Artikel

Probenentnahme ganz ohne Außerirdische

Im Juni hatte ich an die zuständige Wasserbehörde gemailt, weil sich in der Schwechat (dem Fluss) regelmäßig Schaum bildet. Diese Schaumbildung ist an manchen Stellen richtig massiv, und das seit Jahren. An den Flüsschen hier in der Gegend bin ich regelmäßig mit dem Hund unterwegs, der Hund trinkt und badet, ich stapfe barfuß da durch – da wüsst ich schon gern, was da zu meinen Füßen schäumt.

Ich wurde im Juni auch schnell zurückgerufen – es dauerte allerdings ein Weilchen, bis wir einen passenden Termin für drei Leute finden konnten (Mitarbeiter von der Gewässeraufsicht, Chemikerin sowie meine Wenigkeit zum gezielten Auffinden einer schäumenden Stelle).

Heute früh fand aber hochoffiziell und in meinem Beisein eine Wasserprobenentnahme aus der Schwechat und dem Neubach in Pellendorf statt. Die beiden sehr netten Herrschaften sind auch jetzt noch an den Flüssen unterwegs, um weitere Proben zu entnehmen.

Der ge- und befürchtete Demonstrationseffekt trat zum Glück nicht ein – ich konnte den Experten gleich an der ersten aufgesuchten Stelle auf Anhieb den Schaum zeigen, demzufolge stand ich freundlicherweise nicht da wie eine hysterische, übersensible Dramaqueen. Dem Gewässerschutzbeauftragten zufolge bin ich die einzige, die das jemals gemeldet hat, obwohl viele Leute hier in der Gegend den Fluss nutzen – zum Fischen, als Badegelegenheit für sich, ihre Kinder, ihre Hunde…

Bin schon sehr gespannt auf die Analyseergebnisse!

Artikel

Kleiner Vorgeschmack

Ich bin hier derzeit mehr im Stress als mir lieb ist. Irgendwie hab ich an jeder Ecke irgendwelche Projekte, die auf mich warten, und bin den ganzen Tag gut beschäftigt. Dazu kommt, dass das WLAN untertags, wenn alle arbeiten, überhaupt nicht zu gebrauchen ist, da dauert schon das Aufrufen der Google-Startseite zwei Minuten. An Bloggen oder gar Fotoupload ist daher in mehrerlei Hinsicht an Wochentagen bei Helligkeit nicht zu denken.

Jetzt ist es fast sechs Uhr abends, und ich hab schon Hunger, außerdem will ich noch einen Tisch und zwei Stühle kaufen, damit wir in unserem neuen Domizil auch draußen sitzen können. Nur – ihr ahnt es bereits – gestaltet sich das nicht ganz so einfach, denn die Auswahl ist begrenzt: Bei Ace am T-Dock, das ist so der palauische Hornbach, gibt es genau einen Gartentisch, und der ist quadratisch und zu groß, kostet dafür aber auch nur 80 Dollar. Also müssen noch andere Adressen abgegrast werden.

Ums kurz zu machen: Ich muss es kurz machen. Ich möchte am Wochenende ein bisschen was schreiben und ein paar Fotos bearbeiten (da ist so ein doofer Punkt auf 300 Fotos, Schmutz am Sensor, das kann ich!) Vielleicht kann ich dann am Sonntag eine Hochladung wagen.

Weiterlesen

Artikel

Schäden am Wiener Gemüt

Man ist ja als gelernter Österreicher einiges gewöhnt. Unfreundlichkeit und Grantigkeit im Einzelhandel und in der Gastronomie zum Beispiel. Richtung Westen wird’s freundlicher. Richtung Osten eigentlich auch wieder. Unsere sehr geliebte Stadt Wien und deren Dunstkreis. Außen hui, innen pfui, könnte man lästern – nicht bei allen Gelegenheiten, aber doch bei sehr vielen. Wir sind der Pfuhl, das Zentrum, das Auge des Sturms der gelebten Unfreundlichkeit, Pampigkeit und Patzigkeit.

