht angetroffen hat, und versucht es eine halbe Stunde später, wenn man mit dem Schwitzen fertig ist, erneut. Dazwischen stochert man halt irgendwie so rum. Für den gelernten Europäer ist das etwas nervtötend. Die Hitze sorgt aber dafür, dass man sich automatisch einbremst. Dennoch habe ich es geschafft, eine Aufgabe auszufassen – das Redesign des PICRC-Folders, inklusive Fotografie dazu. Außerdem werde ich von diesem Folder auch eine deutsche Version erstellen, die gab es bisher noch nicht. Demnächst gibt es also Original Etosha-Texte im Aquarium-Folder am Rande des Pazifik. Eine weitere Aufgabe ist eine Präsentation für die hiesigen Schulen zum Thema “Nachhaltige Fischerei in Palau”. Auf Basis dieser Präsentationen werden von den Kindern Zeichnungen eingereicht, die besten werden jährlich in einem Kalender abgedruckt.
Für morgen Abend (in Heimat-Zeit: Mittwoch Früh) gibt es eine Taifun-Warnung. (Mama, reg di net auf! Alles wird gut!) Es ist heute schon etwas Wind aufgekommen, die Temperatur ließ sich davon aber nicht beeindrucken; mein Thermometer am Balkon zeigte heute Mittag 39°. Hier wird im Moment alles sicher- und dichtgemacht, von morgen bis Freitag hat das Aquarium geschlossen. Wir wohnen in einem Apartment im Gebäude der Forschungsabteilung im ersten Stock Richtung Südosten, neben uns wohnt eine deutsche Biologin, sonst ist hier niemand. Die Security bleibt aber wie immer auch nachts hier, Dienst hat heute und morgen Benson (der im Wesentlichen genauso aussieht wie Morton, nur dass er anders heißt. Man murmle also etwas, das auf -on endet, und man ist auf der sicheren Seite.) Er hat versprochen, uns, falls der Strom ausfällt, mit dem Generatorstrom aus dem Aquarium zu verbinden. Der Taifun kommt von der anderen Seite, das Gebäude ist ordentlich gemauert, es sollte also halbwegs glimpflich abgehen. Das WLAN allerdings war heute schon den ganzen Tag über sehr zäh, ein 56k-Modem wär ein Hit dagegen. Wenn ich mich also nicht sofortigstens wieder melde, heißt das noch lange nicht, dass wir vom Winde verweht wurden.
Apropos Südosten: Der Sternenhimmel ist hier phantastisch! Ich bin dabei, die südlicheren Sternbilder zu lernen, man sieht den Orion querstehen, außerdem Bilder wie Hase, südl. Wasserschlange, Phoenix, Tukan, etc – die abendliche Aussicht von unserem Balkon ist ganz toll. Wenn das Wetter wieder stabiler wird, werd ich versuchen, ein bisschen davon zu fotografieren. Leider sind hier am Aquariumsgelände einige Flutlichter die ganze Nacht aktiv, aber ich kann ja mal mein Glück versuchen.
Was die Wohnsituation betrifft, ist bei mir noch Begeisterungsspielraum nach oben. Die Aussicht ist wie gesagt super. Direkt vor uns die Freiluft-Aquarien, dahinter das Meer, die Inseln, kleine Wasserstraßen dazwischen, Magroven, Palmen, Bambus. Indoor mangelt es aber an praktischen Einrichtungsgegenständen wie etwa einem Schrank mit Kleiderhaken, einem Kleider- oder Wäscheständer oder gar einem Stuhl zum vorhandenen Tisch. Es gibt zwei Kommoden, die innen madeiramäßig modrig riechen und seitlich mehr als nur ein bisschen instabil sind (Marke Möbelix-Jetzt-muss-aber-wirklich!-alles-raus-Abverkauf 1998). Nach meinem ersten Madeira-Urlaub musste ich meine Kleidung zwölfzigmal waschen, um diesen Geruch rauszukriegen, also hab ich meine Kleidung im Koffer gelassen und nur Zeug in die Kommode geräumt.
Über die luxuriöse Zimmerausstattung hinaus gibt es ein Gemeinschaftsbad und eine Gemeinschaftsküche (die etwas überkandidelt als “Lounge” beschriftet ist). Zwei Drittel der Herdplatten funktionieren nicht, das Backrohr dafür aber auch nicht; ein neuer Herd steht bereits da, ist aber noch nicht eingebaut. Die Klimaanlage in der Küche ist ebenfalls frei von Funktion. Ich habe, wie immer praktisch veranlagt, wenigstens Stühle aus der Küche in unser Zimmer bzw. auf den Balkon entführt, damit wir hier zumindest am Abend ein bisschen sitzen können; “gemütlich sitzen” wäre aber schon wieder zu viel gesagt.
Dafür haben wir all unser Zeug in der Nähe (Foto, Tauch- und Computerzeug) und brauchen morgens nicht erst damit herzufahren. Wir haben nämlich seit heute auch ein PICRC-Auto zur Verfügung. Damit ich mich nicht umgewöhnen muss, ist es blau; es ist ein Nissan, und zum Glück ist das Steuer links. Es gibt hier nämlich auch jede Menge rechtsgesteuerte Gebrauchtwagen, man fährt aber wie bei uns auf der rechten Straßenseite. Zwischen rechter und linker Straßenseite findet sich in Downtown Koror überaus häufig ein Polizist, der wie wild mit den Händen fuchtelt und dazu aufgebracht in seine Trillerpfeife pustet – was er damit meint, weiß aber offenbar keiner so recht.
Jetzt ist es 17:30, die Sonne geht unter, und wir werden als Nächstes mal checken, was es heute abend noch zu essen gibt. Wir haben bereits eingekauft, unseren Wasservorrat aufgefüllt, Kerzen und Taschenlampen sind vorhanden, wir werden also nicht verhungern, verdursten oder gar in der Dunkelheit versumpern. Also keine Sorge!
Ich reiche weitere Bilder nach, sobald das Internet wieder seine normale Langsamkeit erreicht hat.