Logistische Effizienz

Bist Du im Stress? – Nein, ich nutze nur meine Zeit effizient.

Seit einem mittwöchlichen Spontanspelunken weiß ich: Es gibt noch mehr solche Freaks wie mich. Zumindest einen, und das ist ja schonmal was. An diesem Abend zu zweit stellen wir fest, M. und ich, es geht uns nichts über die persönliche Schaffenseffizienz. Das beginnt beim Kochen, geht übers Aufräumen und Wäschefalten (auch bekannt als Sockenmemory) und endet auch beim Autofahren nicht – vermutlich gibt es tausende Dinge, die wir auf dem immer selben Prinzipsockel stellen: Effizienz.

Das Thema begann mit meinem überaus fesselnden Bericht über meine Vorgangsweise beim Ereignis ‘frische Wäsche’: Erst werden die großen Teile, also T-Shirts und Hosen, vom Kleinkram getrennt und Bauch-nach-unten aufeinandergestapelt. Dann sortiere ich die Unterhosen raus, die ich gegebenenfalls in die richtige Richtung drehe, um sie dann, ebenfalls Bauch-nach-unten, aufeinanderzustapeln. Auch die Socken werden maximal in Weiblein und Männlein sortiert, aber noch nicht gefaltet. In diesem Arbeitsgang ist nämlich nur Stapeln dran. Danach erst gehts zum akkordmäßigen Falten der Wäsche.
Währenddessen überlege ich mir allerdings jedesmal, ob das eigentlich effizient ist, finde aber dann, dass es mir auf diese Weise jedenfalls mehr Spaß macht. Mein Gegenüber zerstreut endlich meine Zweifel, denn er meint, es wär wegen der Automatisierung. Automatisiertes geht schneller, und dabei kann man schon wieder über andere Dinge nachdenken. Multitasking gehört nämlich auch zu unserem Effizienzstreben.

Frühstück für Zwei schaffe ich in weniger als 15 Minuten, inkludiert aber heiße Getränke, Spiegeleier, Brot, Butter und sogar manchmal Baked Beans und gebratenen Speck. Für mich ist das Sport – der Sport meiner persönlichen Schaffenseffizienz.
Jemandem beim Kochen zuzusehen, der keinen Plan hat, ist dagegen bisweilen für Freaks wie uns eine Tortur.

Mein Ablauf beim Verlassen der Garage mit meinem französischen, angeblich feuerblauen Fahrzeug zum Beispiel sieht so aus:
Oberes Tor bereits öffnen, wenn ich vom morgendlichen Hundespaziergang zurückkomme. Dann Abfahrt hinabgehen, Haustür von innen versperren und Garage von innen betreten. Garagentor von innen per Schalter öffnen, Hund einsteigen lassen. Ins Auto steigen, vorglühen und gleichzeitig meine Scheibe runterlassen, damit die Fernbedienung des Garagentores gleich auch tut, was sie soll – durch das geschlossene Fahrzeug funktioniert sie nämlich nicht.
Rausfahren, gleichzeitig Fernbedienung hervorkramen und das Garagentor mittels ebendieser schließen; während des motorisierten Erklimmens der kurzen, aber steilen Auffahrt im Rückspiegel kontrollieren, ob das Tor sich auch wirklich schließt, und gleichzeitig Scheibe wieder hochfahren, sodass beim Ankommen außerhalb des oberen Gartentors das Fenster schon wieder geschlossen ist; Fernbedienung verstauen. Geschafft? Gewonnen!!
Zum Leidwesen meiner Effizienzgier muss ich jedoch nochmal aussteigen und das obere Tor händisch schließen – samt dazugehörigem Schneesturm, der mir im Winter da oben zumeist um die Ohren weht.

Zur weiteren Verfolgung des Themas zähle ich auf die versprochene Hilfe von M. und sage: Ring frei! Aber bitte effiziente Kommentare, ja?

