Thanksgiving-WE-Bericht

Am Donnerstag war Thanksgiving, das ist hier ein Feiertag, weil die Insel organisatorisch zu den USA gehört, und am Freitag hatten wir frei, also genießen wir derzeit ein langes Wochenende. Martin darf heute endlich wieder tauchen gehen, erst zum zweiten Mal, seit wir hier sind. Er ist mit Sam’s Tours unterwegs, zum ersten Mal. Der Laden ist sehr beliebt bei den “Zuagrasten”, den “Foreigners”, also den ausländischen Dauergästen auf der Insel. Unsere sehr nette Nachbarin Roni aus Israel arbeitet da, und sie hat Martin auf die Schnelle heute früh auf ein Boot mit drei Tauchgängen gebucht. Es ist wie daheim – wenn man wen kennt, gehts leichter. Ich glaube, heute geht’s für Martin endlich zum Blue Hole, dem wohl berühmtesten Divespot Palaus.

Man könnte auf den Tauchbooten prinzipiell auch als Nichttaucher mitfahren, aber es gilt noch zu klären, was das kosten darf/soll/kann. Bei Neco Marine sagten sie, Nichttaucher können mitfahren und auch schnorcheln gehen, wenn am Boot noch Platz ist; bei Sam’s meinten sie heute, schnorcheln wär nicht möglich, Mitfahren aber schon, das koste 75$ für “Locals”, also Nicht-Touristen. Das ist ein bisschen happig angesichts der 70$, die Martin für seine zwei regulären Tauchgänge als Local zahlt.

Aber ich hätte das heute sowieso nicht geschafft – die SMS, dass er mitfahren kann, kam um zehn vor acht, da waren wir noch reichlich verknittert und frei von Frühstück, und um 8:30 musste er spätestens dort sein; ein bisschen Fahrt dorthin muss man auch einplanen. (Sam’s ist auf Melekeok, einer Insel am anderen Ende der Stadt Koror, 15 Minuten fährt man da hin schon, wenn’s sich nicht staut. Ja, Stau! Das gibts hier, und zwar mitunter heftig, weil es nur eine Hauptstraße gibt – an Wochentagen, morgens um halb acht, ist es mehr Stop als Go, während einem die Sonne selbst frühmorgens gnadenlos ihre volle Power auf den Pelz brennt.)

Ich brauche nämlich immer ein Weilchen, bis ich meine sieben Zwetschken zusammengepackt hab… Bikini, Badetuch, Knipse, Zigaretten, Handy, Wasserflasche, und das alles nur auf Verdacht – das war mir heute zu viel in aller Früh. Da bin ich nicht so richtig geistig anwesend, und dann vergesse ich wesentliche Dinge. Martin ist da schneller, das ganze Tauchzeug ist sowieso im Tauchrucksack, und er ist irgendwie besser oder zumindest schneller organisiert als ich. Er braucht aber auch kein Bikinioberteil.

Trotzdem bin ich immer mit dabei beim Einchecken im Diveshop, weil wir ja nur ein Auto haben. Martin ist damit noch keine Meile gefahren, er ist der Navigator (“Da hättma jetzt links ghört!”), ich bin der Steuermann (“Umdrehen – kein Problem!”) Daher sieht unser ganz normaler Auszeit-Samstag heute so aus: Martin geht tauchen, ich schnappe mir den bunten Schlüssel zur Laundry und ein paar Quarters und mache die Wäsche, und in der Wartezeit dazwischen schreibe ich. Unser Leben am Limit!

Donnerstag und Freitag erkundeten wir wieder mal Babeldaob, das ist hier die größte Insel, nördlich von uns. Mit der Insel Koror, in deren Norden wir wohnen, ist Babeldaob über eine beeindruckende zweiteilige Brücke verbunden. Die Insel selbst besteht aus einer Hauptstraße (hier auch gerne als “Highway” bezeichnet, hihi), die über eine Länge von etwa 40 Meilen die Insel umschließt; dazwischen ist Urwald und ein paar Dörfer, auch Bundesstaaten genannt.

Fährt man von der Hauptstraße runter, gibt es zumeist noch etwa eine Meile betonierte oder asphaltierte Straße, danach geht es auf Bumpy Roads weiter. Die Bumpiness ist durchaus unterschiedlich; mal ist es ein ganz normaler Erd-Feldweg aus Kies und/oder großen Felsbrocken, mal gibt’s massenhaft Schlaglöcher mit jeweils unterschiedlichem Wasserstand. Die Erde hier ist, je nach Gegend, dunkelschwarz bis feuerrot, Auto und Schuhe werden also entsprechend eingefärbt. Besser macht sich die feuerrote Erde auf Fotos bei tiefem Sonnenstand – alles leuchtet und sieht ganz wunderbar aus.

