Etosha knipst: Sony Alpha77

Review auf Leserwunsch!

Die letzten fünf Jahre knipste ich mit der Sony Alpha300, davor mit der Alpha100. Meine Markentreue ergibt sich aus dem kompatiblen Zubehör, insbesondere dem der Objektive. Die Bildstabilisierung findet bei Sony in der Kamera statt und nicht im Objektiv. Das finde ich unterstützenswert, weil ich auf diese Weise die Bildstabilisierung nur einmal mitbezahle und nicht bei jedem Objektivkauf. Das rede ich mir zumindest gerne ein. Davon abgesehen ist es natürlich schiere Faulheit, die mich davon abhält, mich mit einem anderen Menüsystem anzufreunden. Man wird ja nicht jünger.

In Sony-Menüs werden geänderte Einstellungen mit einem Tippen auf den Auslöser bestätigt. Das ist bei vielen Kameras so, aber nicht bei allen. Es sind jedenfalls über die Jahre gerechnet tausende ersparte Bestätigungsklicks, und das ist gut so. Ich will vor allem knipsen und nicht Bestätigungsknöpfe drücken, meine Lebensspanne ist ja nicht endlos. Bei der Auswahl einer neuen Kompaktknipse am Beginn dieses Jahres hat mich dieser Unterschied vom Kauf einer Nikon Coolpix abgehalten (ich glaube, es war die P7700).

Das wird keine allumfassende Review der Alpha77, ich bin ein subjektiver Knipser mit ebensolchen Vorlieben. Ich beschreibe die Vorzüge und ein paar Unterschiede zu meinem Vormodell, und wie sie sich im Knipsalltag auswirken. Ein paar Fotos hab ich naheliegenderweise ebenfalls dazugepackt, auch wenn WordPress, die elende Zicke, das lange nicht so naheliegend fand wie ich, und mir heute allerlei tobsüchtige Episoden bescherte. (Sorry an die Nachbarn – das Erdbeben letztens, das war aber nicht ich!)

Meine Kaufentscheidung

Meine Troubles Nr. 1 und 2 bei Kameras: Kratzer auf dem Display, Staub auf dem Sensor. Die Gründe dafür: Weil ich ein sogenanntes Patscherl bin – mitunter ungeschickt, besonders wenn auf Naturschönheiten konzentriert. Und weil ich meine Kamera auch benutze und nicht nur daheim kratz- und staubsicher in der Tasche liegen habe.

Die Alpha77 lockte mich daher besonders: Sie hat ein kipp- und schwenkbares Display, das man unter anderem um 180° zur Kamera drehen und dort arretieren kann, um es vor Kratzern zu schützen. Ich trage fast immer Oberteile mit Reißverschluss – und die Kamera um den Hals. Das ist eine kratzgefährliche Kombination! Natürlich habe ich mir auch einen Displayschutz aus Glas besorgt, und das kleine Top-Display habe ich mit einem Folienrest geschützt.

Der Sensor hat eine Selbstreinigungsfunktion (“Rütteln”), die auch tatsächlich lose Staubpartikel entfernt. Für hartnäckigeren Schmutz muss man nach wie vor selbst zum staub- und fusselfreien Tuch oder zum Pustebalg greifen. Laut Herstellerangaben ist die Kamera auch feuchtigkeits- und staubdicht – allerdings bei genauerem Nachlesen nur mit den neuen Objektiven. Ob das im feuchten Palau Vorteile bringt, wird sich zeigen – aber es klang gut.

Dass die Kamera auch Videos macht, ist eine nette Draufgabe. Für Palau bin ich jetzt mit dieser SLT-Kamera und der kleinen, wasserdichten Olympus TG2 ausgerüstet – ich hoffe, das ist eine gute Kombination.

