Zweifelhafte Methode

Heute ruft mich meine Chefin die Frau vom Chef an und berichtet mir, ein Deutscher namens M., dessen Name sich so anhört wie eine abgekürzte bayrische Stadt, hätte in der Firma angerufen und nach mir verlangt. (Ich bin nur zwei Tage die Woche im Büro, den Rest der Zeit arbeite ich daheim.) Er sagte, es wäre privat, er hätte sein Handy verloren, daher meine Privatnummer nicht mehr, und deshalb würde er in der Firma anrufen. Sie gab ihm natürlich nicht meine Nummer (danke!), sondern verlangte seine. Sie gibt sie mir durch.
Als ich da anrufe, ist M. nicht zu sprechen, weil gerade nicht im Raum, aber sein Kollege W. gibt mir Auskunft: ‘Ich weiß aber, worum es geht. Wir sind Personalvermittler, und Kollege M. ist derzeit auf der Suche nach einer Leiterin der Bilanzbuchhaltung für eine Verlagshaus-AG mit Stammsitz in Wien .’ Und ob ich interessiert sei.
Ich erkläre ihm, ein Wechsel käme für mich derzeit nicht in Frage, und ich wäre ohnehin bis oben mit Arbeit eingedeckt, damit ist das Gespräch beendet.

Das mit der Handylüge fällt mir erst später wieder ein, als ich nochmal mit der Frau vom Chef telefoniere.
Ich vermute, den Anruf hab ich meiner Mitgliedschaft auf openBC zu verdanken. In meinem dortigen Profil ist das Stichwort ‘Bilanzbuchhaltung’ zu finden, ebenso der Name meiner derzeitigen Firma.
Die haben durchaus eine gewisse Chuzpe, in meiner Firma anzurufen, um mich von da abzuwerben.

2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Fdot sagt:

    Das Erinnert mich an die guten Zeiten vor dem weltweiten Platzen der DotCom Blase im Jahr 2000. Ich war damals bei einem Internet Provider beschäftigt und von zeitweise im Usenet unterwegs, um in einschlägigen Foren technisches Blahblah abzulassen. Im Usenet wird sehr viel Wert auf Netiquette gelegt und man ist dort mit seinem echten Namen unterwegs.
    Dort haben Headhunter-Firmen offenbar meine Einträge gefunden und ich bekam so etwa einmal im Monat Emails oder Anrufe, deren einziger Zweck es war, mich von der Firma abzuwerben. Meine Loyalität hat mir das natürlich verboten :-)
    BTW: Nur etwa 2 Jahre später habe ich etwa 300 Bewerbungen an verschiedene Firmen der Branche geschickt, ganze 15 Firmen fanden es der Mühe wert, mir eine Absage zu schicken. Job war keiner für mich dabei…

  2. Etosha sagt:

    Den by-the-way-Nachsatz hättest Du Dir geradezu schenken können – das war zu erwarten.
    Na, so loyale Mitarbeiter wie uns kann man sich ja auch nur wünschen, oder? ;)

    Ein Absageschreiben muss halt öfter mal auch von _Bewerberseite raus, wie schon gepostet.

    Die hätten mich doch auch niemals eingestellt, mit meinen am Papier eher bescheidenen Kenntnissen. Ich kann zwar, was ich tu, aber stehn tut das nirgends. Und es wird doch so viel Wert gelegt auf papierern Nachweisbares.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.


* Die DSGVO-Checkbox ist ein Pflichtfeld

*

Ich stimme zu