Wenn man als solchermaßen gelernter Österreicher – oder sagen wir es präziser: als Wien-Dunstkreisler – mal ins Ausland fährt, zum Beispiel über die deutsche Grenze und noch ein Stück weiter, dann merkt man erst, welchen Gemütsschaden dieses Gewöhntsein tatsächlich anrichtet. Da betritt man nichtsahnend eine Bäckerei, sagen wir, an drei aufeinanderfolgenden Tagen, frühmorgens. “Morgen”, sagt man da artig, obwohl man sich als heimatlicher Grüßgott-Trottel schon gar keine Antwort mehr erwartet.

“Schönen guten Morgen!” flötet es einem da jäh entgegen, dass es einen fast aus den Schuhen haut, und “Was hätten Sie denn gerne?” Sprachlose Verdutzung macht sich in einem breit, und so deutet man offenen Mundes auf das eine oder andere fein aussehende Brötchen oder Törtchen, wobei man womöglich etwas zurückgeblieben wirkt. Österreicher halt. “Ja, sehr gerne! Was darf es sonst noch für Sie sein?” An dieser Stelle wird man zum ersten Mal richtig misstrauisch. Ist da irgendwo eine Kamera versteckt? Will die Verkäuferin mich verarschen? Aber mein Kontrollblick tritt sogleich den Gegenbeweis an – ein offenes, freundliches Gesicht schaut zurück, abwartend, aber geduldig.

Ich behaupte also, das wäre alles, obwohl ich noch gerne noch ein paar so freundliche Worte gehabt hätte. Doch ich muss nicht darauf verzichten: Der Eurobetrag wird mir nicht entgegengebellt, sondern von einem “wären das dann bitte” aufs Puscheligste abgemildert. Weil ich so brav bezahle, ernte ich ein “Dankeschön, hier ist Ihr Rest!”. Auch wünscht man mir noch einen schönen Tag und sich selbst, mich bald wiederzusehen. Ich verlasse die Bäckerei wie vom Donner gerührt. Selbst mein Hund, der draußen wartet, erkennt mich kaum wieder.

Am nächsten Morgen wieder Flötenklänge! “Guten Morgen! Was hätten Sie denn heute gerne?” Man deutet also an, dass man mich schon kennt, von gestern! Hier kommt der Gemütsschaden voll zum Ausbruch – mein Verdächtigungszentrum schlägt Alarm. Da stimmt doch was nicht! Die muss doch irgendetwas von mir wollen! Ha, das will sie auch – Geld, für das Brot. Mehr nicht. Auch auf Nachfrage nicht. Und wieder lasse ich die freundlichen Wünsche für einen schönen Tag auf meine Seele prasseln wie Monsun auf ausgedörrtes Land. Aber so richtig genießen und einfach nur genießen kann ich es nicht. Es ist mir einfach zu suspekt. Das, liebe Freunde, ist der Schaden, den man als Wien-Dunstkreisler nimmt, einfach durch das Hier-Sein und -Leben.

Am Sonntagmorgen sind die deutschen Verkäufer etwas im Stress und einen Tick weniger freundlich. (Zum Vergleich: Bei uns sind die Verkäufer sonntagmorgens größtenteils eines: im Bett.) Aber etwas anderes beeindruckt mich: die Fortbewegungsart der Spezies! Der dritte Kollege in der Bäckerei, der gerade noch Brot aus dem Ofen holte, kommt vom anderen Ende der Verkaufstheke herbei, um den beiden Kolleginnen beim Bedienen der Kunden beizustehen. Er geht nicht. Er schlurft auch nicht. Er rollt nicht, wie manch ösitanische Feinkostverkäuferin. Er rennt! Jawohl, ich lüge nicht, und ich habe es mit eigenen Augen gesehen!