Übersicht: SLT, Autofokus, elektronischer Sucher

Die Sony Alpha77 ist eine SLT-Kamera (Single Lens Translucent – mit teildurchlässigem Spiegel), mit APS-C-Sensor und 24,3 Megapixeln. Im Unterschied zu DSLR-Kameras ist der Spiegel bei dieser Technologie nur noch für den Autofokus gedacht, das Sucherbild wird elektronisch erzeugt. Der Spiegel wird beim Auslösen nicht mehr weggeklappt, daher steigt das Serienbildtempo, und das Auslösegeräusch ist leiser und elektronischer geworden.

Es gibt aber Einbußen bei der Lichtstärke – ich habe keine Direktvergleiche mit der Alpha300 gemacht, dafür hatte ich einfach keine Zeit, aber gefühlsmäßig ist die Belichtungszeit länger geworden.

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∙∙∙·▫▫▫ᵒᵒᴼ Indoor bei scheinbar gutem Licht, f55 (von 55, zugegeben), ISO400, Blende 5,6… 0,8 Sekunden?!? Ô.Ô ᴼᵒᵒ▫▫▫∙∙∙·

Der Autofokus ist dafür auch noch in sehr dunklen Lebensmomenten willig – etwa mit eingezoomtem 70-300mm, Ziel auf eine dunkle Ecke des Gartens, der Autofokus sitzt. Dafür hatte ich auch schon bei recht gutem Licht und bewegten Objekten (vulgo: Tieren) meine Schwierigkeiten, scharfe Fotos zu erzeugen.

Den Fokusmodus stellt man jetzt an der Stelle ein, an der man den Autofokus auch ausschaltet – vorne links unten an der Kamera. Dort gibt es nun – statt bisher AF-MF – ein Rädchen mit MF-C-A-S (Manuell; Continuous, Automatic, Single shot).

Die früher bei DSLRs durchaus nur optionale LiveView auf dem Display (auf der Alpha100 noch gar nicht, auf der Alpha300 zuschaltbar) ist jetzt Standard geworden und kostet auch nicht mehr so viel Akkuleistung. Der elektronische Sucher ist gut und liefert ein scharfes, kontrastreiches Bild. Er frisst jetzt mehr Akku als das Live-Bild auf dem Display.

Mit der alten Alpha300 stellte ich in Nachtaufnahme-Situationen den Bildausschnitt mit einem Blick durch den optischen Sucher ein, und genauso den manuellen Fokus – irgendeine weit entfernte Lichtquelle wie etwa eine Straßenlaterne gibt es fast immer, und auf diese Weise klappte es stets mit scharfen Nachtaufnahmen. Hier hat die neue Methode einen klaren Haken: Man sehnt sich dann akut und sehr heftig nach dem optischen Sucher, denn man sieht exakt Null, sowohl im elektronischen Sucher als auch auf dem Display. Die Einrichtung des gewünschten Bildausschnittes sollte also entweder tunlichst vor Einbruch der Dunkelheit erfolgen oder aber mit guter Intuition für den zu erwartenden Bildausschnitt mit dem gewählten Objektiv.

In nicht völlig finsteren Lebenssituationen kann es helfen, im Menü die Einstellung für die Anzeige der Live-View auf “Setting Effect OFF” (Effekteinstellung AUS) zu stellen. Dadurch fließen die gewählten Belichtungseinstellungen nicht in das Live-Bild am Display ein, sondern es wird ein “optimales” Bild geliefert, mit dem man auch was anfangen kann. Wenn Mondlicht die einzige Lichtquelle ist, hilft das aber auch nicht mehr.

Ich mag ja am liebsten den Modus, in dem der Autofokus stur in der Mitte sitzt. Fokussieren, Bildausschnitt anpassen, Klick. Eingestellt habe ich aber testweise mal den Modus, wo man mit dem Joystick den Fokusbereich Links, Mitte oder Rechts wählen kann. Es scheint, als sei auch dieser Joystick zu leichtgängig, die Einstellung lässt sich nämlich nicht richtig “fixieren”, somit ist man vor ungewollt linksscharfen Bildern nicht gefeit. Die fetten Quadrate, die den gewählten Fokusbereich anzeigen, sind von den mageren Quadraten im nichtgewählten Bereich bei normalem Licht nicht sonderlich gut unterscheidbar. Dass das grüne Miniquadrat nach erfolgtem AF nicht in der Mitte sitzt, habe ich gar nicht wahrgenommen. Es dauert also ein Weilchen, bis man checkt, dass man den Fokusbereich ungewollt verstellt hat. Mitunter auch bis zur Heimkehr. Doofheit wird stets mit schlechten Bildern bestraft.

