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Erwiderungen, verloren in Perplexität

Ich bin hier Kunde, und es ist Ihr verdammter Job, mir Briefmarken zu verkaufen. Wenn Sie dafür zu wenig Zeit zu haben glauben, dann reduzieren Sie gefälligst das Geschwätz mit Kunden, die Sie zufällig persönlich kennen, während andere Kunden warten. Oder sollte ich das besser mit Ihrer Chefin diskutieren?

(Heute auf meinem Lieblings-Postamt, von mir auch “PMS-Geschwader” genannt.)

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Kroatien 2

Bei Razanac kommen wir dem Meer erstmals nahe genug, um traditionsgemäß überprüfen zu können, ob das Wasser überhaupt noch ordentlich salzig ist. Cindy freut sich sichtlich darüber, dass sie ihre Beine nach so langer Fahrt wieder benutzen darf. Sie will gar nicht mehr zurück ins Auto. Kann’s ihr nicht verdenken. Dass das Wasser salzig ist, schmeckt ihr weniger.

Razanac

(Im Hintergrund übrigens der im ersten Teil allgemeinbildungsstandtechnisch beanstandete Velebit. Der Gebirgszug. In Kroatien. ;P)

Nicht immer darf Frau Hund mit aussteigen, wenn ihr Frauchen schon wieder quietschenden Reifens und staubenden Straßenrandes anhält, um ein Foto zu machen, so wie hier vor der Überquerung der Brücke auf die Insel Pag.

Paski Most SONY DSC

Wir sehen uns auf der Fahrt über die Insel die verschiedensten Nester an, klein an Wuchs und groß an Zahl. Manche sind auch groß an Wuchs, die sind aber klein an Zahl. Zumindest auf Pag.

• Auf allen schöneren Stränden steht eine Tafel “Hundeverbot”.
Dabei sind sämtliche Hundebesitzer, die ich im Laufe dieses Urlaubs beobachte, peinlichst darauf bedacht, die Hinterlassenschaften ihres Hundes wegzuräumen und in übermäßiger bis geradezu schon lächerlicher Manier den Hund zu bestem Benehmen anzuhalten.

• Alle Kinder wollen gern mit meinem Hund spielen.
Besonders am Strand.

Doch das Gefühl “Hurra, hier bleib ich” stellt sich nirgends so richtig ein – auch dank der Hundeverbotsschilder. Eher das Gefühl “Shit, jetzt geht die Sonne bald unter”. Das ist der effektiven Zimmersuche nicht zuträglich, weiß man doch nicht, wenn man sich bei völliger Dunkelnis wo einmietet, neben welcher einer Freiluftdiskothek benachbarten Deponie für medizinischen Sondermüll man am nächsten Morgen zu erwachen droht.
Die Sinnesfreuden des Schauens und Staunens fördert die sinkende Sonne aber umso mehr. Die Stadt Pag im Sonnenuntergang ist eine Offenbarung. Als es schließlich tatsächlich dunkel wird, befinde ich mich gerade in einem weiteren kleinwüchsigen Nest namens Mandre. Fotografieren ist ja auch weitaus wichtiger als eine Unterkunft zu finden.

Pag-Stadt Mandre

Nema vese. Auf dem Rücksitz meines Autos schläft es sich erfahrungsgemäß ausgezeichnet. Nach einem langen nächtlichen Spaziergang durch Mandre parke ich auf dem Parkplatz neben dem Dorfwäldchen unter einem Olivenbaum. Die Stille wird nur durchbrochen vom Zirpen der Zikaden und von Cindys exzessivem Geschnarche. Ich schlafe wie ein Baby.

• Vor dem Einmummeln in den Schlafsack, einem Vorgang, dem ja eine gewisse Endgültigkeit innewohnt, immer daran denken, die Schnapper für die Sicherheitsgurte unter dem Rücksitz zu versenken.

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Kroatien 1

Zu Reiseberichten muss ich mich immer ein bisschen durchringen. Nicht, dass sie mir keinen Spaß machen würden. Doch es fällt mir schwer, Bilder auszuwählen oder Ereignisse herauszupicken, wo mir doch alles gleichermaßen interessant und erzählenswert erscheint – es erscheint mir zumindest so lange so, wie mir mein Erinnerungsvermögen überhaupt irgendwelche Erscheinungen beschert.