Unsere Erkundungstouren führen jeden Tag an einen anderen Arsch der Welt, denn deren gibt es hierzulande sehr viele. Gestern war es Ngiwal, dort gibt es einen kilometerlangen Sandstrand, allerdings ist der bei Ebbe eher ein Wattendings, in dem Wasservögel elegant umherstelzen und sich die Leckerbissen rauspicken oder mit geöffneten Flügeln auf kühlere Tage hoffen. Zum Baden ist’s jedenfalls bei Ebbe, wie gestern Vormittag, nicht das Richtige. Also fahren wir weiter Richtung Norden, bis die Hauptstraße ihre Kehre zurück nach Südwesten und dann nach Süden macht, und suchen in Ngardmau-Telong eine alte japanische WWII-Stätte, die im Plan verzeichnet ist. Dort wurde im zweiten Weltkrieg Bauxit abgebaut, über (wie wir vermuten) eine Seilbahn ans Wasser gebracht und dort auf Schiffe verladen. Die Fahrt dorthin geht über eine “Straße” mittlerer Bumpiness, an einem Fluss entlang, in dem ganz bestimmt Krokodile wohnen. Der sieht schon so aus. Die Mangroven bilden ein beeindruckendes Dickicht aus Wurzeln, dahinter glitzert es, der Fluss ist so breit, dass er sogar mit Booten befahren werden kann.

Bevor man an den Fluss kommt, kann man noch die Terrassen sehen, die in die feuerrote Erde geschlagen wurden. Am Ende der Straße, unten am Wasser, steht das Gerippe einer dreistöckigen Talstation, Grundpfeiler und Treppen, das einiges an Schaurigkeit zu bieten hat. Ich traue mich bis ganz oben, aber mit sehr weichen Knien. Martin verzichtet auf den dritten Stock – eine Premiere in unserer langjährigen Ehe, glaube ich, dass ich auf etwas raufklettere und er nicht.

Diese Talstation steht auf einer (halb?)künstlichen Landzunge, einem langen, betonierten Steg quasi, und rechts davon sieht man im Wasser weitere Überreste eines langezogenen, alten Gemäuers, in dem noch die Abflussrohre stecken. Über eine kurze Distanz kann man da hinschwimmen und dann an der Leeseite an dem Gemäuer entlangschnorcheln, und das lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Richtig hohe Wellen gibt es hier ja nie (außer bei Taifun), denn die meisten Palau-Inseln sind von beiden Seiten durch Barriereriffe geschützt, an denen die Wut des Ozeans sich bricht; weit draußen kann man in weißen Streifen erkennen, wie die Wellen gegen das Riff schlagen. An unserer Landzunge kommt aber langsam die Flut, und das Wasser ist vergleichsweise unruhig, als wir uns ins hineinwerfen. Entsprechend trüb ist erstmal die Sicht, sie wird aber klarer, je weiter wir rausschwimmen.

An dem Gemäuer entlang haben sich Korallen angesiedelt, denn es bietet eine Front gegen die Wellen. Viele Korallenstöcke wurden beim Taifun offenbar dennoch herausgebrochen und liegen auf der Seite oder sind ganz umgedreht. Das warme Wasser wird immer wieder von kalten Strömen durchzogen, die man beim Schnorcheln mit dem ganzen Körper fühlen kann. Eine Schildkröte macht sich gerade über eine Koralle her, als wir dort ankommen, verschwindet aber schnell, sobald sie uns bemerkt. Zwei große Krabben sitzen auf einem der Mäuerchen in der Sonne, und die rostigen Rohre werden vom Gezeitenstrom gespielt wie tiefe, verstimmte Flöten.

Wir schnorcheln bis ans Ende des schützenden Gemäuers, dort ist ein wunderschöner Korallengarten, doch man kann auch die Strömung wieder stärker spüren. Schließlich kehren wir um und schwimmen wieder auf die große grüne Boje zu, die praktischerweise unseren Einstiegspunkt weithin sichtbar kennzeichnet.

