Keine Unterschiede im Trauerfall

Freunde von mir haben gestern unerwartet ihren Kater Benni verloren, nachdem bei ihm ein Tumor festgestellt wurde. Manche Menschen, vor allem solche ohne Haustier, denken in so einem Fall vielleicht, so etwas sei ja weit weniger dramatisch, als einen nahestehenden Menschen zu verlieren. Tierfreunde wissen aber, es tut verdammt weh, jemanden gehen zu lassen, mit dem man so viel Zeit verbracht hat.

Meiner Ansicht nach ist die Unterscheidung zwischen Hunde- und Katzenmensch ja sehr künstlich; man kann auch beides sein, ohne sich dabei zu verbiegen. In unseren dunkelsten Momenten sind unsere Tiere bei uns, sogar, wenn alle zwischenmenschlichen Verbindungen abgerissen sind, spenden sie vorbehaltlos Trost und Gesellschaft. In der Trauer um ein Tier sind wir also alle gleich.

Aber es gibt eben doch Unterschiede, einen davon hat mein Bruder mal sehr treffend umrissen:

Seit ich Katzen habe, find ich’s irgendwie unbefriedigend, Mamas Hund zu streicheln – der schnurrt ja nicht mal, wenn du ihn kraulst… Die frigide Sau!

Auch dafür lieben wir unsere Katzen so – sie zeigen uns ganz offen, wie sehr sie unsere Zärtlichkeit zu schätzen wissen und unsere Anwesenheit genießen! Wie viele Menschen tun das schon?

7 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. T.M. sagt:

    Guckstu hier (Vielleicht nicht gerade im Trauerfall …)

  2. blue sky sagt:

    Hm. An der Unterscheidung zwischen Katzen- und Hundemensch ist trotzdem etwas dran. Es gibt zwar, wie du ja schreibst, genügend Menschen, die sowohl Hunde als auch Katzen mögen. Aber zumindest mit denen, die rein gar nichts mit Katzen anfangen können (sie grundsätzlich für hinterhältig und unsympathisch halten etc.), dafür aber Hunde klasse finden, kann ich regelmäßig nichts anfangen. Ich glaube schon, dass sich in der Zu- und Abneigung zu bestimmten Tieren auch tiefer liegende Charakterzüge ausdrücken.

  3. Etosha sagt:

    Jaah, TM, sehr nett! Man kennt das ja durchaus :) Weitere gerne genommene Strategien sind Putzorgien am menschlichen Kopf, Zupfen an der Unterlippe, Kratzen an Spiegeln oder anderen geräuschmäßig erfolgversprechenden Oberflächen, usw. Und sonst noch?

    Hey blue sky,
    Ich glaube, dass wir Menschen angesichts unseres Gesellschaftssystems und unserer konsens- und gehorsambezogenen Erziehung generell eher unter ‘Rudeltier’ fallen und uns daher das Verstehen der Verhaltensweisen eines Hundes generell eher leicht fällt, ebenso wie die Prinzipien zur Hundeerziehung. Unsere Hierarchie ist vielleicht nicht ganz so extrem, aber sie hat doch Ähnlichkeiten mit jener in Hunderudeln. Wenn zwei Alphatierchen aufeinandertreffen, gibts mitunter Spannungen – wir wissen das. ;)

