Ich sage es seit Jahren: Meine Hündin Cindy sollte man zur Rasse erklären, denn sie ist ein großartiges Tier.
Sie ist nicht allzu groß, dabei aber ausgesprochen wohlproportioniert. Ein wunderschönes Gesicht hat sie, kluge, dunkelbraune Augen, schöne Pfoten, Wolfskrallen, und ein weiches, langes Fell, das kein bisschen nach Hund riecht, eher wie ein Stofftier. Selbst wenn sie nass ist, riecht sie weniger nach Hund als andere Hunde im trockenen Zustand. (Die Tätigkeit des Nach-Hund-Riechens heißt hierzulande übrigens hundeln.)
Und: Sie sabbert auch nicht.
Charakterlich punktet sie erst recht: Sie ist sehr klug, lernt gerne neue Tricks, und versucht dabei stets ihr Bestes, zu verstehen, was ich von ihr will. Wenn es nicht klappt, liegt der Kommunikationsfehler zumeist auf meiner Seite.
Sie fürchtet sich weder bei Gewitter noch vor Knallern, im Gegenteil: die Raketen zu Neujahr machen sie sogar neugierig. Dann will sie hin und nachsehen, ob Enten oder ähnliches runtergekommen sind. Im Sommer ist sie aus dem Wasser nicht rauszukriegen, mit ihr baden zu gehen macht großen Spaß. Sie findet überall ein Stöckchen zum Spielen, bringt es brav zurück und gibt es mir in die Hand, solange sie noch spielen will. Wenn sie nicht mehr will, zerlegt sie es in Nullkommanix auf tausend kleine Fuzerln.
Sie ist sehr geschickt beim Fangen von Bällen oder Leckerlis. Ihr Trockenfutter frisst sie am liebsten, wenn sie es einzeln zugeworfen bekommt, oder ich es mit vollen Händen in großem Bogen im Garten verteile und sie es suchen kann.
Menschen werden von ihr stets freundlich begrüßt, manche sogar stürmisch, je nach Sympathie – welche sich übrigens häufig, aber nicht immer mit meiner eigenen deckt. Ich kann sie überallhin mitnehmen, sie ist zwar lebhaft, benimmt sich aber immer gut. Sie ist in der Stadt aufgewachsen und daher recht unerschrocken, und sie bleibt immer am Gehsteig, man muss sich kaum Sorgen machen. Wenn wir in der Stadt unterwegs sind, guckt sie gern in jedes Beisl rein. Ein richtiger Musikerhund eben. ;) Auf Partys macht sie sich gerne an die Schüssel heran, die unter dem Bierfass steht; beim ersten Mal, als ich das noch nicht wusste, führte das zu einem etwas besoffenen Hund. Seither machen wir um Bier einen großen Bogen.
Für einen Hund hat sie viel Eigenwillen und Unabhängigkeit, sie ist auf Festen oder Spaziergängen immer neugierig unterwegs und sieht sich alles an, oder sie fordert anwesende Kinder zum Spielen auf. Und sie wirft sich auch schon mal alleine den Ball ins Wasser oder in den Pool – und sich selbst hinterher, wenn ihr heiß ist. Davor aber springt sie winselnd um den Pool herum und balanciert zuweilen mit allen vier Beinen auf dem schmalen Rand. Das gehört irgendwie zum Spiel.
Es macht ihr Spaß, dabei zu sein. Sogar zu Hochzeiten nehme ich sie mit, dann kriegt sie eine weiße Schleife um den Hals und hat so bisher stets jedermann entzückt. Aber auch ohne Schleife erobert sie alle Herzen im Sturm – sogar jene von angeblichen Hundehassern.
Andere Hunde sind ihr ziemlich schnurz, nur wenn sie ihr zu nahe auf die Pelle respektive unter den Schwanz rücken, weist sie mit einem einzelnen Bellen darauf hin, dass sie das jetzt nicht so toll findet.
Wenn sie schmusen will, kommt sie auf meinen Schoß, dann dreht sie mir den Rücken zu und lässt sich die Ohren und den Nacken massieren. Abends und morgens darf sie zum Kuscheln ins Bett, aber nicht lange – das weiß sie, und nach fünf bis zehn Minuten geht sie und verbringt die Nacht lieber in ihrer Ecke hinter der Garderobe oder in ihrem Korb. Wenn sie doch mal neben mir im Bett einschläft, dann klopfe ich ihr dreimal auf den Hintern, dann steht sie auf und geht. Sie würde sich nie ins Bett legen, wenn ich nicht daheim bin – wenn sie da rein will, dann nur, weil ich oder wir beide auch drin liegen und sie so beim Rudel sein darf.
Sie spürt, wenn ich nicht gut drauf bin, dann kommt sie und tröstet mich. Oder sie fordert mich zum Spielen oder Spazierengehen auf, sodass ich auf andere Gedanken komme. Das konnte sie schon immer.