Was ich an diesem Land mag: Es gibt an jedem Arsch der Welt eine überdachte Rest Area (quasi eine Jausenstation) mit gemauerten Bänken, einem Tisch und einem Grill, und es gibt fast überall an diesen Orten eine Wasserleitung, meist in der Nähe dieser Jausenstation, oder direkt am Meer, bei der man nach dem Schnorcheln duschen oder sich zumindest eine Duschflasche anfüllen kann. Man würde es in unserer Welt nicht unbedingt wörtlich “Dusche” nennen, was sich da mitunter findet, aber Süßwasser gibt es fast überall und gratis. Hier in Telong besteht diese Dusche aus einer betonierten, nach oben und zum Meer hin offenen Doppelkabine, über der ein Wasserrohr mit Hahn angebracht ist. Als Standfläche dient ein Autoreifen, und das ist auch gut so, denn in der zweiten Kabine ist die Leitung undicht und verspritzt stetig Wasser, sodass sich der grasbewachsene Untergrund rundherum in einen Sumpf verwandelt hat.

Wir genießen unsere Dusche und danach unser Essen. Wir haben uns bei Ace eine kleine Kühlbox geleistet, eine lohnende Investition, denn unsere Getränke sind noch kalt und unser Essen frisch. Jemand hat uns am Tisch der Jausenstation zwei kleine Zweige mit Chilis hinterlassen, und so ein Geschenk lässt man natürlich nicht verkommen. Sie brennen rein bis in die Zahnwurzeln.

Danach füttern wir die Fische mit dem übrigen Reis (sie pfeifen drauf), und ich knipse einen Wasservogel mit schwarzem, im Wind wehenden Schopf, der sehr entspannt sitzenbleibt (der Vogel, nicht der Schopf; andererseits – der Schopf bleibt ebenfalls sitzen), während ich mich Schritt für Schritt nähere, bis ich ihn formatfüllend ablichten kann. Das schönste Foto ist das, wo er herguckt und man das Glitzern in den Augen sieht, doch da schneide ich ihm den Schwanz ab. Aber nur optisch. Außerdem schleiche ich mich mit dem Teleobjektiv an ein paar Krabben an den Stufen zum Wasser ran.

Die Sonnenuntergänge hier sind sehr kurz, aber manchmal durchaus spektakulär. Eigentlich ist es besonders die blaue Viertelstunde nach dem Sonnenuntergang, die es mir angetan hat. Ich freue mich bei der Rückfahrt immer über die riesigen, akazienartigen Bäume, die ihre schirmförmigen Blätterdächer so filigran und doch so mächtig über den übrigen Urwald erhoben haben und sie nach den bunten Wolken ausstrecken. Leider ist unsere Windschutzscheibe derart alt und verkratzt, dass man den Anblick während der Fahrt nicht so richtig genießen kann. Daher muss man eine Stelle suchen, an der man halten und aussteigen kann. Seltsamerweise landen wir zu diesem Zeitpunkt gestern genau an derselben Stelle wie vorgestern – am breiten Rand einer Nebenstraße, die von der Hauptstraße Richtung Ngatpang führt – wo sich kleinere, aber ebenso malerische Gewächse gegen den pastellfarbenen Himmel abzeichnen, und wo die Venus funkelt, während Fledermäuse Jagd auf Insekten machen. Nicht effizient genug allerdings, die Moskitos sind dennoch sehr zahlreich, weswegen ein Verlassen des Fahrzeuges für länger als zehn Minuten zu akuter Blutarmut führen kann.

An genau dieser Stelle landeten wir vorgestern auch, nach unserem Tag am Strand von Ngatpang, westlich der malerischen Ngeremeduu Bay. In Ngatpang gibt es am Wasser eine große Rest Area in mehreren Teilen, mit diversen stationären Schattenspendern, Tischen und auch einem richtigen, überdachten Rest-Area-Häuschen, sogar mit WC und Dusche. Ich hatte diese Stelle vorletzte Woche kennengelernt, als wir dort mit dem Boot anlegen mussten; eigentlich wollten wir da zum nördlichen Atoll Kayangel, doch der Motor ging leider ein. Weil aber in der Bucht ein paar verrostete Baumaschinen und alte Boote malerisch rumstehen und auf eine Fotosession warten, konnte ich diesen missglückten Ausflug trotzdem genießen.

Etwas weiter vom Ufer entfernt gibt es eine Aquakultur für Milkfish. Über der Bucht thront ein beeindruckender zweigeteilter Fels, der den perfekten Platz für eine Ritterburg liefern würde. Stattdessen steht in der Schneise ein ziemlich großes und teuer aussehendes Haus. Vielleicht wohnt dort der Präsident, wir konnten es bisher nicht herausfinden.