Meine Reiseaufzeichnungen vor Ort habe ich diesmal in neuer Form geführt. Mir wurde nämlich bewusst, dass ich jeden Tag etwas dazulerne, auch wenn es noch so trivial scheint. Der Mensch glaubt ja gerne von sich, er würde langsam auf den Tag seines Nimmerseins zuknöchern und sein Gehirn würde dabei, seinen Hüftgelenken nicht unähnlich, immer unflexibler, knorriger und auch verblödeter werden, aber das stimmt gar nicht. Hüftgelenke verblöden nicht. Wir haben neue Erkenntnisse, und die beherzigen wir auch und setzen sie in unserem Leben um, jeden Tag. Daher habe ich auf Reisen eine Liste geführt, die den hochtrabenden Titel “Erkenntnisse des Tages” trägt. Daneben steht in meinem Notizbüchlein noch “AHAAA! :)”, falls das jemandem relevant erscheint. Ich bin eben ein verspieltes Mäderl.

Diese Erkenntnisse werde ich mit euch teilen. Mir ist dabei freilich bewusst, dass das Lesen fremder Erkenntnisse nicht annähernd so effektiv ist wie das Selberhaben, und ich hoffe, euch auch. Falls euch also plötzlich danach ist, aufzustehen und hinauszugehen in die Welt, um Erkenntnisse zu sammeln – ich halte euch nicht auf! Lesen könnt ihr auch später noch.

Manche Erkenntnisse werde ich näher erläutern und auch Fotos dazupinnen, die dazu mehr oder weniger passen oder auch gar nicht, und wir schauen einfach mal, wohin uns das führt, in Ordnung?

Wir beginnen am Anfang. Das ist Tradition und gehört sich so. Der Urlaub beginnt mit der Hinfahrt.

• Polarisierte Sonnenbrillen haben nicht nur reinen Spaßwert.

Bisher beschränkte ich mich ja darauf, mich mit meiner Polbrille an kontrastreicheren Wolken zu erfreuen, an Fischsichtungen durch spiegelfreie Wasseroberflächen und an den lustig bunten Spannungslinien in den Heckscheiben fremder, ahnungsloser Menschen. Weil sich auf der Fahrt Richtung Süden das schwarze Armaturenbrett von der aufs heftigste runterknallenden Sonne aber so stark aufheizt, decke ich es mit einem weißen Handtuch ab. Erst als ich meine heilige Brille zwischendurch mal abnehme, stelle ich fest, dass ich ohne sie so gar nicht fahren könnte. Dank Polbrille: keine weißen Frotteespiegelungen in der Scheibe. Brille ab – keine Sicht! Brille wieder auf – alles gut.

Sicht ohne Polbrille Sicht mit Polbrille

• Der kroatische Polizist ist schnell auf dem Plan, wenn eine Unbekannte in seinem Revier auftaucht.

Ich fahre spontan vor dem Velebit von der Autobahn ab, um mir die Gegend anzuschauen, weil sie so wunderschön aussieht. Orangegelbe Felder vor den blauen Bergen will ich fotografieren, aber ich finde Häuserruinen. Ich liebe Häuserruinen mehr als Felder und Berge und will ein paar Fotos machen. Doch kaum bin ich ausgestiegen und pinkeln gegangen, ist es auch schon da, das Auge des Gesetzes, es sitzt auf einem Motorrad! Das Auge dreht eine Runde um mich und den Hund herum, nickt und verschwindet wieder um die Ecke. Das Brummen des Motorrads allerdings höre ich noch minutenlang.

Hausruine Hausruine

• Der gemeine kroatische Bodendorn sticht problemlos durch Crocs und arbeitet sich so auf überaus garstige Weise zur sprachlosen Fußsohle vor.

Das wusste ich schonmal, habs aber wieder vergessen. Gut, wenn man sich solche Dinge aufschreibt.

• Wenn man ohne Zimmerbuchung nach Kroatien fährt und vor Ort entscheiden will, wo’s einem gefällt, sollte man schon morgens eintreffen, nicht erst mittags.

Der Tag ist kurz, die Wege lang, und die wirklich aufschlussreichen sind mit dem Auto nicht befahrbar, sie führen schmal und per pedes zwischen Hecken, Olivengärten und Schafweiden hindurch.

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Fotokalender

Wer von euch würde denn einen (oder mehrere) Etosha-Fotokalender 2011 haben wollen?

Letztes Jahr hab ich nur ein paar als Weihnachtsgeschenke bestellt – nicht annähernd genug, wie sich herausstellte, sodass ich selbst die zu meiner Überraschung tatsächlich Kaufwilligen unter euch leider nicht beliefern konnte.

Die schöne schwarze A3-Variante, wie manche von euch sie für 2010 an der Wand hängen haben, kostet regulär 20 Euromäuse – wenn ich wieder eine Aktion nutzen kann, vielleicht auch weniger (letztes Jahr: -25%).

Fotokalender 2010 Fotokalender 2010 Fotokalender 2010 Fotokalender 2010

Bitte meldet euch dafür an, damit ich schonmal den Umfang abschätzen kann – und schnell reagieren, falls es eine Aktion gibt. Vielen Dank!

