Reisebericht, einmal anders

Jeder weiß, dass alleinreisende Frauen in orientalischen Ländern keine ruhige Urlaubsminute haben. Egal ob im Hotelrestaurant, im Laden um die Ecke oder auf dem Wochenmarkt, überall wird der westlichen Frau großes männliches Interesse entgegengebracht. Schmeichelhaft, möchte man meinen. Aber nur, solange man nicht ahnt, welche Schleimsuppe der Machenschaften da tatsächlich unter dem Deckmäntelchen der Gastfreundlichkeit brodelt.

Natürlich, diese Art der Anmache gibts überall, wo Urlaub gemacht wird, ob auf der Skihütte oder am Strand. Natürlich, man darf sowas gar nicht ernst nehmen. Dem Skilehrer, dem Animateur, dem Barkeeper geht’s doch nur um eine schnelle Eroberung, ein anderes Häschen im Kistchen, eine weitere Trophäe auf dem Regalbrett seiner testosteronen Eitelkeiten. Wenn so etwas in beiderseitigem Einvernehmen und in der Variante Safer-Sex stattfindet, ist dagegen auch nichts einzuwenden – wir leben schließlich im 21. Jahrhundert. Und: wir leben innerhalb der EU. In Spanien, in Italien oder in den österreichischen Alpen knüpft man von männlicher Seite maximal eine sexuelle Hoffnung an solche Begegnungen.

Undurchsichtiger und weitaus perfider wird es, wenn nicht nur sexuelle Absichten hinter der Anmache stehen, sondern langfristigere Ziele. Dann reichen Komplimente und sexuelle Avancen nicht aus, denn auch Frauen wissen, dass die körperliche Komponente einer Beziehung mit ihrer Dauer an Aufregung zu verlieren pflegt. Dann müssen tiefe Gefühle ins Spiel, um eine Frau für längere Zeit an sich zu binden – und an dieser Stelle beginnt der Übergriff auf die Seele. Der winkende Gewinn: Geld, Geschenke und ein Visum für Europa.

Ist frau vor dem Urlaub nicht vorgewarnt, schluckt sie so manchen Köder, ohne das überhaupt zu bemerken. Fragen nach ihrer Arbeit im Heimatland, nach ihrer Wohnsituation, nach Verwandtschaft oder dem Ehemann werden als Smalltalk oder Interesse wahrgenommen und höflich beantwortet. Seine elendslangen Geschichten über seine eigene Situation (Wohnen, Familie, Geld) nimmt sie zwar wahr, ordnet sie jedoch mangels Information nicht der richtigen Schublade im Gehirn zu.

So entstehen immer mehr lose Enden, an denen Mitgefühl und eine gewisse Zuneigung und später vielleicht auch Vertrautheit baumeln, Enden, die nicht richtig eingeordnet wurden, sie ergeben ein wirres Durcheinander, das im Nachhinein nur schwer aufzulösen und zu erhellen ist. Dazu kommen wohlplatzierte Komplimente, Schmeicheleien und die ersten leidenschaftlichen Gefühlsausbrüche seitens des orientalischen Mannes, immer schön gepaart mit dem tiefen, ehrlichen Blick aus seinen großen, verliebten Augen. Der mehr oder weniger große Altersunterschied scheint ihm überhaupt nichts auszumachen – die Liebe fällt eben dahin, wo das Visum winkt.

Irgendwann wird der Frau die Telefonnummer rausgekitzelt, und schon beginnen die ersten SMS einzutrudeln – und der Kontakt wird freilich auch nach dem Urlaub fortgesetzt, über Telefon, E-Mail, MSN. So verzweifelt verliebte Nachrichten gehen da ein, dass einem Hören und Sehen vergehen.

Ein junger Mann im orientalischen Tourismus ist durchaus gewillt, einige Jahre seines Lebens zu opfern, während derer er Geld, Einladungen und schließlich eine Heiratsurkunde aus “seiner” Westfrau quetscht, um dafür hinterher unter wehenden EU-Flaggen eine Staatsbürgerschaftsurkunde in Händen zu halten; um dann seine schon lange zuvor geheiratete Ehefrau aus seiner eigenen Kultur und die eventuell vorhandenen Kinder in das Land der Träume nachzuholen – oft auch schon während seiner Ehe mit der Westfrau, getarnt als Cousine oder Schwester. Oder sich hinterher eine Frau zu suchen, die tatsächlich seinen religiösen und moralischen Vorstellungen entspricht, die er respektieren oder dominieren kann.