Es ist wunderbar ruhig in der Bucht. Vogelgezwitscher, Wassergeglucker, ab und zu ein Kinderlachen. Es gibt eine Wiese, in der man sehr bequem liegt, eine Kaimauer, an der sich Seeigel tummeln, mit beeindruckend langen Stacheln und wunderbar blitzeblauen und türkisen Streifen in ihrem schwarzen Körper. Und es gibt ein Korallenriff, das man über eine kurze Distanz erschwimmen kann. Dort sichten wir neben der obligaten bunten Rifffische auch wieder eine geringelte Wasserschlange und ein paar winzige pinkfarbene Quallen.

Die Menschen sind immer unheimlich nett, man kennt das Logo auf unserem Auto, jeder winkt, grüßt, aber noch dazu ist an diesem Tag Thanksgiving, und man lädt uns da und dort zu Bier oder Essen ein. Die Einheimischen teilen ihr Essen, sie treffen sich an den Rest Areas, bringen alles mit und essen dann gemeinsam. Oder sie kommen zum Biertrinken da hin, wie die vier älteren Männer, die sich vor Sonnenuntergang an dem von uns gewählten Plätzchen einfinden, weil an ihrem Wohnort strenges Alkoholverbot herrscht. Immerhin eine Stunde Bumpy-Fahrt nehmen sie dafür auf sich, und man darf angesichts der Dosenmenge in ihrer Kühlbox davon ausgehen, dass sie die später in nicht mehr ganz nüchternem Zustand zurückfahren werden.

Die Alles-Teilen-Mentalität wird auch von den Ausländern übernommen, so gibt es private Taco-Abende, zu denen jeder was zum Füllen mitbringt, oder den Thanksgiving-Abend bei Krämer’s, der beliebtesten Bar für Ausländer auf der Insel Malakal, benannt nach dem Historiker, der Palau einst erkundete: Der Truthahn wird von Krämers Küche zubereitet, Selbstgekocht-Mitgebrachtes wird auf das Buffet gestellt, und alle dürfen sich gratis bedienen. Dorthin wollen wir nach der Rückkehr aus Ngatpang, obwohl wir recht spät dran sind. Aber wir brauchen erst noch was zum Mitbringen fürs Buffet.

Also machen wir in einer eher abenteuerlichen Aktion Palatschinken – den Teig rühren wir in der abgeschnittenen Unterseite eines Orangensaft-Großgebindes mithilfe einer zweispießigen Plastik-Steakgabel an, weil uns sowohl Schnabel-Meßbecher als auch Schneebesen fehlen. Ich backe, Martin übernimmt das Füllen, die alte Palatschinken-Grundsatzdebatte “gerollt oder gefaltet” flammt wieder zwischen uns auf, aber kurz nach acht trudeln wir endlich bei Krämer’s ein. Es ist eine gemütliche, luftige Bar am Hafen, die Hütte ist ziemlich voll. Der Chef ist aus Ulm und begrüßt uns persönlich mit ein paar freundlichen Sätzen, er beendet sie mit “Willkommen daheim!”. Jetzt aber reinhauen, wir sind mittlerweile schon sehr hungrig. Der Truthahn schmeckt fantastisch. Nao kocht dort seit drei Wochen; er ist der Mann von Ronnie, die bei Sam’s arbeitet – siehe Beginn des Eintrages – der aufmerksame Leser weiß jetzt: Auch er ist unser Nachbar.

Auch die PICRC-Truppe, der ausländische Teil, sitzt an einem Tisch und hat schon länger ihre Begrüßungs-Mai-Tais in Arbeit; für einige von ihnen ist es das letzte Wochenende auf der Insel, Anfang Dezember fahren die meisten von ihnen nach Hause. Wir gesellen uns dazu, aber ich wechsle bald an die Bar, denn die musikalische Untermalung bestreitet ein sehr breiter Einheimischer mit einer unglaublich leiwanden Stimme, die mich an Don Henley erinnert. Nur mit seiner Gitarre und einem Mikro bewaffnet, zaubert er ein paar echt innovative Versionen bekannter Songs in die Luft, und ich finde es unendlich wohltuend, ihm zuzuhören. Wir trinken Mojitos und lassen es uns mit endlich vollem Bauch richtig gutgehen.

