Es ist fast jeden Tag was über PICRC in der Zeitung, weil meine Kollegin und erste Schreibtischnachbarin Ines immer fleißig an den Pressemeldungen arbeitet. Heute waren’s wir!
Es ist fast jeden Tag was über PICRC in der Zeitung, weil meine Kollegin und erste Schreibtischnachbarin Ines immer fleißig an den Pressemeldungen arbeitet. Heute waren’s wir!
Gestern waren wir zum Schnorcheln in Meyuns auf der unaussprechlichen Insel Ngarkebesang. Eigentlich auf der Suche nach einem Flugzeugwrack, das dort unserer GTA-Karte zufolge in erschnorchelbarer Tiefe liegen soll, flossen wir dort einige hundert Meter in die Richtung, die ein Einheimischer uns gewiesen hat – dort draußen bei der weißen Boje, etwa eine halbe Meile vom Ufer. Auf dem Weg dorthin treffen wir im Seegrasgürtel auf eine atemberaubend elegante Wasserschlange, der wir ein Weilchen zugucken, wie sie mit dem Kopf aus einem Loch auftaucht, noch bevor ihr Hinterteil im vorigen Loch zur Gänze verschwunden ist.
Das, was ich schasaugerterweise für allerlei weiße Bojen gehalten habe, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Wasservögel, die auf Metallstangen sitzen, die ihrerseits wiederum scheinbar unmotiviert aus dem Wasser ragen. Wir finden schließlich eine weiße Boje, an der unter Wasser über ein waagrechtes Bodenseil noch ein paar weitere senkrechte Bojenhalterungen befestigt sind, jeweils etwa drölfzig Meter von der vorigen entfernt. Diese Weiteren sind aber oben gar nicht zu sehen, weil sie schlicht nicht bis zur Wasseroberfläche reichen, nur abgebrochene Stangen sind da, keine Bojen. Ein Flugzeugwrack finden wir schon gar nicht.
Dafür ist das Herausragen der erwähnten wasserbevogelten Stangen gar nicht so unmotiviert, wie es scheint. Sie umschließen gemeinsam mit einem reichlich lädierten Gitter eine Giant-Clam-Farm – eine Züchtung von Riesenmuscheln.
Julien, einer der Forscher hier am Institut (Franzose, übrigens ein Schti!), hat gerade mit einer neuen Biodiversitätsstudie begonnen. Es geht um die Häufigkeit von Kleinlebewesen im Meer an verschiedenen Stellen in Palau. Martin fährt diese Woche jeden Tag mit dem Team raus, um Proben zu holen. Er wird dabei von diversen Haifischen begleitet und hat auch sonst allerlei Getier unter Wasser angetroffen. Mich hat Julien gebeten, die Fotos von seinen Samples zu machen, und wer von meiner Vorliebe für kleine Viecher weiß, kann sich vorstellen: ich war ganz in meinem Element. Weiterlesen
Am Donnerstag war Thanksgiving, das ist hier ein Feiertag, weil die Insel organisatorisch zu den USA gehört, und am Freitag hatten wir frei, also genießen wir derzeit ein langes Wochenende. Martin darf heute endlich wieder tauchen gehen, erst zum zweiten Mal, seit wir hier sind. Er ist mit Sam’s Tours unterwegs, zum ersten Mal. Der Laden ist sehr beliebt bei den “Zuagrasten”, den “Foreigners”, also den ausländischen Dauergästen auf der Insel. Unsere sehr nette Nachbarin Roni aus Israel arbeitet da, und sie hat Martin auf die Schnelle heute früh auf ein Boot mit drei Tauchgängen gebucht. Es ist wie daheim – wenn man wen kennt, gehts leichter. Ich glaube, heute geht’s für Martin endlich zum Blue Hole, dem wohl berühmtesten Divespot Palaus.
Man könnte auf den Tauchbooten prinzipiell auch als Nichttaucher mitfahren, aber es gilt noch zu klären, was das kosten darf/soll/kann. Bei Neco Marine sagten sie, Nichttaucher können mitfahren und auch schnorcheln gehen, wenn am Boot noch Platz ist; bei Sam’s meinten sie heute, schnorcheln wär nicht möglich, Mitfahren aber schon, das koste 75$ für “Locals”, also Nicht-Touristen. Das ist ein bisschen happig angesichts der 70$, die Martin für seine zwei regulären Tauchgänge als Local zahlt.
Aber ich hätte das heute sowieso nicht geschafft – die SMS, dass er mitfahren kann, kam um zehn vor acht, da waren wir noch reichlich verknittert und frei von Frühstück, und um 8:30 musste er spätestens dort sein; ein bisschen Fahrt dorthin muss man auch einplanen. (Sam’s ist auf Melekeok, einer Insel am anderen Ende der Stadt Koror, 15 Minuten fährt man da hin schon, wenn’s sich nicht staut. Ja, Stau! Das gibts hier, und zwar mitunter heftig, weil es nur eine Hauptstraße gibt – an Wochentagen, morgens um halb acht, ist es mehr Stop als Go, während einem die Sonne selbst frühmorgens gnadenlos ihre volle Power auf den Pelz brennt.)
