Traumfragmente

Du bringst es hinter dich. Diese Sekunde, Stunde, diesen Tag, dein Leben. So sehr peitscht du die Zeit voran.
Du scheust, entweichst, du türmst, du fliehst aus diesem Augenblick; zerhackst ihn und zerrst den nächsten herbei.
Doch macht dich das zu seinem Meister?

Du willst ihn spüren, schmecken, leben, schauen, doch du nimmst dir dabei selbst die Sicht. Und schon zwingst du den nächsten Moment verfrüht auf seinen Weg, einen weiteren Meter bebendes Seil unter die Füße des Gejagten.
Doch deine Ungeduld mildert es nicht. Das, was du so dringend suchst, lässt du unentdeckt zurück.
Du bist der Deserteur des Augenblicks.

Nicht was mir aus freien Stücken gezeigt wird, wird gesehen, sondern was zu erkennen ich imstande bin.
Auch sich wie wild im Kreis zu drehen ist Stillstand.

Lass dich bekanntmachen mit dem einzigen Jetzt, dich willkommenheißen in diesem Moment.

13 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Stephan sagt:

    Welchen Weg hast du gewählt um das sich im Kreisedrehen zu beenden?

    Wie kannst du erkennen lernen?

    Wie ist es möglich das Drängen jenes zukünftigen Augenblicks zu vermeiden der nach immer mehr Aufmerksamkeit giert als das Jetzt?

  2. mkh sagt:

    Velleicht einfach fallen lassen?

    Auch ich kenne das gut und glaube gut zu verstehen.

  3. Etosha sagt:

    Hui, Stephan! Ich hätte nicht mit Fragen gerechnet!
    Zur ersten: Den Weg über die Wahl, in meinem Leben präsent zu sein. Klingt schräg, ich weiß. Und beendet auch das Kreisedrehen nicht unmittelbar. Aber es könnte ein Anfang sein.
    Zur dritten: Der nächste Moment giert weder, noch drängt er herbei; das tust du selbst, indem du deine Aufmerksamkeit ausrichtest. Wenn du das erkannt hast, kannst du die Verantwortung übernehmen.
    Zur zweiten: Ich traf eine Entscheidung für die Wahrnehmung und gegen die zensierende Allmacht der Ratio.

    Und an mkhs Fallenlassen ist etwas dran. Sich ergeben heißt in diesem Fall, sich zu stellen. Mann, ist das alles schwammig. Das merk ich selbst. ;) Es geht darum, eine bestimmte innere Abwehr fallenzulassen, einen Schild, den wir ständig halten müssen und der uns sowohl die Sicht raubt als auch die Kraft.

    Kannst du damit irgendwas anfangen?

  4. mkh sagt:

    Wie vergeuden ja oft viel zu viel Kraft, um irgendwas aufrecht zu halten: sei´s jetzt einen Schild oder eine innere Abwehr oder vielleicht eine Rolle, die wir spielen, auch wenn wir uns noch so ehrlich fühlen. – Ja, die Sehnsucht danach, einfach zu sein! Jetzt, hier, nur ich.

  5. Iwi sagt:

    Wunderbar formuliert! Ich glaube, wenn man das wirklich durch und durch geschafft hat, dann ist man dem, was ich möglicher Weise unter ‘Glück’ verstehe, sehr nahe! Was ja nicht bedeuten muss, nur schwerelose Momente zu leben, aber es bedeutet, sich selbst (an)zu( )nehmen und das Beste aus dem zu machen, was unser Leben formt: die unzähligen Momente, deren Genuss folglich Genuss des Lebens bedeutet.

  6. Clemens sagt:

    Leben ist das Stattfinden des Moments. Sag ma halt :).

  7. Etosha sagt:

    Wie wahr, mkh. Völlig frei von diesen Schichten zu sein ist vermutlich illusorisch – aber so nah dran wie möglich, das tät mir schon gefallen!

    Danke, lieber iwi, für diesen wichtigen Glückszusatz! Das Tüpfelchen auf dem i! :) (Und du hast ja eh zwei! ;)

    Jaah, das sagma halt, Clemens :) Das werd ich auf ein Polsterl sticken! Mit Blumis rundherum. Und ein paar Weintrauben, zwengan Rustikalen. *g*

  8. Stephan sagt:

    Ich kenne Aufgaben in meinem Leben die ich bis zu einem bestimmten Termin erledigen muss.

    Ohne Entschuldigung ohne wenn und aber.

    Wenn das Telefon klingelt, dann finde ich schon das es das Jetzt unterbricht.

    Und einfach fallenlassen? Weis nicht ob ich dann nur noch liege ohne vorwärts zu kommen.

    Ich versuche mit aller Macht ich zu sein. Schmeckt meinem Umfeld aber meist nicht.

    Meine Lösung des Problems: Ich versuche Christ zu sein.

  9. Etosha sagt:

    Manchmal bin ich nicht sicher, wie viel Zynismus in deinen Kommentaren steckt.
    Den Zusammenhang mit der Terminarbeit erkenn ich jetzt nicht unmittelbar. Diese Aufgaben haben wir alle!

    Veränderungen werden vom Umfeld nicht immer positiv aufgenommen. Es ist eher zu erwarten, dass sie dich drängen, doch so zu sein, wie du gestern warst.
    Ich persönlich finde für allzu gefällige Menschen die Würzung des Christen mit einer ordentlichen und gesunden Portion Egoismus angebracht.

  10. mkh sagt:

    So ein Thema ist schwierig genug, das kann man in einem Weblog per Kommentarfunktion nicht ausreichend besprechen. Man versteht sich allzu leicht falsch. – Bsp. “Fallen lassen”: Damit hatte ich mich darauf beziehen wollen, im Jetzt und Hier, beispielsweise im Miteinander mit anderen Menschen, einfach zu sein, wie man ist, sozusagen seine Bremsen aufzumachen, statt seine Persönlichkeit zu drosseln. Das fällt vielen nicht leicht und ist echt eine Herausforderung! – “Fallen lassen” und dann vielleicht “liegen bleiben” ist dagegen eine andere Kiste, finde ich, die hat vielleicht mit PS-power oder mit Startschwierigkeiten zu tun, oder mit Lebenssinn überhaupt… – Übrigens: Das Telefon würde ich, wenns mit dem Termindruck gerade wirklich hart auf hart zugeht, läuten lassen, einfach AB dranhängen und später abhören, schont die Nerven aller.

  11. Stephan sagt:

    Ich lebe nicht um anderen zu gefallen, sondern so wie ich es vor mir selbst verantworten kann.

    Die Grenzen des Anderen sind die Dinge die ich ihm erlaube zu tun. Wenn es zu heftig wird, dann ist dein Egoismus eher Selbstschutz!

  12. Etosha sagt:

    Wo willst du die Grenze ziehen? Wo ist ‘vor mir selbst’? Was denke ‘ich selbst’?
    Wir sind alle mehr oder weniger auf ‘gefällig’ erzogen worden, manche sogar ganz extrem (vor allem die Weibchen). Wenn du all das sehr verinnerlicht hast, dann kannst du vieles nicht vor dir selbst verantworten, weil du dabei nicht gefällig bist. Zu unterscheiden, was davon selbsterdacht und was übernommen ist, ist sehr, sehr schwierig.
    Diese kräftige Portion Egoismus ist fürs Glück meiner Meinung nach unerlässlich. Nicht unbedingt aus Selbstschutz, sondern einfach zum Verfolgen der eigenen glücksgefühlspendenden Prioritäten.

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