Handling

In meinen durchschnittlich großen Händchen liegt sie gut, die A77. Alle Knöpfe sind leicht erreichbar und mit etwas Übung auch blind zu finden. Der neue Joystick, mit dem man durch Menüs surft, ist auch recht gelungen. Zur Verstellung des AF-Bereiches ist er aber wie gesagt für mich zu leichtgängig.

Im Unterschied zur A300 sitzt der Einschaltknopf jetzt nicht mehr links hinten, sondern rechts vorne, und er ist kein fester Schiebeschalter mehr, sondern so ein Rädchen mit Greif-und-Dreh-Eumel an der Vorderseite. Er befindet sich direkt oberhalb des vorderen Einstellrades, was mich finden lässt, dass der neue Ort nicht ideal gewählt ist. Ich merke, dass ich zum Einschalten immer noch links hinten rumfummle, im Wunsch, blind und intuitiv zu finden, was ich suche.

Bei den beiden Einstellrädern (eines vorne, eines hinten an der Kamera) darf man sich aussuchen, wo welche von drei Funktionen liegen soll. Das klingt unlogisch und ist leichter gemacht als beschrieben. Man kann einstellen, wo die Einstellung der Blende und wo die der Belichtungszeit erfolgen soll; außerdem kann man wählen, ob die Belichtungskorrektur vorne oder hinten liegt oder auf keinem der Räder. Die Kombination dieser Optionen ergibt sich dann, je nach gewähltem Aufnahmemodus, eine recht intuitive Bedienung.

Ich habe mir das hintere Rad mit der Belichtungskorrektur belegt, weil ich es seit langer Zeit gewöhnt bin, die Blende vorne an der Kamera zu verstellen. Die Rädchen sind für meinen Geschmack aber zu leichtgängig, besonders das hintere. Es passiert im täglichen Gebrauch durchaus, dass man versehentlich die Belichtungskorrektur verdreht, ohne es zu bemerken. Somit wäre ein Umgewöhnen auf Blende-hinten gar nicht so blöd, aber in mir wehrt sich was Verknöchertes.

Allerlei Knöpfchen und Einstellungen

Die drei Knöpfe namens AF, AEL und ISO kann man mit über 20 vorgegebenen Funktionen belegen, unter anderem die Dynamic-Range-Optimierung oder HDR, AEL-Hold oder -Toggle, und viele weitere (Details: Fußnote 1) Es gibt auch eine AF-lock-Funktion, also Beibehaltung des einmal eingestellten Autofokus – allerdings muss man dafür den Button dauerhaft festhalten. Dauerhaftes AF-lock – also Druck auf den Knopf und der ermittelte AF bleibt fix eingestellt – erreicht man hingegen mit der Funktion namens “AF/MF Control Toggle” (“AF/MF-Steuer. wechs.” im deutschen Menü). Am Herumprobieren kommt man also nicht vorbei. Wenn sich eine Straßenlaterne zum Scharfstellen findet, würde das die Fixeinstellung bei Nachtaufnahmen erleichtern, und zwar ohne die Gefahr, den Fokus durch ungeschickte Berührung des Objektivs versehentlich zu verändern. (Muss noch getestet werden.)

Nicht oder nur eingeschränkt in ihrer Funktion verändern kann man die Funktionen der Buttons für Bildfolge, Weißabgleich, Belichtungskorrektur, Telekonverter und den Knopf für Umschaltung Finder/LCD (die man auch automatisieren kann und daher den Button eigentlich nicht braucht). Schade ist das auch beim Bildfolge-Knopf, denn die Bildfolge-Funktion ist bei den anderen frei belegbaren Knöpfen in der Liste der Möglichkeiten durchaus dabei. Warum also nicht auch umgekehrt?