Ich hab sie vor fünfeinhalb Jahren zu mir genommen. Mir ging es damals sehr schlecht, körperlich und seelisch, und ich wollte eine neue Verantwortung und Ablenkung, jemanden, der mich rausreißt. Jemanden aus der Familie canis familiaris.
Wir fanden einander über eine Zeitungsannonce einer Familie in Niederösterreich. Ein Freund dieser Familie hatte den Hund aus Tschechien geholt, ihn bei ihnen abgeladen und gesagt, er würde ihn wieder holen. Und ward nie mehr gesehen.
Am gleichen Tag noch sah ich sie zum ersten Mal und wusste sofort: Das ist mein Hund. Ich hab sie gleich mitgenommen.
Davor hatte ich etliche Welpen besichtigt und immer dankend abgelehnt.
Mich fragen Leute so häufig, welche Rasse Cindy ist, das nervt mich ein bisschen; oder sie fragen, ob das ein Spaniel ist, das nervt mich noch ein bisschen mehr. Daher hab ich mir eine Rasse ausgedacht: Böhmischer Stöckerlbringer. Die meisten Leute finden das hochinteressant und sagen: Echt!? Seither macht die Frage mir wieder Spaß.
Dabei hätte ich mir gar nichts ausdenken müssen: Cindy ist eine Rassehündin! Meine Schwägerin fand es beim Blättern im großen Buch der Hunderassen heraus: Cindy sieht genau aus wie ein hollandse Tulphond! Mein Bruder meinte natürlich, das klänge erst recht nach einer meiner Erfindungen. Aber es ist eine anerkannte Hunderasse, von der FCI zwar bislang nicht, aber in den Niederlanden, von wo die Rasse stammt, und zwar seit 1.5.1999.
Offiziell heißt die Rasse Markiesje (sprich: Markiesch). (Nebenbemerkung: Die Markiesje-Vereinigung könnte auch mal eine neue Website brauchen. Auf Firefox ist sie eine Zumutung. EDIT: Das haben sie auch bemerkt – und haben jetzt eine neue Website.)
Ich könnte mit Cindy theoretisch sogar züchten, weil die Rasse so selten ist, dass mit allen Hunden gezüchtet werden darf, die dem Standard entsprechen. Praktisch hat sie aber eine Herzrhythmusstörung, wahrscheinlich ein Artefakt einer frühen Infektion, daher ist ihr eine Trächtigkeit und Welpenaufzucht wohl leider nicht zuzumuten – das fand ich immer schon traurig, denn ich hätte gerne Cindy-Nachwuchs in der Welt verteilt und mir einen Welpen behalten, Rasse hin oder her – vielleicht wär Cindy für die Rassemerkmale auch eine Winzigkeit zu groß und zu schwer.
Ich werde jetzt aber nicht zum Rassehunde-Snob. Ich freue mich nur, dass es wenigstens eine winzige Chance gibt, wieder einen ähnlichen Hund zu kriegen, wenn Cindy mal nicht mehr ist.
Sehr netter Hund, schöner Text. Ich bin an sich keine Hundeliebhaberin, aber manchmal kriegen sie mich im Park doch, wenn sie besonders schöne Augen haben, oder besonders nett zu Kindern sind oder mir, ohne mich zu kennen, einen Stock vor die Füsse fallen lassen. Dann muss ich mich bewusst daran erinnern, das sie sabbern und stinken, wenn sie nass werden. Und da kommst Du und sagst, Deiner tut das nicht – das gibt mir sehr zu denken….
Mein Cookie hat wohl der Hund gefressen? Ich bin´s natürlich, nicht Anonymous!
:) Hast halt schon lange nix mehr kommentiert. Wenn Cookies so rumliegen, werden die schon mal verputzt!
Ja, der Hund ist ein echtes Ausnahmetier. Deswegen bin ich ja so begeistert von ihr! Würde dir sicher auch gefallen ;)
Eigentlich bin ich ein Katzenmensch, aber wenn dein süßer Hund diese super Vorzüge hat, könnte ich doch ins Grübbeln kommen, irgendwann einen Hund zu adoptieren. Irgendwann, nicht heute, nicht morgen…aber vielleicht irgendwann. Freut mich, daß du das große Hundelos gezogen hast. Bei Hunden hängt das sehr davon ab, wie viel Zeit Frauchen/Herrchen rein investiert und wie sehr der Kleine gefodert/ gefördert wird.
Die Bilder sind sehr schön, und ich empfinde das auch schon wieder fast als Stöckchen. Finde da nämlich einige Parallelen zu meinem Hund… Tze! Mal sehen, ob ich heute Nacht von Hunden träum.
Beim Hund und beim Walker hat Gott sich geirrt. (Achim Achilles)
Rotfell, Katzen mag ich auch, ich hatte auch sehr lange welche.