4 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. manuel sagt:

    “beagan agus a ra go maith” sagt ein sprichwort in irish gaelic und soll heissen “say little but say it well” . zwar ist das sprechen und schreiben bei mir irgendwie seltsamerweise von dieser regel der effizienz ausgenommen aber “do little, but do it well” kann i grad ned übersetzen… um jetzt die versprochene hilfe nicht ausfallen zu lassen geb ich gern ein paar meiner effizientestesten (viva il hyperlativo!!!) denk und handelsweisen preis:

    ) kann den pc ned einschalten und dabeizuschauen, wie des ding hochfährt… normalerweise wenn ich heimkomm, hau ich mal auf die anykey-taste zum hochfahren und geh mir dann was zum trinken holen, zieh mir die jacke aus oder dreh mir a zigaretterl…

    ) kochen verläuft grundsätzlich mit der längsten und am besten selbstständig nach initiation ablaufenden sache, damits zwischendrin nix zum dummrumstehen gibt und zum schluss alles nach plan fertig wird… die zeit für wein aufmachen, suppe, servieren für das fertigkochen des hauptgerichts miteinberechnet

    ) jetzt gerade.. voll beladen mit
    essensteller, salatschüssel und bier auf dem weg ins zimmer um dein blog zu lesen… besteck in hosentasche verstaut licht brennt im vorhaus… keine hand frei… nochmal hingehen ausschalten? undenkbar => licht mitm kopf ausgeschaltet

    ) gerne lager ich meine nachdenkzeiten auf tätigkeiten mit wenig hirnbelastung aus… gibts probleme? ubahn, bim, busfahrt, klogehen usw verschaffen einem genügend zeit, darüber nachzudenken und alles zu sortieren ;) manchmal auch langweilige vorlesungen, vorträge oder sitzungen in denen grad nur gelabert wird

    ) autofahren ich liebe es… stehenbleiben bei einer roten ampel? wääh! wenn möglich mit vom gas gehen alles so timen, dass ich bei grün gleich wieder durchstarten kann.. und wenn sichs ned ausgeht… ärgern…

    ) nochmal auto: ich hab einen diesel, und eine andere reihenfolge als einsteigen => vorglühen, anschnallen, radioeinschalten, starten wär mir undenkbar… und ich hab schon oft genug gesehen wie jemand erst nach dem anschnallen mit dem vorglühen begonnen hat… hab mir aber jedesmal den kommentar verkniffen ;P sonst heisst ja wieder ich sei perfektionistisch…

    ) küche/labor/hackn… aaaah wie kann ma nur einer 20minütigen reaktion beim kochen zusehen, die kartoffeln als letztes auf den herd stellen, während des kochen des wasser im wasserkocher nicht schon die teesackerl in den häferln verteilen… usw usf…

    naja beispiele gibts genug und die schmankerl fallen einem grad wieder ned ein, weils so normal is… aber worum gehts? um die zeit? sicher ned… weil was ich sinnlos zeit verscheiss get glaub ich auf ka kuhaut… aber 1 1/4 mal gehen zu müssen is einfach der horror.. wenn ich ein paar gläser wohin tragen muss und es geht sich zwecks einem ned aus verbring ich mehr zeit damit, das letzte glas irgendwo unterzubringen, oder mir auszudenken wie es doch gehen könnte, als ich gebraucht hätt um wegen dem plöden ting nochmal zu gehen. somit isses wohl die herausforderung bei den kleinigkeiten des lebens nach allen regeln der effizienz zu handeln, just 4 fun und weils uns glücklich macht und weils enfach zum zerpecken aussieht, wenn ein mit 100 sachen beladenes trage-manuel-dings sich den weg durch die wohnung bahnt um ja nichts von den sorgsam am körper verteilten sachen zu verlieren und nicht nochmal gehen zu müssen, aber genauso viel enttäuschung steckt drin, wenns nicht aufgeht, oder wenn man dazu genötigt wird bei ineffizienz zuzusehen… also bitte an alle nicht-effizienz-freaks habts ein bissl verständnis für uns, wir habens ja eh schon nicht für euch.

    lg manuel

  2. Etosha sagt:

    *Zerkugel!* Jaaah, genau so isses. Danke für Deinen ausführlichen Beitrag!

