Völlig verdrittelt

Warum eigentlich sind die Namen der Schauspieler auf Filmplakaten nur selten in der gleichen Reihenfolge angeordnet wie deren Abbilder? Über dem Bild von A steht der Name von B, über Bildnis B der Name von A, ganz so, als hieße A in Wirklichkeit B. Nur über C steht tatsächlich C. So ist das meistens. Oder alle sind vertauscht, sodass keiner mehr den richtigen Namen hat.

Ist das so eine Art Test? In dem die Insider sich darin gefallen können, wie überlegen sie doch in der Disziplin “Ordnen Sie den Gesichtern die richtigen Namen zu” abschneiden, und sich fürderhin noch sicherer fühlen in einer Welt der Unwägbarkeiten? Ist es einfach “schick”? Ist eine Verschwörung im Gange, die die Menschen unauffällig, aber stetig in größere Verwirrung stürzen soll?

Versteht sich das Filmplakat weniger als Informationsträger denn vielmehr als Kunstform? Müsste es sich jedoch als solche nicht eher jeglichem Schema widersetzen? Umso mehr, wenn dieses Schema hirnrissig ist?

Sollte sich das Plakat nicht gnädig zeigen und sich eher auf jene konzentrieren, die gesellschaftlich ohnehin auf dünnem Eis trippeln, weil ihnen die Name-Gesicht-Zuordnung schon bei ihnen persönlich bekannten Menschen schwerfällt? Damit auch die was lernen? Denkt denn hier keiner an die bedauernswerten Menschen, unter denen sich kein Boden rettend auftun wird, wenn sie vor versammelter Mannschaft das Gesicht Renée Zellwegers selbstbewusst und für alle gut hörbar als Colin Firth identifizieren?

Wird das Layout des Plakates gar schon gefertigt, bevor die Bebilderung überhaupt feststeht, und es ist nur die Zufallstrefferquote der Layouter, die zu wünschen übrig lässt? Oder steht die Bebilderung sehr wohl fest, die Layouter haben aber selber keine Ahnung, wen sie jeweils vor sich haben, was aufs gleiche rauskommt: die Zufallstrefferquote der Layouter lässt zu wünschen übrig. Oder stimmt einfach partout kein einziges der vorhandenen Bilder mit der korrekten Credits-Reihenfolge überein?

Und sind Filmplakatemacher betrübt, wenn auf dem Bild nur ein einziger Mensch zu sehen ist?

So wie hier muss das sein. Da kennt man sich aus, da gibts keine Fragen. Die Welt ist kompliziert genug.

17 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Ceh sagt:

    Ich vermute eine erfolgreiche Aktion der geheimen Blogger-Lobby. Damit es nie an guten Ideen für Blogeinträge mangelt ^^.

    (Wobei ich positiv anmerken muss, dass über C. tatsächlich C. steht. So mögen wir das.)

  2. _mathilda_ sagt:

    Ich vermute ja eigentlich beim gemeinen Filmplakat meist ein Verschwörung der Grafikerinnung gegen das Filmgewerbe. Vielleicht sind die Jungs neidisch, dass sie “nur” stille Bilder zu produzieren imstande sind, wohingegen Filmemacher bewegte ebensolche weltweit auf Leinwände werfen dürfen.

    Wenn ich mir ansehe, wie oft Filmplakate ein Sujet eher ins Lächerliche ziehen als es tatsächlich ansprechend zu präsentieren, scheint mir die Theorie gar nicht so abwegig zu sein. Und da passt dann auch die Namensverwechselei rein – eine weitere Irreführung des geneigten Kinogängers oder DVD-Käufers.

  3. T.M. sagt:

    Man sollte diese Plakatmacher mal in die Schränke verweisen!