    Katzen hingegen widersetzen sich dieser Hierarchie gerne und genießen daher häufig die Bewunderung von Menschen, zB für ihre Unabhängigkeit. Ich halte dieses Phänomen aber mehr für ein Hinüberschielen unsererseits in das Einzelgänger-System als in ein Erkennen von Ähnlichkeit, auch wenn der entsprechende Mensch das ungern so sehen wollen wird; gerade weil er ja Bewunderung und Resonanz für diese Unabhängigkeit hat und sich also offenbar lieber auf diesen Aspekt seiner selbst konzentrieren will als auf seine gruppendynamischen Reaktionen. Das zeigt sich auch sehr direkt in der sich hartnäckig haltenden Ansicht, Katzen seien (gesellschaftliche) Einzelgänger, obwohl sie oft auch gerne in Gruppen leben und nächtliche Treffen veranstalten. Sie jagen halt im Einzelgang.
    Genauso wie nicht jeder Hund unterwürfig und ergo dämlich ist. Würden wir unsere eigene Unterwürfigkeit und Harmoniesucht öfter mal unter die Lupe nehmen, würden wir uns hüten, abfällig über Hunde zu sprechen. Und wer glaubt, dass Hunde keinen eigenen Willen haben, hat noch nie versucht, einen zu erziehen.
    Bei genauerem Hinsehen werden die Grenzen ja zum Glück etwas unschärfer.

    Vielleicht ist es ja so, dass diese Menschen, die du beschreibst, die rein gar nichts mit Katzen anfangen können, recht hierarchiehörig, haben im Extremfall vielleicht sogar opportunistische Tendenzen. Und wer mag solche Menschen schon? Konsens und Geborgenheit in der Gruppe sind eine schöne Sache, aber Authentizität und Originalität sind auch wichtig und zeugen von einer gewissen Ehrlichkeit sich selbst und damit auch den anderen gegenüber.

    Was mir an Gesprächen dieser Art oft widerstrebt, ist die häufig auftretende Verklärung angesichts der Katze, mit der jedes noch so bescheuerte Verhalten ihrerseits ihrer unglaublichen Intelligenz und Unabhängigkeit zugeschrieben wird – selbst wenn es sich einfach nur um einen angeborenen Dachschaden handelt. Und wer Katzen kennt, wird zugeben müssen, dass fast jede ihren eigenen hat.

    Man kann das natürlich liebenswert finden, keine Frage! Wann immer aber jemand ein Tier generell ablehnt mit der Begründung “Ich bin ja mehr ein …-Mensch”, werde ich persönlich allerdings vorsichtig und vermute ein gewissen Mangel an Erfahrungen, den derjenige mit umso rigoroseren Überzeugungen auszugleichen versucht.

  4. janocjapun sagt:

    Letztes Jahr unser kleiner Familienwuffi von uns gegangen. Hab ihn zwar nur gesehen wenn ich Eltern besuchen war, aber trotzdem … *schnöff*
    Papa kiefelt noch immer wenn er Fotos sieht.

  5. Etosha sagt:

    Versteh ich. Jedes Tier ist halt so wunderbar einzigartig.

    Mir kommt wieder vor, heuer war ein schlechtes Jahr für Hundebesitzer. In meinem unmittelbaren Bekannten- und Verwandtenkreis sind vier Hunde gestorben.

    In welchem Film oder Buch war das nochmal, wo die eigene verbleibende Lebenszeit in Hunden errechnet wurde? ‘Wie viele Hunde bleiben mir noch?’

  6. mkh sagt:

    “…Manche Menschen, vor allem solche ohne Haustier, denken in so einem Fall vielleicht, so etwas sei ja weit weniger dramatisch, als einen nahestehenden Menschen zu verlieren. Tierfreunde wissen aber, es tut verdammt weh, jemanden gehen zu lassen, mit dem man so viel Zeit verbracht hat…”

    Ja, ich kann da nur so was von zustimmen! Ein richtig nahstehendes Tier zu verlieren und womöglich noch jäh, unerwartet und “im besten Alter” zu verlieren, ist jedes Mal wieder eine sehr schmerzhafte Lebenserfahrung. Ein treuer Hund, eine liebevoll verbundene Katze… – man teilt nicht nur das Dach überm Kopf miteinander, man teilt Gefühle, Erinnerungen, Lebensabschnitte, Höhen und Tiefen… Ich sehe das als Rudel, und ein Rudel kommt einer Familie ausgesprochen nah.

  7. Etosha sagt:

    Das hast du schön gesagt! :)

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