Sie mögen uns ja mitunter etwas zugeknöpft erscheinen, unsere deutschen Nachbarn, manchmal mag ihr Humor sich von unserem spürbar unterscheiden oder in Einzelfällen gar völlig absent wirken. Aber eines muss man ganz klar sagen: Im Einzelhandel fühlt man sich dort als Kunde wirklich so, wie man sich sprichwörtlich fühlen sollte. Wären die auch nur halb so freundlich, sie würden sich vom Durchschnittsbäcker in DurchschnittsWienUmgebung immer noch merklich abheben. Ich ernüchtere meine deutschen Leser nur ungern, aber bei dem, was mancher gern als “Wiener Schmäh” anpreist, handelt es sich meist nur um einen gewissen chronischen Grant, wie man ihn von Schmerzpatienten kennt. Echter Schmäh oder auch nur ein freundliches Gesicht ist hier im öffentlichen Leben des Einzelhandels nur noch höchst selten anzutreffen.

(Wie ich so gerne sage: Bei uns schauen sogar die Leute grantig drein, die im Thermalbad zu Wien im warmen Wasser sitzen müssen. Sind aber auch echt arme Schweine.)

Artikel

Gyrocopter

“Ich will etwas vom Leben spüren. An Blumen schnuppern. Frei sein. Herumschweben und die Welt von oben sehen.” So oder so ähnlich formulierte ich es wohl, als ich vor einiger Zeit nach meinen Zielen im Leben gefragt wurde. Es war ein seltsames Gespräch, und mein Hirn hat Teile davon in Schubladen abgelegt, die mal wieder mit Seife geschmiert werden müssten. Aber ich erinnere mich genau an den letzten Satz.

Von der Existenz des Gyrocopters erfuhr ich auf der Suche nach einem Geschenk für den 40er meines Bruders, und seither hatte ich so ein Jucken, ein Copter-Jucken. Natürlich wollte ich aus Höflichkeit warten, bis mein Bruder seinen Erlebnisgutschein einlöst, aber dann drohte der zweite Sommer seither zur Neige zu gehen, ohne dass ich den Gyrocopter bestiegen hätte. Und das durfte nicht sein! Also Rappel gekriegt, hurtig ein Mail geschickt an den Herrn mit dem Fluggerät, und schon rief er mich zurück und gab mir einen flotten Flugtermin.

Das Wetter war perfekt an diesem Mittwoch, kein Wind, Sonnenschein, ein bisschen dunstig vielleicht, aber nicht dramatisch. Ich erwartete also einen ruhigen Flug, und das war auch gut so, denn bei Sturm hätte ich sowieso nicht einsteigen wollen in das Cabriogefährt (-geflögt?), das kaum größer ist als eine Wespe mit wespenstichbedingter Schwellung.

Nach dem durchaus sanften Start – das Ding startet mit “Anlauf” auf Rädern, wie ein Flugzeug – war ich daher von dem windigen Gebeutel durchaus überrascht, das mir in die Fresse wehte und mir die Haare unter dem etwas zu großen Helm hervorzerrte, um sie mir im Sekundentakt in die Augen zu flappen. Ich musste mich also erst ein wenig daran gewöhnen, dass es außer Naturwind eben auch Fahrtwind (Flögtwind?) gibt, der bei 120 km/h doch durchaus spürbar ist, und ich musste meine Haare zurück in den Helm stopfen.

Aus solchen und anderen Gründen geht so eine Etosha freilich nicht ohne Kamera an Bord eines solchen Gerätes, das mangels Scheiben und sonstiger Hindernisse für die Fotografie doch wie geschaffen ist. Auch Türen sind am Gyrocopter nicht vorhanden – die Seitenwand ist etwa auf Kniehöhe einfach zu Ende, was das Sicherheitsgefühl nicht gerade erhöht, vor allem in Kurven. Dafür erhöht es jedoch die Sicht, und zwar ordentlich. In der Kurve ist zwischen deinem Kopf und dem Boden nur noch Luft.

Das Kamera- und Objektivhandling im Fahrtwind war nicht ganz einfach, muss ich zugeben. Ich hatte die SLR mit drei Objektiven und die kleine GoPro Actioncam dabei. Letztere hätte ich eigentlich gerne fix montiert, mangels geeigneter Stelle musste ich darauf verzichten. Es zeigt sich an den Fotos allerdings, dass es mit einer einfachen Handschlaufe für die GoPro viel flexibler und schöner war. Der Objektivtausch und auch Kamerawechsel war nicht ganz easy, aber machbar.