    Ich muss übrigens sagen, ich achte merkwürdigerweise eigentlich nie auf solche Plakate. Die sind auf mich bezogen völlig wirkungslos. Es sei denn natürlich, da ist diese Zicke-Jones drauf [2], da schau ich dann vielleicht schonmal hin, oder irgendein anderes Luder. Es gibt ja überhaupt nur noch Luder. Die Lilli Palmer damals zu meiner Zeit, das war noch …, da konnte man noch …, aber heute [1] …

    [1] Herr Müller winkt hier ab.

    [2] Pah! Die ist ja jünger als ich, ich glaub’s nicht …

  4. baumgarf sagt:

    Im besten Fall ist es Gleichgültigkeit. Im schlimmsten Fall Unwissenheit (wer weiß, ob das Entwerfen der Plakate nicht auch schon nach Kasachstan outgesourced … geoutsourced … verlagert wurde).
    Andererseits kann man die Sache mit der korrekten Zuordnung von Name und Person auf Plakaten auch ein wenig übertreiben. Zumindest scheint es, als wolle man mit solch einem Design allen Nörglern sagen “Da! Ist’s nu recht?!”

  5. Etosha sagt:

    Werter Ceh, und unter Ceh steht, was Ceh geschrieben hat. Das find ich auch sehr übersichtlich.
    Natürlich steht unter C C, wenn ich an ebendieser Stelle einen Link setze. Zufall ist das jedenfalls nicht, und auch nicht der gute Wille der Plakatmacher.
    An Themen für Blogeinträge mangelts eigentlich nie, man muss nur auch die Tippfinger bewegen wollen, und das möglichst gleichzeitig mit dem Auftreten des Unmangels.

    Verehrte Mathilda, das Wort Grafikerinnung ist ein klassischer Fall für einen Bindestrich, wie ich finde. Sonst wird daraus im lesenden Auge sehr schnell der Rückblick auf vergangene Grafiken.
    Irreführung wäre es dann, wenn die genannten Schauspieler gar nicht mitspielerten. Tatsächlich aber spielen sie ja sehr wohl mit, sie sehen nur (jeweils) anders aus als angekündigt. Und wegen dieser Schummelei kann man, fürcht ich, niemanden verklagen, insbesondere deshalb, weil sie ja im Film nochmal einen (jeweils) anderen Namen tragen.

    Hochgeschätzter TM, jaaa, die Schränke waren ein guter Treffer für ein lautes Lachen hier im niederen Österreich (und das meine ich rein geographisch).
    Aber es sind doch fast immer Luder auf den Plakaten! Also hält sich die Wirkungslosigkeit auf dich ja doch in Grenzen.

    Lieber baumgarf, Kasachstan wäre eine Möglichkeit. Ich glaube aber eher, das hat System. Der Wahnsinn hat immer System.
    Du wirst doch aber mit deinem letzten Satz nicht sagen wollen, dass ich ein Nörgler wäre? Also sowas! Gnihihihi! :) Das Beispiel hast du aber wirklich perfekt gewählt! *geht kichernd ab*

  6. Ceh sagt:

    Nur der Vollständigkeit halber: Der wahre Grund dafür liegt normalerweise in der Produktionstechnik. Der Text wird meist einheitlich für mehrere Sujets entworfen und gesetzt, danach erst in einem getrennten Produktionsschritt mit den Featurebildern versehen – mit diversen solchen, die sehr oft unterschiedliche Aufstellungen der Schauspieler beinhalten, um der grafischen Auf- und Einteilung mehr Freiheiten zu lassen (was oft auch layouterische Gründe je nach Position des Plakats/Inserats oder marketingtechnische Gründe je nach Land hat). Und dann sind die Namen halt irgendwie durcheinandergewürfelt.
    Dies – und nun die große Überraschung – fällt den Damen und Herrn Grafikern bzw. Produzenten durchaus auf; es wird euch beruhigen zu hören, dass diese Menschen keineswegs wesentlich blinder und/oder blöder sind als wir ]:D.
    Es ist nur so, dass für einen weiteren Iterationsschritt in der Produktion zum Austausch der Namen selten Zeit und Geld vorhanden ist, weil man davon ausgeht, dass eine Renée von einem Colin mit hinreichender Genauigkeit unterscheidbar ist. Auch ohne Beschriftung ];).