Um die umgekehrte Reihenfolge meines Berichtes zu perfektionieren: Am Mittwochabend gabs im PICRC unter dem Dach hinter dem Haus ein recht gemütliches Abschiedsdinner für die Heimfahrer, gleichzeitig Begrüßungsdinner für die neuen Mitarbeiter und Truthahntag-Feierlichkeit, samt erwähntem Federvieh, gebraten, dazu Kartoffelpüree, Rede vom Chef und Karaoke. Bei solchen Gelegenheiten sitzt man weitgehend gruppenweise – die richtigen, palauanischen Einheimischen sitzen gemeinsam an ein, zwei Tischen, die Ausländer sitzen gemeinsam an anderen zwei Tischen. (Zwischendurch saß ich auch mal bei den Palauanern, damit war ich aber die einzige Ausländerin, soweit ich das beobachten konnte.) Die Ausländer sind allerdings zum Großteil aus den USA und aus Kanada, und das macht ein Mitkommen in der Konversation oft etwas schwierig, vor allem, wenn’s dann lustig wird und auf reaktionsschnelle Antworten mit Witz ankäme. Wir sind ja beide keine Kinder von Traurigkeit, aber Schmäh funktioniert halt in der Muttersprache am besten, und man fühlt sich unter Muttersprachlerin mitunter schnell wie der oberfadeste Langweiler aller Zeiten.

Interessanterweise schaffte es die Gruppendynamik der Foreigners-but-native-speakers-Community da zum zweiten Mal, mich und Martin sitzplatztechnisch nach einer Weile am Rande der Gruppe auszuspucken, obwohl wir zu Beginn mittendrin saßen. Es gibt einen Franzosen (übrigens ein Schti), mit dem klappts noch am besten, der spricht genauso langsam wie wir. Die erste “Rand-Beobachtung” dieser Art hatte ich beim früher erwähnten Taco-Abend gemacht. Das ist dann jeweils der Zeitpunkt, an dem wir beschließen, nach Hause zu gehen. Ich kränke mich nicht, es ist einfach interessant zu beobachten, was Sprache kann – und was nicht. Das ist’s unter anderem auch, was heimische Freundschaften ausmacht: Natürlich wird der eine oder andere Witz manchmal nicht verstanden oder er kommt schlicht nicht an, aber im Großen und Ganzen wird man doch für einigermaßen unterhaltsam und witzig befunden.

Ich hoffe, es hat’s irgendjemand bis hierher geschafft. Entschuldigt bitte die Länge, aber ich erzähle eben viel lieber im Kontext.

Was gibts sonst? Ich habe am Rücken zwei Stiche von irgendeinem Vieh, die seit Tagen höllisch jucken; die zuvor erwähnte Steakgabel leistet mir da derzeit gute Dienste. Die normalen Moskitostiche jucken heftig, aber nur kurz, das da hinten muss was anderes gewesen sein. Mein rechter Ellbogen, den ich mir irgendwo gestoßen habe, ist heiß und entzündet, und wie das so ist, renne ich damit ständig wieder irgendwo dagegen. Martin ist schon knusprig braun und hat keine juckenden oder schmerzenden Stellen, von denen ich wüsste. Er begeistert sich nicht so lautstark wie ich für die Schönheiten der Natur (“Jo, eh, Baam.”), aber unter Wasser gefällt’s ihm immer sehr gut, und unsere Abenteuer-Ausflüge gefallen ihm auch.
Die Hitze hat durchaus Abstufungen, wenn man mal ein Feingefühl für Achtelgradunterschiede entwickelt hat, es gibt feucht-heiß, unpackbar feucht-heiß, eh-normal-garnichtsofeucht-heiß und sogar ab und zu einen kühlen Morgen oder Abend mit richtiger Luft. Wir gewöhnen uns langsam dran und vermissen die Kälte daheim nicht. Jetzt gerade beginnts wieder zu regnen, es dampft, der Strom ist da und weg und da und wieder weg, zum Glück war die zweite Ladung Wäsche vorher schon fertig.

Und was gibts bei euch so?