Dass solche Beziehungen zwischen der Westfrau und dem Mann mit dem tiefen Blick nicht sehr lange auf dem Barometerstand ‘frischverliebt’ schweben, ergibt sich zwangsläufig – wo keine Liebe ist, kann auch keine liebevolle Beziehung entstehen. Er ist also auch gewillt, die Westfrau seiner Träume immer schlechter zu behandeln, sie zu betrügen, sie zu beschränken und zu kontrollieren, bis die Beziehung schließlich beendet wird – oft in mehreren Anläufen seitens der Frau, denn wenn das Ziel des Mannes noch nicht ganz erreicht ist, kann er im Notfall sehr überzeugend weinen und flehen – bis die Westfrau am Ende auf der Strecke bleibt, oft geschlagen, gebrochen, ohne Geld und ohne Vertrauen in die Menschheit. Das einzige Gefühl, das hier von seiner Seite von Beginn an tatsächlich im Spiel ist, ist die Hoffnung auf ein besseres Leben. Der Rest ist eiskalte Berechnung, bemäntelt von einer schauspielerischen Leistung, die so manchen Strasberg-Absolventen vor Neid erblassen ließe.

Für diese Machenschaften der orientalischen Männer gibt es einen Fachbegriff – er lautet Bezness.

Wer nun glaubt, all die Geschichten, die diese Männer erzählen, beschränkten sich auf billiges und fadenscheiniges Mitleidheischen, der irrt gewaltig. Sie werden geschickt und raffiniert aufgebaut und über die Zeit eingestreut, sodass frau tatsächlich erst hinterher das Ausmaß des gesponnenen Netzes begreift – wenn überhaupt. Die kalte Heimatluft jedenfalls ist gut für das weibliche Gehirn, und das Informieren im Internet auch.

Mein Urlaub war also auch eine Forschungsreise, ein Trip an Abgründe, die ich vorher so tatsächlich noch nicht kannte. Obwohl ich verheiratet bin und alle Männer dort darüber bescheidwussten, hat man(n) vor mir nicht haltgemacht, und ich habe gemerkt, dass es wirkt, ohne zu bemerken, wie es wirkt. Es ist ein orientalisch verschleierter Frontalangriff auf weibliche Wünsche, auf Träume, es ist eine emotionale Erpressung unserer stetigen Höflichkeit und unseres Mitgefühls mit voller Wucht, und schließlich ein Angriff auf den Selbstwert, von dem ich immer noch nicht weiß, wo genau er sein Ziel findet, aber er findet es. Ich bin froh, mich auf nichts eingelassen zu haben, bemerkt zu haben, dass diverse Statements einfach nicht zusammenpassten, dass da eine gewisse Verschlagenheit im tiefen Blick mitschwang – aber den Sog habe ich sehr wohl gespürt, und nicht zu knapp.

Wer mich kennt, ahnt vielleicht, wie stark ein solcher Sog dafür sein muss. Man muss permanent höllisch aufpassen, um nicht in etwas hineingequatscht zu werden, das man gar nicht will. Im Nachhinein schäme ich mich trotzdem, allein für mein freundliches Lächeln, für meine westliche Unbefangenheit, für meine Bereitschaft zuzuhören und für die Eitelkeit, so viele dieser Komplimente und Statements für wahr zu halten. Ich möchte also gar nicht wissen, wie eine Frau sich nach einer richtigen Affäre fühlt, die sie bis über das Ende ihres Urlaubs hinaus für echt gehalten hat. Aber man muss das wohl erlebt haben, um das Ausmaß dieser Pein und Zerrissenheit zu begreifen oder zumindest zu erahnen. Zu einem vertrauensvollen Umgang mit Mitmenschen in der Zukunft trägt eine solche Erfahrung jedenfalls sicher nicht bei.