    Es gibt auch ein mit 100 Sachen beladenes Trage-Etosha-Dings. Zet Beh beinah täglich beim Zeug ausm Auto in die Wohnung schaffen. Da arbeite ich mit allen Tricks. Hab sogar schon öfter überlegt, dem Hund einen Rucksack zu kaufen. *g*

    Lichtschalter betätige ich mitunter sogar mit dem Fuß. Den meiner Speisekammer wiederum regelmäßig mit dem rechten Ellbogen, weil die Hände ja meistens voll sind, wenn ich da rauskomm.
    Und ich bin Meisterin in der internen Disziplin Eierschale-vom-Herd-aus-in-den- Mülleimer-Werfen (und Treffen!)

    Vielleicht gehts doch um die Zeit. Sich Zeit zu sparen, um sie später genüsslich zu vertrödeln – mit schöneren Dingen!

  3. Den Grad der Effizienzbemühungen, die du beschreibst, halte ich aufgrund gewisser Kindheitserlebnisse für gefährlich.
    So stand meine voll berufstätige Mutter eines Wochenendes früh auf, um möglichst viel Haushalt zu erledigen, bevor der Rest der Familie wach wurde. Sie stellte zunächst im Keller das Bügeleisen an. Während dieses aufheizte, begab sie sich in die Küche, um Fleisch anzubraten, das “weg mußte”. Gab Öl in die Pfanne, stellte den Herd an und ging wieder in den Keller, um schon mal ein, zwei Hemden zu bügeln, bis das Fett auf der langsamen Elektroplatte heiß genug war. Sie bügelte, bis sie Rauch roch.
    Lief nach oben, warf die brennende Bratpfanne aus dem Küchenfenster in den Garten und löschte die schwelende Dunstabzugshaube. Setzte sich dann hin, um auf den Schreck erstmal eine Zigarette zu rauchen. Trotz geöffneter Fenster und Türen ließ der Rauchgeruch nicht nach, er veränderte eher seine Qualität…das Bügeleisen! stand noch auf dem Hemd, das sie überstürzt verlassen hatte. Selbiges samt Bügelbrettauflage schwelten und wollten gelöscht werden.
    Die vergessene Zigarette in der Küche richtete indes keinen weiteren Schaden an, dennoch war meine Mutter den Tag über unleidlich, weil sie ihr Vorsiebenuhrpensum nicht geschafft hatte und die Zeit nicht wieder einholen konnte.

    Trotz vieler abschreckender Beispiele, die sie lieferte, bin ich selbst nicht frei von Zeitsparbestrebungen.
    Ich würde allerdings niemals mit Eierschalen werfen. Bei mir steht der Mülleimer mit abgehobenem Deckel direkt neben mir, wenn ich in der Küche hantiere. Abfall einfach ab-fallen lassen. Spart Wege- oder Aufwischzeit, falls beim Werfen doch mal was danebenginge.

    Grüße von der Nachtschwester

  4. Etosha sagt:

    *Lach!* Die Geschichte kommt mir ein bisschen bekannt vor. Offenbar dürften alle Mütter bisweilen das Bestreben haben, die Küche ein bisschen anzukokeln. Die Hühnchen im Topf meiner Mutter sahen später einem Exponat in der Paläontologie täuschend ähnlich. Außerdem haben wir gelernt, dass auch Edelstahltöpfe ihre Materialgrenzen haben.

    Ach, lass mir meinen Eierschalenwurf – ist doch die einzige sportliche Betätigung, der ich wirklich regelmäßig nachgehe!

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