9 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. mathilda sagt:

    Noch warte ich auf die Bilder, aber vom Text bin ich schon mal gebührlich beeindruckt. Danke, dass du deine freie Zeit mit dem Schildern von Eindrücken für die “Zurückgebliebenen” verbringst. Ich hoffe, dass das Bloggen für dich auch eine Art Reisetagebuch darstellt, das gemeinsam mit den Bildern noch lange Freude machen wird :)

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    • Etosha sagt:

      Natürlich tut es das. Ich freu mich immer hinterher, wenn ich irgendwo live gebloggt habe, die Eindrücke sind unmittelbarer und die Empfindungen echt. Wenn’s euch dazu auch noch Freude macht, ist es natürlich umso schöner. :) Die Fotos sind mittlerweile auch angekommen, du findest sie irgendwo mitten im Eintrag.

  2. Franzi sagt:

    wirklich super deine reiseeindrücke. eigentlich müßte ich schreiben: neues von daham. weil du so genau vorstellbar schilderst, wie wenn ihr schon dort daham wärt.
    bei uns ist vorwinterwetter, 2° machmal regnets auch ein paaar schneeflocken waren schon bei uns zu sehn.´in den bergen fahrn schon schi, hamma heut morgen im tv gesehn.
    ich musste heut früh mit vlasti zum doktor fahrn, da ihr schlecht war, ich vermute es war eine panikattacke. sie hatte dort an blutdruck 195:105. die frau doktor hat ihr eine infusion angehängt und nach 30 minuten war sie wieder herunten. jetzt schläft sie.
    mein “homeoffice” hab ich ausgräumt und sitz nun im kellerzimmer und hab meine computerstation hier aufgebaut. ich werde mein büro mit holz auskleiden damit mir in zukunft im winter nicht die haxn abfrieren, was du dir im moment sicher nicht vorstellen kannst.
    sonst bei und nix “neues im westen”. stimmt wirklich mitn westn, is mir grad aufgefallen.

    bussi an euch zwa..

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    • Etosha sagt:

      Naja, nach einem Monat kann man zwar nicht behaupten, sich daheim zu fühlen, aber ganz fremd ist man auch nicht mehr. Ist irgendwo dazwischen. Freu mich, dass dir meine Schilderungen taugen.
      Wegen der privateren Dinge hab ich dir eh Mail geschickt – freu mich, dass es Vlasti wieder besser geht!
      Doch, kalte Haxen im Büro kann ich mir gut vorstellen – ich bin dort ja auch schon gesessen, wenn’s kalt war. ;) Und des is weder für Gebärmutter noch -vater xund! Du wirst das sicher super herrichten, wie ich dich kenn!
      Im Osten aa net viel Neux. Heut is endlich Montag und ein bisserl Zeit, uns im Büro zu entspannen.

      • Stefanie G. sagt:

        Hallöchen *wink*
        Es ist schön zu lesen, dass es euch gut geht und ihr die Zeit in vollen Zügen genießt!
        Bei jedem einzelnen Beitrag wächst der Neid, überhaupt wenn dann noch so tolle Bilder dabei sind :)

        LG, Stefanie

  3. hubbie sagt:

    Wir hier an der CB haben gerade eine Winterwoche – mit eiskalten Stürmen direkt vom Pol – hinter uns, die hat ja nahtlos an den Spätsommer angeschlossen, dafür herrscht ab heute wieder Frühling ;-)

    Ums Schnorcheln dort beneide ich euch, aber nicht mehr lange und ich werde mit der Chelonia mydas agassisi spielen, deren riesige Brüder an Land bekommen wir auch wieder zu sehen, die Route umfasst die uns vom ersten Trip unbekannten Inseln im Westen der Galapagos, bin auch schon gespannt, ob mir ein Seelöwe wieder die Flossen abziehen will…

    Da ich in den nächsten 7 Wochen (Teneriffa, Ecuador, Chile, Argentinien, Urugay) nur sporadisch ins Netz komme wünsche ich euch jetzt schon feliz navidad y prospero ano nuevo

    • vogel elfi sagt:

      lesen tu ich langsam, beim Fotos ansehen bin ich begeistert.
      wunder wunder schön. ist sicher länger auszuhalten.
      Dein nächster Kalender hat sicher Motto Palau.
      Weiter schöne Zeit, Grüße &Küsse Elfi

      • Etosha sagt:

        Danke, liebe Elfi! Macht nix, ich schreib halt langsam, hihi! Dass es einen Palau-Kalender geben wird, ist ganz sicher. Ein Wochenkalender wär da aber gut, was meinst? :)

    • Etosha sagt:

      Brrr, klingt ja grimmig. Also, die Luft vom Nordpol, der Rest nicht so. ;)
      Euch auch feliz navidad, wir sehn uns in der Heimat! Und viel Spaß!

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