Eine mitreisende Bekannte meines Vaters, die über 60 ist und von einem maximal 30jährigen Kellner zwei Wochen lang systematisch eingewickelt wurde, hörte ich ihrem Angebeteten am letzten Tag kurz vor der Abfahrt den Satz “Ich hol dich nach Österreich!” zurufen. Ich hörte sie aber zum Glück später im Flugzeug auch sagen, “Dass man so deppert sein kann!”. Ich hoffe, sie hat alles schon vergessen und schickt keine SMS in die Türkei.

Denn wenn die weibliche Psyche die Wahl hat, zieht sie es offenbar vor, sich der Hoffnung hinzugeben, den einzigen Ausnahmefall kennengelernt zu haben, anstatt der eigenen Naivität und Eitelkeit ins Gesicht zu sehen; die Injektion der emotionalen Erpressung wirkt nach und lässt eine Angst davor entstehen, dem betreffenden Mann unrecht zu tun und nun selbst einem anderen Menschen seelischen Schmerz zuzufügen, indem sie den Kontakt einfach abbricht. Schwere seelische Verletzungen und Traumata sind für viele Frauen die Folge solcher Begegnungen. Und natürlich mitunter auch große finanzielle Verluste.

Unsere westliche Kultur, die Freiheiten, die wir Frauen hier für selbstverständlich halten und auch beanspruchen und genießen, tragen wir natürlich auch in den Urlaub mit. Diese Werte werden in orientalischen Ländern aufgrund der andersartigen religiösen und gesellschaftlichen Werte, die den Menschen von klein auf eingeimpft werden, aber nicht verstanden und schon gar nicht respektiert. Wir sind dort nur Frischfleisch mit ein paar Pölsterchen (auch finanzieller Natur) und erstaunlich wenig Oberbekleidung.

Auch wir haben Werte – Höflichkeit, Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit zu geben und vorauszusetzen gehören dazu; auch ein wenig Würde glauben wir zu besitzen; diese Werte werden von den Beznessern schamlos ausgenutzt. Dass wir das ganze Jahr lang hart arbeiten, um dann einmal im Jahr einen drauf zu machen und uns ein bisschen gehen zu lassen, wird nicht wahrgenommen – wie auch? Freizügig, relativ leicht zu haben und verlockend reich, dafür werden wir dort gehalten. Und für lächerlich gutgläubig, armselig und dämlich, nicht viel mehr wert als eine Hündin auf der Straße.

Die schwülstigsten SMS von Frauen werden unter den Beznessern herumgezeigt, mehrere Frauen gleichzeitig auf MSN bequatscht, sie sitzen im Internetcafé nebeneinander, schreiben voneinander ab und geben sich gegenseitig Tipps, und sie lachen sich den Arsch ab über die Westfrauen und ihre Dämlichkeit.

Ich würde diese Abhandlung in all den Flugzeugen verteilen lassen, die täglich tonnenweise nichtsahnendes Westfrauenhirn in orientalische Urlaubsgebiete karren, wo laue Brisen und heiße Liebesschwüre sie bereits sehnsüchtig erwarten. Ich würde ein paar Zahlscheine für diesen Verein anheften, der europäischen Frauen hilft, nach gescheiterter orientalischer Beziehung ihr Geld oder ihre Kinder zurückzubekommen oder in ihr Heimatland zurückzukehren. Und ich würde ein paar der Erlebnisberichte anheften, die auf der Website 1001geschichte.de gesammelt sind. All diese Geschichten sind wahr, und keine einzige hat ein Happy End.

Falls ihr also eine Frau kennt, die im nächsten Urlaub in ein orientalisches Land wie Ägypten, Türkei oder Tunesien fahren möchte – schickt ihr bitte ein paar Links, und zwar vorher. Diese Information ist ein unschätzbarer Dienst an ihrer seelischen Gesundheit.

12 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. katsch sagt:

    beim lesen bekommt man eine gänsehaut!!! besonders, da ich einen fall aus der ferne beobachten werde. hoffentlich kein Beznesser…
    trotz all dem: schön, dass du wieder da bist!