Laut Menü kann man auch die Funktion eines “Focus Hold Button” verändern – der ist aber nicht auf der Kamera zu finden, sondern auf den (neuen) Objektiven. Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Button identisch ist mit dem eigenen AF-MF-Schalter, mit dem neue Objektive ausgestattet sind. Bei ihm zeigt sich jedenfalls Ingenieurskunst auf tiefstem Niveau. Meine Sonnenblende auf dem 16-50-Objektiv (mehr dazu weiter unten) ist nicht einfach konisch, sondern hat geschwungene Ausnehmungen, die durchaus gut Platz ließen für das Befingern von Bedienelementen an der Oberseite und Unterseite des Objektivs. Der AF/MF-Schalter ist aber seitlich am Objektiv, wodurch die nicht benutzte und arretierte Sonnenblende diesen Schalter 100% effektiv verdeckt. (mental headslap)

Eine Kleinigkeit, die mir gut gefällt: Man kann das Menü so einstellen, dass es beim Druck auf die Menü-Taste entweder am Beginn steht oder aber an der zuletzt benutzten Position. Sehr praktisch beim Testen von Funktionen.

HDR-Aufnahmen macht die Alpha77 auf Knopfdruck. Es werden immer drei Bilder zu einem kombiniert, der einstellbare Unterschiedsbereich der einzelnen Aufnahmen reicht von 1 bis 6 EV, es gibt auch eine Automatik. Im HDR-Modus lässt die Schärfe zu wünschen übrig; es wird aber auch immer ein Originalbild mit abgespeichert (aber nicht alle drei). Die Ergebnisse haben mitunter den typischen flachen Charakter von hastig am Computer gerechneten HDRs und sind nicht immer nach meinem Geschmack.

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∙∙∙∙∙·▫▫▫▫ᵒᵒᵒᴼᴼ Links ohne, rechts mit HDR, beide unbearbeitet. ᴼᴼᵒᵒᵒ▫▫▫▫∙∙∙∙∙·

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∙∙∙∙∙·▫▫▫▫ᵒᵒᵒᴼᴼ Typisch flaches Aussehen mancher HDR-Ergebnisse. ᴼᴼᵒᵒᵒ▫▫▫▫∙∙∙∙∙·

Wenn man am mitgespeicherten Originalbild ohne Kamera-HDR ein bisschen rumschraubt, wirds mitunter ansehnlicher:

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Was auch sehr gute Ergebnisse bringt, ist der “DRO”-Modus – dynamic range optimization, also der optimierte Umgang mit starken Helligkeitsunterschieden in einem Bild. Hier gibt es eine Automatik und händische Level-Einstellungen. Die Ergebnisse finde ich bis dato sehr überzeugend, und die Schärfe ist besser als im HDR-Modus. Dazublitzen ist natürlich auch möglich.

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∙∙∙∙∙·▫▫▫▫ᵒᵒᵒᴼᴼ DRO und Blitz, unbearbeitet! ᴼᴼᵒᵒᵒ▫▫▫▫∙∙∙∙∙·

Von manchen Bildern weiß ich nicht mehr, ob ich sie im HDR- oder im DRO-Modus produziert habe, und im Exif steht das auch nicht. Also mag dieses Bild dem einen oder anderen Modus entsprungen sein. Die Tiefen hab ich noch ein bisschen hochgezogen, sonst hab ich daran nichts bearbeitet:

DRO oder HDR bei schwierigen Lichtverhältnissen

Die Kamera kann außerdem “Multi frame noise reduction” – sie macht dann sechs Fotos nacheinander und rechnet auf dieser Basis das Rauschen heraus. Muss ich noch genauer testen, scheint aber bestens zu funktionieren.

