Kostenhemmer

Unsere Frau Gesundheitsminister Maria Rauch-Kallat hat sich ausgedacht, dass es besser ist, wenn Patienten unter 65 keine magenschonenden Entzündungshemmer mehr von der Kasse bezahlt kriegen, denn die kosten zu viel Geld.
Das Medikament, um das es konkret geht, heißt Celebrex und ist seit Jahren der einzige Entzündungshemmer/Schmerzstiller, den ich noch vertrage, denn man hat mich in Jahren chronischer Krankheit so lange mit den kostengünstigeren NSAIDs (nonsteroidal anti inflammatory drugs, also Entzündungshemmer, die kein Kortison enthalten) wie Ibuprofen & Co gefüttert, dass meine Magenschleimhaut mir innerlich in Fetzen runterhing. Weil meine Knorpelentzündungen chronisch sind, muss ich immer noch ständig Medikamente dagegen nehmen.

Heute früh beim Arzt musste ich feststellen, dass meine Medikamente jetzt bewilligungspflichtig sind; ob die Bewilligung erteilt wird, erfahre ich erst heute nachmittag.

Im Normalfall weiß der Patient, der Entzündungshemmer verschrieben kriegt, erstmal gar nichts von der mit der Einnahme einhergehenden Schädigung seiner Magenschleimhaut, da die Aufklärung über Nebenwirkungen bestenfalls in der Packungsbeilage, im Freundeskreis oder im Internet stattfindet, jedenfalls eher nicht beim Arzt. Laut Packungsbeilage sind bei fast allen Medikamente Nebenwirkungen im Magen-Darmtrakt zu erwarten, eine Unterscheidung in ‘schlimm’ und ‘nicht so schlimm’ ist da für den Laien eher schwierig.
Und die wenigsten Ärzte denken so weit, bei längerdauernder Verordnung von Entzündungshemmern einen zusätzlichen Magenschutz zu verschreiben.

Ich wüsste mal gerne, was eine Magenspiegelung die Kasse kostet. Denn wer monatelang Entzündungshemmer einwirft, ohne zu wissen, was er damit seinem Magen antut, entwickelt zwangsläufig ein Magenleiden. Es folgen Magenschmerzen, Reflux, schmerzhafte Verätzungen der Speiseröhre. Beim nächsten Arztbesuch werden ihm Magentabletten verschrieben, beim übernächsten dann fröhlich die Zuweisung zur Magenspiegelung in die Hand gedrückt.
Und dann wüsste ich gerne, wie viele 30-er Packungen Celebrex man sich für die Kosten der Magenmedikamente und einer Magenspiegelung kaufen könnte, und wie lange man damit magenschonend seine Entzündungen hemmen könnte.
Will sagen, die neue Regelung ist – wieder mal – reichlich kurz gedacht.

Naja, sollen die Leute sich das Medikament doch selbst kaufen. So dramatisch ist das nicht – 30 Eier für eine Packung ist zwar zu teuer für die Kasse, aber der kleine Mann kann sich das doch locker leisten. Wir müssen nur darauf achten, keine Zweiklassenmedizin zu schaffen.
Bruuahaha.
Meiner Meinung nach haben Politiker keinerlei Bezug mehr zur alltäglichen Realität von Normalverdienern.

3 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Karl sagt:

    leider habe ich das gleiche Leiden!
    – Aber eine andere Einstellung!

    Ich gehe einmal vom worst case aus: Du bist Raucher, jammerst über zu höhe Steuern und Sozialabgaben etc. und verdienst zumindest 2000 € netto, also überdurchschnittlich!

    Ist es da ein Problem, einen Teil der Kosten selbst zu tragen?

    Man braucht kein Arzt zu sein, um aus dem Stil deines Schreibens ableiten zu können, dass du an Magenübersäuerung leidest! Wahrscheinlich auch noch Ärger im Beruf und falsche Ernährung: Süssigkeiten, Fett, Alkohol, Kohglensäure

  2. s. sagt:

    Genau, denn alle Menschen die Magenprobleme haben, hängen dauernd an der Flasche, sitzen im Fast Food Restaurant und machen sich selber nur unnötigen Stress. Dass man aber über Jahre hinweg mit Medikamenten zu gepumpt wird, weil keine Arzt weiß, wie er deine Chronischen Schmerzen richtig behandeln soll, weil die Krankheit relativ unbekannt ist und du eigentlich nur Schmerzmittel bekommdst um die Auswirkungen und nicht die Ursache zu bekämpfen, hat mit dieser Tatsache natürlich gar nichts zu tun.

  3. Etosha sagt:

    @Karl:
    Der Punkt ist, dass meiner Ansicht nach von der Kasse sehr kurzfristig gedacht wird. Die Kosten einer Magenspiegelung, die ja an sich keine Therapie-, sondern nur eine Diagnoseform darstellt und daher am gesundheitlichen status quo nichts ändert, würde von der Kasse widerspruchslos bezahlt werden.

    Darüber hinaus dürfte es relativ schwierig sein, mit chronischen Schmerzen auf ein Salär von 2000 Eiern zu kommen, von netto ganz zu schweigen. Deine Aussage, du hättest ‘das gleiche Leiden’, bezieht sich also offensichtlich nur auf Deinen eigenen sauren Magen.

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