  2. mkh sagt:

    Da schwingen Ärger und Fassungslosigkeit zwischen deinen Zeilen mit. Offenbar eine reichlich fiese Ausbeutung der Seele – war mir in dieser Form nicht bewusst. Gut, dass du dich gegen den säuselnden “Sog” behauptet hast.

  3. Ole sagt:

    Ein wahrhaft famoser, verstörender Brocken!

  4. Etosha sagt:

    *nick* Kath,
    bitte Links weitergeben!

    *nick* mkh,
    mir auch nicht.

    *nick* Ole,
    Brocken trifft’s.

  5. martin sagt:

    sehr schwieriges thema.
    grundsätzlich gibt es das bei uns ja auch, der heiratsschwindel hat seine blütezeiten in mitteleuropa aber sicher schon hinter sich und hatte nie diese industriellen ausmaße. was im süden der kuhaugenblick und die traurige geschichte, das ist bei uns eben das feine marine-sakko und der fake-adelstitel. mundus vult decipi.

    wo kulturen aufeinanderknallen haben solche probleme natürlich nochmal ganz andere dimensionen. und heftiger knallen als in diesen bekannten touristenhochburgen kann es wohl kaum noch.

    wenn wertevorstellungen einfach völlig anders sind, dann ist bald mal ein mensch der diesen nicht entspricht als “minderwertig” angesehen und es gibt kaum noch moralische hürden, ihn auszubeuten. beispiele für solche “randgruppen” gibt es bei uns auch, und es beginnt beim einfachen bauhackler südöstlicher provenienz der um seine sozialversicherung geprellt wird wenn er schwarz bezahlt wird und das “hohe” nettoeinkommen noch für einen bonus hält.

    wenn diese wertevorstellungsunterschiede bei so – für uns – selbstverständlichen dingen wie der freizügigkeit der kleidung im urlaub beginnen, dann wird es für uns unverständlich. wer will schon die schönheiten der türkei im (btw offiziell verbotenen!) kopftuch geniessen? der mensch urteilt nun mal nach dem äußeren erscheinungsbild.

    so bleibt nur jedem einzelnen übrig, wachsam zu sein aber dennoch nicht alle pauschal in einen topf zu werfen. respekt dem gegenüber und seiner kultur entgegen zu bringen. eine x-beliebige hotelburg und das dortige personal nicht mit der “echten” türkei wie sie in den unscheinbaren dörfern oder den mondänen großstädten existiert zu verwechseln. denn da gelten wieder (natürlich jeweils) ganz andere gesetzmäßigkeiten. und da gibt es viel zu entdecken und zu lernen.

  6. martin sagt:

    btw: der server hat sich noch nicht auf sommerzeit umgestellt, scheint’s :)

  7. mkh sagt:

    Wusste gar nicht, dass Kuhaugen so einen Sog entwickeln können. ;)

    Den Kommentar finde ich auch gut. Das “nicht … in einen topf … werfen … respekt dem gegenüber und seiner kultur entgegen zu bringen” ist natürlich ebenso unsere Aufgabe wie das behutsame, vorsichtige Beobachten jener Kuhaugen, die da so die geheimsten Seelenwünsche einer Besucherin aus ihren Tiefen hervorlocken können und mit der Erfüllung derselben feilschen, eventuell halt hochgradig zielorientiert.

    Etoshas Geschichte geht deshalb so tief, weil hier eine Welt durcheinander gerät. Wer so tief mit seinen Kuhaugen blickend die Seele berührt, kann doch kein Schlechter sein! Meint man, oder frau. Ist er vielleicht auch gar nicht mal, nur ein Kaufmann ist er, der mit Gefühlen handelt.

    Das kann wohl heftig schockieren, wenn man zuvor bislang noch keinem Gefühlehändler begegnet ist. Vielleicht schockiert dabei am meisten, dass man, oder frau, einen kleinen, kurzen, abstrusen Moment lang beinahe in diesen Handel eingeschlagen hätte. Und wenn man, also frau, dann nicht verheiratet wäre und womöglich noch irgendwie ohnehin auf der Suche nach Erfüllung ihrer Sehnsüchte, dann aber… – Odysseus muss nach Rückkehr seines Schiffes erschrocken sein über sein Schreien auf hoher See, ihn für die Sirenen doch endlich loszubinden!