Diese Trennung in Hunde- und Katzenmensch ist doch sowieso rein künstlich. ‘Katzen sind schlau, weil unabhängig, Hunde sind doof, weil sie Kommandos befolgen’ – darauf reagiere ich mit resigniertem Kopfschütteln und dem Drang zum Wegdrehen, wenn immer ich diesen tausendmal vorgekauten, kleingeistigen Unsinn höre. Bevorzugt sagen das jene Leute, die überhaupt noch nie ein Haustier hatten.
Das Vertrauen und die Nähe eines Tieres sind einfach sehr schön, und es gibt keinen wie immer gearteten Entscheidungszwang zu entweder Hund oder Katze.
Ja, es kommt sehr auf die Erziehung und Beschäftigung an beim Hund. Aber die Arbeit mit dem Hund macht sehr viel Spaß.
Iwi, warum nur fast? Hol das Stöckchen! ;)
TM, ich kann das natürlich nicht beweisen, aber ich halte es für wesentlich wahrscheinlicher, dass Achim Achilles sich geirrt hat; vermutlich ist das erblich und begann schon bei der Taufe.
Die Arbeit mit der Katze macht auch Spass. Nein, wie war das erehiternd damals, dem klugen Tier zum fünften Mal anhand überzeugender Argumente zu erklären, dass man nicht den grossen Blumentopf, in welchem sich die 2m hohe baumartige Zimmerpflanze befindet, zu seiner Belustigung einfach ausbuddelt.
Übrigens, auch ein Lamettafaden kann ein erstaunlicher Born grösster Freude werden, sofern er jemandem im richtigen Moment genau vor den Augen herumbaumelt, der gerade Langeweile hat …
Und aus so ein Lamettafaden können auch Momente entstehen, in denen man nicht weiß, ob einem nun die Katze leid tun soll oder ob man schallend loslacht: geschehen letzte Weihnachten. Ein Tier unserer 6er-Katzentruppe hatte offenbar einen Lamettafaden gefressen. Dieser war bis ans andere Ende der Katze durchgewandert. Nach dem Besuch der Kiste bemerkte die Katze, daß da irgendwas an ihrem Heck nicht so war wie immer – und flitzte in Panik durch die Wohnung, hinter sich einen flatternden Lamettafaden mit daran baumelndem Kack-Kügelchen (österr. “Bemmerl”).
Einfangen der Katze und vorsichtiger Zug am Lametta haben das Problem recht schnell lösen können. Seither gibts jedenfalls keines mehr am Christbaum…
Und Katzen haben immer Langeweile :)
Jö, Ernst, eine Katze zum Aufziehen! ;D
Weihnachtsbäume hab ich mir in meiner Katzenzeit schnell abgewöhnt. Auch die Kugeln sind ja so lustig, meine Katzen haben die immer mit einem einzigen Prankenhieb auf einen Freiflug durchs halbe Zimmer befördert.
hab dir ein stöckchen zugeworfen, etosha. :)
[Löschung des Kommentars vom Verfasser begehrt, gelöscht 5.3.19]
Leider hab ich keine Kontakte zu Züchtern. Ausführlichere Antwort ist per Mail unterwegs!
Huhu :o)
Bin zufällig über diese Seite gestpolpert und war gleich begeistert von deiner Hündin, weil ich nun schon länger Fan von der Rasse Markiesje bin!
Ich suche seit Monaten Infos, die leider nur spärlich (vor allem auf Deutsch) gestreut sind.
Ich würde mich riesig freuen, wenn du mich vielleicht mal kontaktierst (meine email- Adresse hab ich ja angegeben) zwecks Informationsaustausch rund ums Markiesje. Vielleicht hast du noch ein paar Infos/ Seiten/ Anlaufstellen oder dergleichen für mich, das würde mich wahnsinnig freuen!!!
Liebe Grüße, Carmen
ein süßer Fratz, dein behmischer Stöckerlbringer
Hallo liebe Carmen! Soweit ich weiß, werden Markiesje außerhalb der Niederlande nicht gezüchtet und auch nicht ins Ausland verkauft, weil sonst allmählich zu wenige Hunde zum Weiterzüchten verbleiben würden. Es war ein Zufall, dass ich diesen Hund bekommen hab.
Hallo Hundefreundin.
Wir haben vor 15 Monaten einen Hund aus dem
Tierheim bekommen, und mußten nach langem Forschen erkennen, daß es sich um einen Markiesje handelt. Eine absolute Traumrasse.
Kann ja mal Bilder schicken.
L.G.Doris u. Rüde Berli
Hallo Doris! “Mussten” erkennen? War’s ein schwerer Schock? ;)
Jaja, Fotos, immer her damit! Mailadresse steht rechts in der Sidebar!
Hallo Doris.M,
hast Du eine Hündin oder einen Rüden??
Falls es eine Hündin ist, beabsichtigst Du sie decken zu lassen??
Liebe Grüße
Christa
Meine Vermutung: Rüde Berli wird nicht begeistert sein, wenn er gedeckt werden soll. (!!)