Außerdem hat die A77 drei Memoryplätze zum Abspeichern aller aktuellen Belichtungs- und Funktionseinstellungen. Abrufbar sind diese im Bildmodus MR, das neue Familienmitglied von P, A, S und M auf dem Aufnahmemodus-Wahlrad. Völlig verschwunden ist dagegen der Umschalter für den Bildstabilisator. Unerfreulich, dachte ich erst, den möchte man doch bequem ausschalten bei Nachtaufnahmen mit Stativ und Bulb (=frei wählbare Belichtungszeit = alles über 30 Sekunden). Tatsächlich aber wird die Funktion in einer solchen Situation automatisch deaktiviert, sobald man den Aufnahmemodus M und Bulb wählt.

 

Apropos Bulb

Das war einer meiner persönlichen Gründe für den Neukauf – schöne Langzeitbelichtungen. Die Alpha300 hatte leider die unangenehme Angewohnheit, Langzeit-Nachtaufnahmen wie etwa einen Sternenhimmel ab einer Belichtungszeit von etwa 30 Sekunden in den oberen Bildecken mit unschönen violetten Vignettierungen zu versehen (“Sensorglühen”). Für Palau, das mit ziemlich wenig Streulicht ziemlich abgelegen liegt, wollte ich diese Möglichkeit nicht verschenken. Erste Tests mit der Alpha77 zeigen bei Verwendung der Langzeit-Rauschminderung zum Glück keinerlei Glühen oder tote Pixel, die Aufnahmen sind sehr schön.


∙∙∙∙∙·▫▫▫▫ᵒᵒᵒᴼᴼ Nightshots ohne Sensorglühen mit der Sony A77 ᴼᴼᵒᵒᵒ▫▫▫▫∙∙∙∙∙·

Auch andere Spielereien werden damit leichter möglich:

Man hat ja sonst eh so wenig Gelegenheit, sich mit einer LED-Stablampe bewaffnet im stockdunklen Garten ein paar Mittelfußknochen zu brechen.

Menüführung

Da gibt es schöne und weniger schöne Überraschungen. Die Schnelleinstellungen erreicht man weiterhin mit der bewährten Fn-Taste (oder mit dem WB-, ISO- oder Bildfolge-Button). Die Funktionsliste nimmt jetzt den rechten und linken Bildrand ein. In den Menüs zu diesen Schnelleinstellungen, die man mit Druck auf den Joystick-Button erreicht, gibt es eingebaute “Untermenüs”, die ich sehr zu schätzen wusste, sobald ich sie mal wahrgenommen hatte. Ich war eine Zeitlang auf der Suche nach der ISO-Range im ISO-Auto-Modus (Minimal/Maximalwert bei ISO-Automatik), dabei kann man den direkt rechts von der ISO-Einstellung definieren. Seltsam daran: Nach oben drücken ergibt einen niedrigeren Wert vice versa; das ist ein bisschen unintuitiv.

Ein bisschen ungut finde ich auch, dass diese Funktionsliste komplett verschwindet, sobald ein Bestätigungsklick (oder leichter Druck auf den Auslöser) erfolgt; will man mehrere Dinge umstellen, wird danach ein weiterer Druck auf die Fn-Taste fällig. Man sollte sich daher angewöhnen, Einstellungen mit der Fn-Taste zu bestätigen, dann landet man quasi direkt beim vorigen Menüschritt.

Die Einstellung “Multi frame noise reduction” in den ISO-Settings steht oberhalb von “AUTO” und ist mit einem Symbol “ISO 100” gekennzeichnet. Die Verwechslungsgefahr mit der normalen ISO-100-Einstellung ist groß, zumal das “richtige” ISO 100 erst beim Scrollen zur nächsten Seite erscheint. Sorgt für einige Verwirrung, wenn die Kamera plötzlich sechsmal auslöst, das Hindernis ist aber vermutlich durch simples Abspeichern des Erlebnisses in den Hirnzellen überwindbar.