Letzten Dienstag sind wir umgezogen, von unserem chaotischen, schrankfreien PICRC-Zimmer in ein schönes, neues Apartment in Ngermid Hamlet. (So heißen hier die Stadtteile: Hamlet. Klingt seltsam, ist aber so.) Das ist ein Dorf nahe an der Stadt Koror. Richtung Norden und dann rechts runter, vorbei am Hotel Green Bay, etwa drei Meilen vom Institut entfernt. Das Green Bay hätte Aussicht aufs Meer gehabt – wir haben jetzt keine. Dafür haben wirs schön kühl im Erdgeschoss.
Heute musste ich den ganzen Tag mit meiner Kollegin Randa auf einem einsamen Strand sitzen und auf Touristen warten, die wir mit einem Fragebogen quälen können. Ein einziges Boot kam, da waren sechs Leute drauf, fünf davon konnten wir befragen, zwei davon waren Polizisten aus Wien. Was für ein anstrengender Arbeitstag! Und diese Kälte! Und dieses Schnorcheln in den freien Minuten!
Ernsthaft – ich wollte dort sowieso unbedingt nochmal hin, am Ranger Day waren wir hier vorbeigekommen. Die Bucht heißt Ngchus (mit stummem ch! echt!), und als heute die Forschertruppe auf den Inseln verteilt wurde, um die Umfragen zu machen, war ich Feuer und Flamme, um in dieser Bucht bleiben zu dürfen. Sie ist mein Lieblingsort bisher: Riesige Fischschwärme, Stachelmakrelen (Bluefin Trevallies), die diese Fischschwärme durch die Bucht jagen, dass es nur so spritzt, und ein Flugzeugwrack, das man schnorchelnd begutachten kann. Es war herrlich!
Vergangene Woche waren wir einen ganzen Tag mit den Rangers unterwegs. Das sind hierzulande die Fritzen, die zu Wasser unterwegs sind, nicht um neue Welten zu erforschen, sondern um die bekannten Welten vor Unbill zu schützen. Sie fischen Unrat aus dem Wasser, sehen nach dem Rechten und kontrollieren die allgegenwärtigen Bewilligungen, die “Permits”. Man kann als Tourist hier ein Monat lang bleiben – verlängerbar auf maximal drei Monate – aber vier Monate gibts für Touris nicht, außer sie sind aus den USA. Anderenfalls braucht man ein Employment-Permit, also einen Aufenthaltstitel aus Arbeitsgründen. Mit diesem Permit kann man auch diverse Vergünstigungen in Anspruch nehmen, die “Locals”, also die Hiesigen Nicht-Touristen, genießen Vor- und Nachteile. Locals zahlen weniger für Tauchtouren, dafür werden sie unter Umständen im letzten Moment von der Liste genommen, wenn sich genügend Vollzahler-Touris finden. So erzählt man sich zumindest.
Für bestimmte Tauch- und Schnorchelplätze braucht man eine eigene/zusätzliche Bewilligung, zB für den Jellyfish-Lake, den See, in dem sich tausende ungefährliche Quallen tummeln, ein beliebtes Schnorchler-Ausflugsziel. Außerdem gibt es eigene Permits für gewisse Tauchplätze. Und das ist alles nur in Koror State, auf den anderen, südlicheren Inseln gibts eventuell eigene Regelungen, von denen ich noch nichts weiß.
Das Korallen-Becken des Palau Aquariums hat beim Taifun einen Riss abgekriegt und ist am tags darauf an der Rückseite gebrochen. Die Korallen und Muscheln wurden gerettet und in mehreren kleinen Becken zwischengelagert. In diesen Becken kann man mit der Unterwasserknipse super fotografieren, weil man ganz nahe dran ist am Objekt. Bei dieser Gelegenheit konnte ich endlich ein paar der wunderschönen Muscheln standesgemäß ablichten. Was für eine Herrlichkeit der Natur!
In dem großen, gebrochenen Tank steht jetzt ein kleinerer. Asap, der Aquariumsbetreuer-Chefe (ja, der heißt wirklich so!), hatte mir vorher beim Knipsen zugesehen, bevor er die Steine entnahm, die er übersiedeln wollte, dabei unterhielten wir uns, ich knipste ihn bei der Arbeit, und dann durfte beim Übersiedeln der Steine und Korallen, aber vor allem der Muscheln mithelfen! Gelenkig muss man dafür sein, denn es ist viel Herumkletterei auf kleinstem Raum angesagt. Aber es war echt super!
Fotos wie immer nach dem “Weiterlesen”-Link!
