Corona – 13 .. Impfung (1)

Dieser Artikel ist Teil 13 von 18 in der Serie "Corona" ...

Impfen und impfen lassen – Wann geht Corona den Weg des Dodo?

Entscheidungen trifft man am besten auf Basis von breitgefächerter Information. Zu den Impfungen gegen das SARS-Cov-2-Virus gibt jetzt schon sehr viel zu erfahren und zu wissen. An weiterer Information wird im Laufe der nächsten Wochen und Monate auch noch einiges eintrudeln.

Ich hab mir einige Aspekte zum Thema Impfung angesehen, manche sogar sehr genau. Hier steht, was ich dabei herausgefunden hab.
Zunächst ein allgemeiner Teil, es folgt ein speziellerer über Covid-19-Impfungen, mRNA, Vektorimpfstoffe, Zulassungsverfahren etc.

Bis die klinischen Studien abgeschlossen sind,
bis die Ergebnisse feststehen,
bis die Zulassungen erfolgt sind,
bis die tatsächlichen Lieferungen fertig ausverhandelt, Vorbesteller bedient und logistische Herausforderungen gelöst sind,
bis Gesundheitspersonal und Risikogruppen geimpft sind…
bis unsere (Normal-)Bevölkerung tatsächlich durchgeimpft werden könnte und soll,
rinnt noch sehr viel Wasser die Donau runter.

Diese Zeit kann man nutzen, auch als Ottilie oder Otto Normalverbraucher, um sich schlau zu machen. Ihr solltet euch diese Zeit und Gelegenheit nicht von geistigen Abkürzungen in Schwarzweiß oder von voreiligen Verteufelungen nehmen lassen.

tl; dr: Impfen ist cool. Trittbrettfahren ist uncool. Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Die Option “ALLes-HaPPy” auch nicht.

Impfen lassen oder was?
Eine Impfung ist ein Tauschhandel:
Man kriegt die Leistung “habe stark abgeschwächte Form einer Infektion durchgemacht” bekanntlich im Idealfall mit Immunität vergütet. Nicht der schlechteste Tausch im Vergleich zu einer voll ausgebrochenen Infektion. Keine Impfung führt zu 100% sicherer Immunität. Aber es führt auch keine Erkrankung zu 100% sicherem und folgenlosem Überleben.

Was man beim Impfen noch kriegt: Eine Herdenimmunität in der Bevölkerung, die – bei Covid-19 – hoffentlich letztlich über 60% (“HIT”, Immunitätsschwelle) liegen wird.

Findet die Impfung keine ausreichende Akzeptanz, dann müssen wir weiterhin “auf dem alten Weg” dorthin – durch weitere Infektionen. Was das bedeutet, habe ich im vorhin verlinkten Artikel umrissen.
Das alles setzt natürlich voraus, dass eine Immunität gegen SARS Cov-2 überhaupt für längere Zeit anhält – ob nun durchgemacht oder geimpft.
Untersuchungen dazu (Preprints eins, zwo) deuten auf eine moderat haltbare Immunität von acht Monaten oder mehr hin. Wobei man bei einer so jungen Viruserkrankung eine jahrelange Immunität auch nicht zweifelsfrei beweisen kann, mangels jahrelanger Evidenz; man kann sie maximal aus Vergleichen ableiten, und auch dabei wird man sehr vorsichtig sein.

Wir haben also mit der Impfung die Wahl auf einer Skala – pardon my French – zwischen bissi-gschissn und mega-gschissn.
Genauer:

  • Option 1:
    Vorsichtsmaßnahmen und ggf wiederholte “Lockdowns”, um das Infektionsgeschehen einzubremsen – denn selbst zum Ziel “Herdenimmunität auf dem alten Weg” kann man das Geschehen nicht unkontrolliert wüten lassen
  • Option 2:
    Uns locker machen, uns noch wahrscheinlicher anstecken, Coronainfektion ausbaden, zum Preis des individuellen Risikos der Krankheit selbst, ihrer Folgeerscheinungen; einer Überlastung unseres Gesundheitssystems und daraus folgend auch einer höheren Fallsterblichkeit.
  • Option 3:
    Uns über eine Impfung freuen und uns immunisieren. Dann zurück zu Option 1 bis zur Herdenimmunität.