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Das Weib will Propheten?

Ich bin ein großer Prophet meiner Zeit. Obwohl, Kunststück war das keines, nur eine Frage, nun, der Zeit eben. Wie im Jahr 2007 von Swamitosha vorhergesehen, ist man nun also bei der neuen Natürlichkeit angelangt.

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Zumindest mit dem Vehikel des Mutes. Ob das körperliche Erdenvehikel nachzieht? Keine Hungerhaken mehr? Gesundgewichtige Models? Man wird sehen. Für viele ist es zum Glück ohnehin nur ein Bild in ihrem Kopf, das es auszuhungern gilt, und kein körperlicher Mangelzustand, der zu beseitigen wäre.

Mut oder Natürlichkeit, beide sind mitnichten neu. Sie waren immer da. Neu ist für viele aber bestimmt, wenn die Seele erstmals vernehmen lässt: Du bist in Ordnung so, wie du bist. Ich bin in Ordnung. Man hungert sich ohnehin nicht von Größe 42 nach 34, zumindest nicht auf Dauer. Und wenn man schon so ist, wie man ist, dann kann man sich auch gleich so mögen. Das kostet weniger Kraft als das neidvolle Schielen auf Models in Zeitschriften und auf Plakatwänden. Schielen ist nicht natürlich.

Es ist auch nicht natürlich, den Menschen zu sagen, sie wären nicht normal, ihnen zu sagen, welche körperlichen Merkmale in der Gesellschaft vertretbar sind oder “gern” gesehen werden und welche nicht. Wer würde seinem Kind Kleidung kaufen, die ihm zu klein ist, damit es “reinwächst”? Grausam wäre das? Es würde im Kind zwangsläufig ein ständiges Gefühl des Versagens und der Minderwertigkeit entstehen lassen? Warum haben wir dann aber keine Scheu, das mit uns selbst zu tun? Nur weil Gedrucktes immer recht hat?

Neu ist, wenn man etwas noch nicht kennt, wenn es strahlt und glänzt. Natürlichkeit jedoch ist dann natürlich, wenn sie sich nicht aufspielen und hervortun muss, wenn sie nicht mit dem Prädikat “neu” bepinselt werden muss, um für die Massen interessant zu sein, sondern einfach da ist, ganz natürlich eben. Daher hat sie es freilich etwas schwerer, sich durchzusetzen in dieser Welt des grellen Scheins und der lauten Glitzerdinge.

Natürlichkeit ist kein Ideal, keine Mode, sie lässt sich nicht in ein Von-Bis einsperren, jenseits dessen keine Natürlichkeit mehr herrschen würde. Maßlosigkeit ist sicher nicht gesund, doch den Menschen wurde die Vernunft jetzt ohnehin über Jahrzehnte eingeimpft, das sollte reichen. Wenn man aufhört, ihnen vorzuführen, wie sie sein sollten, kommen sie vielleicht auch mal in den Genuss, zu sein, wie sie sind, und sich mit dieser Freiheit glücklich zu fühlen – um letztlich zu spüren, wie sie sein möchten.

Neu ist das höchstens für ein paar schwule Designer, die mit weiblichen Kurven nichts anfangen können und wollen, aber nicht die Eier haben, ihre sogenannte Damenmode gleich von knorrigen Knaben vorführen zu lassen.

Es ist natürlich, das Vorhandene mit anderen zu teilen, dann hätten auf ganz natürliche Weise die einen keinen Bauch vom Wohlstand und die anderen keinen vom Hunger.

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Eherne Gesetze in Film und TV

Gerade fand ich das hier in den Tiefen meiner Festplatte und kann gar nicht glauben, dass ich das nie gebloggt habe:

  • Autos werden nie abgesperrt, aber nur sehr selten gestohlen.
  • Niemand muss jemals aufs Klo, auch Hunde müssen nie Gassi, außer es ist für die Handlung unerlässlich.
  • Frauen wachen geschminkt und frisiert auf. Auch nach einer Geburt sehen sie aus wie aus dem Ei gepellt. Meistens liegen sie sogar so im Koma. Und letzteres immer ohne Beatmung, wie Schneewittchen.
  • Alle haben in der Wohnung Schuhe an, aber die Teppiche sind immer sauber.
  • Auch der Herd ist stets blitzsauber.
  • Die Handtücher im Bad passen farblich immer zu den Fliesen, und sie hängen gefaltet auf den Ständern.
  • Keiner verabschiedet sich am Telefon, die legen einfach auf.
  • Fahrzeiten spielen keine Rolle.
  • Ein Mensch droht zu erfrieren, aber es gibt keinen sichtbaren Hauch seines Atems an der angeblich eiskalten Luft.
  • Autos explodieren prinzipiell, nachdem sie sich überschlagen haben.
  • Computerprogramme werden ausschließlich über Tastatureingaben gesteuert. (“Hole diesen Videoschnappschuss auf Zoomstufe irrwitzig heran und schärfe ihn nach. JETZT!”)
  • Das Handling von Pistolen: immer entsichert mit dem Finger am Abzug.
  • Die Tasche an der Hüfte zum Mittragen von Waffen wird in Dialogen prinzipiell als Halfter bezeichnet.
    Vgl. Holster.
  • Männer sagen immer “Warte!”, wenn eine Frau zu gehen droht.
  • Wenn im Schlafzimmer das Licht ausgeknipst wird, wird es nicht dunkel, sondern blau.
  • In Schlafzimmerschränken oder unterm Bett ist Platz zum Verstecken von Liebhabern.
  • In braven Filmen wird, wenn’s zur Sache geht, der Fokus auf ein enorm uninteressantes Detail im Raum übergeblendet.