…kann man nicht kaufen. Sollte man auch nicht versuchen. Eine wahre Freundin liest deine Gedanken. Du musst es gar nicht aussprechen, wenn du vier Auslandsmonate planst, die Anfang November beginnen, dass sie dir fehlen wird. Zu Weihnachten! Nicht nur, aber auch zu Weihnachten. Und ihre Vanillekipferln, die verpasst du auch, oh Mann! Vielleicht noch schnell fragen, ob sie…? Nein, das wär dann doch zu dreist.
Du musst das alles nicht aussprechen. Dein Herz wird ohnehin sprachlos sein, wenn das hier passiert:
Gestern hab ich was Seltsames erlebt. Gut, der ganze Abend war von außen betrachtet seltsam, aber weil ich Karaoke gewöhnt bin – auch wenn der letzte Abend schon vor Jahren stattfand – hält sich meine innere Empfindung dieser Seltsamkeit in Grenzen.
Hernach jedoch, zu schon recht später Stunde, unterhalte ich mich mit der besten Freundin meiner Schwester, und sie sagt überaus nette, ja begeisterte Dinge über meine fotografischen Arbeiten, über mein Blog, über meine Stimme. Letztere war ja am gestrigen Abend eindeutig zuordenbar, da es beim Karaoke recht wahrscheinlich ist, dass die Stimme aus jenem Menschen kommt, der gerade in das Mikrofon singt. Hier sind also, abgesehen vielleicht von diversen Zwios und Trios, kaum Verwechslungen möglich, ihr Lob gilt wirklich mir.
Sie findet meine Stimme “genial” und kann sich nicht erklären, warum ich “nicht mehr draus mache”. Die Musikbranche in diesem kleinen Land sei sowieso ein Witz und von Managern geschoben, die sich und ihre oft durchschnittlichen Künstler in den Vordergrund drängten, während ein paar richtige Profis im Hintergrund in Hinterzimmern Hinterkaraoke sängen oder so ähnlich. Dass mir wöchentliche Gigs, Singenmüssen und hohe Ambitionen zu Ruhm und Bekanntheit einfach nicht liegen, lässt sie nur ungern gelten.
Außerdem sei meine Website so toll und so kreativ, findet sie; also vielmehr mein Blog, korrigiert sie sich später. Sie verfolge das ja alles ständig!
Aber das mit den Fotos… Sie sagt, “Du machst doch so Fotocollagen, oder?” Naja, eigentlich nicht, ich hab einmal jährlich einen Fotokalender, und eine Fotoseite im Web. Sie meint, ich kombiniere Motive so gekonnt, so kreativ, diese Ideenvielfalt, unglaublich. Ich weiß nicht, was sie meint. Doch, diese Kombination von Motiven, die noch nie gemeinsam auf einem Bild zu sehen waren! Und sie wisse, was für ein Können und für eine Technik hinter diesen Bildern steckt, ihr Mann mache ja selbst Video und Foto, und dennoch habe sie ihm sogar schon vorgeschlagen, sich von mir ein Bild machen zu lassen, mit dem sie ihr Schlafzimmer dekorieren können. In Groß! Sie erwähnt als Beispiel ihrer Beeindruckung mein Foto eines Raubvogels vor den verschwommenen Lichtern einer Stadt(?), und da beginnt es mir zu dämmern – die meint gar nicht mich! So ein Foto hab ich nicht gemacht. Das sage ich, aber das hält sie für falsche Bescheidenheit. “Doch, doch, deine Schwester hat’s mir ja gezeigt!”
Schließlich ergebe ich mich darin, mich mit den fremden Federn bauchpinseln zu lassen – was bleibt mir auch anderes übrig? Und ich denke, welchen Boost für das Selbstbewusstsein eine solche Lobansprache haben könnte, wenn tatsächlich ich und meine Arbeiten gemeint wären.
Der einzige Vogel mit funkelnden Lichtern, der mir einfällt (respektive: meiner Mutter einfiel), das ist jener im Video “Fading Memory” meiner Herzensband BlacktimeBird zu dem wunderbaren Song meines Herzensgitarristen Ceh, den mein Herzensbassist Deh so wundervoll in Szene gesetzt hat. Kein Raubvogel, eine Krähe. Keine Großstadtlichter, sondern virtuelle. Aber hier drin versteckt er sich, im Refrain:
Ja, die Fotos in diesem Video sind alle von mir. Doch die Technik, die der Frau so imponierte, das Können, mit dem diese Fotos zu einem Reigen aus verblassenden Erinnerungen gemacht wurden, die zarten Bewegungen, die in den vormals regungslosen Bildern stattfinden – das alles wohnt in diesem Herzensbassisten. Die Zuordnung der Fotos zu den Textstellen habe ich damals vorgenommen; Videoschnitt, Ideen und Technik stammen von Deh Geh.
Liebe beste Freundin meiner Schwester, bitte hinterlass mir doch einen Kommentar, wenn du das hier liest und tatsächlich dieses Blog bzw diese Fotoseite meintest. Die Wärme fremder Federn fühlt sich für mich nämlich unangenehm trügerisch an.