Eine Option 0 namens “ALLes-HaPPy” steht übrigens seit Anfang 2020 nicht mehr zur Verfügung. Die Folgen einer Impfung oder auch anderer Maßnahmen damit vergleichen zu wollen, wie es vor der Pandemie war, mag zwar seelisch verlockend sein, um die Wirklichkeit auszublenden. Und vermutlich ist es deshalb auch ein gern genommener rhetorischer Trick der Schwurbler: einfach mal so tun, als gäbe es doch auch noch Option 0.
Aber die gibt es nicht, das ist naiv, unrealistisch und irreführend.

„Woah, NeBenWiRkUnGeN!!11“ ??
Willkommen im menschlichen Körper! Wenn sich Immunabwehr bildet, dann spürt man das.
Nach einer Infektion braucht das Immunsystem etwas Zeit, um den Feind zu identifizieren. Dann beginnt es, den Erreger zu markieren, um ihn beseitigen zu lassen, infizierte Zellen zu killen und den Abtransport zu organisieren, organismusweite Regimente aufzustellen und ortsständige spezifische Abwehr in gewissen Körperarealen zu bilden oder zu aktivieren, zB in den Schleimhäuten von Mund, Nase, Rachen und Lungen. Zytokine, B-Zellen und T-Zellen sind dann in voller Action, und dabei entsteht das Krankheitsgefühl: Fieber, Gliederschmerzen, Flüssigkeitsansammlungen und deren Auswurf.

Krankheitsgefühl beruht zu einem guten Teil also direkt auf dem Lösungsversuch des Körpers. Bei einer Impfreaktion fällt es weit milder aus als bei einer heftigen Infektion mit großer Viruslast. Der Körper muss nach einer Impfung nicht gegen eine ganze Armada an Feinden gleichzeitig kämpfen, sondern kann easy-peasy seine Abwehr in Aufstellung bringen.
Weil man sich aber impfen lässt, wenn man gesund ist, neigt man dazu, Impfreaktionen mit dem gesunden Zustand zu vergleichen, und – mangels Erfahrung – nicht mit einem kranken Zustand.

Trittbrettfahrer
Vom Immunitätsstatus der anderen profitieren diejenigen, die nicht immun sind.
Die fehlende Immunität kann – wie bereits erzählt – verschiedene Gründe haben:
ஐ noch nicht impfbar
ஐ gar nicht impfbar
ஐ impfbar, aber nicht impfwillig

Trittbrettfahrer vulgo Impfscheue profitieren zwar von der Herdenimmunität, wollen dazu aber nichts beitragen. Sie wähnen sich als wahre Helden und Heldinnen der Gesellschaft, weil sie meinen, das Risiko einer Infektion “voll auf sich zu nehmen” – was sie nicht tun, weil die Allgemeinheit auch für ihre Infektion aufkommen muss; und was sie nicht mehr müssen, sobald die Schwelle in den anderen Menschen auch ohne ihr Zutun erreicht ist. Ihr eigenes Risiko bewegt sich dann gegen Null, es sinkt natürlich auch schon davor, mit jeder Immunisierung eines anderen Menschen. Trittbrettfahrer sagen dafür auch nicht “danke”, sondern “selber schuld”. Wenn das alle täten, hätten wir gegen keine einzige Infektionserkrankung Herdenimmunität. Das ist, als wollte man in einem gemeinsamen Swimmingpool eine Pinkelzone einrichten.