    Irritierend isses aber mitunter schon, das stimmt.

  7. Etosha sagt:

    Jaaaaa. Eh. :) Die sich aufdrängende Frage lautet: Darf ich das jetzt trotzdem noch deppert finden?
    Der Grund, warum die Namen nicht mehr umgestellt werden, dürfte weniger sein, dass es an Zeit und Geld mangelt, sondern dass es in den Credits eine sehr genaue Reihenfolge einzuhalten gilt.
    Reneé und Colin kann man noch unterscheiden. Aber bei unbekannteren Schauspielern, bei Bollywood-Filmen, oder bei Vornamen, die über das Geschlecht nicht hinreichend Auskunft geben?
    Aber ich finde, es geht gar nicht darum, ob ich sie unterscheiden kann. Ich will vor die Aufgabe erst gar nicht gestellt werden. Ich bin als Publikum dafür zuständig, bei der Füllung der Kinokasse mitzuwirken, nicht dafür, die Hirnhackn zu machen.

  8. Etosha sagt:

    Weil: Was glaubst, wie diese Unmenge an tagtäglichen Überlegungen der Rezipienten zum Thema “Wer ist wer?” sich negativ auf die CO2-Bilanz auswirken? DAS müssert mal jemand ausrechnen. Was, wenn man davon Blähungen kriegt?

  9. @baumgarf: Goat. Das lässt in der Tat keine Fragen mehr offen… :-)

    So ein Zufall, ich komme gerade aus dem Fill mit der oben zitierten Bildnis von B/Name von A-Kombination :-)

    Das angenehme an den Plakaten ist, dass man sich über derlei Verwirrungen noch draußen vor dem Kino Gedanken machen kann. Fies wird es dann, wenn man im Kino sitzt und die Namen der Schauspieler nimmer zuordnen kann. Dann steht nämlich auch kein Text als Gedankenstütze mehr drüber. So geschehen letztens, als ich den Dr. Parnassus angesehen habe und mir den Kopf darüber zerbrochen habe, wie denn der Schauspieler heißt, der die dritte Verwandlung von Tony verkörpert. Nach zehn Minuten, in denen die Handlung irgendwie außerhalb meines Bewußtseins an mir vorbeigedriftet ist, fiel mir endlich der Name Colin Farrell wieder ein :-)

  10. Etosha sagt:

    Hihi, genau das ist die Verkörperung des von mir gemeinten gesellschaftlichen Bewusstseins von heute: Die Handlung braucht man gar nicht zu kennen, Hauptsache man ist mit den Schauspielern auf Du und Du. Als wüssten wir was über sie, wenn wir ihre Namen kennen.

  11. Steffen sagt:

    Meine Vermutung dazu ist, daß die Schauspieler in ästhetischer Anordnung abgebildet werden (oder dem, was der Designer dafür hält, photoshopdisasters.blogspot.com hat dazu eine nette Auswahl), während die Namen womöglich nach absteigender Gage geordnet werden.
    Einzelne Menschen gibt es tatsächlich ab und zu – Filme mit nur einem Protagonisten scheinen sich aber nicht gut zu verkaufen (wenn es nicht gerade Terminator weißichwieviel oder ein anderer Film des gleichen Schlages ist) – wobei Forrest Gump eine der Ausnahmen ist, und das zugehörige Filmplakat zeigt ihn (natürlich?) in der Pralinenschachtelszene…
    Zwei – das signalisiert die üblichen Zweierkisten (gern stehen die beiden dann Rücken zu Rücken gewandt) – und mehr als drei sind eher selten (daß man bei Acht Frauen nicht gut fünf oder sechs weglassen konnte, dürfte einleuchten).