    Ist das nun tatsächlich so sehr ein Aufeinanderprallen der Kulturen? Vielleicht ja, aber dann eigentlich nur, weil sich die Strategien der Gefühlehändler kulturell anders entwickelt haben als in der vertrauten Sozialisierung. Für den Gefühlehändler selbst mag das Ganze gar nicht weiter verwerflich sein, ja vielleicht glaubt er fest daran, dass er seiner Auserkorenen doch auch etwas Gutes tut?!? Und warum sollte er dafür nicht auch ein paar klingende Münzen oder einen Passport fürs Paradies erhalten und warum nicht seine Familie ins Land, wo Milch und Honig fließen, nachholen können? Wer gibt, der kann auch nehmen, oder? Glaubt er vielleicht. Ich weiß es nicht, überlege bloß und habe gerade Lust, darüber zu schreiben. [Ihr müsst es nicht lesen.]

    Ich frage mich übrigens auch, ob es das gleiche Spiel nicht auch mit verkehrten Geschlechtern gibt, beispielsweise in Thailand. Suchen sich dort nur einige liebesenttäuschte Männer ihre exotischen, dunkelhäutigen, vielleicht emanzipatorisch etwas unterrepräsentierten und ein bisschen mädchenhaft wirkenden Thaifrauen oder suchen dieselbigen sich auch ihre wohlhabenden Herren aus dem reichen Europa? Ich war noch nicht dort, ich weiß es nicht. Aber ich erinnere mich, wie ich in Delhi eine Prostituierte erlebt habe, die mich derart flehend einladen wollte, als ging es ihr vor allem darum, mir erst einmal mit dem traurigsten aller Blicke mein Herz zu brechen. Da schwoll vor allem mein Seelenkörper an, ehe ich ihr verneinend abwinkte. Irgendwie anders als die Mädels in St. Pauli, die pfiffig frech ihre Freier locken.

    Und ich denke an einen deutschen Freund, der eine Polin heiratete, wohlwissend, dass in der polnischen Mentalität der Aspekt des wirtschaftlichen Versorgtsein-Wollens womöglich viel ausgeprägter sein kann als die Liebe, die man, also frau, für diesen Mann empfinden mag. Nicht überall suchen Frauen – und Männer – nach Liebe und Glück, nach Selbsterfüllung und Verwirklichung der eigenen Liebesträume. Mancherorts liegt die Verwirklichung des ureigenen Traums mehr in geglückter Existenzsicherung als anderswo.

    Jeder Handel hat seine eigenen Gesetze, jedes Ressort treibt seine Künste ins Meisterhafte. Das Aufeinanderprallen von Kulturen besteht doch ohnehin allenfalls darin, dass wir die Gesetze, die Akkulturation wechselseitig nicht kennen. Manch eine kopschüttelnde Verurteilung kommt daher, dass wir einfach nur die Spielregeln nicht teilen. Vielleicht hat sich Etoshas Beznesser ja am Ende nur noch gedacht: Warum ist sie so hart? Ich biete ihr doch meine tiefste Liebe an und bin sogar bereit, sie in ihre Heimat zu begleiten?! Vielleicht ist er kein Gefühlehändler, sondern eine Marionette seiner eigenen Emotionalinszenierung?

    So, aber jetzt höre ich auf mit meinen wilden Wortspekulationen. Gut´ Nacht allerseits – und schöne Träume von schmachtenden Kuhaugen…

  8. Etosha sagt:

    Danke für eure ausführliche Auseinandersetzung mit dem Thema. Es liegt mir fern, alle “Orientalen” in einen Topf zu werfen, und jeder der mich kennt, weiß, dass ich für gleiche Rechte und gleichen Respekt bin. Aber ich werfe alle Beznesser in einen Topf, und zwar mit Schwung.

    Möglich, dass sie tatsächlich glauben, den Frauen doch auch etwas Gutes zu tun, etwas zu “geben” – in erster Linie tun sie sich aber selbst was Gutes. Geschenke, besserer Lebensstandard, Sex. Genau jener Glaube, den sie so hochhalten, und der ihnen eventuell auch den Respekt vor anderen Kulturen und deren Frauen unmöglich macht, verbietet ihnen Sex vor der Ehe, und jeder will natürlich ausschließlich eine Jungfrau heiraten – körperliche Bedürfnisse haben sie aber trotzdem. Wer würde dafür kein Verständnis aufbringen?

