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Meine Ausstrahlung

Schon bevor ich auch nur annähernd erwachsen war, waren die Jungs hinter mir her. Ging ich mal ein Weilchen mit einem von ihnen, verschwanden die anderen zwar, tauchten aber zuverlässig wieder auf, wenn das Gerücht meiner neuerlichen Singleness sich verbreitet hatte, sodass ebendiese nie lange währte. Zur Freude meines Mannes hat sich das Phänomen, seit wir verheiratet sind, gelegt, aber über einen Mangel an Verehrern konnte ich mich davor nie beklagen.

Ich habe nämlich eine sehr starke Ausstrahlung. Das kann ich beweisen. Selbst elektronische Geräte in meiner Umgebung neigen zu spontanen oder chronischen Fehlfunktionen. Nichts Dramatisches, es sind zumeist eher kleine Dinge, solche, die man vielleicht als unkritischer Benutzer gar nicht recht merken würde.

Nun bin ich aber der Ansicht, dass Funktionen dazu da sind, genutzt zu werden, und tendiere dazu, mir meinen Aufenthalt an Notebook, PC & Co. so bequem wie möglich zu gestalten. Bei diesem Bestreben fallen natürlich kleinere Ungereimtheiten stärker auf.

Größere natürlich sowieso. Unzählbar sind die Videoaufnahmen, die mein Rekorder fünf Minuten vor Ende des Films gestoppt hat. Auch mein früherer PC im Büro hat die Zusammenarbeit mit mir gern verweigert. Er schaltete, um solches kundzutun, einfach auf stur und den Bildschirm auf schwarz. Manchmal war es auch ein kokettes Nadelstreifmuster. In jedem Fall war an Teamwork nicht mehr zu denken. Freundlicherweise gingen dabei wenigstens keine Daten verloren. Weiterlesen

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Werbeplakate

Manchmal sind Werbeplakate richtig kreativ. Manchmal wenigstens optisch interessant. Häufig aber sind sie einfach nur ‚geh bitte heast‘.

Derzeit fällt mir in der Wiener Plakatwelt zweierlei auf:

1. „Glauben Sie es erst, wenn es in der Kr0ne steht!“
Ja, sicher. Der Imperativ des Monats. Ich konnte mich ja schon immer für das Kleinformat begeistern, weil es so objektiv berichtet, und auch heikle Themen völlig unreißerisch und neutral behandelt. Das steigert natürlich auch die Glaubwürdigkeit immens. Ich werde mich also daran halten.

2. „Zurück-zur-Natur Gerichte von M@ggi – Ohne Zusatz von Geschmacksverstärkern und Konservierungsmittel“
Daraus schließe ich, es sind also keinerlei Geschmacksverstärker verwendet worden, aber nur ein bestimmtes Konservierungsmittel nicht. Alle anderen sind noch drin. Oder warum sonst ist da kein n an den Konservierungsmitteln hinten dran?

Ah, ich weiß: Weil ‚Mitteln‘ unfein klingt, so grammatikalisch falsch, so Dialektsprech. Das n, welches, meine Herren, tatsächlich auch in der Schriftsprache zum Dativ Plural gehört, können wir grammatikkundige Konsumenten uns ja ganz leicht aus ein paar in der unmittelbaren Umgebung sicher auffindbaren Deppenapostrophen selber basteln.

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Der Mädchenjunge

Gestern abend, ich wollte eigentlich schon schlafengehen, kam bei Vox eine erschütternde BBC-Doku: Der Mädchenjunge. Sie erzählt die Geschichte eines Jungen, der als Mädchen aufwachsen musste.

Im Jahr 1965 kamen in Kanada die Zwillinge Bruce und Brian Reimer zur Welt. Bei der operativen Korrektur einer Vorhautverengung passierte bei Bruce ein Kunstfehler, durch den sein Penis verstümmelt wurde. Für den Sexualwissenschaftler John Money war der Fall ein gefundenes Fressen, denn er war der Überzeugung, dass die Geschlechter-Identität in erster Linie in der Erziehung entstehe, und nicht eine Frage der Gene sei. Er empfahl den Eltern doch tatsächlich, das Kind überhaupt gleich von seinen männlichen Geschlechtsmerkmalen zu befreien und es als Mädchen großzuziehen. Die Eltern waren ohnehin verzweifelt und willigten mangels besseren Wissens ein.

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Winter, Depression & PMS

Heute hab ich auf der Straße Menschen in Winterjacken gesehen, mit Pelzkrägen; Kinder mit Mützen mit zugebundenem Ohrenschutz, eines sogar mit Handschuhen! Im Auto allerdings war es brütend heiß, denn der Einfallswinkel der wenigen Sonnenstrahlen entspricht sehr wohl dem Datum.
Meine Tomaten gedeihen draußen nicht recht, weil es zu kalt ist; ganz traurig und fröstelnd sehen sie aus. Bei anderen Pflanzen, die ich in der angeblich warmen Jahreszeit nach draußen gestellt habe, kann man nicht mit Sicherheit sagen, ob es sich bei den weißen Flecken auf den Blättern um Sonnen- oder Frostschäden handelt.
Der Pool ist gereinigt und befüllt – aber das Wasser hat nur 12 Grad. Ich fordere ein, was man mir angedroht hat: Globale Erwärmung! Regionale würde aber eigentlich auch schon reichen. Sonst war die jahrelange Anwendung von FCKW-Haar- und Klosprays doch völlig umsonst!

Wenigstens das Wetter könnte sich von seiner sommerlichen Seite zeigen. Meine Hormone spielen nämlich ohnehin schon verrückt.
Ich habe nach längerem Leiden nunmehr beschlossen, meinem Körper in der zweiten Zyklushälfte ein paar künstliche Hormone zuzuführen, um ihm diverse (prä-)menstruelle Eskapaden auszutreiben, wie etwa Wortfindungsschwierigkeiten, übermäßiges Bedürfnis nach sozialem Rückzug, Depressionsphasen samt dazugehöriger Antriebslosigkeit, Panikattacken beim Einschlafen, migräneartige Auren und andere neurologische Sonderbarkeiten.

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