Getroffen


Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?
Nicht nur lässt du einfach zu, dass eine Dahergelaufene den besten Freund abdrängt, den du jemals hattest, ihn ausbootet; dass sie an deiner Seite keinerlei Platz lässt, wo sie selbst nur zufällig landete, sich aber sogleich häuslich einrichtete – du honorierst es noch mit lobender Erwähnung?

Allen, die dir Hilfe anbieten – genau jene, weißt du noch, die du in der Vergangenheit allzu oft in Anspruch genommen hast – verschweigst du ihre Anwesenheit. Du speist sie mit knappen Sätzen ab, es wäre alles erledigt und kein Beistand nötig, um sie dann in diesem kleinen Moment deiner zweischneidigen Dankbarkeit vor den Kopf zu stoßen, ihnen diese verbale Ohrfeige zu verpassen? Du hattest wirklich keine Ahnung, dass du sie damit verletzen würdest. Denn wie könntest du sie für Versäumnisse bestrafen wollen, wo du ihnen doch gar keine Chance gegeben hast?

Natürlich genießt du es, wie sie um deine Zuneigung buhlt. Hoffentlich aber ist ihr Interesse nicht so geheuchelt, wie ihr eisiges Lächeln es befürchten lässt, hoffentlich reißt sie sich auch jetzt noch um dich, wo wir anderen die geschönte Kulisse ernüchtert als Arena begreifen; jetzt, wo das Licht um dich nicht mehr so hell ist, dass sie sich darin mitsonnen könnte.
Sonst hast du vielleicht ganz plötzlich niemanden mehr.

3 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Rotfell sagt:

    Manchmal ist so ein schmerzhaftes Erwachen für Menschen nötig, damit sie in ihrer Persönlichkeitsentwicklung voran kommen. Gut wäre es in so einem Fall, wenn die alten Freunde noch da sind, um zu zeigen, worauf es in wahrer Freundschaft ankommt. Wenn niemand da ist, der demjenigen sagt, was tatsächlich geschehen ist und was sie falsch gemacht hat, wird die Person eventuell denken, daß sich die ganze Welt gegen sie verschworen hat, niemand sie mehr mag und alle anderen sich gemein und arrogant verhalten. Und somit wird sie den gleichen Fehler vielleicht wieder machen. Generell hilft es einem selbst auch, so etwas direkt zur Sprache zu bringen. Aber meistens sind die Menschen so von der neuen “Freundin” hypnotisiert, daß in diesem Stadium Gespräche im Sand verlaufen und alles schnell wieder im alten, unbefriedigenden Trott verläuft. Aber immerhin hat man es zu Sprache gebracht und muß sich keine Vorwürfe mehr machen und eventuell innerlich mit der Sache abschließen, falls es einen doch zu sehr belastet. Leichter gesagt als getan, ich weiß. Selbst gelingt es mir nicht besonders gut, Menschen, die ich einmal ins Herz geschlossen habe, daraus zu verbannen, nur weil sie sich so verhalten. Da müssen sie schon härtere Geschütze ausfahren – ich bin zu weich dabei.

    Im Ürbigen denke ich, daß die Arena erst durch das falsche Blut und Gift der falschen Freunde auftaucht und vorher nicht vorhanden ist. Aber sobald Konkurrenzdruck aufkommt unter Freunden, kann es nur noch Gift und Galle geben.

  2. blue sky sagt:

    Ich finde es immer tragisch, wenn Menschen sich in ihrem Inneren zweiteilen mit der Konsequenz, dass sich die verschiedenen Kreise nicht berühren dürfen, in denen sie sich bewegen. Die einen nichts vom Ich wissen sollen, das man woanders auslebt. Ich kann das nicht verstehen.

  3. Etosha sagt:

    Rotfell, aus der Seele gesprochen. Das böse Erwachen samt Schuldzuweisung an die anderen ist generell ein wichtiger Aspekt, auch für einen selbst.
    Du hast recht, Gesprächsbedarf gibt es. Dem werde ich auch nachkommen.
    Das Blut und Gift wäre im Labor vielleicht nicht mal in Spuren nachweisbar, und doch ist es da und wird wahrgenommen – wenn auch nur von feinen Nasen.

    blue sky, ich finde Transparenz gut. Soll doch jeder tun, was ihn glücklich macht, dafür war ich schon immer. Ich finde nur, alle Betroffenen sollten erfahren, woran sie sind – das verhindert ungute Überraschungen und bewahrt das Vertrauen.

    Im Prinzip könnte mir das Ganze genausogut ziemlich egal sein. Aber wenn meine innere Wölfin den Kopf einmal gehoben hat, wenn auch nur als Zuseherin, kommt die Ratio dagegen nicht an.

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