    Ich achte seltsamerweise mehr auf die Darstellerliste als auf die Abbilder. Sagt das etwas über mein seelisches Strickmuster?

  12. T.M. sagt:

    Was macht eigentlich der österreichische Film so? Ich mein, wie geht’s ihm denn? Ich bin irgendwie seit “Müllers Bureau” (1985?) nicht mehr ganz auf dem Laufenden, fyrchte ich. Halt, zwischendurch gab’s ja noch Kommissar Rex, welcher in Neuseeland übrigens korrekt übersetzt “Inspector Rex” hiess.

  13. hubbie sagt:

    pfoaah…..war da jemand die letzten 25 Jahre in outer space?

    Ich werfe also wahllos ein paar Perlen:
    Albert, Haneke, Henckel, Murnberger, Schwarzenberger, Seidl…

    oder

    “Indien”, “Komm süßer Tod”, “Nordrand”, “Die Klavierspielerin”

  14. rudolfottokar sagt:

    übrigens – ich geh morgen ins kino. ich glaub das erste mal wieder seit ca. 1o jahren. da spielt ein gewisser judd irgendwas mit – sonst kenn ich keinen. trotz plakat. meine frau sagt aber, auch der andere ist sehr berühmt.
    ,-)

  15. Etosha sagt:

    Ja, Steffen, das sagt etwas. Es sagt, dass du dir Namen nicht gut merken kannst, aber Gesichter! Die vergisst du sofort. :D
    Was nun eine ästhetische Anordnung ist, darüber könnte man noch streiten. Manche Schauspieler kann man überhaupt nicht ästhetisch anordnen, nichtmal alleine.

    Ja, T.M., hubbie hat da ja schon einiges ausgegraben. “Die Fälscher” wären auch noch zu nennen. “Indien” ist Pflichtprogramm. :) Es gibt zum österreichischen Film sogar eine Wiki-Kategorie.

    rudolfottokar, stimmt, auch der andere ist sehr berühmt, der mit dem Junior hinten dran. Du wirst das ja dann sehen. Wir waren heute, dein Herr Sohn und ich. War unterhaltsam, find ich, wenn’s auch ein paar Kritikpunkte gab.

  16. T.M. sagt:

    Outer Space ist gut … Deutschland und CH. Es ist irgendwie eine Frage der Perspektive. Seit man im Kino Poppcorn aus 5L-Eimern fressen darf, von denen mindestens einer schon im Foyer zu Boden fällt, und dessen perverser Gestank im Polster klebt wie Urinstein an einem Bahnhofspissoir, ist allerdings mein Interesse am Kinofilm, ehrlich gesagt, auch stark zurückgegangen, wobei allerdings vielleicht gerade europäische Produktionen gegenüber amerikanischen Emmerichs noch vorzuziehen wären. Filme, die mehr als eine Million Währungseinheiten kosten, sind sowieso doof.

    Der letzte Film, den ich in dieser Hinsicht im Kino interessant fand, war vor zwei Jahren Marmorera [1]. Aber ich glaub nicht, dass der nochmal irgendwo öffentlich läuft. Zu schwierig.

    [1] Der Wiki-Eintrag schildert zwar die Handlung und nennt es “Mystery-Thriller”, lässt aber das Wesen dieses Films völlig im Dunkeln. Es ist ein Film, der deutliche Fragen über unseren Umgang mit Natur und Kultur und letztendlich über unser Dasein stellt. Vielleicht schreib ich das mal um.

  17. Etosha sagt:

    Oh, ich merke schon, da haben sich einige Ressentiments angesammelt. Aber die hast du zumindest sehr resch und leidenschaftlich formuliert! :)
    Ad Marmorera: Guckstu hier!

Schreibe einen Kommentar zu Etosha Antworten abbrechen

Pflichtfelder sind mit * markiert.


* Die DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld

*

Ich stimme zu