Phänomenale Sichtung

Gestern bei der Heimfahrt von meiner Mutter kommt mir plötzlich ein Meteorit entgegen! Es ist etwa 22:25, ich bin auf der Zufahrt zur S1 kurz vor dem Kreisverkehr. Okay, er kommt mir nicht direkt entgegen, aber gegen meine Fahrtrichtung, parallel dazu, links von mir, über den Feldern.

Das ist keine ordinäre, weiße Sternschnuppe, kein fliegender Punkt irgendwo weit weg oben am Himmel.
Das Ding hat eine richtige Form und Ausdehnung, und es glüht in grüner Farbe auf, von dunklen Adern durchzogen, die offenbar nicht mitglühen. Hinter sich her zieht es einen rauchig-weißen, kurz aufleuchtenden Schweif.

Mir fallen fast die Augen aus dem Kopf. Es ist kein Verkehr, also bremse ich. Mein Körper zieht instinktiv den Kopf ein, er hat nicht das Gefühl, dass sich ein Verglühen vor dem Bodenkontakt noch ausgehen wird. Es fühlt sich unwirklich an, die Zeit bleibt stehen.

Ein paar Minuten zuvor beim Losfahren bin ich dem Bedürfnis gefolgt, meiner Mutter noch “Hab dich lieb” zu sagen, habe extra dafür nochmal das Autofenster geöffnet, nachdem wir uns schon verabschiedet hatten. Jetzt, angesichts des grünen Brockens, spuckt mein Geist in etwa das hier aus: »Gehschleichdi, erst dieser Abschied mit dem komischen Gefühl, und jetzt trifft ein Meteorit ausgerechnet das Haus meiner Mutter, der größten Sternguckerin der ganzen Gegend?« Und er beginnt automatisch dessen Flugbahnwinkel und die Entfernung zum Haus meiner Mutter zu kalkulieren. Die Schätzung ergibt jedoch: Kaum Gefahr. Zu weit weg. Landet auf dem Feld.

Geist und Körper haben eine Vision von berstenden Scheiben und öffnen die Autofenster, alles ohne mein bewusstes Zutun. Ein Zischeln wird hörbar, das Glühen verblasst, und mein Geist und mein Körper, diese jäh von mir abgespaltenen Wesen, hören und spüren keinen Aufprall. Meine Knie fühlen sich an wie Pudding. So einer, der noch warm ist.

Ich schätze, dass sich das Objekt in vielleicht hundert Metern Entfernung von mir bewegt hat, von West nach Ost, in einem Winkel von etwa 30°. Das Glühen erstarb geschätzte 50 Meter über dem Straßenniveau.

Ich habe selten meinen Geist so vieles gleichzeitig denken gehört und in Bewegung setzen gesehen. Und ich habe selten etwas so Faszinierendes beobachtet, das gleichzeitig dermaßen furchteinflößend war.

4 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. T.M. sagt:

    Jetzt bei Tageslicht hingehen und suchen!

  2. Etosha sagt:

    Das würd ich gern, aber ich bin nicht richtig gesund und fühl mich immer noch, als hätt ich einen Ballon am Hals anstelle eines Kopfes.

  3. Ceh sagt:

    Hab auch schon dreimal solche Boliden gesehen – extrem beeindruckend!

    Normalerweise kannst du aber davon ausgehen, dass – zumindest wenn du nix gehört hast – das Ding eher ein paar Kilometer als ein paar hundert Meter weg war, auch wenn’s so ausschaut, als wäre es direkt daneben und würde gleich einschlagen. Die Leucht- und Raucherscheinungen des den Boliden umgebenden Luftplasmas sind ja viiiel ausgedehnter als der eigentliche “Brocken”. (Der in dem Fall wahrscheinlich nur einige mm bis höchstens cm groß war.) Generell sind solche extrem hellen und detaillierten Meteorerscheinungen auch meistens darauf zurückzuführen, dass die Eintrittsgeschwindigkeit besonders groß und/oder der Meteoroid besonders “bröselig” war – und deswegen wird’s heller. Paradoxerweise reduziert das eher die Wahrscheinlichkeit, dass er auch wirklich als Meteorit bis zum Boden runterkommt.

    Aber ich weiß schon – darum geht’s gar net (und suchen kann man ja immer mal ^^). Und ich bin auch froh, dass die Mama wohlauf ist. ]:)

  4. Etosha sagt:

    Ich hab nicht behauptet, dass ich nichts gehört hab. Ich sagte nur, ich habe keinen Aufprall gehört.

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