    Was mir nicht eingeht und mir scheinheilig vorkommt, ist dass sie zwar die Westfrau für ihre Moral- und Schamlosigkeit verachten, aber trotzdem mit ihr intim werden (wollen), und das mit vollem Einsatz. Das geht für mich nicht zusammen. Beschmutzen sie sich damit nicht selbst? Die Doppelmoral liegt hier doch auf der Hand.

    Und, ad “Emotionalinszenierung”: Ich bezweifle nicht, dass so mancher Beznesser seine eigenen Geschichten mittlerweile selber glaubt, machen sie ihn doch auch zumeist größer, als er tatsächlich ist. Das gepaart mit einem Hang zur melodramatischen Situation lässt ihn vielleicht wirklich in seinem Inneren etwas spüren – “tiefste Liebe” allerdings ist es nicht.

    Niemand ist daran schuld, im engeren Sinne. Die Kulturen prallen nicht aufeinander, sondern greifen eher wie Zahnräder – und innerhalb dessen entwickelt sich das, was eben derzeit möglich ist. Man muss mE aber schon sehen, dass der ewige Wunschtraum nach dem “guten Leben im Westen” eine gewisse Abkehr in sich trägt, die diese Grundlagen ad absurdum führt – denn zu einem großen Teil legte eben diese Religion den Grundstein für diese Kulturen und auch für die heutige Wirtschaft(slage), die den Menschen offenbar nicht so recht gefallen mag.

    Mein Vater sagte sinngemäß, Mohammeds Religion sei im Vergleich zu unserer “900 Jahre hintennach”. Da ist was dran.

  9. mkh sagt:

    Keine Einwände, nur Ergänzungen.

    Das hier, heute morgen entdeckt,passt gerade auch so schön dazu:

    COPY + PASTE

    >> SWR2-Info: Wissen/Aula http://www.swr2.de/wissen

    Dienstag, 10. November, 8.30 Uhr
    Cent für Cent Entwicklungshilfe
    Wie Migranten ihre Heimatländer unterstützen
    Von Bettina Rühl

    Über Sinn und Unsinn der Entwicklungshilfe wird zu Recht
    diskutiert: Oft versickern Gelder in aufgeblähten
    Verwaltungsapparaten oder werden in sinnlosen Projekten
    verschwendet. Es gibt aber auch eine Form der
    Entwicklungshilfe, die meist punktgenau dort landet, wo
    sie hingehört: Erspartes, das Migranten in ihre
    Heimatländer überweisen. Nach einer Studie der
    Kreditanstalt für Wiederaufbau betragen diese privaten
    Mittel weltweit inzwischen das zwei- oder dreifache der
    offiziellen Entwicklungshilfe. Mancher kann nur wenige
    Euro im Monat nach Hause überweisen – doch im Budget
    ärmerer Familien z.B. in Afrika macht das einen wichtigen
    Posten aus. Auch große Projekte wie Universitäten,
    Schulen oder Krankenhäuser werden durch Spendensammlungen
    in den Exilgemeinschaften finanziert. <<

  10. martin sagt:

    ob mohammeds religion hinten nach ist… ich denke die ist genauso über die jahre von den jeweilig herrschenden in ihrem sinne angepasst worden wie die mitteleuropäische.

    ob die tatsächlich ursächlich etwas mit dem phänomen zu tun hat bezweifle ich. als rechtfertigung herbeigezogen wird was auch immer billig ist (genauso wie ein djihad – so versichern zumindest korankundige – nicht vom koran gestützt wird sondern der freien interpretation entspringt)

  11. Etosha sagt:

    Ich will hier eigentlich nicht über Mohammed diskutieren, dafür reicht mein Wissen nicht aus. Aber ich hab was zu lesen für dich, daheim.

  12. Etosha sagt:

    mkh, touché. Darum gehts sehr stark – Geld für die “echte” Familie.

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