Schön ist, dass gewisse Funktionen nicht einfach kommentarlos ausgegraut sind. Wenn man versucht, einen ausgegrauten Wert zu setzen, erklärt das Menü, welche aktuelle Einstellung die gewünschte Funktion verhindert. Man ist also nicht ganz so verloren wie in früheren Menüs (“Ätsch, mach ich nicht, aber ich sag dir nicht wieso!”).

Wie schon beim AF erwähnt, sind die Bezeichnungen der belegbaren Funktionen für Buttons durchaus missverständlich formuliert. Wer ständig mit der Kamera arbeitet, wird nach einer Eingewöhnungsphase damit keine Schwierigkeiten haben. Wer sie länger nicht in der Hand hatte, ist eventuell gut bedient, wenn er sich beim ersten Herumspielen Notizen macht. Natürlich kann man auch die Funktionen für die Knöpfe einmal wählen und dann so lassen. Ich bin aber ein Freund der Flexibilität – je nach Aufnahmesituation verändern sich die Anforderungen, mal will man den Fokus fixieren, dann wieder schnell zwischen HDR/DRO umschalten.

Bei mir immer fix belegt ist der AEL-Button mit “AEL toggle” – auf diese Weise kann man etwa den blauen Himmel anvisieren, dort die Belichtungsmessung auf Knopfdruck speichern und alle folgenden Bilder so aufnehmen, dass jedenfalls der Himmel blau bleibt, egal wie dunkel die Objekte sind, die die Welt darunter angeordnet hat. Man achte auf das angezeigte Sternchen – solange * da ist, erfolgt keine erneute Belichtungsmessung!

AEL fixiert
∙∙∙∙∙·▫▫▫▫ᵒᵒᵒᴼᴼ AEL fixiert ᴼᴼᵒᵒᵒ▫▫▫▫∙∙∙∙∙·

Zubehör

Der Akku ist derselbe wie jener in der Alpha300 (NP-FM500H), ich kann also meine Reserveakkus weiterverwenden. Im Lieferumfang der A77 ist ein Akku und ein Ladegerät enthalten. Die Laufzeit des Akkus erscheint mir bisher angemessen, wenn auch nicht sensationell. Die Fernauslöser-Anschlüsse aus dem Alpha300-Zubehör sind ebenfalls kompatibel.

Ich habe mir die Alpha77 im Set mit dem lichtstarken SAL 16-50mm DT F2.8 SSM gekauft, weil Objektive im Bundle immer günstiger sind als separat (das Set heißt dann mit vollem Namen SLT-A77VQ). Was mir bei der Betrachtung der Objektiv-Produktbeschreibung nicht auf Anhieb klar wurde: Das Objektiv ist vom Handling her kein lichtstärkeres Pendant zum Sony-Standardzoom SAL 18-55. Es hat einen größeren Durchmesser (72mm statt 55) und wiegt ungefähr eine Tonne. Der Body wird mit dem Objektiv ungefähr doppelt so schwer wie allein. Das ist für rheumatische Um-den-Hals-Träger wie mich eine ziemliche Last, die Kamera in gewissen Situationen nur mit einer Hand zu halten wird mir mit diesem Objektiv völlig unmöglich.

Man muss damit fünf Zentimeter weiter vom Objekt weg als mit dem 18-55, um die minimale Fokussierdistanz (30cm) zu erreichen. Und der Autofokus in Verbindung mit diesem 16-50 kommt mir etwas zäh vor, was aber auch an benutzerseitiger Unfähigkeit zur Wahl der korrekten AF-Einstellung liegen kann.
Das sind aber auch schon die einzigen negativen Punkte. Mit dem Objektiv gelingen knackscharfe, unverzerrte, glücklichmachende Bilder, auch mit Blitz.

Auch Bilder mit dem 100mm-Festbrennweite-Makroobjektiv werden fantastisch!

DSC00755

∙∙∙∙∙·▫▫▫▫ᵒᵒᵒᴼᴼ Originalbild / Ausschnitt und…

DSC00755cb

… Vollgröße-Ausschnitt, alle unbearbeitet ᴼᴼᵒᵒᵒ▫▫▫▫∙∙∙∙∙·

Noch lange nicht alles gestestet!