Unsere europäische Welt mit einer weitgehend gegen vieles immunen Bevölkerung ist nicht vergleichbar mit einer Welt, in der sämtliche Infektionskrankheiten sich ungehindert ihren Vermehrungsweg durch die Menschheit bahnen würden. Und die Vorstellung einer solchen Welt ist uns auch nicht mehr präsent. Manche Krankheiten sind schon so lange her, die Immunität in der Bevölkerung so hoch, dass manche dann tatsächlich meinen: “Ach das, das hatten wir doch seit hundert Jahren nicht!” und meinen: “Dagegen braucht man sich doch nicht mehr impfen lassen!”

Dass sich so eine Welt heutzutage kaum jemand mehr vorstellen kann, ist durchaus ein Beweis, und zwar für die Geschichtsvergessenheit der Menschen. Aber nicht gegen die Sinnhaftigkeit von Immunität. Bias: Man verwechselt die Nichtverfügbarkeit eigener Erinnerung mit Nichtexistenz. Oder Harmlosigkeit.
Da wird die Impfung das Opfer ihres eigenen Erfolges. Die fehlende Erinnerung ist eine direkte Folge der erreichten und aufrechterhaltenen Herdenimmunität gegen sehr viele Krankheiten. Eine vermeintliche Harmlosigkeit daraus abzuleiten ist ein Fehlschluss. Präventionsparadoxon.

Ich kannte noch eine Frau, die ihren kleinen Sohn zwei Wochen vor seinem ersten Geburtstag an eine Abfolge von Masern, Lungenentzündung und Diphterie verloren hat, während sie selbst an Diphterie erkrankt war. Sie ist ihr ganzes Leben lang nicht richtig darüber hinweggekommen. Soviel zu Erinnerungen und fehlenden Erinnerungen.

Negative Effekte
Um die negativen Effekte von Immunisierungen auf dem Impfweg nicht unter den Tisch fallen zu lassen:
Natürlich gibt’s die, etwa wenn Krankheitserreger umsatteln auf eine andere Ausformung ihrer selbst, weil der bisherige Erreger de facto ausgemerzt ist, worauf die Herdenimmunität nicht mehr zum Erreger passt. (“Serotypen-Replacement”, zB bei Pneumokokken.)
Oder wenn Krankheiten sich in der Altersgruppe verschieben, weg von Kindern, hin zu ungeimpften Subpopulationen und/oder Erwachsenen, wo sie mitunter schlechter erkannt werden oder mehr Schaden anrichten (Mumps, Masern).
Und es gibt Impfkomplikationen, die zu Erkrankungen oder zum Tod führen, wenn auch sehr selten.

Negative Effekte ergeben sich aber auch durch Impfscheue, wenn die Durchimpfungsrate so weit absinkt, dass Ausbrüche wieder möglich werden, wie es etwa bei den Masern immer wieder vorkommt, vor allem bei uns in Europa, eingeschleppt dann auch in den USA.

Ein staatliches oder auch über-staatliches Interesse an der Entwicklung von Impfstoffen und die finanzielle Beteiligung an den Entwicklungskosten ist hingegen kein Grund für überbordende Skepsis. Denn würde ein beliebiger Staat keinerlei Interesse und keine Mittel dafür aufbringen, seine Bevölkerung zu schützen, dann würde das wohl ebenso verdächtig gefunden und angeprangert werden. Man kann aber nicht jemandem eine Handlung vorwerfen, deren Unterlassung man ihm genauso ankreiden würde.
Auch wenn ein Staat die Haftung für eine Impfung übernimmt, kann man das durchaus so sehen. Dazu später mehr.

Dieser Artikel ist Teil der Serie "Corona".<< Zum vorigen Teil: "Corona – zwölf .. Heute ein (G)rant"

2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. roswitha zeininger sagt:

    vielen herzlichen dank, dass ich mir diese informationen nicht selbst zeitaufwändig zusammenkramen muss. sondern von dir frei haus gesammelt geliefert bekomme!

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