Es war insgesamt also durchaus respekteinflößend, aber so wunderbar, dass ich es unbedingt wieder machen möchte. Spätestens im nächsten Frühling!

Falls jemand in der NÖ-Gegend Fotos von seinem Haus haben möchte, Mail genügt! :)

Ein Album der besten Fotos gibts drüben beim smallest fish – ich hoffe, ihr habt genausoviel Freude dran wie ich!

Artikel

Blumige Sprache

Längere Autofahrten oder Flugreisen eignen sich hervorragend für lockere Sprachspiele, wenn einem kein anderer Unsinn mehr einfällt, den man in saloppe Worte gießen und hernach zum Amüsement der von vorbeieilenden Luft- oder Landschaften zu Tode gelangweilten Mitfahrerschaft von sich geben könnte.

Ein solches Spiel ist “xy von A bis Z”, das ich eigens für solche Gelegenheiten erdacht habe. Es ist sowas wie Stadt/Land für Mittel- oder Papierlose – man einigt sich auf eine oder auch zwei Kategorien, wie etwa Städte oder Tiere, dann sagen alle Mitreisenden abwechselnd so viele Kategorien-Vertreter mit dem Anfangsbuchstaben A – Amsterdam, Affe, Adaxl -, bis es allen Spielern vom Nachdenken böenweise aus den Ohren staubt. Dann geht man zu B über, und so weiter. Ja, die Spielidee ist nicht gerade aufsehenerregend kreativ, aber durchaus unterhaltsam.

Kreative Neuschöpfungen bzw. -züchtungen sind in diesem Spiel nicht selten – das ist auch viel einfacher, als das Gedächtnis nach tatsächlich Existentem zu durchforsten. Gestern spielten wir die Kategorie Blumen, mit großmütiger Toleranz für überhängende Zimmerpflanzen. Da ersann meine Mutter wunderschöne Blumen mit wohlklingendem Namen: Strontien. “So heißen doch die mit den drei schwarzen und drei gelben Blütenblättern, oder…? Ach nein, die heißen Cäsien!”

Leicht daneben ist auch ok, so zitterte das Wort Espenlaub durch den Raum, und es erschienen sowohl Dornröschen als auch Gürtelrosen. Das Hirn spuckt dabei aber auch verblüffend unpassende Begriffe aus, und zwar ohne den zeitraubenden Umweg über eine etwaige Hirn/Mund-Schranke. Nach Margerite, Moosröschen und Mohnblume warf ich ganz unverkrampft eine Muldenzentrale in die Runde. Gelächter, freundlicherweise kein Stop beim nächstgelegenen Gugelhupf, sondern nur die Frage, wie die denn blühe. Na, natürlich in orange – mit schwarzer Aufschrift!

Bei Z waren wir dann schon merklich ausgelaugt. Um noch einen allerletzten Punkt zu landen, sagte ich “Zitzerlweis – das ist das kleine Edelweiß”, worauf meine Mutter konterte: “Zypresse – das ist das Große für die Zitronen”.

Artikel

Schwesters Hochzeit – Reprise

Gerade komme ich von meiner Schwester zurück, wo ich mir feuchten Auges das Hochzeitsvideo anschauen durfte. (Ihr erinnert euch, ich hab dort gesungen.)

Beim Meister des Videos, Walter Hornung, ist jetzt ein Demo-Trailer davon online, er erfordert einige Ladezeit und ist klein von Bildformat, lohnt sich aber trotzdem. Ich find den sehr schön und kitschig und trotzdem schön. In einer der Gruppenfoto-Einstellungen bin ich auch kurz zu sehen. Einige Schnappschüsse von der Hochzeit sind ebenfalls online.

Auch die Gesamtversion konnte sich sehen lassen – in der Länge genau richtig, geschmeidige Übergänge, sensibler Blick für charmante und witzige Szenen – Kompliment. Hat Spaß gemacht.