Phon-Phazit

Neben unserer Terrassentür steht meistens ein Sack Frolic, weil mein Hund es wesentlich interessanter findet, die von mir mittels Weitwurf in die Wiese beförderten Fleischringerln nach riechkolbenunterstützter Aufspürung zu verzehren, als einfach uninspiriert aus einer schnöden Schüssel zu fressen. Selbst erjagt schmeckt einfach besser. Unlängst begab es sich nun aber, dass dieser Sack Frolic ohne äußeres Zutun oder nachgewiesene tektonische Aktivitäten jählings umfiel. Nun habe ich ja derzeit etwas mehr mit China zu tun als in meinem bisherigen Leben, dank Cehs China-Aufenthalt. Also frug ich mich natürlich sogleich, ob es in China eigentlich jemanden interessiert, wenn in Österreich ein Sack Frolic umfällt. Die Wahrscheinlichkeit ist angesichts Chinas Bevölkerungsdichte jedenfalls nicht ganz Null, und steigt noch, wenn man einen dieser Einwohner kennt.

Man kann ja viele gscheite Dinge lernen, wenn man mit China telefoniert – bzw. vielmehr, wenn man mit gscheiten Leuten telefoniert, wie etwa dem Ceh oder auch mir. Beispielsweise entwarfen wir heute folgende Strategie:
Hat man den Eindruck, schon sein Leben lang für einen Schritt vorwärts jeweils drei zurück zu machen, so ist es am klügsten, flugs kehrt zu machen und fortan ein Ziel anzusteuern, das direkt hinter einem in der Ferne liegt. Der Zweck liegt auf der Hand: Man bewegt sich dann zwar genauso schnell wie vorher, aber dafür in die richtige Richtung!
Viel lieber hätte ich geschrieben, man bewege sich dann zwar rückwärts, aber dafür doppelt so schnell wie bisher. Aber ich kann leider nicht drüber hinwegsehen, dass das Unsinn ist. Dafür liefert dieser Unsinn eine Fortsetzung: Das müsste nämlich theoretisch auch bedeuten, dass man innerhalb der gleichen Zeitspanne die doppelte Menge an Zielen erreichen kann. Ach was, unendlich viele! Oder nicht? Praktisch würde diese multiple Ertrotzung von Bestimmungsorten aber vermutlich ohnehin durch ständiges Stolpern vereitelt, das beim Rückwärtsgehen deutlich öfter vorkommen dürfte als bei der Vorwärtsbewegung. Tappt man aber ohnehin stets im Dunkeln oder fischt im Trüben, fällt dieser Effekt wieder ersatzlos weg. Oder ist schon vor dem Umkehren dagewesen. Wie auch immer.

Außerdem wurde ich verpflichtet, die folgende spontan geäußerte Lebensweisheit zu bloggen:

Die meisten Leute sterben ohnehin daheim im Bett, also ist es am besten, man steht erstmal auf.

6 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Ceh sagt:

    Nicht zu fassen. Ich dachte, wir blödeln nur herum, und auf einmal finde ich das in einem Posting verewigt! Und dann auch noch so wohlgesetzt formuliert, dass es plötzlich richtig weise klingt – Respekt, Frau Ess! Ein Hammer :).

    Habe vor etwa *aufdieuhrschau* drei Stunden die Information zum Thema Sack Frolic mit einer chinesischen Freundin geteilt. Und ich kann Dir nunmehr basierend auf diesen empirischen Daten sagen: Eine von etwas über einskommadreimilliarden Einwohnerinnen können wir von der potenziellen Interessiertenliste streichen. Die weiß ja nicht mal, was Frolic überhaupt ist :B. Ich habe mich aber gerächt: im nächstbesten Shop einen Sack Reis umgeworfen und zu ihr gesagt: “Ha! Und das wiederum interessiert bei uns keinen Sack!” Oder kein Schwein. Die Säcke leiden eventuell mit.

    Du verstehst.

  2. Steffen sagt:

    Ein Ansatz auf dem Weg zur Ergodizität (s. WP:Ergodenhypothese)? Genaugenommen reicht es dann nicht, nur umzukehren (weil dadurch nur eine Dimension erreichbar ist). Besser wäre es unter Umständen, dann die neue Richtung völlig zufällig zu wählen… Aber: im WP-Artikel steht auch “jedem Punkt in endlicher Zeit beliebig nahe”. Vermutlich dauert das letzte Stück der Annäherung besonders lange.

  3. Etosha sagt:

    Jetz tu nich so, Ceh, du selbst hast doch gesagt, das gehört ausformuliert und schriftlich festgehalten! ;)
    Danke für das Teilen der Information. Ich dachte ja schon aufgrund meines Berichtes an dich, der du ja schließlich chinesischer Einwohner bist, und deines offenkundigen Interesses (Lachen), ich hätte bereits den einen von 1,3 Mrd! Humpf!

    Steffen, sehr passend. Auch wir kommen jedem Ziel, das mit den äußeren Zwängen vereinbar ist, mitunter in endlicher Zeit beliebig nahe, aber mit dem Durchlaufen haperts eben.

  4. Ceh sagt:

    najaaaa … nur weil ich sowas sag, musst du es ja nicht gleich machen. aber andererseits: ganz reizend :).

    und MICH – falls du mich trotz fehlenden chinesischen passes – als chinesischen einwohner siehst, hast du SELBSTVERSTÄNDLICH. dann sinds aber 1,3 milliarden und einer. so ungefähr.

  5. _mathilda_ sagt:

    Ceh, da du doch eine Art Aufenthaltsgenehmigung als Stadtbürger von Shanghai erreicht hast, würde ich dich auch als Einwohner Chinas sehen. Somit sind wir bei 1:1, nach meiner Rechnung. Ich frag mich nur, wie du “Frolic” übersetzt hast.

    Und ich frag mich, ob bei uns Reissäcke auch des Häufigeren Opfer der Schwerkraft würden, wenn Reis hier tatsächlich in Säcken und nicht zumeist in in Karton verpackten Beuteln zu erstehen wäre.

    Die Gschicht mit dem Rückwärts-laufend Ziele erreichen (kann man Ziele erreichen, die man schon erreicht hat? Giltet [sic!] doch eigentlich nicht, oder?) lass ich mir durch den Kopf gehen, wenn dieser bissi wacher ist. Im Moment ist es mir grad irgendwie bisserl hoch (siehe verständnislose Frage oben).

  6. Etosha sagt:

    Ceh, gezählt oder geschätzt? :D
    (Na klar, ich bin immer reizend!)

    Kommt drauf an, zu welchem Zeitpunkt man umkehrt, mathilda. Oder?

Schreibe einen Kommentar zu Ceh Antworten abbrechen

Pflichtfelder sind mit * markiert.


* Die DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld

*

Ich stimme zu