  • Wenn ein Protagonist seine Eltern früh verloren hat, dann immer im Alter von 7.
  • Werbung kommt nie, wenn man dringend aufs Klo muss.

Und hier noch ein Punkt, der beweist, wie lange diese Sammlung schon auf meiner Festplatte verstaubt:

  • Wenn man den Vorspann von Ally McBeal auf vox verpasst, kennt man sich die ganze Folge lang nicht aus, aber direkt nach dem einminütigen Vorspann kommt sieben Minuten Werbung.
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Wo meine Zeit hingeht

Am vergangenen Dienstag will ich mit Cindy zur Tierärztin und anschließend zu meiner Freundin. Cindy ist an der Pfote verletzt, es sieht ziemlich tief und fleischig aus, vielleicht näht man das besser. Dafür braucht man eine Tierärztin, und unter anderem auch Geld. Vielleicht. Manchmal brauche ich dort auch kein Geld. Für “Nur schauen” verrechnet die Tierärztin meines Vertrauens nichts. Dafür sagt sie “Exzem”. Darüber sehe ich großspurig hinweg, und das sage ich ohne falsche Bescheidenheit.

Allerdings, und dafür brauch ich nichtmal nachzusehen, ich tu’s aber trotzdem, 2 Minuten, herrscht in meinem Geldbörsel leerende Gähne, außer drei Tankstellen-Gutscheinen sind da nur die Erinnerungen an Geld, das mir bereits durch die Finger geflossen ist, in Form von mehr oder weniger zerknautschten und mäßig aufhebenswerten Quittungen. Ich überlege kurz, ob die Tierärztin wohl OMV-Gutscheine nimmt, verwerfe diesen Gedanken dann aber wieder.

Also los zum Geldautomaten, hierzulande liebevoll Bankomat genannt. Vor dem Kastl in der Bank angekommen, gähnt mir schon wieder was entgegen – das leere Fach in meinem Geldbörsl, wo normalerweise meine Bankomatkarte steckt. Scharf nachdenken, 1 Minute. Ach du Kacke, die ist ja noch in der anderen Hose, gemeinsam mit der Metro-Karte, noch von meinem frei-von-Handtaschen-Schulterschmerz-Ausflug zum Metro letzte Woche. Also krieche ich niedergeschmettert aus der Bank und denke schon wieder nach. 2 Minuten. Nochmal heimfahren kommt nicht in Frage, weil ich nicht nur finanziell, sondern auch zeitmäßig wieder mal am letzten Drücker bin. Aber schon wieder ohne Geld zur Tierärztin, die Schmach will ich mir auch nicht antun. Also, grummel, nochmal in die Bank und mit der Kreditkarte was abheben. Kreditkartenabhebung kostet aber Spesen. Bankomatabhebung kostet bei uns keine Spesen. Noch nicht.

Allerdings spuckt die verwunschene Gerätschaft meine Kreditkarte wieder aus, ihr begleitender verachtender Seufzer entstammt allerdings meiner Phantasie. Code falsch. 2 Minuten. Mift, dann eben doch zurück nach Hause. Schon sitze ich im Auto, da fällt mir ein, ich hab meinen Kreditkarten-Code doch verschlüsselt an bestimmter Stelle hinterlegt! Nachschauen, 1 Minute. Dann also doch noch 50 Euromäuse ergattert auf VISA, hurra, 2 Minuten, weiter zur Tierärztin.

Bei der Tierärztin hab ich dann nichts bezahlt, die überdimensionierte Cremedose zur Versorgung kriegte ich geborgt – und beim Heimkommen und Kramen in der anderen Hose fand ich übrigens nicht nur die Bankomatkarte, sondern auch Bargeld.

Rechnet das hoch, dann wisst ihr, warum ich nicht zum Bloggen komme.