Viele Funktionen harren noch ihrer Entdeckung. So habe ich noch kein einziges Video aufgenommen, nur ein oder zwei Panoramen mit der Pano-Funktion fotografiert, und auch die schnelle Bildfolge wartet noch auf ein adäquat schnelles Objekt (und auf die benutzerkompetente AF-Einstellung). Die Scene-Modi sind übersichtlich und offenbaren nicht viel Neues; “Handheld Twilight” klingt hier ganz gut (für Aufnahmen bei wenig Licht ohne Stativ, die Kamera löst mehrmals aus; ob das mehr der Schärfe oder mit der erwähnten Multi-Frame-Noise-Dings identisch ist, ist mir noch nicht ganz klar).
Für eine lange Belichtungszeit mit Dazublitzen, eine meiner liebsten Übungen, ist aber bei den Scenes jedenfalls gesorgt (“Night Portrait”).
Videos mit Blendenpriorität kann man nur mit manuellem Fokus machen, AF gibts da offenbar nur im P-Video-Modus. Weil ich seit jeher die Blendenpriorität priorisiere, entlockt mir das vorerst einen verkniffenen Gesichtsausdruck, die Sache wird aber an Wichtigkeit durchaus von anderen Dingen übertroffen.

Insgesamt

…gibts noch einiges zu tun. Sie ist mir sympathisch, die neue Kumpanin. Sehr zufrieden bin ich mit dem dynamischen Bereich und der Bildqualität.

Jetzt brauche ich nur noch ein bisschen mehr Eingewöhnungszeit, und dann wird alles gut.

Hier ein bisschen Diashow mit den neuesten Fotos:

Oder die Fotos direkt bei SmallestFish anschauen.

*1) Exposure Comp./Drive Mode/Flash Mode/AF area/Face Detection/Smile Shutter/ISO/Metering Mode/Flash Comp./ White Balance/DRO/Auto HDR/Creative Style/Picture Effect/Image Size/Quality/AEL hold/AEL toggle/ AEL hold/ AEL toggle/AF/MF Control Hold/AF/MF Control Toggle/Object Tracking/AF lock/Aperture Preview/Shot Result Preview/Smart Telecon./Focus Magnifier/Memory

3 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Anna Lühse sagt:

    Dankeschön! Ich fühle mich geährt! ;-) Und dann noch mit Katzenfoto!
    Ein toller Bericht, je subjektiver, desto unterhaltsamer, finde ich.
    Ich hab doch viele Ähnlichkeiten zur A57 festgestellt. An den Greif-und-Dreh-Eumel (tolles Wort!) gewöhnt man sich recht schnell.
    Die fehlende Sicht durch den Sucher bei Nacht ist mir auch negativ aufgefallen. Ich habe dann frei Hand bzw. frei Auge über die Kamera hinweg den ungefähren Bildausschnitt eingestellt und mit Hilfe von Testfotos nachjustiert. Da ich nur Sterne fotografiert habe, also nichts, was sich allzu schnell bewegt, ging das.

  2. Etosha sagt:

    Ich find das Wort ja etwas unhandlich, aber in Ermangelung eines griffigeren… ;)
    Es ist halt blöd, wenn man lange belichtet, hinterher nochmal so lange der Rauschminderungsrechnung zusieht, und dann feststellt, dass der Ausschnitt scheiße ist, aber dafür auch das Bild unscharf. Aber es wird sich einen Workaround finden.
    Danke fürs Lesen, vermutlich warst du die einzige, die’s bis zum Ende geschafft hat. (Hast du? ;)

  3. Anna Lühse sagt:

    Selbstverständlich hab ich!

    Beim Sterne Fotografieren habe ich die Testfotos eben nicht soo lange belichtet, 15 bis 20s (bei ISO 400 glaub ich) reichten schon, um die Position zu beurteilen. Bei Feuerwerksfotos ist das wohl schwieriger…

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